Das Blutquellritual
Das Blutquellritual ist die Überlieferung, die dem Blutquelltal, dem großen Tal im Neavor-Gebirge, seinen Namen gab. Während der Sudamekrieg wütete, drangen die Dunkelelfen über das Tal in das Kaiserreich ein und brachten großes Leid über die Bewohner. Die Dunkelelfen wollten das Tal nicht nur passieren, um den unrechtmäßigen Kaiser zu stürzen, sie wollten es erobern. Die hier ansässige Adelsfamilie, der die Region anvertraut wurde, das Haus Trinistad, versuchte ihr Land gegen die Eindringlinge zu verteidigen. Auch wenn sie gegen das Regime des falschen Kaisers waren, konnten sie nicht zulassen, dass man ihnen ihre Heimat entriss.
Die Familie und ihre Landsleute kämpften hart um ihr Land. Doch der Preis, den sie zahlten, war hoch. Viel Blut wurde in diesem Krieg vergossen. Viele treue Untergebene und die gesamte Adelsfamilie verloren ihr Leben. Die entscheidende Wendung brachte jedoch erst der Mord an Seyden von Trinistad, das Blutquellritual. Ein Pakt mit Sangra, der Dämonenfürstin des Blutes, sicherte das Tal gegen seine Feinde.
Zusammenfassung
Die Invasion der Dunkelelfen hatte das Tal im Neavor-Gebirge bereits lange ins Chaos gestürzt. Auf Hilfe von außen konnten die letzten versprengten Einheiten des ehemaligen Heeres des Hauses von Trinistad nicht mehr hoffen. Eine ihrer letzten Bastionen war Rotburg, eine alte Festung aus rotem Sandstein. Sie liegt auf einem kleinen Hügel, der auf der nordwestlichen Seite durch einen steilen Hang abrupt abbricht. Jener Winter war ein überdurchschnittlich harter und kalter Winter, die Vorräte gingen zur Neige. Gleichsam erging es jedoch auch den Dunkelelfen. Die Pässe durch das Neavor-Gebirge in ihre Heimat waren unpassierbar. Sie waren vom Nachschub abgeschnitten. Das allein war es, was die letzten 150 Mann noch an den Sieg glauben ließ.
Geführt wurden die Soldaten von General Tristan von Deghin. Er war ein fähiger Mann mittleren Alters, der das Handwerk des Krieges verstand. Wie vielen anderen nahm die Invasion der Dunkelelfen auch ihm alles, was ihm einst wichtig war. Gleichzeitig war er der letzte enge Vertraute des Hauses Trinistad. Sein bester Freund, der ehemalige Lord von Trinistad, fiel bereits im vergangenen Herbst. Der letzte Überlebende des Hauses und neue Lord war seitdem der neunjährige Seyden von Trinistad. Seit dem Verlust seines Vaters hatte sich General Tristan des Kindes angenommen. Dieser noch sehr verspielte und doch clevere Junge begleitete seinen Vater seit dem Ausbruch des Krieges als Knappe. Er hat schnell von ihm gelernt. Das sicherte ihm sein Überleben. Seine durchaus unorthodoxen, aber hilfreichen Einfälle in den Schlachten brachten dem Kind den Respekt des Lagervolkes ein.
Schließlich kam es zur entscheidenden Schlacht auf der Rotburg. Die tapferen Menschen sahen sich einem fast fünfmal so großen Heer gegenüber. Doch sie hatten die bessere Ausgangsposition. Von den Mauern her eröffneten die Verteidiger das Feuer auf die Dunkelelfen, die versuchten, das Tor einzureißen. Seyden und Tristan standen dabei an vorderster Front. Der Junge stand bei den Bogenschützen auf den Zinnen, während sein Freund unten das Tor schützte. Die Dunkelelfen hatten es nicht leicht, hatten die Verteidiger zuvor doch auf Seydens Befehl hin den Bereich vor der Burg gewässert. Dies bildete nun eine rutschige Eisschicht.
Tatsächlich gelang es so, die Dunkelelfen zurückzudrängen. Viele von ihnen fielen bereits vor der Burg. Der Rest begann sich nun zu zerstreuen. General Tristan entschied, zum Gegenangriff überzugehen. Zusammen mit einem Großteil seiner Männer verfolgte er die flüchtenden Dunkelelfen. Seyden blieb mit einem Dutzend Männern in der Burg zurück. Sie freuten sich zusammen mit dem Jungen über den errungenen Sieg. Für sie bedeutete es bis ins Frühjahr hinein Ruhe und Frieden, bevor die Pässe über das Neavor-Gebirge wieder passierbar würden.
