Segu
Segu
Eine Einsame Zelle
Er öffnete seine Augen, doch er hätte es auch sein lassen können. Eine vollkommene Schwärze begrüßte ihn, die Unheil versprach, wenn er hier verbliebe. Er musste hier weg! Seine Gliedmaßen, noch steif und schmerzhaft vom langen Liegen, steckten sich gegen die Dunkelheit, prallten von einer gigantischen Mauer ab. So weit er seine Klauen schweifen lassen konnte, fanden sie diese allumfassende Hürde. Dahinter, das wusste er instinktiv, befanden sich Licht, Freiheit, Leben. Mit aller Macht stemmte er sich dagegen, kratzte am glatten Mauerwerk, doch er war noch so müde. Er könnte doch einfach weiterschlafen. Noch einige Momente länger seine Kräfte schonen und dann, bald vielleicht, einen neuen Angriff wagen. Doch nicht heute, seine Klauen würden nur weiter oberflächliche Spuren an seinem Gefängnis hinterlassen. Vielleicht morgen. Oder übermorgen…
Stimmen weckten ihn aus seinen abdriftenden Gedanken. Stimmen hinter der Mauer. Da waren andere, vielleicht konnten sie ihm helfen! Er wollte zu ihnen ausrufen, aber nicht viel mehr als ein schwaches Krächzen entrang sich seiner Kehle. Hatten sie ihn durch den dicken Wall überhaupt hören können? Die Stimmen wurden allmählich lauter, sie schienen miteinander zu ringen, bis sie verstummten. Enttäuschung machte sich in ihm breit, Einsamkeit, und noch etwas anderes, etwas grundlegend Angsteinflößendes. Plötzlich hörte er ein leises Kratzen. Kam es von der anderen Seite? Schwächlich, heiser rief er nach den Stimmen. Ich bin noch hier! Das Kratzen wurde ersetzt durch ein leises Hämmern, das mit jedem Schlag an Intensität zunahm. Dort! Ein kleiner Riss wurde im Mauerwerk sichtbar. Ein kleiner Strahl aus Licht, fragil, aber stark genug, um ihn zu blenden. Noch ein Schlag, und der Riss verbreiterte sich zu einem Spalt. Er konnte Gestalten, Schatten auf der anderen Seite erahnen. Waren diese Umrisse die Quellen der Stimmen gewesen, die miteinander gerungen hatten? Die tiefere der beiden Stimmen rief etwas Unverständliches, die hellere erwiderte etwas mit Trotz, aber die Schläge verstummten sowie die Stimmen. Er war doch fast da, wie konnten sie ihn jetzt im Stich lassen! Wussten sie nicht, dass dort etwas bei ihm war in der Dunkelheit? Dass es ihn mit sich reißen würde, wenn sie ihm jetzt nicht halfen, auf ihre Seite in das Licht zu gelangen?
Nun, er konnte es nicht zulassen, würde es nicht akzeptieren, sich der Dunkelheit nicht ergeben. Er griff mit seinen feinen Klauen in den Spalt, brach Stück um Stück das Mauerwerk rundherum ein, bis das Loch endlich groß genug war, dass er seinen Kopf hindurchstecken konnte. Es war immer noch blendend hell hier draußen, aber es roch nach Freiheit, nach Leben. Erschöpft, aber verzweifelt, presste er seinen restlichen Körper durch das Loch, das er in der Mauer hinterlassen hatte, und mit einem Mal zerbrach sein Gefängnis, und er lag dort, auf der anderen Seite. Die tiefe Stimme lachte und sprach mit einer enttäuschten Endgültigkeit. Ein Schatten schwächte das blendende Licht in seinen Augen etwas ab, als die hellere Stimme etwas trotzig erwiderte, und ein größerer Schemen verließ ihn und den kleinen Schatten. Er war so müde von der ganzen Aufregung und der körperlichen Anstrengung seines Ausbruchs. Er schloss seine überforderten Augen und fiel in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung.
Viele Stunden später, wie es schien, wachte er wieder auf, diesmal war das Licht nicht allzu aggressiv. Er fühlte etwas Weiches, Kratziges, auf dem er lag. Er knurrte, was den kleinen Schemen zu ihm zu rufen schien. Bernsteinfarbene Augen blickten auf ihn herab, umrahmt von einem schwarzen Gesicht. Etwas Hölzernes wurde ihm an den Mund gereicht, es enthielt Wasser. Er ließ seine Zunge ausfahren, trank aus vollen Zügen. Er wusste gar nicht, dass er so durstig gewesen war. Jetzt, wo er darüber nachdachte - war er jemals durstig gewesen? Der Ausdruck auf dem schwarzen Gesicht wurde weicher, ein gutturaler Laut, der an ein Kichern erinnern würde, wenn er wüsste, was das war, entsprang aus dessen Mund. Er kannte diese Person nicht, doch er fühlte, dass dieses Gesicht sich um ihn sorgen würde, also würde er es ihm gleichtun, wenn er erst einmal zu Kräften gekommen wäre. Jetzt aber fielen ihm wieder die Augen zu. Die helle Stimme sagte noch etwas Unverständliches, aber er war sich seiner Umgebung schon gar nicht mehr bewusst.
Mental characteristics
Personal history
Segu ist ein schwarz-geschuppter Kobold mit bernsteinfarbenen, großen Augen. Er ist 80 cm groß und wirkt schmächtig, was dazu führt, dass er von vielen unterschätzt wird. Mit 25, also vor 3 Jahren, half er Grauer bei dessen Schlüpfen, und sie beide sind inzwischen nicht mehr zu trennen. Segu hat einen ausgezeichneten Appetit, eine manchmal unangemessene Neugier und eine ungewöhnlich starke Faszination die Drachen und damit die Familie des Herzogs betreffend.
Grauer war zu seiner Geburt schwach gewesen, hatte es aus eigener Kraft fast nicht aus seinem Ei geschafft, hätte Segu sich nicht dafür eingesetzt, ihm etwas Hilfe zu geben. Niemals würde er dem kleinen, schwarz-geschuppten Geschöpf genug für sein Leben danken können, aber er würde alles dafür tun, diese Schuld zu begleichen. Er hatte ihn Grauer getauft, ein schlichter, aber passender Name, passten seine perlmuttfarbenen, schillernden Schuppen doch so gar nicht ins Farbschema seiner Draken-Geschwister mit ihrem glänzenden Gold, schattigen Grün oder feurigen Rot. Es war eine Schwäche gewesen, anfangs, als er noch nicht mit Segu trainiert hatte und er von seinen Altersgenossen ausgeschlossen und belächelt wurde. Doch Segu hatte sich seiner angenommen, wie schon sein ganzes Leben lang, und gemeinsam wurden sie stark, stärker als seine Brüder und Schwestern, und bald schon zeigte sich, dass seine irisierenden Schuppen ein Zeichen dieser Stärke darstellen, die ihre Farbe je nach den Umständen in Blutrot, Nachtblau und alle anderen Farben seiner Art verwandelten. Die Verbindung von Grauer zu Segu zeigte sich nicht nur darin, dass sie nicht zu trennen und nicht zu besiegen waren, wenn sie zusammenarbeiteten, sondern auch darin, dass Segus eigene Waffenstreiche mit seiner eigenen Kraft stärken konnte. Es tat gut, sich für Segu als nützlich zu erweisen, und bald schon würde er noch nützlicher werden. Grauer spürte, dass die Flügel auf seinem Rücken endlich ausgewachsen genug waren, sein Gewicht in die Himmel zu tragen. Von dort würde er gerechten Zorn auf ihre Feinde regnen lassen, nichts würde es mehr wagen, sich ihnen in den Weg zu stellen. Niemand würde sie mehr unterschätzen und lange genug leben, um seinen Fehler einzugestehen.
Gender Identity
cis male, he/him
Sexuality
heterosexuell, möglicherweise poly, aber bisher kein besonders sexueller Charakter
sexuell aufgeklärt und nicht besonders pietätvoll bei dem Thema
Education
Segu wurde in eine Koboldfamilie in einer Ortschaft nahe der Burg Moneda geboren. Schon früh vergötterte er die Drachen und die Familie des Herzogs, die von einem von ihnen abstammen sollte. Als er jung war, wurde der Großteil seiner Familie bei einem Banditenüberfall ausgelöscht, nur er und wenige seiner Geschwister überlebten. Sie wurden von den Männern des Herzogs gefunden und in Sicherheit gebracht. Vor allem eine der Späherinnen, eine Halbelfe namens Semanca, war berührt vom Schicksal der kleinen Kobolde und unterrichtete im Geheimen die ältesten von ihnen im Überleben in der Wildnis und Spurenlesen. Segu stellte sich als besonders talentiert heraus, was sie sich merkte für den Fall, dass er eines Tages an der Tür des Herzogs klopfen und um Anstellung bitten würde. Als dies einige Jahre später geschah, war es ihr Wort, das ihm eine Stelle als Stallbursche und gelegentlicher Spähergeselle gewährte.
Employment
Anstellung fand Segu anfangs vor allem als Stallbursche unter der strengen Herrschaft der Stallmeisterin Meje, einer Hühnin von einer Frau. Sie war eine strenge Lehrmeisterin, aber ihre Sorge um die Tiere des Hofes war fast schon rührend. Das sollte man aber nie in ihrer Anwesenheit bemerken, wenn man nicht eines mit dem Brandeisen übergezogen bekommen wollte. Sie war beim Schlüpfen von Grauer anwesend, befand allerdings, dass dieser zu klein und schwach war, und wollte der Natur ihren Lauf lassen. Segu, der sich in dieser Situation widergespiegelt fand, bestand darauf, zu helfen, und nach einigem Hin und Her ließ Meje ihn gewähren. Als es durchgestanden war, befahl sie Segu, sich höchstpersönlich um den Drake zu kümmern, da sie nicht dafür verantwortlich gemacht werden wollte, wenn die in ihren Augen unausweichliche Situation eintritt, dass Grauer seiner schwächlichen Natur erliegen würde. Dies geschah zwar glücklicherweise nicht, jedoch kam es zu einem Zwischenfall, als Segu nicht in der Nähe war. Grauer redet bis heute nicht darüber, aber irgendetwas ist zwischen ihm und Meje vorgefallen, was ihn dazu veranlasste, ihr ins Bein zu beißen. Überraschenderweise hat sie weder Segu noch Grauer deswegen angeschwärzt, allerdings ist sie nie wieder soweit genesen, dass sie ihrer Rolle gerecht werden konnte, sodass die Stelle als Stallmeister nun auf Segu überging.
Failures & Embarrassments
In einem seiner Ausflüge in die Ländereien des Hofs stolperte er über ein bis dahin nicht auf den Karten des Herzogs verzeichnetes Höhlensystem. Nachdem er dort einige Kreaturen, zuletzt sogar eine Feuerschlange, ein seltener Elementar, der die Hauptkaverne besetzte, besiegt hatte, fand er dort eine leicht glühende, große Schuppe vor. Ein unglaubliches Alter und inhärente Macht schien von ihr auszugehen, und auch die Färbung kam Segu bekannt vor. Er realisierte, dass dies möglicherweise eine Schuppe des Ahnendrachen sein könnte, die er hier abstreifte, als er noch relativ jung gewesen war. Voller Andacht und Ehrfurcht steckte Segu die Schuppe ein, und auch wenn sie als ein Erbstück der Familie gelten würde, hat er sie bis heute in seinem Gemach versteckt und außer Grauer noch niemandem davon erzählt.
Mental Trauma
Segus älterer Bruder, Tosch, war zunächst ganz auf seiner Seite und half ihm, sich in der Welt zurechtzufinden und seine Kampffertigkeiten zu verbessern. Mit der Zeit öffnete sich allerdings eine Kluft zwischen den beiden: Während Segus ungebrochene Bewunderung für die Familie des Herzogs ihn weiter befeuerte, wurde sich Tosch immer mehr der sozialen Stellung der Kobolde gewahr, und in ihm machte sich ein rebellischer, rachemütiger Geist in ihm breit. Als Segu endlich eine Anstellung als Stallbursche am Hof des Herzogs fand, erschwerte das die Beziehung der beiden Brüder sehr, da Tosch es insgeheim als Betrug an ihm und sein Volk ansah, und sie sahen sich immer seltener, bis sie sich gar nicht mehr trafen. Segu hatte nun, angestachelt durch Grauer, versucht, dieses Verhältnis wieder zu verbessern und Tosch kontaktiert. Dieser hatte sein Leben allerdings in mehr oder weniger offener Verachtung gegenüber den anderen Völkern verbracht und dieser Verachtung durch Worte und aggressive Taten Ausdruck verliehen. Trotz Segus Versuche, ihm vielleicht eine ähnliche Anstellung am Hof zu besorgen, war Toschs Vergangenheit ein unüberwindbares Hindernis, sowohl aus dessen Sicht als auch aus der seiner Kollegen am Hof. Tosch wertschätzte den Versuch seines kleinen Bruders jedoch, und obwohl die Beziehung noch angespannt ist, haben sie wieder begonnen, ihren Kontakt zueinander zu pflegen.
Intellectual Characteristics
Segu ist nicht besonders gebildet - das ist ein Privileg von Leuten, die nicht aus der Unterschicht stammen. Seine Lehrmeister gaben ihm vor allem praktisches Wissen, und sein Aufwachsen brachte ihm vor allem Wege des Überlebens bei.
Morality & Philosophy
Seine Anstellung und seine Herkunft lehrten ihn, Sympathie mit schwächeren und sozial benachteiligten Personen zu haben, aber sein Glaube an die natürliche Nähe des Adels zu dem von ihm vergötterten Drachen bringen ihn oft dazu, sein Los zu akzeptieren in der göttlich auferlegten Hierarchie und anderer Leute Elend mit diesem Glauben zu relativieren.
Die Überlegenheit der Drachen und derer Nachfolger ist in seinen Augen absolut, ein Zweifel daran Sakrileg.
Taboos
Infragestellen der "natürlichen" Hierarchie, Gleichstellen mit der Glorie der Drachen, Tierquälerei, Vorverurteilung
Social
Contacts & Relations
Grauer, sein Drake-Verbündeter
Semanca, die Halbelfen-Späherin, die ihn und seinen Bruder gerettet und Segu in ihren Künsten unterwiesen und am Hof eingeführt hat
Tosch, Segus älterer, entfremdeter Bruder und alles, was von seiner Familie übrig ist
Ruco, der Chefkoch der Adelsfamilie, der Segu ebensosehr mit Gerüchten versorgt wie dieser ihn mit seltenen Zutaten
Meje, die ehemalige Stallmeisterin, dessen Job nun Segu innehat
Semanca, die Halbelfen-Späherin, die ihn und seinen Bruder gerettet und Segu in ihren Künsten unterwiesen und am Hof eingeführt hat
Tosch, Segus älterer, entfremdeter Bruder und alles, was von seiner Familie übrig ist
Ruco, der Chefkoch der Adelsfamilie, der Segu ebensosehr mit Gerüchten versorgt wie dieser ihn mit seltenen Zutaten
Meje, die ehemalige Stallmeisterin, dessen Job nun Segu innehat
Böses Blut
Die Gastwirtin ist zunächst sehr kooperativ, was sich jedoch schnell ändert, als Tiz mit seltsamen Fragen anzudeuten scheint, dass wir nicht die Sicherheit ihrer Gäste und ihres Etablissements garantieren können. So gut ich es auf ihre Fremdländischkeit und Unkenntnis monedaischer Umgangsformen schieben will, haben wir unser anfängliches Vertrauen offenbar verspielt. Die Wirtin möchte nun selbst - oder eher noch ihren Sohn vorausschicken - die beiden Personen, die möglicherweise im Besitz des Artefakts sind, aufsuchen, sie eventuell wecken und uns ankündigen, was wir wohl gewähren lassen müssen. Dadurch ist unser Überraschungsmoment wohl dahin... Tatsächlich geben Tiz und Salaîne sogar ihre vollen Namen an!
