Weibliche Astartes - Gedankengänge

Es gibt wohl kaum ein Thema, das zu so viel Streit und Diskussionen unter den Fans von Warhammer 40.000 führt, wie die Frage ob es auch weibliche Space Marines geben sollte. Die Frage kommt sogar noch öfter auf als die, ob Astartes sexuell aktiv sind oder überhaupt sein können. Und dementsprechend ist das, was ich hier mache, ein reichlich heißes Eisen für mich. Eines, an dem ich mich auch verbrennen könnte.

Die Positionen

Auf den ersten Blick scheint es hier nur zwei Positionen zu geben: "Ja, bitte gebt uns weibliche Space Marines" und "Nein, bleibt uns damit vom Hals". Wäre echt schön, wenn es so einfach wäre. Dann könnte ich hier nämlich einfach mein Ding mit weiblichen Astartes machen und müsste mich nicht darum sorgen, die Hardliner irgendwann in den Kommentaren zu haben. So einfach ist es aber leider nicht. Und ich kann es auch irgendwie verstehen.

Die Grundlage der Diskussion

Wenn man erst einmal nur auf die Basisdiskussion (Weiblich ja oder nein) zugreift, dann gibt es hier zwei - vollkommen verschiedene - Argumentationsansätze. Die Gegner argumentieren mit der Lore (das kann ich respektieren) oder auch vollkommen absurden Annahmen über die Anatomie, die sich durch die Implantate eben nicht decken lassen. Die Gegenseite stürzt sich auf einen Facebook-Post, der besagt dass das keine Lore-Entscheidung war, sondern eine Business-Entscheidung. Jungs in den 80ern haben die weiblichen Astartes einfach nicht gekauft. Auch das ist fair, nutzt aber an der Stelle eine vollkommen andere Argumentationsbasis.

Und dann kommt noch der andere Faktor, der an der Stelle beiden Seiten ins Knie schießen will. Die Fraktion, für die es mit weiblichen Space Marines nicht aufhört, sondern die auch weibliche Orks haben wollen. Am besten eine Umsetzung der D&D-Orks in Warhammer 40.000. Ohne dabei auch nur im Geringsten darauf zu achten, dass die Orks in 40k Pilze sind. Sie brauchen keine weiblichen Orks um neue zu machen. Und bei den Orks hört es auch nicht auf. Ich habe Forderungen nach transsexuellen Primarchen und einem transsexuellen Imperator gelesen.

Diese Forderungen sind in bestimmten Bereichen des Internets sehr laut - und YouTuber, die das auf zweifelhafte Weise alles mit Leuten gleichsetzen die nur weibliche Space Marines - und eventuell männliche Sororitas - wollen helfen nicht weiter. Im Gegenteil. Sie machen es nur schlimmer.

Warum das nicht das Gleiche ist

Der Unterschied sollte eigentlich auf der Hand liegen. Für den Fall, dass er das nicht tut - hier noch einmal sehr deutlich:

Die eine Gruppe will nur mehr Figuren und Lore - nämlich weibliche Astartes und eventuell männliche Sororitas. Niemandem wird etwas weggenommen, es geht einfach nur darum, etwas hinzuzufügen. Ich zwinge keinen, seine Armee dann mit weiblichen Models zu bauen - versprochen. Ich wäre sogar ziemlich angefressen, wenn sie sich punktemäßig von den männlichen Kameraden unterscheiden würden. Nur eine Option - die keinem etwas wegnimmt, und die man einfach weglassen kann, wenn man das will.

Die andere Gruppe will, dass bereits etablierte Charaktere auf biegen und brechen ihren Wünschen angepasst werden. So sehr ich für eine Gleichberechtigung und Repräsentation bin - das ist der faule Weg. Einen Trans-Charakter aufzubauen, und zu einem namhaften Helden zu machen ist das eine. Sich hinzustellen und wie ein trotziges Kind nach den größten Figuren im Topf zu plärren weil man ja ach so divers sein will ist etwas vollkommen anderes - und inakzeptabel. In diesem Teil der Diskussion geht es nicht darum, ob es in Warhammer 40.000 Trans-Charaktere gibt, und ob man sie auf dem Schlachtfeld haben kann. Es geht darum, dass man Primarchen und den Imperator einfach anpassen will, einfach nur damit das ins eigene Weltbild passt. Und damit wird man immer gegen eine Wand laufen.

Ich sage es noch einmal ganz deutlich: Ich will nicht das Sanguinius auf einmal weiblich war, ich will keine bestehenden Astartes Genderbenden. Übrigens auch keine etablierten Sororitas. Ich möchte neue Geschichten. Geschichten über die Entstehung und den Aufstieg weiblicher Astartes. Geschichten über den Umbruch, der Männer bei den Sororitas erlaubt. Und vor allem will ich keinem etwas wegnehmen.

Die Lösungsansätze

Naturgemäß gibt es verschiedene Methoden, wie man die weiblichen Astartes in das Setting einbauen kann. Manche sind invasivere als andere, und eine davon... Naja, dass ich die nicht möchte weiß ja jetzt jeder. Schauen wir uns also mal an, wie das zu lösen wäre.

Option 1: Das Chaos ist Schuld!