Doch sie feierten ihren Erfolg zu früh. Kurz vor dem Morgengrauen traf ein Mann in dunkelroter Gewandung ein. Er erzählte, er käme aus Richtung Dunkelwald. Von dort an würde ihn ein gewaltiges Heer an Dunkelelfen verfolgen. Die Männer auf Rotburg gerieten in Unruhe. General Tristan war noch nicht zurückgekehrt und eine weitere Armee näherte sich der nahezu unbesetzten Verteidigungsanlage. Seyden versuchte die Leute zu beruhigen und schlug ihnen vor, gen Süden zu flüchten. Die Soldaten blieben jedoch pflichtbewusst. Sie wollten den letzten Erben von Haus Trinistad keiner Gefahr aussetzen. Würden sie auf der Flucht eingeholt, gäbe es keine Überlebenschance. Gemeinsam sprachen sie sich dafür aus, dass der Junge sich in ein vorbereitetes Versteck zurückziehen sollte. In weiser Voraussicht grub man einen engen unterirdischen Tunnel, nicht breiter als der eines Fuchsbaus, jedoch wesentlich größer. Dieser sollte zeitgleich als Versteck und möglicher Fluchttunnel dienen.
Seyden willigte ein, war es doch der Wunsch der Männer. Der erschöpfte Mann, der die Soldaten warnte, bat den Jungen, ihn ebenfalls Schutz suchen zu lassen. Der Herr war kein Kämpfer. Seyden hatte schon immer ein großes Herz, das war bekannt. Unmöglich könnte er so jemanden an der Front stehenlassen. Freundlich lud er ihn ein, ihn in den Tunnel zu begleiten. Er freute sich gar, dort unten nicht allein sein zu müssen. Zusammen krochen sie unter die Erde und folgten dem engen Tunnelsystem bis zu einem kleinen unterirdischen Verschlag. Diese aus Holz gezimmerte Kiste war gerade groß genug für die beiden. Der Junge war schon öfter hier unten und mochte dieses kleine Versteck. In den letzten Tagen nutzte er es gern als Rückzugsort. Nun sollte diese Kammer, beleuchtet mit einer kleinen Grubenkerze, Seyden Sicherheit bieten. Doch sie konnte keinen Schutz bieten, wenn das Übel bereits bei ihm war.
Nach Sonnenaufgang traf General Tristan mit seinen Männern wieder auf der Rotburg ein. Die Armee der Dunkelelfen, vor der der Mann warnte, blieb aus. Als man Seyden schließlich holen ließ, entdeckte man Fürchterliches in den Tunneln. Überall stieß man auf Haut, Fleisch und kleine Körperteile. Der Boden des Holzverschlages war vollgesogen mit Blut. In ihm lag die halbe, fürchterlich entstellte Leiche des Jungen. Sein Schädel war vollkommen zertrümmert worden, der Körper in Teile zerstückelt. Von dem Mann, der mit Seyden Zuflucht suchte, fehlte jede Spur. Genauso wie von Seydens Waffe, dem Schwert seines Vaters, dem Rubinschwert.
Den ganzen Winter verbrachte man mit der Suche nach dem Täter, doch sie brachte keinen Erfolg. Schließlich konnten die Pässe wieder bereist werden und die Dunkelelfen drangen wieder in das Tal ein. Doch dieser Frühling sollte anders verlaufen. An der Spitze des neu geformten Heeres gab es einen Mann, der sich als glorreicher Held aufspielte. Direkt nachdem seine Klinge den ersten Dunkelelfen tötete, wurde klar, wovon der Fremde sprach. An allen Fronten berichtete man in diesem Moment das Gleiche. Aus Augen, Mund und Nase begannen die Eindringlinge fürchterlich zu bluten. Auch aus den Poren ihrer Haut stieg das Blut langsam empor. Jeder Dunkelelf, der von nun an das Tal betrat, verblutete qualvoll.
Doch der Mann, der sich als Retter des Tals aufspielte, zog schnell das Misstrauen einiger Soldaten auf sich. Jener Soldaten, die bereits im Winter in der Rotburg kämpften. Auf Befehl von General Tristan ließ man ihn in Gewahrsam nehmen. Das Schwert, welches er bei sich trug, konnte zweifelsfrei als das Rubinschwert identifiziert werden. Der Mann gestand daraufhin, was er Seyden angetan hatte. Doch Reue verspürte er keine. Stattdessen konnte er nicht verstehen, warum man ihn nicht als Retter feierte.