Unter dem Vorwand, dass ich mich um meine Pferde kümmern muss, signalisiere ich Wiatt, mir nach draußen zu den Ställen zu folgen, um einem eventuellen Fluchtversuch vorzubeugen. Außerdem waren die Pferde den ganzen Tag schnell und über ungewohntes Terrain unterwegs, also brauchen sie wohl tatsächlich etwas Pflege und Ruhe. Glücklicherweise kann uns die gute Frau ihre Tochter mitschicken, der uns den Weg zu den Ställen zeigt (und sicherlich auf uns achtgeben soll). Das Mädchen ist erst zurecht von Grauer beeindruckt und verängstigt, aber nach einer Weile lässt auch Grauer sie an sich heran. Neben unseren Boxen sind zwei weitere, mit je zwei weiteren Pferden, aber nur ein Paar ist beschlagen und Sattel und Zaumzeug bereitgelegt. Die Wirtintochter kann uns leider nichts zu den Tieren oder deren Reitern erzählen, aber bei näherer Betrachtung wird schnell klar, dass es sich um skandarische Reiter handelt und eines der Tiere gut und gerne als Streitross herhalten kann. Während ich mich um Pferd, Bolle und Nocta kümmere, behält Wiatt das Gasthaus und das Mädchen mich und Grauer fest im Auge.
[Nachdem der Junge hochgegangen ist und offenbar die beiden Frauen angekündigt hat, wird lautes Gezeter und Stimmengewirr durch die Dielen hörbar. Erst als es sich wieder legt, kommt der Sohn der Wirtin wieder in den Schankraum zurück, in dem sich Tiz und Salaîne etwas zu trinken besorgt haben, und gibt an sie die Einladung der Personen oben weiter. Die Möglichkeit einer Falle erkennend und unbesonnen ignorierend, machen sich die beiden auf dem Weg nach oben, während die Wirtin mit Nachdruck wiederholt, dass Gäste nicht anzugreifen seien, bis diese ihre Rechnungen bezahlt haben. Oben angekommen sehen sie eine nur leicht angelehnte Tür zum entsprechenden Zimmer, an deren Rahmen jemand vor Kurzem erst ein Schutzsymbol gegen Hexen aufgemalt hat, was es Salaîne möglicherweise sehr unangenehm machen könnte, über die Schwelle zu treten. Tiz tritt heran und erkennt nicht die Bedeutung des Symbols, sondern nimmt Salaînes Interesse und Zögern als Kunstkritik wahr, was sie sofort unterstreicht. Von innen kommt der Ausruf, dass man sie hören könne und sie gerne jederzeit eintreten dürfen, dicht gefolgt von einem Seufzen und einem Halbling mit einem Bogen über der Schulter, der ihnen die Zimmertür zur Gänze öffnet. Ein Mann in glänzender Ritterrüstung steht mitten im Raum und erstarrt, als er Tiz erblickt. Ungläubig nennt er Tiz beim Namen, die selbst wie vom Blitz getroffen an Ort und Stelle verbleibt, bis sie unbeholfen leger zu tun scheint. Der Ritter, William, ist offenbar mit der Drachengeborenen bekannt. Sehr bekannt, wenn man sich Tiz' kokettes Verhalten besieht. Salaîne und der Halbling schauen sich nur achselzuckend an und verabschieden sich verlegen gemeinsam in den Schankraum, um den beiden anderen Raum zu geben.
Zurück bleiben der verdutzte William und die unbeholfen zu flirten scheinende Tiz. Sie waren während Tiz' Zeit im Kloster zusammen, als sie beide zwischen 16 und 18 Jahre alt waren, bis William sie verließ, um ein Paladin Cerawnas zu werden, wobei er ihr versprach, dass er nach seiner Ausbildung zu ihr zurückkehren und mit ihr ein Leben in Skander aufbauen würde. Offenbar hat er ihr während der Zeit auch Briefe geschrieben und ist nach 6 (oder 10? William war da schwammig) Jahren zum Kloster zurückgekehrt, um sein Versprechen einzulösen. In der Zwischenzeit war Tiz allerdings verschwunden und von einem anderen Mann mit falschen Versprechungen verführt worden, natürlich ohne Kenntnisse über etwaige Briefe von William. Dieser ist inzwischen verlobt mit einer Dame, die er Ellie nennt, was Tiz mit Indignation zur Kenntnis nimmt, auch wenn sie ihn halbherzig dazu beglückwünscht. Insgesamt scheint sie sehr desillusioniert zu sein, da sie tatsächlich davon ausgegangen war, dass er sie nach all der Zeit noch immer zurückhaben wollen würde. Gerade als sich Tiz zum Gehen wenden will, besteht er darauf, dass er sich diesmal eine richtige Verabschiedung wünscht. Da sie beide auf den Weg nach unten sind, einigen sie sich auf ein letztes gemeinsames Getränk, bevor sie sich Lebewohl sagen. Auf dem Weg hinaus wischt William noch das Anti-Hexen-Zeichen vom Türrahmen. Ihnen folgt beunruhigenderweise eine hundeartige Gestalt, die sich aus dem Schatten in einer rauchartigen Gestalt erhebt. William meint, dass er den Hund nicht kontrolliert, dieser aber immer ein Auge auf ihn habe.
Unten haben sich derweil Salaîne und Nyall, wie der Halbling heißt, zusammengesetzt, wobei dieser sich ein Frühstück und zwei Humpen Bier bestellt. Noch während Nyall seine Gabel in seinen Speck versenkt, rückt ihm die Hexe auf die Pelle und will Klartext mit ihm reden. Sie erzählt ihm, dass sie wisse, dass er und seine Gefährten ein Grab geschändet und ein Artefakt entwendet haben, und will dieses Artefakt haben. Nyall selbst ist süffisant und verlässt sich humortechnisch auf seinen Sarkasmus, scheint nach einiger Einschüchterung aber teilweise nachzugeben und sogar darüber nachzudenken, für den richtigen Preis die Seite zu wechseln, solange es sein Partner nicht mitbekommt. Er offenbart Salaîne gegenüber sogar, dass das Amulett bei Svend, dem Druiden, ist, und dieser wahrscheinlich auf halbem Weg zu ihrem Auftraggeber. Bevor Salaîne mehr erfahren kann, kommen Tiz und William (und der Schattenhund) in das untere Stockwerk, woraufhin Nyall sofort zusammenklappt und William von allem berichtet, was er inzwischen mit der Hexe geteilt hat.
Der Ritter ist sichtlich frustriert und droht den beiden Frauen, dass er sie leider nicht gehen und seinen Partnern hinterherreiten lassen kann. Als Salaîne sich dennoch erhebt, greift er ihr Handgelenk, was diese mit einem Zischen zur Kenntnis nimmt, bevor sie sich mit einem Nebelschritt durch die Vordertür in Sicherheit bringt. Tiz will ihr hinterher, aber die Quecksilberdämpfe der Ruinen beeinträchtigen sie noch immer, und so kann sie sich nur schwach wehren, als William ihre Hände hinter ihrem Rücken verschränkt und Nyall Salaîne einen Pfeil in die Schulter jagt, bevor er unter einem der Tische oder hinter dem Tresen verschwindet, während die Wirtin erschrocken Deckung sucht. Auch der Schattenhund stellt sich Tiz in den Weg und knurrt sie an, Tiz knurrt zurück.]
Kampfeslärm ertönt aus dem Erdgeschoss des Gasthauses und mittels Magie ruft Salaîne um Hilfe, also machen wir uns sofort auf den Weg. Auf Grauers Rücken bin ich schneller, so kann ich bald durch ein Fenster sehen, wie Tiz festgehalten wird und ein Pfeil aus Salaînes Schulter ragt. Offensichtlich haben die Verhandlungen nicht viel gebracht - erwartbar bei Skandern - und die Hunde haben sich für Gewalt entschieden. Sollen sie bekommen, also schieße ich durch das Fenster auf den gerüsteten Mann, der Tiz fixiert, welche ihrerseits ihre transzendenten drachischen Körperteile manifestiert hat und sich vergeblich gegen den festen Griff des Ritters wehrt. Mit meiner Forderung nach Herausgabe des Artefaktes im Namen Ihrer Hoheit Madalena Vanjarón de Moneda und unter Androhung eines schnellen Endes, welche beide zunächst unbeantwortet bleiben, stürzen wir uns in den Kampf - auch Wiatt, der mit dem Kopf voraus durch das von mir beschädigte Zimmer springt, um Tiz zur Hilfe zu eilen. Er hat sogar Erfolg, und Tiz kann den Händen des Mannes entkommen und unter Beschuss des Halblings, der immer wieder verschwindet, aus der Vordertür fliehen, wo sie allerdings von einem seltsamen hundeartigen Schemen gerissen wird. Ich bringe sie mit meiner Magie wieder auf die Füße und zerschmettere die Schattengestalt (Salaîne scheinr die Zauberwirkerin zu kennen, die diese Kreatur erschaffen hat, und nicht allzu gut auf sie zu sprechen zu sein - außerdem fasst sie sich bei deren Anblick unbewusst an den Rücken), bevor ich Wiatt zur Hilfe eile, der eine Art Magie unterdrückende Aura aktiviert hat - vielleicht eine Anti-Hexen-Technik, die er als Bloodhunter beherrscht? Und natürlich stellt sich der Ritter als ein Paladin Cerawnas heraus, der seine fahle Gottheit anruft, um dann tatsächlich Wiatt zu Fall zu bringen. Flugs bin ich an dessen Seite und heile die gröbsten Wunden, während Grauer ihn aus dem Haus in relative Sicherheit zieht. [Hier fehlt merklich ein wesentlicher Teil des Kampfberichts, der von Wiatts Verwandlung in einen großen, unkontrollierbaren Wolf und Salaînes Einsatz eines untoten Bloodhunters bzw. dessen Geist handelt.]
Während des Kampfes stellt sich heraus, dass die beiden das Artefakt gar nicht bei sich tragen, also müssen wir die beiden Skandern wohl oder übel am Leben lassen. Nachdem der Halbling niedergestreckt wurde, ist der Paladin sogar fähig, ihre Niederlage einzugestehen und seine Waffe niederzulegen. Gerade will ich die Befragung beginnen, da haben die anderen offenbar ihrerseits ihre Augen vom Halbling gelassen, der die Gelegenheit genutzt hat, um zu fliehen. Ich schicke Grauer hinterher, um seinen Kurs zu verfolgen. Drinnen haben sich die nicht-Monedaer wohl darauf geeinigt, den Paladin gehen zu lassen und ihm sogar sein Schwert zurückzugeben, damit er sich auf dem Heimweg verteidigen kann. Alles, was ich von ihm noch als Informationen bekomme, ist, dass seine Auftraggeber*innen in Skandergaard und seine Gefährten - vor allem der Druide mit dem Artefakt - auf dem Weg dorthin sind. Der Paladin zahlt für seinen Anteil an den Schäden am Gasthaus aus seiner und seines Partners Geldbörse, dann ist er fort, und wir sitzen im teilweise zerstörten Schankraum, um unsere zahlreichen Wunden zu verarzten.
Ich gehe nach draußen in die Nähe des zersprungenen Fensters - nicht ohne selbst eine Entschädigung für den Zustand des Gebäudes zu hinterlassen (Quittung anbei) - und versorge Grauer, der einiges einstecken musste und mir bestätigt, dass der Halbling Richtung Skander auf der Handelsstraße reitet, während von drinnen die Gespräche meiner Gefährten zu mir dringen. [Tiz und Salaîne reden über William, und dass die Neuigkeiten über seine derzeitige Lebenssituation nicht ganz so spurlos an Tiz vorübergehen, wie sie darstellen will. Salaîne ist uncharakteristisch empathisch und sogar offen insofern, dass auch sie schon verraten wurde. Sie verspricht Tiz, dass diese schon einen Partner finden würde, der ihrer Wert sein und auch weit über 12 Jahre auf sie warten würde. Dann wenden sie sich Qiatt und seinem Problem zu, der sehr verzweifelt ist.]
Nach einer Weile - ich bin mit dem Verfassen dieses Berichtes fast fertig - kommt ein sichtlich erschütterter Wiatt nach draußen und entschuldigt sich mit gebrochenem Drakonisch bei Grauer dafür, ihm während des Kampfes ungewollt verletzt zu haben. Grauer nimmt es als unkontrollierten Kampfesinstinkt hin, betont aber, dass er weitere Verwundungen mit gleicher Münze heimzahlen würde. Auch an mich wendet sich der Bloodhunter und versichert mir, dass er alles dafür tun würde, dass solcherlei Ausfälle nicht wieder vorkommen würden. Ich nehme ihm seinen Willen ab, allein an seiner Fähigkeit dazu habe ich meine Zweifel, also warne ich ihn, das unter Kontrolle zu bringen, bevor wir zurück in Colvera sind. Er darf gerne um sich schlagen, sollte unsere Reise uns nach Skandergaard führen, und dort den Hof abschlachten, aber solange ich lebe, wird der Herzogsfamilie nicht ein Haar gekrümmt! Er scheint nicht ganz einverstanden damit zu sein, solch eine Ansage von einem Kobold zu bekommen. Nachvollziehbar, aber er (und, ehrlicherweise auch die anderen) scheinen nach diesem Kampf schnell vergessen zu haben, wer ihre Herr*innen und Auftraggeber sind. Und trotz der Erinnerung Salaînes daran, dass die Gesetze Beycillis' die Monedas übertrumpfen, sind wir hier immer noch im Land des Großen Bronzewyrms!
Die Spur wird kalt
Nach einigen Minuten kommen Tiz und Salaîne wieder hinter der Hausecke hinterher und wir verabschieden uns von Joska. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft bei Serlos erzählen sie uns, was die verschiedenen Glyphen und Runen bedeuten - dass Salaîne als arkane Zauberin die alten Schriftzeichen entschlüsseln kann, ist offensichtlich, aber wie Tiz es vermag... Vielleicht ist die Schrift der ihrer Heimat ähnlich? Darüber weiß ich eh viel zu wenig, vielleicht kann sie mir ja beizeiten davon erzählen. Jedenfalls sind wohl die meisten Zeichen eher Bilder denn Buchstaben oder Worte, aber auch die gibt es: Besonders häufig kommen Versionen des Wortes "Schutz" vor sowie magische Runen, die auf einen antiken Schutzzauber hinweisen. Allerdings lassen sich auch Satzschnipsel entziffern. "Ein Jeder, der das Grab entweiht..." und "Geister des Waldes" beziehungsweise "Geister der Bäume" stechen hervor.
Zurück bei Serlos werden wir auf ein deftiges Abendessen eingeladen, mit leckerem Wild und vielen Geschichten, die die andere Gruppe Sanna erzählt hat, welche sie nun wiederum gutgelaunt an uns weitergibt. Ihre Sagen drehen sich vor allem um Zwerge, insbesondere deren letzten König - diese alte Leier vom Gründungsmythos von Skander. Salaîne ihrerseits gibt eine Gruselgeschichte über Hexen und Geister von sich. Wenn ich in Sannas Gesicht blicke, schätze ich, dass sie nicht besonders gut schlafen wird heute Nacht. Gesättigt und gut unterhalten geht es für heute ins Bett, damit wir morgen Früh mit all unseren Kräften loslegen können.
[Salaîne geht ihrerseits allerdings zunchst einmal ein Stück in den Wald und beschwört ein Abbild des sie umgebenden Waldstücks, wie es vor Jahrhunderten einmal ausgesehen haben mochte. Sie versucht dabei, in die magischen Strömungen dieser Illusion einzutauchen, um herauszufinden, was der Wald ihr von seiner Geschichte erzählen mag. Was sie herausfindet: Die Bäume werden immer älter, je weiter es in Richtung der Ruinen geht, allerdings sind diese bei weitem älter als jede einzelne Pflanze in diesem Wald. Sie kehrt zur Rast ein, die Illusion verbleibt aber noch einen weiteren Tag an der Stelle.]
