Von der Dämonenbeschwörung
Im trockenen Sand hatte er mit einem Stock die nötigen Punkte miteinander verbunden. Nur wenn die Winkel der einzelnen geometrischen Formen genau eingehalten wurden, ergab sich ein würdiger Beschwörungskreis. Wenn es etwas gab wovon Seph Tamir etwas verstand, dann waren es Winkel und geometrische Zeichnungen. Seine einstigen Lehrmeister hatten ihm die Achtsamkeit in dieser Disziplin deutlich genug eingebläut. Jeder kleinste Fehler in einem Beschwörungskreis konnte katastrophale Auswirkungen nach sich ziehen. Daher waren exakte Linien essentiell für sein weiteres Vorgehen.
Trotz der Eile verwandelte Seph Tamir den staubigen Untergrund in kürzester Zeit in einen annehmbaren Ritualplatz. Neben dem Beschwörungskreis zeichnete Seph noch einen weiteren, kleineren Kreis. Er hatte ihn bis heute zwar nie gebrauchen müssen, aber dieser kleine Bannkreis vermochte es, ihm zusätzlichen Schutz zu bieten, falls doch etwas schiefgehen sollte.
Nach einigen Minuten konzentrierter Arbeit trat Seph einige Schritte zurück und betrachtete sein Werk. Er konnte zufrieden sein. Zwar wünschte er sich, dass die Sonne bereits Untergegangen wäre, denn das was er nun vorhatte, tat man am besten im Verborgenen und nicht unter den strahlenden Augen von Praios. Auch ertrugen die dunklen Geschöpfe das grelle Licht der Praiosscheibe nur unter Qualen. Daher hatte Seph Tamir einen Platz im Schatten eines großen Felsen ausgewählt um mit der Anrufung zu beginnen. Hier sollte ihn sobald niemand stören. Vorsichtshalber kontrollierte er noch einmal die Umgebung, zog sich anschließend sein rituelles Gewand über und wartete. Er hatte sich kurzerhand dagegen entschieden die Anrufung bei vollem Tageslicht durchzuführen. Man konnte im Umgang mit diesen Geschöpfen nicht vorsichtig genug sein und er wollte es unter allen Umständen vermeiden, seine körperliche oder geistige Gesundheit aufgrund von Ungeduld aufs Spiel zu setzen. Erst als die Praiosscheibe hinter dem Horizont verschwand ging Seph Tamir ans Werk. So stand er langsam auf, trat vor den Beschwörungskreis und krempelte die Ärmel seiner exquisiten Robe nach oben. Er hob beide Hände in einer Geste den gesamten Beschwörungskreis umfassen zu wollen und begann einen leisen Singsang. Die alten Worte kamen ihm so mühelos über die Lippen, als würde er seine Muttersprache sprechen. Dennoch gefiel ihm diese Sprache nicht. Sie hatte etwas Falsches, etwas dunkles und Widerwärtiges an sich. Die Laute von Xardmnot mit Hilfe seiner Lippen und der Zunge zu formen, bereitete ihm Unbehagen und nach einigen Minuten überkam ihm die alt bekannte Übelkeit, welche diese dunkle Sprache jedes Mal bei ihm hervorrief. Seph hatte schon oft darüber nachgedacht ob sein schwaches Immunsystem und die dunklen Prozeduren in direktem Zusammenhang standen. Irgendwie hatte er das Gefühl häufiger an der ein oder anderen Krankheit zu leiden als der Großteil der Gesellschaft.