Er hatte mit Sangra, der Dämonenfürstin des Blutes, einen Pakt geschlossen. Dieser besagte, dass er ihr Seyden von Trinistad in einem Ritual darbieten musste und dessen Schwertes Klinge in seinem Blut baden sollte. Sein Schwert müsse daraufhin einen Feind des Tals niederstrecken und würde fortan all jene dahinraffen, die mit diesem in feindlicher Absicht das Tal betreten.
Das Tal war fortan sicher. Doch den gezahlten Preis war niemand bereit zu akzeptieren. Man verurteilte den Mann, der mit dem Bösen paktierte, zu Tode. Am folgenden Tag vollstreckte General Tristan persönlich das Urteil und enthauptete den Mörder mit Seydens Schwert, dem Rubinschwert. Die Dunkelelfen prägten das Tal voller Groll künftig auf den Namen Blutquelltal. Nie wieder können sie in dieses Land einmarschieren. Doch dazu bedurfte es dem Schutz durch finstere Kräfte, die einen unmenschlichen Preis verlangten.
Historische Grundlage
Die Überlieferungen zum Blutquellritual sind historisch ziemlich gut belegt und dementsprechend genau. Im Archiv von Moraquell liegen Gerichtsakten, militärische Unterlagen über den Krieg sowie die Schlacht bei der Rotburg, die Familienbiografie des Hauses Trinistad und das Tagebuch von General Tristan von Deghin. Diese Unterlagen enthalten sowohl eine detaillierte Beschreibung des Tatortes als auch ein umfassendes, in Gänze abstoßendes Geständnis des Mörders.
Der Erhalt der Dokumente ist vor allem dem General zu verdanken, aber auch der Familie Nebraa, der das Blutquelltal nach dem Aussterben des Hauses Trinistad zugesprochen wurde. Beide Seiten bemühten sich um die Aufarbeitung des Krieges, was auch das Blutquellritual einschloss.
In die Aufarbeitung eingeschlossen war ebenfalls der Bau eines würdigen Grabmals für Seyden von Trinistad sowie seiner im Krieg verstorbenen Eltern und Geschwister. Dieses befindet sich direkt in den heutigen Ruinen der Burg von Rotburg. Bei Seydens Beisetzung legte man ihm auch das Rubinschwert bei. Sangras Fluch lastet noch immer auf der Klinge, weshalb es mittels eines Zaubers vor Diebstahl geschützt ist. Als letzte Ehrerbietung befreite die Nebraa-Familie den Geist des Jungen aus Sangras Bann und schenkte ihm damit letztendlich seine Ruhe.
Der Erhalt der Dokumente ist vor allem dem General zu verdanken, aber auch der Familie Nebraa, der das Blutquelltal nach dem Aussterben des Hauses Trinistad zugesprochen wurde. Beide Seiten bemühten sich um die Aufarbeitung des Krieges, was auch das Blutquellritual einschloss.
In die Aufarbeitung eingeschlossen war ebenfalls der Bau eines würdigen Grabmals für Seyden von Trinistad sowie seiner im Krieg verstorbenen Eltern und Geschwister. Dieses befindet sich direkt in den heutigen Ruinen der Burg von Rotburg. Bei Seydens Beisetzung legte man ihm auch das Rubinschwert bei. Sangras Fluch lastet noch immer auf der Klinge, weshalb es mittels eines Zaubers vor Diebstahl geschützt ist. Als letzte Ehrerbietung befreite die Nebraa-Familie den Geist des Jungen aus Sangras Bann und schenkte ihm damit letztendlich seine Ruhe.
Verbreitung
Der Name Blutquelltal steht heutzutage auf jeder Landkarte. Die Überlieferungen hinter dem Namen haben sich trotz ihrer Tragik jedoch nie weit verbreitet. Hauptverbreitungsgebiet ist dabei das Tal selbst und der Radonum Forst. Auch die umliegenden Regionen auf der Seite des Kaiserreiches kennen die Erzählungen. Was jedoch sowohl Kaiserliche als auch Dunkelelfen wissen ist, dass Dunkelelfen nie wieder über das Tal einfallen können.