Gestärkt, ausgeruht und mit einem guten Beeren-Haferschleim im Magen machen wir uns auf den Weg zu Joskas Hütte. Wiatt nimmt Salaîne beiseite, allerdings sind sie nicht weit genug weg von mir und Tiz, als dass wir ihre Unterhaltung nicht mitbekommen würden. Er fragt sie relativ direkt, ob er sich ihrer Loyalität insofern sicher sein kann, dass sie ihm in den kommenden gefährlichen Situationen kein Messer in den Rücken rammt. Sie nimmt das Thema sofort auf und unterstellt ihm wiederum, dass sie weitaus bereiter wäre, ihm zu helfen, wenn er ihr ein Messer zurückgibt, was wohl mal einem anderen Blutjäger gehört hatte. Wiatt behauptet, er behalte dieses Messer ein, um Salaîne vor etwaigen Blutjägern zu schützen, die sie bei dessen Anblick sofort angreifen würden. Beide rücken nicht davon ab, dass der jeweils andere ihrer Hilfe bedarf, und beide sind ihrerseits darauf bedacht, dass sie diese Hilfe nicht benötigen. Letzten Endes einigen die beiden sich zumindest darauf, dass sie sich nicht gegenseitig schaden werden bei dieser Mission. Die ganze Diskussion lässt nichts Gutes für die Zukunft erahnen, und auch aus den Häusern, an denen wir vorbeigehen, schauen neugieige Dorfbewohner aus den Fenstern. Als Tiz einer von ihnen ihre Theorie wiederholt, die beiden benähmen sich wie ein altes Ehepaar - sowohl Wiatt als auch Salaîne beäugen sie und einander daraufhin mit einigem Ekel - zieht die Bewohnerin schnell die Vorhänge zu, um so zu tun, als hätte sie nicht gelauscht. Endlich kommen wir an das Haus mit den Baumstümpfen, in dessen Garten Joska bis gerade eben noch Unkraut gejätet hat und sich nun die dreckigen Hände an seiner Hose abwischt. Als er uns fragt, ob wir zum Aufbruch bereit seien, pfeife ich noch Grauer herbei. Er setzt mit großen Srüngen auf uns zu und ich begrüße ihn freundlich, während Wiatt Joska beruhigt, der bei Grauers Anblick seine Holzfälleraxt gezückt hat. Verwirrt, aber weniger nervös zeigt er uns den Weg durch den Wald in Richtung Ruinen.
Ein Trampelpfad führt ins Herz des Waldes, und je weiter wir uns unserem Ziel nähern, desto zerklüfteter wird der Boden - offenbar hat sich hier die gesamte Vegetation als eine Decke über eine nun ruinierte, antike Anlage gelegt. Die Ruine, die wir suchen, entpuppt sich als relativ rechteckige Erhöhung im Boden, in dessen Mitte eine Steinplatte neben einem Loch liegt, das diese zuvor wohl bedeckt hatte. Joska verabschiedet sich von uns und nimmt uns das Versprechen ab, nach unserer Überprüfung der Anlage die Platte wieder an ihren alten Platz zurückzulegen. In der Nähe des Lochs ist teilweise eine Fortführung der abgepausten Warnung aus dem Boden gekratzt worden. Salaîne würde gerne mehr lesen können und fragt Grauer in der Handelssprache nach dessen Hilfe, hier weiter zu graben. Grauer schaut mich ratlos an, und ich wiederhole die Bitte auf Drakonisch. Begeistert macht er sich daran, den Boden umzuwälzen, wobei seine großen Pranken ihm eine große Hilfe sind. Er ist erstmal beschäftigt, also besehe ich die Umgebung und finde Fußspuren der anderen Gruppe (erst vier Fußpaare hierher, dann wieder weg, dann fünf zurück an diesen Ort, dann wieder weg Richtung Nordosten, wo uns der Weg zur Handelsstraße beschrieben worden war). Ich lasse auch meine Spähersinne über den Waldboden gleiten und finde sowohl fernab eine Ansammlung von Feenwesen, Grauer neben mir und eine alte, fast vollständig verloren gegangene untote und feeische Präsenz im umliegenden Gebiet. [Auch Wiatt nutzt sein magisches Gespür und findet neben unseren Gegenständen keine bedeutsame Magie, nur Reste von Bannmagie, die wir aufgrund des abgepausten Textes hier vermuten.] In der Zwischenzeit hat Grauer für Salaîne, die ihn währenddessen in der Handelssprache zulabert, den Rest der Warnung ausgegraben und anderswo eine Stelle gefunden, an der er weiterbuddeln will. Dieser Rest deutet auf eine Verfluchung derjenigen hin, die die Leichen der ehemaligen Bewohner hier entweiht, deren Statuen entfernt oder dieses Grab beschädigt. Den Schuldigen sollen verschiedene Tiere und ein gewisser Tiergott Schaden zufügen. Auf mein Nachfragen hin meint Salaîne, dass einige Magie eine ganze Weile überdauern kann, aber ich denke, dass dieser Gott ja nicht mal mehr im Pantheon vertreten ist - es sei denn, es ist tatsächlich Cerawna - also kann dessen Fluch ja so schlimm gar nicht mehr sein.
Endlich blicken wir ins Loch hinab und ich kann einen engen Gang - zu eng für Grauer - erkennen, an dessen einem Ende ein Durchgang in einen großen Raum liegt. Wir bereiten ein Seil zum Hinabklettern vor, doch Tiz kann nicht abwarten und springt als Erste hinunter. Sie entzündet eine Fackel und tritt in den Raum, dessen Wände mit kruden Zeichnungen bemalt und von vier weiteren Durchgängen unterbrochen sind. Das Fackellicht lässt eine silbrige Flüssigkeit glänzen, die in Rillen im Boden ein seltsamens Muster darstellt - Quecksilber, wie Salaîne sie nennt, und äußerst giftig sowohl in flüssiger Form als auch als Luftgemisch. Jeden der Durchgänge flankieren Schilde und Speere, die in die zentrale Kammer weisen, und jeweils eine Statue: ein stilisierter Mensch mit befremdlichen Waffen, ein Wolf, ein Dachs und ein Hirsch. Zu Füßen jeder Statue sind verschiedene Gegenstände aufgestellt, am meisten vor dem Wolf. Ich erkenne auch Münzen, die sich als skanderische Währung entpuppen - also ist die andere Gruppe aus Skander. Von besonderem Interesse sind ein ordentliches Messer und ein Armband mit Druidenknoten bei der Wolfsstatue. Inmitten der zentralen Kammer ist ein Ritualkreis aufgemalt worden, den Salaîne als Hexenmagie zur Entfernung von Flüchen von einzelnen - in diesem Fall wohl zweien - Personen identifiziert. Sie hat sich auch im Licht ihrer Laterne auf den Boden gesetzt, um ein simples Landschaftsbild zu zeichnen, aber bevor ich sie deswegen befragen kann, setzt mir die Luft hier zu, sodass ich mit Kopfschmerzen und Schwindel in den Gang zurückkehre und mir frische Luft von oben gönne. [Salaîne legt die Zeichnung als Opfergabe zur Menschenstatue und geht an ihr vorbei in den dahinter liegenden Nebenraum. Darin ist eine Grabplatte in die Wand eingelegt, darum herum einiger Schmuck und Krams, der seit Urzeiten vor sich hinrottet. Vor der Platte sind Schabspuren zu erkennen, die darauf hindeuten, dass sie hin- und herbewegt wurde. Salaîne schiebt ihrerseits die Platte beiseite und findet das Skelett eines humanoiden mit den Resten einer alten Waffe und eines Schildes. Die knochigen Hände sehen aus, als umfassten sie etwas, doch dort ist nichts. Auch den anderen - Wiatt ausgeschlossen - spüren die Wirkung der von Quecksilber angereicherten Luft.] Nach einigem Zögern und der Befürchtung, dass die andere Gruppe den gesuchten Gegenstand schon an sich gebracht haben und seit Stunden weg sein könnte, bekräftige ich, dass ich zuerst alle Gräber untersuchen werde, bevor ich gehe, um ja jeden Schritt unternommen zu haben, den Auftrag Ihrer Hoheit Madalena zu erfüllen. Die anderen stimmen zögernd zu, und gemeinsam überprüfen wir die anderen Nebenräume, leider erfolglos. Wir entschließen uns, unsere Pferde aus Temujo zu holen und den fußläufigen Humanoiden hinterherzureiten, die wahrscheinlich das Kleinod besitzen, dessen die Vanjaróns bedürfen. Grauers Schnauze und Pfoten sind fast vollkommen von Erde bedeckt, die Grabungsstätte eine Kraterlandschaft, aber wir erfüllen unser Versprechen und legen die Platte wieder auf das Loch, das in die Grabstätte führt.
Im Dorf kommt uns Sanna entgegen, wir erzählenn ihr davon, dass das Grab durch gefährliche Gase geschützt ist, sie erzählt uns, dass sie sich gut um unsere Pferde gekümmert hat, was ich zufrieden entgegennehme. Niedergeschlagen ob unserer raschen Abreise nimmt sie uns das Versprechen ab, bald wieder vorbeizuschauen, wenn wir in der Gegend sind. Sie tut mir irgendwie leid, da sie hier draußen wirklich nicht viel von der Welt mitbekommt, also bekröftige ich, dass mich meine gelegentlichen Spähausflüge so oder so durch Zentralmoneda führen, sodass ich Temujo durchaus als Zwischenstation einplanen kann. Das scheint sie zumindest zu beruhigen, was zunichtegemacht wird, als Salaîne mit gruseligem Unterton verspricht, dass man sich wiedersehen würde, woraufhin Sanna ein paar Schritte von ihr und Nocta wegmacht. Nach einiger Diskussion, ob wir den schnelleren Weg um den Wald herum über die Handelsstraße nehmen, um der Gruppe den Weg abzuschneiden, oder ihren Spuren durch den Wald folgen, um sie nicht zu verlieren, entscheiden wir uns für letzteres und ich führe den Rest mit Grauer den Fußabdrücken der anderen Gruppe Richtung Nordosten durch den Wald. Die Pfade kreuzen sich ab und an, doch sie sind auch gut von Holz befreit, was von regelmäßigem Durchgangsverkehr zeugt und unseren Reittieren den Durchgang erleichtert. Allerdings bedeutet das auch, dass die Spuren immer schwerer auszumachen sind, und tatsächlich trennen sich die fremden Gruppenmitglieder bald in drei Richtungen auf: Der Druide scheint sich in einen Wolf (was auch sonst?) verwandelt und ins dichte Unterholz geschlagen zu haben, während der Krieger (mit den tiefen Abdrücken) und der Halbling (mit den kleinsten Füßen) nach Norden ausschlagen und die Frau und die Person mit dem Umhang dem Pfad folgen.
Bevor wir uns entscheiden können, welchem Gruppenteil wir folgen wollen, speit Tiz ihren glitzernden Drachenodem in die Luft über sich, welcher sich an ihren Schultern zu kristallisieren scheint, bis sich transzendente Flügel auf ihrem Rücken breitmachen. Wir alle stehen noch unter Schock, als sie sich auch noch mithilfe ihrer neuen Flügel in die Lüfte erhebt und einige Momente über den Baumwipfeln kreist. Sie landet vor unseren aufgerissenen Augen und Mündern, und während sich ihre Flügel wieder in Luft auflösen, meint sie nur fast nebensächlich, dass ein paar Stunden den Pfad hinab ein Gasthof liegt. Die gerade passsierte Situation ignorierend, entschließen wir uns dafür, dem Pfad zum Gasthof zu folgen, da die andere Gruppe sicherlich länger nicht mehr geschlafen haben kann (wir haben auch keine Lagerstätten unterwegs entdeckt) und daher wohl das Gasthaus ansteuern werden. Ich notiere mir das Geschehene im Hinterkopf, um es später für die Vanjaróns niederzuschreiben, und gemeinsam "galoppieren" wir weiter den Pfad entlang. Nach wenigen Stunden kommen wir an eine Ansammlung von Häusern mitten im Wald, an deren Rand ein riesiger umgestürzter Baum liegt. Daneben steht das größte Haus, "Der Umgefallene Baum" ["Es führt kein Weg vorbei"], in das wir eintreten, während Grauer auf die Pferde aufpasst.
Außer einem Kunden finden wir nur die Gastwirtin vor, und Salaîne lässt ihren Charme spielen (und eine Goldmünze springen, die schnell verschwindet), um von den Personen zu erzählen, die wir suchen. Tatsächlich ist die Person im Umhang schon vor einigen Tagen hier gewesen, um Unterkunft für eine Gruppe Reitpferde zu mieten, und er und eine Frau - die allerdings keinesfalls schüchtern, sondern im Gegensatz sogar ausgelassen zu sein scheint - seien schon vor einiger Zeit eingekehrt. Gerade, als wir fragen, wo die beiden im Moment seien...
Eines zweiten Versuchs würdig
Viel Schlaf ist mir nicht vergönnt, denn schon früh am Morgen begeben sich verschiedene beycillische Gesandtschaften auf den Heimweg, also brauchen sie auch ihre Pferde. Der schwarze Rappe der imperialen Hexe hat mir Sorgen bereitet; aß nichts, trank nie, und die anderen Pferde im Stall nehmen Abstand von ihr. Ich erwähne es gegenüber einer der beycillischen Wachen, aber sie versichert mir, dass das so normal sei. Kurz nachdem die Gruppe um Perseis den Hof verlässt, tritt üerraschenderweise Wiatt an mich heran, um mich nach dem Aufenthaltsort der Skander zu fragen. Nachdem ich ihm das Versprechen abgenommen habe, dass er unter dem Dach der Vanjaróns das Gastrecht ehren wird, führe ich ihn zum Gästeflügel. Die Wache erkennt Wiatt - wahrscheinlich wegen der gestrigen Ereignisse - und fragt ihn bestimmt, was seine Beweggründe sind. Wiatt erwidert, dass er um eine Audienz bei Prinzessin Ylva ersucht, um über die Dinge zu sprechen, die gestern vorgefallen sind. Eine der Wachen verschwindet für einen Augenblick, nur um den Bloodhunter mit einem Grinsen gewähren zu lassen. Das kommt mir alles zu einfach vor, nach den Feindseligekeiten gestern, und Wiatt allein mitten in feindliches Gebiet gehen zu lassen kommt mir unverantwortlich vor, aber Wiatt versichert mir, dass er es alleine schon schaffen würde. Nichtsdestotrotz soll er sich in spätestens einer Stunde im Stall melden, sonst werde ich meinerseits die Hauswache informieren. Mit nicht wenig Sorge gehe ich zurück in die Stallungen, wo offenbar die Stallburschen und -mädels ohne mich gänzlich überfordert scheinen.
[Wiatt spricht mit einer verdächtig freundlichen Ylva. Er entschuldigt sich und bittet um die Rückgabe seines Dolches. Ylva kauft ihm die Aufrichtigkeit seiner Entschuldigung nicht ab, obwohl er ihr traurigerweise zusichert, dass es alles an emotionaler Aufrichtigkeit ist, was er aufbringen kann. Sie lernt, dass Wiatt ein einfacher Bürger ist und erinnert ihn daran, dass sie für seine Gewalt gegen einen Baronssohn Wiatts Kopf oder zumindest Auspeitschung hätte fordern können, wenn sie nicht so ein guter Gast wäre. Außerdem macht sie ihm gegenüber deutlich, dass sie generell die Monsterjäger als eine Institution hasst, weil deren Ansichten, Arbeitsweise und Selbstgefälligkeit ihr zuwider sind. Auch sein Angebot, sich bei Kjertan zu entschuldigen und sich von ihm verprügeln zu lassen, kommt bei ihr nicht an, da sie nichts persönlich an seinem Leid findet, nur an der Schmach, die der Verlust des Dolches für die Institution der Bloodhunter-Gilde bedeutet. Alles in allem verweigert sie ihm seinen Dolch, bis er ihr seine Dienste anbietet im Austausch dafür. Einzig der Mord an Mitgliedern des Hauses Vanjarón und der Gilde wird von ihm ausgeschlossen. Daraufhin schlägt Ylva ein (er spürt etwas in sich zusammenziehen) und gibt ihm seinen Dolch wieder, woraufhin er schnell den Flügel und - nach einem kurzen Rapport bei Segu - das Schloss verlässt.
Die nächsten Tage steigt Tiz Kjertan hinterher und beoachtet ihn, immer darauf bedacht, nur in seinen Augenwinkeln aufzutauchen und ihm ein ungutes Gefühl zu geben. Bei der Abreise der Skandern stellt sie sich in seine Nähe, als er auf sein Pferd steigt, und droht ihm unterschwellig, was ihm einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Er und der Rest der Gesandtschaft reiten entgültig aus, angeführt von Ylva auf ihrem langmähnigen Apfelschimmel.]