Fabius Bile spielt mit so ziemlich allem herum, was in den Verantwortungsbereich der Apothecari fällt. Das beinhaltet auch die Gensaaten. Es wäre also durchaus möglich, dass er es geschafft hat eine Gensaat so zu manipulieren, dass sie auch in der Lage ist, einen weiblichen Menschen umzuwandeln. Natürlich würde das die weiblichen Astartes zu Beginn auf die Verräterlegionen - vermutlich am ehesten die Black Legion - beschränken.

Diese Manipulation könnte so aufwändig sein, dass es Anfangs nicht viele von diesen weiblichen Astartes gibt - bis deren eigene Gensaat reif ist und neuen Frauen eingesetzt werden kann. Das würde ein organisches Wachstum des weiblichen Anteils an Astartes erlauben - aber eben nur auf Seiten des Chaos. Zumindest bis das Imperium einen solchen weiblichen Gensaat-Stamm in die Finger bekommt.

Option 2: Die Metasaat war's!

Ja, ich weiß, die Metasaat wurde verdorben, als Alpharius das Virus reingesteckt hat. Aber es ist nicht besagt, dass sich dieses Virus nicht - wie vom Orden des Drachen angegeben - wieder entfernen lässt. Es ist meines Wissens auch nicht so, dass die Metasaat vernichtet wurde. Genauere Informationen findet ihr hier im Lexicanum.

Was also, wenn man die Gensaat in einer epischen Kampagne zurückerobert, reinigt und... naja... der Teil mit den Injektionen auch bei Frauen funktioniert?

Option 3: Belisarius Cawl hat's gemacht!

Ihr wisst schon. Der Onkel der für die Primaris Marines verantwortlich ist. Mir kann doch keiner erzählen, dass der Mann Space Marines zwar schneller, tödlicher und noch größer machen kann, aber die Gensaat nicht so manipulieren, dass man sie auch in menschliche Frauen stecken kann.

Im Endeffekt läuft man hier auf die gleiche Lösung hinaus, wie mit Option 1. Nur dass es diesmal eben das Imperium ist, das etwas in den Fingern hat, das das Chaos noch nicht kennt.

Option 4: Nummer II und Nummer XI

Das ist die zweitinvasivste der Optionen. Niemand weiß etwas über II und XI, es ist also absolut möglich, dass einer von beiden oder beide weiblich waren. Oder sind. Vielleicht finden sich irgendwo Nachfolgeorden, die auf diese zurückgehen, und eben aus Frauen bestehen. Und in der Stunde der Not... Überraschung! Da sind wir wieder.

Für die Hardcore-Fans wird diese Option mit Sicherheit eine derer sein, um die man nur schwer den Verstand legen kann - und mit Sicherheit keine, die ohne Widerstände angenommen werden würde.

Option 5: Es ging schon immer, hat nur nie einer gemacht

Das hier ist eine abgeschwächte Form von Option 6. Sie geht von der Theorie aus, dass die Gensaat eigentlich schon immer kompatibel mit Frauen war, man aber nie einen Grund gesehen hat, das auch mal auszuprobieren. Das würde bedeuten, dass weibliche Astartes vor allem dort aufkommen, wo der Teufel in der Not auch Fliegen frisst. Namentlich auf Welten, auf denen es aus irgendeinem Grund mal an männlichem Nachschub gemangelt hat - und man in der Verzweiflung eben an Frauen getestet hat.

Um der Inquisition zu entgehen, haben diese Frauen sich vermutlich als Männer getarnt. Gibt da ja historische Vorbilder. Und jetzt fällt das eben auf, und man findet sich so langsam damit ab, dass die Gensaat eben nicht so ist, wie es in den Büchern steht.

Option 6: Also eigentlich waren die schon immer da...

Die stärkere Option 5, und die, bei der man mal wieder zum sechsten Chaosgott - Retcon - beten müsste. Das ist die Option, die wohl am wenigsten Rückhalt in der Community finden würde. Sie geht nämlich nicht nur davon aus, dass die Gensaat schon immer Kompatibel war, sondern dass es auch immer schon gemacht wurde - es folglich also auch immer schon weibliche Astartes gab. In allen Legionen, nicht nur der II und XI.

Die Lösung für diese Welt

Innerhalb des Settings habe ich mich für Option 5 entschieden. Derzeit plane ich mit drei Nachfolgeorden: Die Tempest Dryads sind ein Nachfolgeorden der Dark Angels, die Scarlet Angels sind ein Nachfolgeorden der Blood Angels, während die Sisters of Corvus ein Nachfolgeorden der Raven Guard sind. Weitere Orden oder Charaktere folgen vermutlich, während ich das Setting weiter ausarbeite.

So, damit habe ich glaube ich grundlegend klargestellt, wie ich das mit den weiblichen Astartes handhabe. Bis zu den nächsten Gedanken aus der Gruft!

Inhalt

Achtung!

Selbst bei Artikeln die sich mit einem offiziellen Charakter oder Orten aus der Feder von GW befassen ist hier ein massiver Anteil Homebrew und Head-Canon involviert. Sie sind auf gar keinen Fall eine geeignete Quelle um die offizielle Lore zu diskutieren.


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