Fast hätten seine abschweifenden Gedanken ihn das gesamte Ritual gekostet, aber Seph konnte sich gerade noch rechtzeitig erneut auf das Beschwörungsritual konzentrieren. Kontinuierlich wiederholte er das dunkle Mantra während seine astralen Sinne die Fühler ausstreckten und sich auf die Suche begaben. Sein Geist machte sich auf den Weg durch die Sphären. Viele dieser Möglichkeiten blieben ihm verschlossen, denn das dunkle Mantra verwehrte ihm den Zutritt zu diesen Orten. Die Minuten verstrichen, während Sephs Geist sich immer tiefer durch die Sphären wühlte, aber irgendwann fand er wofür er gekommen war. In einer versteckten Ecke, irgendwo zwischen den Sphären tat sich ein Tor auf. Ein dunkles und abstoßendes Tor zu einer der dunkelsten Orte, die ein geschulter Geist besuchen kann. Obwohl das Tor noch fest verschlossen schien, konnte Seph ein unruhiges brodeln unter der harten Oberfläche ausmachen. Seph überlief ein schaudern, was ihm trotz des warmen Wetters eine Gänsehaut bescherte. Genau wie Seph auf das Tor reagierte, schien auch das Tor Sephs Geist zu bemerken. Es schien fast so als streckte es sich Seph entgegen in der freudigen Erwartung darauf, was kommen würde. Seph konzentrierte sich und spaltete zum Schutz einen Teil seines astralen Geistes vom Rest seiner Sinne ab, um nicht die volle Wirkung dieser Sphäre ertragen zu müssen. Diese Prozedur hatte er ebenfalls von seinen einstigen Lehrmeistern gelernt und er war sich sicher, dass niemand seine geistige Gesundheit bewahren würde, sofern er ohne Schutz mit der Sphäre der Dämonen kommunizierte. Als ein Teil seines Geistes näher an das Tor trat, brachen tausende, kleiner Fühler durch die dünne harte Schale des Tores und strecken sich ihm, erwartungsvoll zitternd, entgegen. Ein pestilenzartiger Gestank erfüllt seine Sinne als die ersten Fühler sich schmatzend an seinen Geist hefteten, aber er schritt dennoch unbeirrt vorwärts. Diese tentakelartigen Forsätze stülpten sich zu Tausenden über seinen Geist, erforschten seine Stärke, seine Gelüste, die unausgesprochenen Begierden, die dunkelsten Geheimnisse, aber auch seine ältesten und schlimmsten Fehler, die schmachvollsten Momente und dann zu guter Letzt, seine ureigensten Ängste. All dies saugte das Tor begierig in sich auf und hinterließ dabei ein Gefühl der Hilflosigkeit. Seph Tamir hatte das Gefühl, all seine erregendsten und schlimmsten Momente gleichzeitig erleben zu müssen. Trotz seines geistigen Schutzes traf ihn dieser Moment immer wieder aufs Neue mit überwältigender Macht und sein körperliches Ich schwankte kurz im sandigen Beschwörungskreis.
Seph rappelte sich auf, er hatte es fast geschafft. Dennoch wusste er, dass er nicht weitergehen sollte, nicht durfte, wenn er bei geistiger Gesundheit bleiben wollte. Das war auch gar nicht nötig. Seph erinnerte sich an die Namen, an die alten und dunklen Namen die niemand gerne aussprach. Und dann rief er ihn, ließ seinen geistigen Ruf durch die dunkle Sphäre schallen und wartete. Seph wusste, dass der Ruf sein Ziel fand und er wusste auch, dass die meisten Dämonen nur widerwillig diesem Ruf folgten, aber es blieb ihnen keine andere Wahl. Das war die Magie der Dinge, die auch kein Dämon zu ändern vermochte und schon gar kein niederer, ungehörnter Dämon. Also zog er sich zurück, löste sich vom Portal, verschmolz seinen Geist wieder zu einem vollen Ganzen und lenkte seine gesamte Aufmerksamkeit wieder vollständig zu dem kleinen Fleckchen Erde vor den Toren von Llanka, wo er im Schatten eines Felsens die dunklen Mächte angerufen hatte. Ein bitterer Nachgeschmack der dämonischen Sphäre machte sich auf seiner Zunge breit und er wollte gerade ausspucken, als mit einem schmatzenden Geräusch eine hässliche Wunde in der Wirklichkeit aufklaffte und der Dämon erschien.
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I'm intrigued by this ritual, but I admit I'm a bit confused. I don't know who this guy is or why he's doing the ritual, What's it's purpose? Also, where did you put your dictionary? Weren't we supposed to use the dictionary feature as part of the challenge? Sorry if I missed it somewhere, but hopefully you can point it out to me. Thanks!
Hi Diane, thank you very much for your interest in the ritual I am describing. I've to admit, I made a mistake. I did use some vocables wich would fit in a dictionary but I had enlisted them within the prose of the lanugage article. Sorry for that. Upon your question, I switched them into the dictionary section of the language template. The whole article is describtion of a scene in a greater story. This guy is a conjurer of demons. My intention was to focus on the ritual and the old forgotten dark language wich is used. I hoped to raise feelings of disgust and mysticism while reading. Therefore I cut out everything else like explanations. Imho it is not important who this guy is or why he is doing the ritual at that point of the story. And I hoped that the purpose of the whole ritual explaines itself by the end of the article. As the last sentence quotes something like: »A festering wound rips through reality and the demon arises«. I hope this does help a little. Just recognized that there are lots of *hopes* writing something ;)