In meiner wenigen freien Zeit suche ich die Venxaroncas-Kapelle im Schloss auf, um dem Rat Seiner Hoheit Valente zu folgen und endlich Klarheit bezüglich Tiz und ihrer Fähigkeiten zu bekommen. nach einem kurzen Gebet trete ich an eine Priesterin heran, die noch ein paar Weihrauchschalen entzündet, bevor sie sich zu mir wendet. Sie nimmt meinen Bericht über die transzendenten Drachenkörperteile Tiz mit herunzelter Stirn und einem weisen Nicken wahr, ist aber schnell bereit, mir zu antworten - offenbar hat jemand von der Herzogsfamilie schon ihren Rat und Orakelspruch erhalten. Auch wenn sie mir natürlich nicht den Spruch in seiner reinen Form wiedergeben kann, so scheint es sich in Tiz' speziellem Fall eher um einen Segen des Großen Bronzenen zu handeln. Worauf ich zu achten habe, meint sie, ist, ob sie denn auch bronzene Schuppen materialisiere und wie sie sich noch verhalte - hier zögert sie kurz, bevor sie fortfährt - denn auch wenn ein solcher Segen ein Potenzial zu Großem offenbare, so seien doch Venxaroncas' Schuppen, die für Orakel verwendet werden, auf eine mehrdeutige Weise gefallen, sodass nicht klar sei, ob dieses Potenzial nun zu außerordentlich Gutem oder außerordentlich Bösem führen werde. Mit einem wohlwollenden [und paternalisierenden] Tätscheln meines Kopfes, das ich wohlig entgegennehme, sinniert sie, dass es deswegen wohl ein glücklicher Umstand ist, dass ein so loyaler Diener der Vanjaróns ein Auge auf Tiz hat. Dankbar und etwas beruhigt verlasse ich die Heilige Halle und entscheide, Tiz von nun an mit weniger Argwohn zu betrachten, ihre Worte und Taten allerdings genau zu beobachten und mit den Lehren Venxaroncas' und seiner Nachfolger aufzuwiegen.
Es ist nun drei Tage nach Neumond und ich erhielt eine weitere Vorladung zu Ihrer Hoheit Madalena bezüglich eines Auftrags für unsere Gruppe! Ich bin ja so froh, dass sie trotz der Geschehnisse des Galaabends nicht beschieden hat, einem jeden von uns des Standes oder gar Monedas zu verweisen und uns stattdessen sogar noch diesen Vertrauenszuspruch gibt! Wenn es wieder in eine Region fernab der Hauptstadt geht, muss ich für Ordnung hier sorgen, also arbeite ich meine Nervosität bis zur Audienz ab, indem ich die Stallungen auf Vordermann bringen lasse und dabei die junge Halbelfe Ernissa, die seit der Abreise der beycillischen Gesandtschaft vor ein paar Tagen einiges an Selbstvertrauen gewonnen hat, das Ruder überlasse. Wenn die Zeit kommt, bin ich mir fast sicher, dass sie meine Abwesenheit einigermaßen ausgleichen können wird, solange nichts Unvorhergesehenes passiert, und so kann ich diesbezüglich beruhigt, aber immer noch angespannt, zu Ihrer Hoheit Madalenas Büro gehen.
[Tiz wurde dazu aufgerufen, schon vor den anderen einzutreffen, und ihr wird offenbart, dass Berichte - Tiz sieht Segus Bericht und einige Notizen auf einem Stapel auf dem Tisch liegen - über ihre drachischen Fähigkeiten das Ohr ihrer Vorgesetzten gefunden haben, und sie sich nun zu erklären habe. Tiz gibt sich äußerst vage, verspricht aber, dass ihre Kräfte zum Schutze und Nutzen der Vanjaróns dienen werden, und dass sie selbst zwar nicht weiß, woher - außer tief aus ihr selbst heraus - sie kommen, man ihr allerdings beigebracht habe, sie einigermaßen zu kontrollieren und kanalisieren, was sie bekräftigt, indem sie ihre Arme und den Kopf in ihren drachischen Formen aktiviert, was Madalena fasziniert betrachtet und in ihre eigenen Notizen aufnimmt. SIe ist offensichtlich erleichtert und deutet an, dass manche am Hof das Auftauchen solcher Fähigkeiten (noch dazu in solcher Form) als einen Segen Venxaroncas' sehen. Tiz könne nun gehen und später mit den anderen zurückkehren, was diese auch macht.]
Ich komme im Vorraum an und sehe, dass die anderen schon anwesend sind. Tiz begrüßt mich mit zusammengezogenen Brauen, und Salaîne scheint Wiatt mit den Augen durchbohren zu wollen, während er sich Mühe gibt, sie nicht zu beachten. All das gibt meinem Enthusiamsmus einen kleinen Dämpfer, als wir gebeten werden einzutreten. Sofort setzt sich die Hexe auf den äußersten der vier Stühle und Tiz ans andere Ende, was mir den Platz zwischen den beiden Menschen übrig lässt. Ihre Hoheit eröffnet das Treffen mit einem Verweis auf meinen ausführlichen Bericht, der vor ihr auf dem Tisch liegt, und ich bin so geehrt, dass ich nicht bemerke, wie Tiz ihr sarkastisch zustimmt. Allerdings verdunkelt sich das Gesicht Ihrer Hoheit, als sie Wiatt wegen seines Verhaltens am Abend der Frühlingsfeier ausfragt. Ihre Sorge ist nur allzu verständlich, da wir uns eine Wildcard, wie sie dieser Wutausbruch darstellte, in den kommenden Missionen nicht leisten können. Wiatt ist wiederum äußerst wortkarg in der Anwesenheit einer augenscheinlich höhergestellten Person, also bringt er nur zögerlich hervor, dass er sich einfach überfordert fühlte durch sein Gespräch mit einer so ranghohen Hexe wie Perseis. Ihre Hoheit beschließt folgerichtig (und zu meiner Beruhigung), unsere Gruppe nicht auf diplomatische Missionen zu entsenden. Kurz bemerkt sie, wie reibungslos die Abreise der Gäste durch mein Mitwirken ablief (was mein Herz auf die dreifache Größe anschwellen lässt) und überbringt dazu auch den Dank dieser Gäste an mich, bevor sie dazu übergeht, uns unseren nächsten Auftrag vorzustellen, solange wir weiterhin bereit sind, als Gruppe ihren Willen durchzusetzen - was natürlich eine rhetorische Frage ist, da man das nur bejahen kann.
Ihre Hoheit nimmt einen weiteren Zettel, neue Verträge und einen offiziellen Brief über unseren Dienst an der Familie Vanjarón aus einer Schublade, bevor sie uns wissen lässt, dass es wieder darum geht, etwas für sie zu besorgen, was wir offenbar zu ihrer Zufriedenheit erfüllt haben. In der Nähe des Dorfes Tamujo am Rande der zentralen Wälder gbt es Berichte über ein uraltes Grabmal, in dem sie ein Artefakt vermutet, das die Gesamtheit aller Tiere widerspiegeln soll. Ich vermute sofort, dass es sich um Cerawna handeln muss, da sie nicht nur die Mondgöttin, sondern auch die Göttin der wilden Tiere (und Schutzpatronin Skanders...) ist. Falls wir mehr als einen entsprechenden Gegenstand finden, sollen wir alle mitbringen, zur Not auch mit einem erstandenen Karren. Kurz zähle ich auf, was für Gefahren uns begegnen können (Salaîne merkt an, dass sie zufälligerweise schon ein Gegengift vorbereitet habe), und berichte, dass ich schon häufiger in dieser Gegend aktiv war. Im Allgemeinen ist das Gebiet ruhig, die Wälder dank der Späher und Bloodhunter fast vollkommen von Monstern befreit. Auf meine Nachfrage hin wird bestätigt, dass wir keiner zeitlichen Beschränkung unterliegen und die Belohnung für meine Gefährten dieselbe sein wird wie bei unserem letzten Auftrag. Auf eine Verwunderung bezüglich des Aufbaus der Gruppe erwidert ihre Hoheit, dass ein fähiger Späher, der diese Gegend kennt (das bin ich!), von äußerster Nützlichkeit ist, ebenso wie Monsterjäger und Kämpfer mit sehr speziellen Fähigkeiten - sie hat also doch meinen Bericht gelesen und somit Tiz' Eigenart angesprochen - sowie eine Hexe, die sich mit altem Wissen und magischen Gegenständen auskennt. Das scheint alle zufrieden zu stellen und wir sind uns einig, dass eine Abreise heute noch möglich ist. Damit werden wir entlassen und treffen uns wenig später bei den Stallungen wieder, wo alle auf ihr jeweiliges Pferd von der letzten Reise bestehen - selbst Salaîne, deren Pferd Nocta in ihrer Gegenwart noch immer nervös wird. Aber ich habe einfach kein ruhigeres Reittier als sie, also muss sie lernen, mit ihr umzugehen.
Als wir die Stadttore für die dreitägige Reise hinter uns lassen, fällt mir zum ersten Mal auf, dass Wiatt seinen Kalteisen-Dolch wieder an seinem Gürtel trägt. Ich lenke Grauer an "Pferd" heran und befrage ihn dazu. Wiatt meint, er sei zu Ylva gegangen und habe ihn nach einer Entschuldigung zurückbekommen, was mir seltsam vorkommt, da mir Wiatt nicht wie jemand erscheint, der sich bei jemandem entschuldigt, auch wenn die entsprechende Person so weit über ihm steht. Er behauptet auch, dass er wegen des Verlustes keine größeren Probleme in der Gilde bekommen habe, aber ich spüre, dass er da wohl nur seine Ehre schützen möchte. Sicherlich wurde es ihm nicht leicht gemacht, da er dann ja am folgenden Tag zu Ylva kroch. Meine Frage, warum er sich überhaupt mit Kjertan angelegt hat, beantwortet er damit, dass er einfach häufiger nicht über die Dinge nachdenkt, die er tut, was häufig in entsprechenden Konsequenzen endet, wie diesmal mit dem Verlust seines Dolches. Irgendwie hat mich schon immer interessiert, wofür diese Dolche eigentlich stehen, und so nutze ich diese Gelegenheit, es mir von Wiatt erklären zu lassen. Er ist wie erwartet nicht allzu bereit, Informationen rauszurücken, aber ich lerne, dass jeder Dolch eine Art Rangabzeichen und gleichzeitig die Fähigkeit des jeweiligen Jägers darstellt, ein mit dem Material des Dolches entsprechendes Monster zu erlegen. So zeugt sein neuester Holzdolch davon, dass er in der Lage ist, Vampire zu töten, was mir einen unerwarteten Respekt abverlangt. Von Bolles Rücken aus lässt Tiz verlauten, dass alles eine Waffe sein kann, also pflücke ich einen taufeuchten Grashalm und bitte sie, daraus eine Waffe zu machen. Da es offensichtlich nicht möglich ist, rettet sie sich in die Ausrede, dass die Faust, die den Halm hält, ja natürlich eine Waffe sei. Ihr Konter nach der Art, dass das immerhin noch eine wirkungsvollere Waffe als bloße Worte sei - sie scheint auf irgendwas anspielen zu wollen, aber worauf? - kann ich nur erstaunt erwidern, dass die Vanjaróns nicht müde werden zu erwähnen, dass Worte die stärkste Waffe im Arsenal Monedas seien. Das lässt sie schnell verstummen, und auch während der Reise spricht sie viel lieber mit Salaîne über Sauberkeit und Ordnung als mit uns Männern. Tiz erzählt von einer Zeit in einem der hiesigen Klöster, in dem sie zwei junge Geschwister kannte, deren Streitereien sie sehr an Wiatt und Salaîne erinnern - letztere scheint der Vergleich schwerer mitzunehmen, als sie durchscheinen lässt.
Immerhin kommen wir schnell voran, und ich sehe viele Stellen, die mich an meine ersten Ausflüge mit Semanca erinnern...
Am dritten Tag unserer Reise kommen wir am frühen Abend, kurz vor Sonnenuntergang, in Tamujo an. Salaîne übernimmt die Führung und klopft an die Tür des größten der etwa 15 Häuser des Dorfes an, da sie dort auch die wichtigste Person der Gemeinde erwartet. Sie soll Recht behalten, denn uns öffnet eine grüngeschuppte Drachengeborene, die offenbar eben noch mit Teig zu kämpfen hatte, den Mehlrändern einer abgestreiften Schürze auf ihrem gut gearbeiteten Kleid nach zu urteilen. Wir informieren sie über unsere Herkunft und unseren Wunsch, hier heute zu nächtigen und die hiesigen Ruinen zu erkunden. Überraschenderweise sind wir wohl nicht die einzigen mit diesem Ziel, denn eine andere Gruppe ist heute Morgen erst zum selben Ziel aufgebrochen. Sie hatten bei einem gewissen Serlos übernachtet, der nach der unerklärlichen Abreise einiger Angehöriger nun ein Haus mit seiner Tochter Sanna teilt, aber für etwaige Durchreisende freie Zimmer hätte. Sie führt uns zum Haus und erzählt uns, dass wir einen gewissen Joska zu den Ruinen befragen sollen, da dieser Bäume verabscheut und nun von Steinen begeistert ist. Sie lässt auf dem Weg zu Serlos noch verlauten, dass sie davon ausgehe, dass ich der Diener der Gruppe bin, was Salaînes Tonfall von bisher plaudernd-löblich zu kalt und fordernd wechseln lässt. Auch sie muss noch lernen, manche Dinge für das zu akzeptieren, was sie sind. Als Kobold unterstehe ich natürlich anderen Völkern, aber ich habe es noch gut getroffen, diene ich doch den Vanjaróns!
Die Tür wird uns von einem mürrischen Mann getroffen, der die Drachengeborene mit ihrem Namen, Brynna, begrüßt, die ihm ihrerseits von uns und unserem Wunsch berichtet, bei ihm unterzukommen. Auch er meint, dass gerade viel los ist mit Reisenden - die letzte Gruppe war immerhin freundlich und hat sich gut mit seiner Tochter unterhalten. Brynna betont, dass wir jederzeit mit Fragen und Problemen zu ihr kommen können, das Dorf auch sehr sicher sei, da man sehr aufeinander achte. Letzteres wird von einem schwerwiegenden Nicken in meine Richtung begleitet; einige Vorurteile gegenüber Kobolden sind anscheinend nur schwer zu verlernen, selbst unter der wohlwollenden Herrschaft des Herzogs. Serlos meint, wir können gerne übernachten, solange nur nichts abhanden kommt (wohl wieder auf mich bezogen), und Wiatt und Salaîne sind sich einig, dass wir nur ein Zimmer benötigen werden. Die Pferde und die "Echse" - beinahe hätte ich doch meine Stimme erhoben, um die Drachigkeit von Grauer zu verteidigen, aber ich will nicht die Gastfreundschaft dieser Leute verspielen - sollen im Pferch bei den Schafen unterkommen, und so bringen Wiatt und ich sie dorthin. Die Schafe halten großen Abstand zu Grauer, und ich muss ihm versprechen, dass wir ihm im Wald etwas Leckeres fangen, damit er sich nicht an ihnen gütlich tut.
[Im Haus treffen Salaîne und Tiz auf Sanna, die ganz aufgeregt ist, weil so viele Leute von außerhalb im Dorf sind. Sie erzählt ihnen von ihren Hobbys und der Arbeit, die sie im Dorf verrichtet, und davon, dass in ein paar Tagen besondere Blumen blühen, aus denen sie gerne Kränze flechtet. Aus einem Kommentar Salaînes dahingehend nimmt sie ihr schnell das Versprechen ab, sich dafür dann zu treffen. Sanna berichtet auch von der anderen Gruppe, die viel mit ihr gequatscht hat und erst aus 4, später aus 5 Personen bestand.] Als wir wieder zu den Frauen aufschließen, verabschieden diese sich gerade hastig von Sanna, einem rothaarigen, sommersprossigen Mädchen. Sie scheint wegen irgendetwas verletzt zu sein, aber schnell schieben uns Tiz und Salaîne zum anderen Ende des Dorfes, wo ein Haus steht, dessen umgebende Bäume nur noch Stümpfe sind - hier wohnt offensichtlich Joska.