Varianten & Abwandlungen
Aufgrund der guten Belegbarkeit der Ereignisse gibt es inhaltlich kaum größere Unterschiede. Je weiter man sich vom Blutquelltal entfernt, desto ungenauer und oberflächlicher werden die Erzählungen. Das genaue Gegenteil findet man im Tal selbst. Hier findet man zum Teil sehr detaillierte Erzählungen, die noch über das ein oder andere Geschichtsbuch hinausgehen. Die Leute sind bis heute sehr verbunden mit diesen Geschehnissen, haben sie doch auch noch bis heute Auswirkungen.
Kulturelle Wahrnehmung
Im Blutquelltal selbst ist diese Überlieferung ein Teil der Geschichte und Identität der Bewohner. Noch heute ist der 28.01. ein Trauertag in der Region. An diesem Tag pilgern viele Bewohner zur alten Rotburg, um vor dem Grabmal des Jungen und seiner Familie Blumen niederzulegen.
Ganz anders sieht es im Radonum Forst, der Heimat der Dunkelelfen, aus. Hier kennt man die Geschichte, die meist wesentlich unempathischer erzählt wird. Sie spielt aber keine entscheidende Rolle, sondern ist lediglich die Hintergrundgeschichte hinter den vielen Erzählungen über den Fluch, der die tapferen dunkelelfischen Soldaten dahinraffte. Sie empfinden kein Mitleid für die Bewohner des Tals oder für Seyden von Trinistad, sondern höchstens für ihre eigenen gefallenen Landsleute. Lediglich den Hass auf Seydens Mörder teilen sie mit den Bewohnern des Blutquelltals. Hier jedoch eher aus dem Grund, da sie wegen des über sie gebrachten Fluches nie wieder über das Tal herrschen können.
Für viele Strategen und Politiker ist gerade das Wissen über diesen Fluch wichtig. Die Dunkelelfen wissen, dass sie über diese Route keine Soldaten mehr ins Kaiserreich schicken können. Das Kaiserreich hingegen berücksichtigt, dass im Fall einer Auseinandersetzung vom Tal her keine Bedrohung auf sie zukommen kann.
Ganz anders sieht es im Radonum Forst, der Heimat der Dunkelelfen, aus. Hier kennt man die Geschichte, die meist wesentlich unempathischer erzählt wird. Sie spielt aber keine entscheidende Rolle, sondern ist lediglich die Hintergrundgeschichte hinter den vielen Erzählungen über den Fluch, der die tapferen dunkelelfischen Soldaten dahinraffte. Sie empfinden kein Mitleid für die Bewohner des Tals oder für Seyden von Trinistad, sondern höchstens für ihre eigenen gefallenen Landsleute. Lediglich den Hass auf Seydens Mörder teilen sie mit den Bewohnern des Blutquelltals. Hier jedoch eher aus dem Grund, da sie wegen des über sie gebrachten Fluches nie wieder über das Tal herrschen können.
Für viele Strategen und Politiker ist gerade das Wissen über diesen Fluch wichtig. Die Dunkelelfen wissen, dass sie über diese Route keine Soldaten mehr ins Kaiserreich schicken können. Das Kaiserreich hingegen berücksichtigt, dass im Fall einer Auseinandersetzung vom Tal her keine Bedrohung auf sie zukommen kann.
In der Kunst
Sowohl im Radonum Forst als auch im Blutquelltal gibt es einige bekannte Balladen über Seyden von Trinistad und den Fluch. Dabei erzählen die Balladen aus dem Radonum Forst meist über die tapferen Dunkelelfen-Soldaten und die auf der Talseite von Seyden von Trinistad und General Tristan von Deghin.
Über den Krieg an sich gibt es im Blutquelltal und im Radonum Forst einige Geschichtsbücher. Auch Gemälde zeigen Ausschnitte von Schlachten auf beiden Seiten. Im Tal gibt es außerdem zahlreiche Portraits von Seyden, die noch heute sehr beliebt sind. An wichtigen Orten im Blutquelltal findet man auch Erinnerungsmonumente und Statuen.
Über den Krieg an sich gibt es im Blutquelltal und im Radonum Forst einige Geschichtsbücher. Auch Gemälde zeigen Ausschnitte von Schlachten auf beiden Seiten. Im Tal gibt es außerdem zahlreiche Portraits von Seyden, die noch heute sehr beliebt sind. An wichtigen Orten im Blutquelltal findet man auch Erinnerungsmonumente und Statuen.
Datum der ersten Erwähnung
18.04. 2. Ära 86
Datum der Ereignisse
28.01. 2. Ära 86
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