Der Halbork - selten hierzulande - bittet uns dann auch hinein und berichtet uns von der anderen Gruppe und der Ruine, nachdem die beiden Frauen ihm die Geschichte auftischen, dass wir in freundschaftlicher Rivalität zur und als Verstärkung der Gruppe hinter ihnen her sind. DIese Gruppe besteht aus drei Männern (einem Mann mit schwerer Rüstung und einem Schild auf seinem Rücken, einem grau-blonden Elfen/Halbelfen, der mit den Bäumen reden kann, und einem Halbling-Schützen) und einer blonden, zurückhaltenden Frau. Er brachte sie zu den Ruinen - er wusste nicht einmal, dass es sich um ein Grabmal handelt - und nachdem offenbar wurde, dass der Zugang verschüttet ist, verließen sie die Stätte, wobei sie noch eine weitere Person mit grünem Umhang trafen, sie freundschaftlich begrüßten, und dann gemeinsam weiter Richtung Handelsstraße liefen. Es gibt wohl einige alte Schriftzeichen an den Wänden der Ruinen, einige davon noch mit Moos bedeckt - etwas davon vom Elfen abgekratzt (Joska traut sich sowas nicht, da ihm Pflanzen nicht geheuer sind - sie beobachten ihn, sprechen untereinander und planen einen Angriff, da ist er sicher!) - die er neugierig abgepaust hat. Er zeigt uns sogar die Pausen und die beiden Frauen verschwinden kurz um die Ecke, um sie sich genauer zu besehen, woraufhin ich eine arkane Beschwörungsformel aus ebendieser Richtung vernehme.
Brüchiger Frieden
Bevor Tiz auch mich auf die Bühne bitten kann und wir mit ansehen müssen, was für eine Zänkerei sich denn nun diesmal zwischen Wiatt und Salaîne entfacht, bitte ich Ellaha, uns den Garten und seine guten Verstecke zu zeigen. In diesen Teil des Anwesens bringen mich meine üblichen Aufgaben nicht, und normalerweise ist er den Hochwohlgeborenen und ihren Gästen vorenthalten, also möchte ich diese Gelegenheit nutzen. Das Gelände weist eine wundersame Mischung wild gehaltener, einheimischer Pflanzenarten - oft in Hainen oder Baumgruppen - und seltsam gehegter und rigoros geordneter, fremder Vegetation in ihren Beeten und spalierartigen Reihen und Kreisen auf. Überal hängen Laternen, die vor allem den Bereich rund um die Ausgänge des Saales beleuchten, aber auch viele tiefe Schatten werfen, die offenbar einigen Gestalten, zusammen mit den fast schalldichten Hecken, die Gelegenheit bieten, ungestört zu bleiben, sei es für Techtelmechtel oder politische Angelegenheiten - oder, wie in unserem Fall, einfach um dem Treiben zu entkommen. Ich rieche feuchtes Gras, Frühlingsblumen, Harz und irgendwo stehendes Wasser. Wir gehen vom gepflasterten Weg ab, und ich kann endlich wieder frischen Erdboden unter meinen Füßen spüren, was mich etwas entspannen lässt.
Ellaha lenkt uns zu einer Sitzgruppe aus künstvoll geschnitzten, aus weißem Holz geformten Bänken unter einem Baldachin aus Weidenästen. Die Musik und das Geplapper von innen dringt nur gedämpft zu uns vor, wie versprochen haben wir hier also unsere Ruhe. Plötzlich werde ich mir gewahr, dass sich eine unangenehme Stille zwischen uns und der beycillischen Adligen ausbreitet, also versuche ich, ein Gespräch in Gang zu bringen. Erst muss ich Wiatts Taten für ihn erheben, nun hat auch noch Tiz ihre Zunge verschluckt - warum muss ausgerechnet ich derjenige sein, der diese sozialen Unfälle retten muss?! Ich versuche also diplomatisch, die Gemeinsamkeiten zwischen Beycillis und Moneda herauszuarbeiten, nur um im Gespräch herauszufinden, dass sie praktisch nicht existent sind! Deren Strafsystem ist lax, ihre Gefängnisse (!) sicherlich überfüllt und der "Kaiser" offenbar eher ein Blickfang für Adelige mit Ambitionen denn ein Mann, der die Zügel in die Hand nimmt. Schließlich findet Tiz doch ihre Fähigkeit zu sprechen wieder, nur um mir erneut damit zu kommen, dass Kobolde auf der gleichen Stufe wie alle Drachenblütige stehen würden und dass ich mich ihnen gegenüber nicht so in den Dreck werfen sollte. Es ist offensichtlich, dass diese beiden fremdländischen Frauen einiges an Indoktrination erleiden mussten, die ich nicht in einem einzigen Gespräch zerlegen kann, also versuche ich, das Gespräch auf etwas zu bringen, was es beenden kann: Ich hatte oft von den Dienern der Vanjaróns, die den Garten betreten durften, gehört, dass er um ein Objekt herum angelegt wurde, das von Venxaroncas persönlich gesegnet worden war. Ellaha hat davon noch nicht gehört, ist aber schnell einverstanden, sich auf die Suche danach zu machen.
Bald gelangen wir an eine Lichtung, die penibel so angelegt worden ist, dass sie einem ungeübten Auge wie natürlich so gewachsen scheint, und in dern Mitte das Heiligtum steht, wie ein König, umgeben von seinem Hofstaat: ein uralter Baum, von einem gigantischen Blitz getroffen und fast vollständig ausgebrannt. Der Umfang des Stammes des übrig gebliebenen Stumpfes ist noch immer beeindruckend, die Baumart durch die Verbrennungen und Versteinerung nicht auf dem ersten Blick auszumachen, die Luft in dieser Lichtung wirkt elektrostatisch aufgeladen, wie kurz vor einem Einschlag. Dieses Gefühl verstärkt sich, je näher wir Venxaroncas' Stammbaum und der niedrigen Kette, die ihn und ein paar wenige Blumen umgibt und nur symbolisch dazu gedacht ist, Leute fernzuhalten, kommen, und so ziehe ich reflexhaft den Kopf ein (ich hatte noch nie daran gedacht, dass diese Bewegung sowohl als beinahe nutzloser Schutz vor einem Blitzeinschlag dient als auch als eine immerwährende Erinnerung des Großen Drachen, ihm mit Demut und Untergebenheit zu begegnen!). Ich frage die anderen beiden, ob auch sie Venxaroncas ihren Respekt zollen wollen, doch die lehnen natürlich ab. Allein krieche ich nun also fast bis an die Stelle, an der mich die Absperrung ans Näherkommen hindert, und knie nieder, nehme die drückende Macht und berauschende Heiligkeit meiner Umgebung in mich auf. Ich betrachte die Zacken und Rillen, die der Einschlag und das dadurch entfachte Feuer in den Baumresten zurückgelassen haben, und nehme mir vor, die Priester zu fragen, ob man eine Bedeutung aus den Mustern lesen kann. Ich bete.
La meva vida seguirà les teves lleis tan segurament
com el tro segueix el llamp.
Enfosquim el cel!
Il·lumina el meu camí!
Destrossa els meus enemics!
Així ha de ser.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, aber ich erinnere mich wieder daran, dass ich nicht alleine hier bin, und so kehre ich zu Tiz und Ellaha zum Rand der Lichtung zurück. Offenbar sind sie beide nicht in Venxaroncas' Lehren bewandert, da sie mich mit Fragen darüber löchern, aber das gibt mir die Gelegenheit, über ihn und seine Artgenossen zu berichten; wie sie die Welt schufen, die Berge, die Ozeane, die Wiesen, den Himmel, und darüber herrschten, bis die Uralte Magie die Welt verließ, und die Großen Drachen mit ihr; wie ein jeder Drache ein Volk nach seinen Vorstellungen und Nutzen schuf (auch die Drachengeborenen, leider ist keine Überlieferung des Schöpfers des Kobolde bekannt) ; wie ihre Absenz nun dafür sorgt, dass Chaos und Zwist herrschen; wie dennoch Hoffnung verbleibt, da doch die direkten Erben Venxaroncas über uns leben und regieren. Natürlich müssen nun Ereignisse folgen, die meine Worte bestätigen, als Geraune und aufgeregtes Gemurmel aus dem Festsaal zu uns dringen.
Zuerst bin ich froh, dass ich es nicht war, der seine Fassung gegenüber den Tölen aus Skander verliert und so den Ruf und das Gastrecht unter dem Dach der Vanjaróns beschmutzt - nur um dann mit einem nicht zu unterdrückenden Stöhnen feststellen zu müssen, dass es Wiatt ist, der in einem Gerangel mit einem Mitglied der skanderischen Gesandtschaft (ich glaube, sein Name war Kjertan Fjellskjold) verwickelt ist. Tiz und Ellaha stürmen hinein, ich bleibe in der Nähe des Ausgangs. Inzwischen haben sich sogar die skanderische Prinzessin Ylva und Generälin Jamin eingemischt, um die beiden Streithähne auseinander zu zerren, und nach einer Beschmutzung des Kleides der Skanderin und einigen oberflächlichen Verbrennungen der Hände Ihrer Hoheit (kann dieser Affront durch das leicht angekratzte Gesicht des skanderischen Hundes ausgeglichen werden?) gelingt es ihnen sogar. Womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass Ylva einfach so das metallene Messer aus Wiatts Gürtel zieht und ihm gegen die Brust drückt, was dieser reglos geschehen lässt. [Er ist im Kampf von Salaîne gesegnet und von Perseis schließlich mt Hold Person paralysiert worden.]
Er wehrt sich auch nicht, als er von Ihrer Hoheit Jamin in den Garten geschleift wird, begleitet von Ylva, Kjeran und Tiz, verfolgt von Salaîne (deren Lächeln immer breiter geworden ist) und mir. Ich erahne Schwierigkeiten und pfeife nach Grauer. Er landet verdächtig schnell neben mir im Halbschatten, wenn man bedenkt, dass ich ihm gesagt habe, er soll der Feier fernbleiben, aber darüber können wir später reden. An den Ausgängen scharen sich Schaulustige, die von den Wachen davon abgehalten werden, in den Garten vorzudringen. Immer weiter entfernen wir uns von den Festlichkeiten, bis wir schließlich außer Hör- und Sichtweite sind. Generälin Jamin fackelt nicht lange und spricht Ylva mit einer Anrede an, die wir alle sicherlich schon den ganzen Abend nutzen wollten (Aldervargbrut, hah!), was mir als ein Zeichen dient, den Gastgeber-Vorwand fahren zu lassen. Während geklärt wird, wer wem nun zuerst einen Schlag verpasst hat, versucht Salaîne, die Schuld auf Wiatts akoholisierten Zustand zu schieben, und Tiz beschuldigt Kjertan, sich hinter seiner gesellschaftlich gehobenen Stellung und der seiner Prinzessin zu verstecken.
[Salaîne tupft Kjertans Wunden mit seinem Taschentuch ab - ihr fällt auf, dass sich seine Wunden übernatürlich schnell schließen - und steckt es unbemerkt ein.]
Als Ylva nur weiterhin provoziert und Kjertan hinter ihr feixt, spielt erstere weiter mit Wiatts Dolch, verlangt ein Exempel an ihm zu statuieren. Es rutscht mir heraus, dass wir in Moneda immerhin wissen, dass man keine wilden Köter mit sich führt, kontert Ylva damit, dass man in Skander immerhin weiß, wie diese abzurichten seien. Aus Angst, sowieso schon mehrere Grenzen überschritten zu haben, halte ich meine Zunge mit einem entschuldigenden Blick zu Generälin Jamin im Zaum. Diese greift die Ausrede Salaînes für Wiatts Verhalten auf und schlägt vor, den Bloodhunter im Gartenteich baden und ausnüchtern zu lassen, was Ylva widerwillig annimmt. Nach einiger Zeit kommt er nass, mit seinem Holzdolch-besetzten Gürtel in der Hand zurück. Der Anblick scheint den Skandern zu genügen, allerdings behalten sie seinen Metalldolch ein und meinen, ihm diesen Beizeiten zuschicken zu werden. Natürlich eine Lüge, aber Wiatt ist schwerlich in der Lage, zu protestieren. Geschlagen macht er sich auf den Weg, die Party und das Anwesn zu verlassen. Von irgendwo ereilt mich etwas Mitleid, und so biete ich ihm an, ihn durch die Dienergänge nach draußen zu führen, was er annimmt.
Unterwegs kommen wir an der Küche vorbei, was ich nutze, um Wiatt sich aufwärmen und einige Essensreste einpacken zu lassen (hab schon am Tisch bemerkt, wie er einen Teil seiner Mahlzeiten in seiner Kleidung verschwinden ließ - wer weiß, wann er das nächste Mal so exquisit essen würde?), während ich gleichzeitig Ruco über alles Vorgefallene unterrichten kann. Einiges ist ihm schon bekannt - da ist wohl einer der Kellner-Kobolde schnurstracks in die Küche geflitzt - aber auch er muss über die Geschehnisse im Garten merklich seinen Zorn zügeln. Schließlich geleite ich Wiatt zum Boteneingang und verabschiede mich von ihm.
Eine Sache muss ich vor dem Zubettgehen allerdings noch klären, und so kehre ich in den Tanzsaal zurück. Ihre Hoheit Madalena ist nirgends aufzufinden, aber den Aussagen Seiner Hoheit Valente zu schließen, hat auch er meinen Bericht gelesen. Also warte ich darauf, dass er mal nicht seine Gäste unterhält, und trete an ihn heran, um ihn zu fragen, ob ich in meiner Erwähnung der Fähigkeiten Tiz' nicht eindeutig genug war oder warum es in dieser Hinsicht noch keine Konsequenzen gab, von denen ich mitbekommen hätte. Offenbar war ich in meiner Einschätzung der Situation zu voreilig, denn Seine Hoheit versichert mir, dass ich gute Arbeit getan habe, allerdings noch nicht feststehe, ob Tiz' drachische Merkmale nicht vielleicht sogar ein versteckter Segen eines Großen Drachen sein könne statt Blasphemie und dass ich gut daran täte, sie weiterhin genau im Auge zu behalten und mir Rat von Ihrer Hoheit Madalena oder der Priesterschaft in dieser Angelegenheit einzuholen. Demütig und dankbar begebe ich mich endlich in meine Räumlichkeiten und in mein Bett.
[Im Festsaal bezirzt Jamin erfolgreich eine beycillische Adlige, während Tiz erfolglos erst Wiatts Dolch stehlen und dann Ellaha anflirten möchte. Beide Male kommt sie mit nicht mehr als einer unangenehmen Verabschiedung davon. Sie betrinkt sich im Verlauf des Abends weiter.
Wiatt wird von seinen jüngeren Kameradden in der Gilde mit Johlen begrüßt, sowohl wegen der mitgebrachten Köstlichkeiten als auch wegen seiner triefnassen Erscheinung. Im Gepräch mit Minette sagt er noch, dass möglicherweise die Hexen ihren Anteil daran hatten, dass ihm gegenüber Kjertan die Hutschnur geplatzt ist, was er aber im Gespräch mit seinen Vorgesetzten abwiegeln wird. Ihn bekümmert vor allem der Verlust des Dolches, aber unverhofft klopft Salaîne an der Tür, die ihm einen Dolch ähnlicher Machart schenkt. Nachdem Wiatt ihr nicht dankt und auch nicht auf ihr Angebot eingeht, es Skjertan heimzuzahlen, stürmt sie wütend davon. Nach einigen Momenten besinnt sich Wiatt etwas und folgt ihr mit Minette in die Gassen der Burgstadt. Sie holen sie ein und befragen sie wegen des Dolches. Der gehörte wohl einst einem ranghohen Bloodhunter (Sirias), der auf der Suche nach von Hexen beschworenen Geistern ums Leben gekommen war. Die Todesursache war unklar, die Dolche nicht auffindbar - bis heute. Erzürnt wegen der Implikationen trennen sich Wiatt und Minette von Salaîne, die ihrerseits stocksauer zu ihrer Unterkunft zurückkehrt und sowohl Wiatt als auch Kjertan magisch schlechte Träume bereitet.]
Spät abends rüttelt mich eine nach Wein duftende Tiz wach, um mich davon zu überzeugen, in die gut bewachten Gemächer der Skander*innen einzubrechen, um Wiatts Dolch zu stehlen. Ich erkläre ihr, dass ich das Gastrecht Monedas nicht einfach so unter dem Dach der Vanjaróns brechen würde, selbst wenn es gegen Skander geht, aber sie lässt nicht locker, versucht, erst unsere (nicht vorhandene?) Freundschaft und schließlich einen Gegengefallen (sie würde mich mit einer Kobolddienerin verkuppeln wollen?) zu verpfänden, aber nach vielem Hin und Her kann ich sie endlich abwimmeln. Eigentlich will ich mich wieder umdrehen und weiterschlafen, aber ihre Vehemenz macht mir Sorgen, also folge ich ihr unauffällig. Erst torkelt sie Richtung Gesindegemächer, macht dann aber kehrt und bewegt sich zum Gästeflügel. Dort wird sie glücklicherweise von den Wachen aufgehalten, was ihre Motivation offenbar in Rauch aufgehen lässt und sie endlich dazu führt, sich in ihr eigenes Bett zu legen. Ich folge ihrem Beispiel und lege mich wiederum schlafen in der Hoffnung, dass - wenn sie sich daran erinnert - Tiz mir insgeheim dankbar sein wird, dass ich sie davon abgehalten habe, ein Verbrechen zu begehen.
[Am nächsten Morgen bekommt Wiatt eine Standpauke von zweien seiner Vorgesetzten - eine milder als die andere - und die versteckte Androhung einer Versetzung, wenn er nicht artig Aufträge für die Vanjaróns zu deren vollster Zufriedenheit ausführt. Er trägt noch immer Sirias' Messer anstelle seines eigenen und ist sichtlich mitgenommen von der Aussicht und seinem seltsam unruhigen Schlaf.]
Ein Fest der Spitzenklasse
Am Abend des Festes warte ich am Eingang des Festsaals auf die anderen. Allein der Gedanke, beim Eintritt die Augen aller Anwesenden auf mich zu spüren, ist genug, um einen Fluchtreflex auszulösen. Glücklicherweise ist Tiz bald schon da, in ihrem seltsamen Gewand (ob das von ihrer Heimatprovinz stammt?), und auch Wiatt und Salaîne trudeln ein. Vielleicht haben sie das Kriegsbeil begraben, denn sie scheinen ihre Outfits farblich miteinander abgestimmt zu haben. Gleichzeitig ist das vorherrschende Purpurrot ihrer Kleidung auch derzeit sehr populär, da es auch das Monedaische Wappen ziert, also könnte es einfach sein, dass das mit reinspielt. Beide haben ihre Tracht mit Accessoires erweitert - Salaîne trägt ihr Buch, das sie nie außer Reichweite zu haben scheint, und einige der Schädel, die wir den Bonestalkern abgenommen haben (vielleicht hat sie das Gefühl, so viel Glück auf dem Ball zu brauchen, dass sie gleich mehrere Talismane mitbringt?), und Wiatt schmückt sich seinerseits mit zwei Zierdolchen (einem aus Eisen, einem aus Holz).
Wir wollen uns gerade aufmachen, den Saal zu betreten, als wir von Ihrer Hoheit Madalena abgefangen werden, die uns rät, unsere Geschichte der Ereignisse unseres Auftrags abzuwandeln, um politische Spannungen nicht weiter anzustacheln. Also sollen wir vorgeben, dass unser eigentlicher Auftrag die Eskorte der jungen Prinzessin Sofia war, und die wahrscheinliche Identität oder Herkunft der Banditen verheimlichen. Ich bin mir sicher, dass Ihre Hoheit Madalena weiß, wie man mit solchen Intrigen umgeht, und dass im Hintergrund schon alles getan werden wird, den Komplott aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Natürlich willigen wir ein und können nun, gut vorbereitet, dem Fest beiwohnen. Als wir eintreten, werden wir mit vollem Namen vorgestellt (Salaîne heißt wohl mit Nachnamen Colminis, und der Mann stutzt kurz, als er meinen doch sehr kurzen Namen vorträgt) und als die Abenteurer im Auftrag der Vanjaróns angeführt. Eine lange Festtafel füllt den Raum, an dessen einem Ende unsere Sitzplätze zu finden sind und am anderen die der herzöglichen Familie. Die Tafel ist angerichtet mit allerlei heimischen und exotischen Gerichten, für die Ruco sicherlich tagelang mit allen Küchenhilfen und Bestellungen im Umland zu ackern hatte, was sich aber gelohnt hat, wie sich herausstellen wird. Diener in Livrées stehen bereit, allen Gästen einzuschenken. Ich erkenne sogar einen Kobold, der ab und an in der Küche herumgeistert, und winke ihm, aber er winkt nicht zurück - vielleicht ist es unziemlich, so mit Dienern als Gast einer solchen Veranstaltung umzugehen? An den verschiedenen Türen stehen herzögliche Wachen bereit, aber ich denke, das sie mehr als Zier und Symbol der militärischen Macht Monedas herhalten sollen denn zur tatsächlichen Abwehr bewaffneter Angreifer, denn ihre Rüstung scheint eher dekorativer Natur, die mit dem Prunk des Saales verschmelzen soll. Bevor ich mir einen größeren Eindruck machen kann, betritt das Herzogspaar den Raum, und alle stehen auf und werden still, als sie angekündigt werden und schließlich auf ihren Lehnstühlen Platz nehmen. Seine Hoheit Alvaris erzählt etwas von der Aussaat und Freundschaft unter Völkern, aber ich kann mich kaum auf die Worte konzentrieren in Anbetracht all dieser Herrlichkeit um mich herum. Dann greift er zur Gabel, was allen das Signal gibt, dass man nun mit dem Essen beginnen kann. Es ist wirklich köstlich, und am liebsten würde ich einen zweiten oder dritten Magen haben, in dem ich all diese Schmackhaftigkeiten verstauen kann, um sie länger genießen zu können. Vielleicht bleibt ja am Ende noch was übrig, das ich mir in der Küche abstauben kann.
Neben Salaîne sitzt eine junge Adlige, etwa in Wiatts Alter, die sichtlich unglücklich über ihren älteren Gesprächspartner ist, der eine ähnliche Stickerei trägt wie sie. Sie wendet sich schnell unserer Gruppe zu und stellt sich als Ellaha vor, was uns die Erlaubnis gibt, uns mit ihr zu unterhalten. Dies scheint eine ihrer ersten größeren Feierlichkeiten zu sein, was wohl ihrem Alter und ihrem für beycillische Verhältnisse niederem Adelsstand zuzusprechen ist. Obwohl sie nicht allzu interessiert an unseren Ausführungen zu sein scheint, ist sie doch motiviert, ihrem Onkel zu entkommen, und so ergießen wir uns in Smalltalk mit ihr. Sie erzählt, dass eines ihrer Pferde auf dem Herweg eine zeitlang lahmte (ich werde es mir später genauer ansehen müssen) und die Wache einmal voranritt, um nach Gefahren ausschau zu halten, ihre Reise sonst aber natürlich ohne besondere Vorkommnisse verlief, da Moneda die Grenze zur beycillischen Zentralprovinz vorbildlich bewacht. Salaîne konnte aus ihr herauskitzeln, dass der junge Partykaiser auf der Suche nach einer Braut sein soll, um die Thronfolge zu sichern, und schien dabei stark zu erröten. Als Mitglied eines niederen Hauses hat sie offenbar aber keine Chance, in Betracht gezogen zu werden. Soweit ich weiß, ist ihre Familie auch nur deshalb hier, weil Ellahas Vater im Usurpationskrieg Seite an Seite mit dem Kaiser einen großen Sieg gegen Skander eingefahren hat, also wird sich deren Einfluss außerhalb des Schlachtfeldes in Grenzen halten.
Da ich gerade von Skander spreche, sitzt natürlich auch die Gruppe aus Skander nicht weit von der herzöglichen Familie entfernt. Ihnen vorstehend ist Ylva Aldervag, die jüngste der drei Kinder des herzöglichen Paares. Auch wenn es früher wohl als Beleidigung gesehen wurde, das jüngste Kind als Abgesandte zu schicken, hat sich Ylva sowohl als Generälin an Jamins Seite verdient als auch als geborene Diplomatin einen Namen gemacht, was ihr - trotz ihrer Herkunft - leider als positive Eigenschaften zugeschrieben werden muss. Salaîne spricht Ellaha auf die Skandern an und fragt, ob eine gewisse Ceryl Fjellskold (dem Namen nach eine Zwergin?) Teil dieser Gruppe ist, wobei sie sich an der STelle die Schulter reibt, an der sie ihre Narbe trägt, und ihre Stimme mit Eis durchdrungen wirkt. Ellaha verneint Salaînes Frage, deutet aber auf einen blonden Mann in der Nähe, der wohl Ceryls Bruder Kjertan sei. Das Blitzen in Salaînes Augen ist beunruhigend, aber die sagt nichts weiter. Den Skandern gegenüber sitzt die kaiserliche Abgesandtschaft, angeführt von der imperialen Hexe Perseis, die sich in einem Gespräch mit der hiesigen Hofhexe Alcina befindet. Ich nicke in deren Richtung und versuche nun, Salaînes Meinung zum Gerücht am Hof zu erhalten, ob Alcina ihre drachische Abstammung durch ihre Schuppen im Gesicht nur magisch vortäuscht oder nicht, aber auch in ihrem Zirkel scheint man sich dessen nicht so sicher zu sein. Ich lerne lediglich, dass Alcina sich auf Elementarmagie spezialisiert hat und Perseis wohl alle Magie gemeistert hat, allen voran allerdings Erkenntnismagie. Ich werde gewahr, wie Wiatt während Salaînes Ausführungen seine immer weiter verengenden Augen nicht vo Salaîne und den anderen Hexen nimmt. Nur kurz lässt er den Blick über die Tafel schweifen und bleibt für einen Augenblick bei einem älteren Mann hängen, der wohl - gemessen daran, dass auch er einen Zierdolch (aus Adamant) trägt - der einzige andere Bloodhunter im Saal ist, welcher seinerseits Alcina, der Hexe der Vanjaróns, bohrende Blicke zuwirft, entweder weil vielleicht alle Bloodhunter was gegen Hexen haben oder weil meine Theorie von der Eifersucht der Gilde ob der politischen Stärke des Zirkels eben doch stimmt. Während Salaîne erzählt, wird schnell klar, dass sie Alcina zwar bewundert, ihr aber wegen ihrer Stellung eifersüchtig ist, während sie die wenigen Worte, die sie über Perseis verliert, mit Sorgfalt und Ehrfurcht wählt. Sie zieht dann aber doch wieder Wiatt damit auf, dass Perseis sehr viel älter ist, als sie zu sein scheint, und in den Tagen der Gründung der Bloodhunter-Gilde eine ganze Hexenjäger-Organisation ausgelöscht hatte, als diese ihr zu lästig wurde. Sie teile wohl auch das Interesse vieler Hexen, die anders als sie nicht allzu viel von Politik halten, magische Geheimnisse und Rituale wiederzuentdecken, die Seit der Zeit der Gründung des Zirkels als verloren geglaubt werden. Diese mächtigen Zauber und Artefakte gehörten wohl Cerridwen, der Hexenkönigin und Mutter von Creirwy, der Gründerin des Zirkels des Abnehmenden Mondes. Auf Tiz' Frage hin, was sie denn antreibe, gesteht sie ihrerseits, dass es eine Mischung aus dem Wunsch nach politischer Einflussnahme und der Entdeckung dieser magischen Mysterien sei. Das Thema und ihre Offenheit diesbezüglich scheint ihr sehr unangenehm zu sein, aber sie wird gerettet, als das Mahl wohl dadurch beendet wird, dass das Herzogspaar aufsteht - wir alle natürlich ebenfalls - und die Türen zu den angrenzenden Sälen und zum Garten geöffnet werden. Aus ersteren trägt die frühabendliche Luft Klänge beschwingter Tanzmusik mit sich, die vorher eher unaufdringliche Hintergrundmusik darstellte. Offenbar beginnt nun der Teil des Abends, an dem getanzt und genetzwerkt wird.
Während wir, angeführt von Ellaha, in den Ballsaal gehen, kommen schon die Diener, um die Tafel abzudecken und die Tische abzubauen. Kaum an der Tanzfläche angekommen, zerrt Tiz Salaîne aufs Parkett und wirbelt sie herum. Auch wenn Salaîne sich anfangs noch zurückhält, scheint sie sich von Tiz' Enthusiasmus anstecken zu lassen, was wiederum mehr Gäste auf die Tanzfläche lockt. Bei einem kurzen Schwenker an unserer Gruppe vorbei droht Tiz Wiatt und mir damit, auch uns noch zum Tanzen zu bringen, und Ellaha deutet unsere panischen Gesichtszüge richtig und erklärt uns, dass man sich im Garten am besten vor aufdringlichen Feiernden und unablässigen Tanzeinladungen verstecken könne. Als wir gerade ihren Vorschlag annehmen und herausgehen wollen, fängt uns ein älteres adliges Paar aus Beycillis ab und fragt uns nach unserem Abenteuer aus. Die Art, mit der sie sich mit uns unterhalten, erinnert mich stark an den Hof der Vanjaróns, und so bin ich bald allzu bereit, alles zu erzählen, was uns erlaubt ist, und werde dabei nicht müde, den Mut und die Kameradschaft der Soldaten unter Generälin Jamins Kommando hervorzuheben, was Wiatt aus irgendeinem Grund sauer aufstößt, also betone ich seine Kampfkünste stärker. Er selbst bleibt wortkarg, und auch ich ringe mit meinen Worten, als das Interesse der beiden Herrschaften sich meiner Ausbildung und meinen Fertigkeiten zuwendet, aber glücklicherweise entdecken sie nun andere Bekannte unter den Gästen und lassen uns wieder alleine stehen. Außer Atem, aber mit einem äußerst selbstzufriedenen Lächeln, kommt auch Salaîne mit Tiz wieder von der Tanzfläche.
[In der Zwischenzeit auf dem Parkett: Salaîne wirft Kjertan Fjellskold immer wieder mehrdeutige Blicke zu, was irgendwann auch Tiz auffällt, was sie dazu veranlasst, den Tanzpartner zu wechseln, während sie in dessen Nähe wirbeln. Salaîne, leicht gerötet und außer Atem nach der Einlage, flirtet gekonnt mit dem leicht zu verärgernden, Komplimenten aber sehr zugänglichen Kjertan. Er erkennt sie offenbar nicht, bringt ihr aber ein Getränk und geht auf ihre Anspielungen ein. Abrupt, aber mit einem Versprechen auf "tiefgreifende Gespräche" lässt sie ihn stehen.]
Wiatt nimmt mich, nachdem er mein Verhalten den Adligen gegenüber mitbekommen hat, kurz zur Seite, anscheinend um mich darüber zu belehren, mein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen und meinen Anteil am Erfolg unserer Mission als solchen anzuerkennen. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht, aber ich bin mir sicher, nicht mehr und nicht weniger von dem erzählt zu haben, was ich getan habe (minus dem, was wir nicht sagen dürfen), und welch kleiner Funke bin ich in Anbetracht der Lichtgestalten der Drachenblütigen, als ob ich es nötig hätte, hell zu strahlen, wenn sie doch all unser Leben wie die Sonne erfüllen. Letzteres hat wohl auch Tiz mitbekommen, weshalb sie zu einem Toast ausruft, wobei ihr Ausspruch ist, dass man sich nicht unter Wert verkaufen solle (das ausgerechnet von jemandem, die sich magisch Drachenkörperteile wachsen lässt). Ein kurzes Klatschen rundet unsere Trinksprüche ab, das von Seiner Hoheit Valente höchstpersönlich kommt, der sich währenddessen unserer Gruppe angenähert hat. Erschüttert von seiner Anwesenheit bekomme ich kaum ein Wort heraus, als er seinerseits sich dafür bedankt, dass wir seine Tochter verteidigt haben, und uns fragt, ob er irgendwas dafür tun kann, uns den Abend noch schöner zu machen. Ich meinerseits kann nicht anders als ihm meinerseits meine Unterstützung anzubieten, aber er wünscht sich selbstlos lediglich, dass all seine Gäste die Feier genießen, und geht bald weiter zu einer Gruppe Edelmänner, die seine Aufmerksamkeit erbitten.
Wiederum bitte ich Ellaha, mir die besten Verstecke im Garten zu zeigen, und auch sie scheint erleichtert zu sein, dem Gemenge im Festsaal zu entkommen. Auch Tiz scheint nicht ganz abgeneigt zu sein, mit uns den Raum zu verlassen. Vielleicht hat sie sich für heute Abend ausgetanzt. Salaîne flüstert Wiatt etwas ins Ohr, woraufhin dessen Gesicht deutlich an Farbe verliert, aber erwidert etwas, was Salaîne zu überraschen scheint, und beide gehen zusammen in eine andere Ecke des Saals.
[Salaîne bietet Wiatt an, ihn Perseis, der imperialen Hexe, vorzustellen, in der Erwartung, dass dieser ablehnen würde, was er jedoch nicht tut, sondern überraschend einwilligt, in der Erwartung, dass sie ihrerseits das Angebot zurücknimmt. Beide können offensichtlich nicht zugeben, dass sie nur bluffen, und so sind sie gezwungen, gemeinsam zu Perseis zu gehen. Diese ist noch in ein Gespräch mit Herzogstochter Solana verwickelt, weshalb sie es nicht wagen, die beiden zu unterbrechen, also stehen sie zunächst nur nervös und abwartend in deren Nähe. Salaîne erwähnt Wiatt gegenüber, wie gleich doch alle Hexen im Zirkel zueinander stehen, und dass das Gespräch deswegen sicher angenehm werden wird, was Wiatt einerseits dazu veranlasst, panisch nach Verstärkung zu suchen, die er in der Person des Ratsmitglieds seiner Gilde, Linden mit dem Adamantmesser, findet, der sich ihnen anschließt. Er weiß natürlich von deren Zusammenarbeit im Auftrag Madalenas, aber als Salaîne andeutet, was für eine vorteilhafte Neigung Wiatt habe sich unterzuordnen, bleibt dieser still, was Linden damit abstraft, dass er meint, dass viele junge Bloodhunter noch einiges über Eigenständigkeit und dominantes Verhalten auf dem Schlachtfeld und abseit davon zu lernen haben. Als er sich seinerseits abwenden will, da Wiatt kein Wort rauskriegt, erwähnt Salaîne die Nützlichkeit des Blutes von Bloodhuntern, woraufhin dieser reflexhaft zu einem hier nicht mitgebrachten Dolch greift. Als Salaîne damit abwiegeln will, dass sie das in dem Sinne meint, dass Bloodhunter ihr Blut für das Entzünden ihrer Klinge benutzen, scheint Linden nicht überzeugt, lässt die beiden aber mit einem letzten vernichtenden Blick Richtung Wiatt allein.
Als auch Solana und Perseis sich voneinander verabschieden, zögern die beiden kurz, bevor Salaîne ihren Mut zusammennimmt und Perseis mit einer ihrem Zirkel eigenen Grußformel anspricht, die diese formell beantwortet. Ihre Augen werden kurz dunkel, bevor sie Salaîne bei ihrem Namen anspricht, die wiederum Wiatt vorstellt. Perseis hat selbst wenig mit der Bloodhunter-Gilde, die ja vor allem in Moneda aktiv ist, zu tun, was sie offen zugibt, allerdings ohne sich verkneifen zu können, dass dies wohl ein glücklicher Umstand für die Monsterjäger sei. Wiatt ist bemüht, Salaînes Demütigung heimzuzahlen, und spricht seinerseits an, welch praktische Beobachtungen er bei der Zusammenarbeit mit einer Hexe sammeln konnte. Perseis lacht kurz, schreitet denn aber nah genug an Wiatt heran, dass es schon unziemlich wirkt, und wirkt einen Zauber, ohne Komponenten zu nutzen, und gräbt sich brutal durch dessen Gedanken, Erinnerungen und seiner Einstellung gegenüber Hexen im Allgemeinen und Salaîne im Speziellen. Zufrieden damit, dass sie keine Gefahr in ihm sieht und keine offensichtliche Feindlichkeit ihrer Schwester gegenüber findet, zieht sie sich langsam wieder aus seinem Kopf zurück, bleibt aber direkt vor ihm stehen. Wiatt ist währenddessen alles Blut aus dem Gesicht gefahren, kalter Schweiß breitet sich auf seiner Stirn aus und er macht unbewusst einen Schritt rückwärts, um Salaîne als eine Art Schutzschild zwischen sich und Perseis zu bringen. Salaîne, ihrerseits schockiert über das Geschehen und ihren ursprünglichen Plan stark anzweifelnd, kommt Wiatt tatsächlich zur Hilfe, indem sie Perseis anspricht, um ihre Aufmerksamkeit von Wiatt abzulenken. Sie spricht mit ihr kurz über den Auftrag, den sie für die Vanjaróns erledigt hat, was Perseis mit Wohlwollen quittiert, und bittet sie um ein späteres Gespräch darüber, wie man am besten die Leiter des politischen Erfolgs erklimmt. Auch wenn Perseis nichts direkt erwidert, deutet sie mit einem Hinweis auf die in ein paar Tagen stattfindenden Zusammenkunft des Zirkels zu Neumond darauf hin, dass sie sich wohl zu der Gelegenheit werde unterhalten können, und verabschiedet sich von den sichtlich Mitgenommenen.
Beide sind noch starr vor Angst und Ehrfurcht, als Wiatt wieder allmählich die Herrschaft über seine Beine und Zunge zurückgewinnt, sich seiner Position neben Salaîne gewahr wird und einen angewiderten Schritt von ihr weg macht. Salaîne ihrerseits liegt eine Entschuldigung auf der Zunge, besinnt sich dann aber, als sie seinen wütenden Gesichtsausdruck wahrnimmt. Stattdessen überspielt sie ihre eigene Nervosität und entgegnet ihm, dass es eine große Ehre gewesen sei, Perseis persönlich kennengelernt zu haben. Das macht diesen nur noch wütender, er tritt an sie heran, warnt sie davor, jemals ebenso mächtig zu werden wie die kaiserliche Hexe, und stapft davon. In seiner Wut geblendet, stößt er kurz mit niemand anderem als Kjertan Fjellskold zusammen, der ihn einen Rüpel straft, was Wiatt mit einem satten Faustschlag erwidert. Salaîne und alle anderen in der Nähe atmen schockiert ein, es wird auf einmal ganz still in dieser Ecke des Saals.]
Erfolg und seine Folgen
Besorgt um Wiatts Verhalten und leicht veränderten Aussehen sammeln wir uns um ihn. Seine Augen nehmen eine angenehm goldene Farbe an, das Weiß verdunkelt sich leicht, und nun spitzen sich noch seine Fang... nun, Eckzähne zu. Sein Blick ist unstet, seine Atmung flach und angespannt, sein Stand unsicher. Vielleicht etwas, das er sich im Sumpf eingefangen hat. Es gibt da auch diese Parabel von Gestaltwandlern und Lycanthropen, die zu Vollmond wie heute Nacht ihr wahres Gesicht bzw. ihr tierisches Ich zeigen, aber der Mond scheint nun schon seit einigen Stunden, also hätte doch schon irgendwas passieren müssen, oder? Und hatte nicht Salaîne irgendwas von glühenden Augen gemurmelt nach ihrem ersten Streit nach dem Bekämpfen der Baumkreaturen? Da war hellichter Tag und noch lange nicht Vollmond. Vielleicht haben die hiesigen Kräuter eine magische Wirkung auf Bloodhunter, immerhin sind wir ja wegen magischer Blumen hier, und was da alles interagieren kann mit was-auch-immer die Gilde mit ihren Mitgliedern anstellt.
Nun, herumraten wird wohl keine entgültigen Antworten hervorbringen, also bitte ich Tiz um den Handspiegel, mit dem sie ständig ihre Kleidung nach Flecken überprüft, und halte ihn Wiatt vors Gesicht. Er schreckt fast vor seiner eigenen Reflexion zurück, also gehe ich davon aus, dass er selbst überrascht von seiner Erscheinung ist. Wiatt schreitet an Salaîne heran, die ein paar Meter entfernt steht, und klagt sie an, ihn verzaubert zu haben. Ich dachte auch kurz über den Dunkelheitszauber mit den Zuflüsterungen, aber in meiner kurzen Ohnmacht hat sie wohl eine Hexerei gewirkt, die die Pflanzen in der Umgebung hat verdorren lassen. Ich verwefe diese Theorie; wenn Salaîne einen Zauber gewirkt hätte. der Wiatt entstellt oder schadet, würde sie es nicht abstreiten, sondern ominöse Andeutungen machen, wenn ich ihre Interaktionen der letzten Tage richtig deute. Aber Bloodhunter scheinen eine besondere Aversion gegen Hexen zu habem - vielleicht aus politischen Gründen, haben Hexen doch wichtige beratende Positionen an sämtlichen größeren Höfen inne, Bloodhunter jedoch nur sitautionell, wenn es ihrer strategischen oder professionellen Expertise bedarf. Wie dem auch sei, der Rest der Gruppe kommt nur zu einem Patt in dieser Diskussion, und so gelangen wir in einen wackeligen Waffenstillstand. Salaîne tritt sogar nahe an ihn heran (was in der Situation eine klare Eskalation sein sollte) und betrachtet ihn mit dem geübten Auge einer Person, die Erfahrung mit Krankheiten hat, die man sich im Sumpf einfangen kann, und schließt letztendlich den Einfluss der Umgebung, der Tiere und Pflanzen auf Wiatts Körper aus. Also doch irgendetwas Magisches...
Die anderen haben nun während unserer Reise durch den Sumpf festgestellt, dass es hier nirgends einen Untergrund gibt, auf dem man bequem und trocken rasten kann, also schlage ich vor, die Nacht hindurch zu reisen, um kurz nach Sonnenuntergang - wenn wir den Herweg schnurstracks zurückverfolgen - im Gasthaus einzukehren, in dem wir die Pferde zurückgelassen haben. Ich versuche, die Augen und Ohren nach Gefahren offenzuhalten, aber das kaum geflüsterte Herumgezanke hinter mir hätte wohl sämtliche Tiere von unserer Anwesenheit alamiert, also konzentriere ich mich lediglich darauf, einen einigermaßen sicheren Untergrund zu finden. Nach einigen Stunden stehen wir endlich erschöpft und angespannt vor dem Gasthaus, und während der Rest schon einkehrt, habe ich ein kurzes Gespräch mit der Stallmagd, die sich vorbildlich um Nocta, Bolle und Pferd kümmert. Ich stoße zu den anderen, hole mir eine Tasse Tee von Tiz und einen Teller Frühstück vom Wirt und ziehe mich in das Zimmer zurück, das ich mir mit Wiatt teile, schlinge alle runter, und falle endlich in Vesakos wartende Umarmung. [Auch Tiz und Wiatt gehen schlafen, nur Salaîne nimmt mit etwas Abstand zum Gasthaus Platz und wirkt einen abgewandelten Mondstrahl auf Wiatt durch das Zimmerfenster, um durch die Augen ihrer Eule Allomere zu beobachten, ob das Mondlicht eine Wirkung auf ihn entfaltet. Tatsächlich kann sie zwar dessen Augen nicht sehen - er schläft nunmal leider mit geschlossenen Lidern - aber er liegt mit weit genug aufgesperrtem Mund da, dass sie schließlich das Wachsen seiner Eckzähne bemerkt. Sie beendet die Zauber mit einem Schaudern und einem Gebet um Vergebung an Galachna, beides dem Nutzen des Vollmondlichtes geschuldet, und geht endlich auch zu Bett.]
Zum Glück ist das Gasthaus derzeit spärlich besucht, denn so hat der Wirt nichts dagegen, uns auch am späten Nachmittag ein Frühstück herzurichten, als wir nach und nach im Schankraum eintreffen. Die Speckstreifen sind wirklich bemerkenswert, daher bitte ich die Schankmaid, den Wirt nach dem Tier und dem Rezept zu fragen - wenn Ruco davon hört, möchte ich ihm etwas Handfestes mitbringen. Sie kommt mit einem Zettel aus der Küche und übergibt ihn mir, als just in dem Moment Wiatt in den Raum kommt und mir gegenüber Platz nimmt. Tiz und Salaîne flankieren ihn auf jeweils einer seiner Seiten und beäugen ihn (argwöhnisch?/besorgt?). Er scheint wirklich noch etwas geschwächt und benebelt zu sein, aber die Inspektion - vor allem das intensive Anstarren durch Tiz - scheint ihm unter die Haut zu gehen, und so sitzt er bald lieber neben mir auf der Bank. Wieder kommt es zu einem Streitgespräch über Hexerei und Hexen im Allgemeinen bzw. über Bloodhunter und deren wohl einigemaßen infame engstirnige Weltsicht, und auch Tiz schaltet sich ins Gespräch ein und bietet Salaîne zu aller Anwesenden Überraschung ihr Blut für deren Zauber an. Sie nimmt sich sogar ein Messer und schneidet sich, ehe wir sie davon abhalten können, in die Hand, um das versprochene Blut in ihrer Frühstücksschale zu sammeln. Die Schankmaid, die einen benachbarten Tisch wischt, ruft schockiert aus, ist dann aber einigermaßen befriedet, als Tiz die Flecken wegwischt, die dann entstanden waren, als sie die Schale zu Salaîne hinüberschieben wollte, ihr diese aber von Wiatt entgeistert aus den Klauen gerissen wurde. Der Bloodhunter wird es nicht müde, die Hexe ob seiner gestrigen Veränderungen zu beschuldigen, trotz derer Beteuerungen und Tiz' Versuch, die Wogen zu glätten, aber schließlich erreichen wir eine Impasse und beschließen, das bis zu unserer Rückkehr in Colvera ruhen zu lassen und zu beobachten, ob es noch einmal vorkommt. In der Hauptstadt - und besonders am Hof der Vanjaróns - gibt es ja gut ausgebildete Medici und Kleriker, die sich das genauer besehen können.
Die sechstägige Reise zurück nach Colvera ist ereignislos, wir können auf dem Weg in den verschiedenen Gasthäusern unterkommen und Wiatts Zustand scheint sich wieder normalisiert zu haben. Es ist eine angenehme Abwechslung, meine Energie nicht auf Arbeit oder Überleben konzentrieren zu müssen, und so bleibt mir genug Gelegenheit, einen umfassenden Bericht für Ihre Hoheit Madalena zu verfassen. Als wir endlich am Hofe ankommen, nimmt sich jeder eine Stunde frei, um sich vorzeigbar zu machen und in frische Kleidung zu wechseln. Dann treffen wir wieder zusammen (die Pferde sind wieder an ihrem angestammten Platz im herzöglich Stall) und ersuchen um eine Audienz bei Ihrer Hoheit, die wir flugs erhalten. Ich setze mich auf einen der mittleren Stühle, um den beiden Streithähnen Abstand voneinander zu verschaffen, und übergebe Ihrer Hoheit meinen Bericht, den sie zufrieden entgegennimmt. Nichtsdestotrotz wünscht sie, mehr Details von den Anwesenden zu erfahren, da sie bisher nur von Generälin Jamin in ihrer kurzen Nachricht von den Ereignissen bis zu unserer Verabschiedung (und von unserem vorbildlichen Mitwirken) erfahren hat. Salaîne übergibt ihr die Myrlys-Blumen, deren Zustand offenbar zufriedenstellend ist, und wir berichten Ihrer Hoheit von der Reise, insbesondere vom Überfall, den Beteiligten, den Informationen, die wir herausfinden konnten, und unseren Überlegungen dahingehend, was wir nicht in Erfahrung bringen konnten. Ihre Hoheit scheint sehr interessiert und besorgt zu sein - sie macht sich detaillierte Notizen zu allem, was wir erzählen - und dankt uns schließlich für den abschließenden Bericht und unsere Hilfe. Als Belohnung erhalten wir sogar einen Bonus auf die vorher vertraglich zugesicherte Goldmenge, den ich fast schon ablehnen möchte. Immerhin ist es nur natürlich, den Wünschen der Drachenblütigen zu entsprechen, aber eine Ablehnung wäre beinahe eine Beleidigung, also nehme ich lieber ergiebigst an. Ich bitte sie noch höflichst, Wiatt einen der Hofmedici für eine Untersuchung zur Verfügung zu stellen, und sie gibt uns die Erlaubnis, während sie uns schlussendlich entlässt.
Im Empfangssaal nimmt mich Salaîne zur Seite, und scheint mir einreden zu wollen, dass ich meinen Stolz über das, was wir in den letzten Tagen geschafft haben, offener tragen soll. Ich wei0 ja nicht, ob es in Beycillis oder im Zirkel des Abnehmenden Mondes andere Standards gibt, aber meine Erklärung, dass es unsinnig wäre, besonders stolz darüber zu sein, den Höhergestellten einen Dienst zu erweisen, als ob ich stolz darauf sein würde, dass meine Schuppen schwarz oder meine Klauen scharf wären, scheint nicht zu ihr durchzudringen. Nicht weit von uns entfernt probiert es Tiz mit mehr oder weniger Gewalt, Wiatt dazu zu bringen, einen Hofmedicus oder kleriker aufzusuchen, aber er widersetzt sich ihr. Ich kann ihn gerade so überzeugen, sich wenigstens von den Fachleuten seiner Gilde untersuchen zu lassen, und schließlich verabschieden wir uns alle voneinander. Tiz lasse ich wissen, dass ich die nächsten Stunden bei Ruco zu finden sein werde, mit dem ich mich über die letzten zwei Wochen austausche, wobei auch Tiz nach einiger Zeit des Aufräumens der Räumlichkeiten der Prinzessin zu uns stößt. Es ist nur weniges in unserer Abwesenheit geschehen, aber es tut gut, dass sich hier so wenig verändert, obschon es nie langweilig zu werden scheint.
[Es folgen drei Tage Downtime. Segu und Tiz nehmen ihre Pflichten wieder auf, auch wenn Sofia nicht anwesend ist. Salaîne braut Heiltränke und ein generisches Gegengift, und macht später eine Shoppingtour mit Tiz. Wiatt vollzieht seinen Aufstieg in den nächsten Rang, zieht in den entsprechenden Schlafsaal um, lässt sich von einem Experten bestätigen, dass sein Körper schwach von unbekannter Magie beeinflusst worden war, und wird sowohl wegen seiner Zusammenarbeit mit einer Hexe getriezt als auch in seinen Vorurteilen denen gegenüber bestärkt.]
Am dritten Tag nach unserer Rückkehr nach Colvera trifft auch Jamin wieder ein. Die Pferde ihres Trupps kommen natürlich bei mir unter, so bin ich auch einer der ersten, der davon erfährt, obwohl die Neuigkeit schnell durch die Burg und dann durch Colvera reist. Umso überraschter bin ich jedoch, als ein Botenjunge mir [und den anderen später auch] einen Brief mit dem Siegel Seiner Hoheit Valente überbringt. Nachdem er mir wiederholt versichert, dass ich der korrekte Adressat des Briefes bin, öffne ich ihn endlich und werde mir zu meinem Erstaunen und Schrecken gewahr, dass es sich um eine Einladung zum Frühlings-Bankett in zwei Tagen handelt, an der wir als Dank für die Verteidigung seiner Tochter, der Prinzessin Sofia, teilnehmen dürfen. Nur wenige Stunden später werde ich zu Ihrer Hoheit Madalena bestellt, wo ich wiederum mit Wiatt, Tiz und Salaîne zusammentreffe, die wohl eine ähnliche Einladung erhalten haben [in der Bloodhunter-Gilde hat es wohl zu einigem Aufsehen geführt, und Salaîne sieht es als einen weiteren Schritt zu politischem Ansehen, nun den Zweitgeborenen des Herzogs in ihrer Schuld zu wissen]. Sie bestätigt die Richtigkeit der Einladung, auch wenn sie die Kurzfristigkeit offenbar schwer belastet, da die wenigsten in unserer Gruppe in höfischem Benehmen unterwiesen sind. Tiz bietet einen Crashkurs an, was Ihre Hoheit Madalena dankbar annimmt. Auch unsere Garderobe sollte dem Umstand angemessen sein, und offenbar ist das, was ich derzeit trage und das edelste Kleidungsstück ist, das ich besitze (es hat einmal dem Sohn des Mundschenks gehört!), nicht ausreichend. Also springen Tiz und Salaîne wiederum ein und versprechen, sich darum zu kümmern. Wir werden angehalten, nicht mit Leuten zu sprechen, die nicht zuerst uns ansprechen und sich vorstellen - darunter wohl auch Beyciller und Skandern - und uns auch sonst größtenteils auf Smalltalk zu beschränken. Während der ganzen Unterredung bin ich zwiegespalten; einerseits bin ich geehrt, Moneda zu vertreten, andererseits würde ich lieber im Erdboden versinken, als dass ich mir anmaße, als Gleichgestellter zwischen all diesen Hochwohlgeborenen zu verkehren. Des weiteren spricht Ihre Hoheit Madalena die angespannte Beziehung zwischen Wiatt und Salaîne an, die aber beide zähneknirschend versichern, dass sie trotz ihrer persönlichen Ansichten jeden Auftrag, den sie gemeinsam erhalten werden, zu aller Zufriedenheit abschließen werden. Sie entlässt uns, was, wie ich zugeben muss, Verdruss in mir auslöst. Habe ich in meinem Bericht nicht eindeutig genug auf die Heräsie Tiz' hingedeutet, dass es nicht als wichtig genug erachtet wird, das zu erwähnen? Vielleicht wurde die Angelegenheit aber auch in aller Stille behandelt, um keine Unruhe am Hof auszulösen. Ich muss mich also bald einmal umhören, was davon zutrifft.
Es folgt ein erschöpfender Tag, an dem Wiatt und ich von den Frauen durch die Läden geschleppt werden und endlich Kleidung bekommen, an der offenbar nichts weiter auszusetzen sei. Währenddessen wird es Tiz nicht müde, uns zu belehren, wie wir uns beim Bankett zu verhalten, welches Besteck wir wann und wofür zu benutzen, wann wir was zu essen und zu trinken, wen wir wie anzusprechen, wo wir wie zu sitzen und stehen haben und so weiter. Irgendwann hab ich nicht mehr zuhören können, aber immerhin gab es eine Art süßen, kristallinen Schaum und ein dickflüssiges, nach Pflaumen schmeckendes Getränk auf unseren Wegen zwischen den Geschäften, und der Schneider bot uns ungefragt gläserweise Wein an. Am Ende des Tages fiel ich fast so müde wie nach unserer Reise durch den Sumpf ins Bett.
Kopfzerbrechen
Der erste Punkt der Tagesordnung ist es, Ihre Majestät Jamin über die Gefangenen richten zu lassen. Interessanterweise sind alle gestrig Abwesenden diesmal zugegen, sogar Prinzessin Sofia. Es kann wohl nie früh genug sein, in die Rechtsprechung des Hauses Vanjarón eingeführt zu werden und sich mit dem Tod bekannt zu machen. Im Keller sitzt Grauer neben den Gefesselten in einer Pfütze aus Blut und zerrissener Kleidung und leckt sich die Lefzen und Krallen, einem der Anwesenden ist ganz grün um die Nase, wie ich mit Zufriedenheit feststelle. Mit diesem Eindruck und dem des erfolglosen Überfalls im Kopf und auf der Zunge lässt Generälin Jamin die beiden Einsichtigen gehen. Allerdings nicht, ohne ihnen vorher die dominante Hand abzuschlagen und die Wunde zu kauterisieren. Sichtlich mitgenommen, aber dankbar um ihr Leben, dürfen sie den Keller verlassen und in ihre Heimatdörfer zurückkehren. Anders verhält es sich mit dem Uneinsichtigen, dem mit dem Großschwert der Generälin kurzer Prozess gemacht wird und dessen Überreste wiederum Grauer als Frühstück dient. Immerhin muss sich nun der Gastwirt nicht um dessen Entsorgung kümmern. [Während Segu gespannt zuschaut, studiert Wiatt Salaînes Gesicht und liest eine Mischung aus Interesse und mäßig überspielter Aversion gegenüber der Hinrichtung, und Tiz lenkt Sofia vom Geschehen ab.]
Die Zweibeiner nehmen ihr Frühstück im Schankraum zu sich, während dessen Ihre Hoheit sich an unsere Gruppe wendet und schließlich doch um eine weitere Eskorte bis zum nächsten Morgen bittet. Ich nehme sofort freudig an, denn offensichtlich scheint sie unsere Kampfkunst für wertvoll genug zu erachten, um uns weiter in ihrer Nähe zu dulden. Auch Tiz stimmt zu, wohl um die Sicherheit der Prinzessin zu gewährleisten, und auch Salaîne stimmt zu - schließlich hatte sie gestern den Vorschlag gemacht. Einzig Wiatt scheint diese Idee zu widerstreben. Nicht nur zweifelt er die Weitsicht und Planungsfähigkeit der Generälin an, indem er um die zeitliche Not füchtet ["Ich halte es nicht für die beste Entscheidung."], er hinterfragt auch noch offen Ihre Hoheit Madalenas Entscheidung, die Gruppe wie vorhanden zusammengestellt zu haben. Wie ihn Ihre Hoheit Jamin nicht sofort für diese Respektlosigkeit und Insubordination bestraft, kann ich mir kaum erklären, es ist jedoch offensichtlich, dass es vielen in dieser Gruppe an der rechten Moral mangelt. Generälin Jamin bemerkt zu meiner Schande die Unschlüssigkeit unter uns und lässt uns unsere Entscheidung ausdiskutieren. Nach einigem Zureden stimmt Wiatt zu, wenn auch unter Zähneknirschen. Es zeigt sich einmal wieder, dass eine ordentliche Hierarchie all dieses Zweifeln verhindert hätte. Und dass der Glaube an die Unfehlbarkeit der Nachkommen des Großdrachen seit dem Usurpationskrieg gelitten hat.
Gemeinsam mit den Soldat*innen machen wir uns also auf dem Weg Richtung Küste, wobei alle Anwesenden angespannt und wortkarg bleiben. Den Abend am Lager nutze ich, um mich von den Krieger*innen zu verabschieden, die ich etwas näher kennengelernt habe - gerade Maeva lässt sich zu einer Umarmung hinreißen, es scheint ihr sichtlich besser zu gehen. Am nächsten Morgen trennen wir uns von den anderen, um unserer ursprünglichen Mission nahzukommen. Wiatt bleit der Verabschiedung fern, ich danke beiden Hoheiten für ihren Glauben an uns und wünsche ihnen, dass ihr Ruf wie ein Donnergrollen vor ihnen durch die Felder jagt. Salaîne wechselt höfliche Floskeln mit der Generälin und erinnert die Prinzessin, die noch einen Tee mit Tiz teilt, daran, sich durch nichts von ihren Ambitionen abhalten zu lassen. Generälin Jamin trennt sich großzügigerweise von ihrer Karte der Umgebung und markiert für uns das letzte Gasthaus vor dem Sumpf, an dem wir auch unsere Pferde zurücklasssen können, da sie der weiche Untergrund nicht tragen können wird. Dankbar nehmen wir an und machen uns auf den Weg.
Auf dem Weg zum besagten Gasthaus reitet Salaîne an mich heran und fragt mich, wie sicher ich mir bin, die Gruppe durch den Sumpf führen zu können. Ich antworte ihr ehrlich, dass dies zwar nicht mir bekanntes Gebiet ist, ich mithilfe der Karte und der Fähigkeiten, die ich mir als Späher angeeignet habe, fast garantieren kann, dass wir zumindest den richtigen Ort finden werden, wenn wir nur die Gefahren auf dem Weg überleben und keine Zeit verschwenden. Nichts würde mich davon abhalten, meinen Auftrag für die Vanjaróns abzuschließen, und zumindest das scheint sie gutzuheißen. Sie überrascht mich dann doch, als sie sich dazu herablässt, ihr Wissen um im Sumpf befindlichen Kräuter mit mir zu teilen, und schon bald entspinnt sich ein freundliches Fachgespräch. Wir kehren zum Sonnenuntergang im genannten Gasthaus ein und bekommen sogar ein jeder ein eigenes Zimmer. Ich veranlasse, dass es den Pferden in unserer Abwesenheit gut gehen wird, und ohne sie waten wir bald durch das immer feuchter werdende Gebiet. Kommende Nacht ist Vollmond, also bleibt keine Zeit für Konversation; alle strengen sich an, einen Weg durch dieses unwirtliche Gebiet zu finden. Salaîne bleibt kurz stehen und breitet mit geschlossenen Augen beide Arme aus. Sie meint, als Hexe die Leylinien des Landes spüren zu können - äußerst nützlich, kann ich sie vielleicht später drüber fragen - und zeigt in die Richtung, in der sie die Blumenwiese vermutet, da dort wohl Leylinien einen Knoten bilden und ein gutes Biom für die Blumen bieten. Leichter Regen setzt ein und macht den trügerischen Untergrund noch rutschiger, sodass ich vorangehe und mein geringeres Gewicht nutze, um Unebenheiten und Senklöchern aus dem Weg zu gehen. Auch Wiatt nimmt die Umgebung in Augenschein und sucht nacht Spuren von Trollaktivität, aber die Witterung und das unbekannte Gebiet scheinen auch ihn zu stören. Als es gerade etwas dichter überdacht wird, setzt Tiz ihre blasphemischen Fähigkeiten ein, um ihre eingeschränkte Sicht auszugleichen, wie sie behauptet. Die Strafe durch die Götter lässt nicht lange auf sich warten, als ein kleiner Hügel sich zu bewegen scheint und sich ein verwesender, über und über mit Pilzen und Pusteln bedeckter Troll erhebt und uns mit einem heiseren Gurgeln angreift.
Der Troll und ich scheinen uns gegenseitig als jeweils größte Gefahr zu erkennen und stürzen in den (mehr oder weniger) Zweikampf, in dem mein Schwert fast genauso tiefe Scheisen in dessen Fleisch schneidet wie seine klauenbesetzten Pranken in meines. Angelockt durch den Kampfeslärm erscheinen bald geflügelte Monster, mehr staksend und hüpfen als fliegend, mit reihenweise Schädeln an ihre Arme gebunden. Eines davon wirkt einen Zauber, der meine Umgebung in eine wirr flüsternde Dunkelheit taucht, in der ich kurz darauf Wiatt neben mir kämpfen und ächzen höre. Offenbar sind die Sumpfgase in dieser Region brennbar - oder es war ein Zauber - denn vor meinen Augen wird die Dunkelheit von einer blauen Flamme erhellt, die mich schwer erwischt und von Grauers Rücken schleudert. Ich bewege mich aus der zermürbend säuselnden Schwärze, um mir einen Überblick zu verschaffen, sehe, dass der Troll davonrennt, und werde sofort von einem der geflügelten Wesen angefallen, dass einen der Schädel zwischen seinen Krallen zerbricht und mich mit seiner Magie in die Ohnmacht schickt. [Segu nimmt zwei erfolglose Todesrettungswürfe durch einen Angriff auf seine Schädeldecke in Kauf, Salaîne heilt ihn allerdings.] Diese hält allerdings nicht lang an, das Monster ist allerdings verschwunden, der Boden um mich seltsam verdorrt. Ich schwinge mich kraftlos auf Grauer, der mich mit neu gewonnener Vorsicht vor der magischen Dunkelheit auf den letzten verbliebenen Gegner zu trägt, der mit einer mit phantasmalen Drachenarmen ausgestatteten Tiz kämpft und dem ich in einem Moment der Ablenkung meine Klinge durch das Rückgrat reiße. Salaîne wirft einen silbrig-hellen Zauber in die andere Richtung, und das andere geflügelte Monster fällt mit einem Brandloch im Brustkorb in den matschigen Boden. Der Troll ist über alle Berge und die magische Dunkelheit verschwindet, sodass wir uns endlich unseren Wunden widmen können. Ich verbinde meine - und auch das seltsame Jucken am Hinterkopf verschwindet - und heile Grauer mit meiner Magie, während Tiz den noch immer seltsam schwankenden und desorientiert wirkenden Wiatt verpflegt und ihm einen Bonbon anbietet [sie bemerkt seine glühenden Augen und leicht vergrößerten Eckzähne und bietet ihm ihre Unterstützung im Allgemeinen an, was diesen verwirrt, woraufhin sie die Einheit der Gruppe und die Notwendigkeit von Ehrlichkeit und ihre eigene Unvoreingenommenheit beschwört, was Wiatt nur noch mehr irritiert], den jener bereitwillig annimmt. Salaîne untersucht währenddessen die gefallenen Monster (laut Wiatt "Bone Stalker") und sammelt deren getragene Schädel [je 2 humanoide, ungeheuerliche, monströse und feenhafte] auf. Sie tritt zu mir und Grauer und schenkt uns einen der humanoid wirkenden Schädel als Talisman. Da man grundsätzlich gut beraten ist, gesegnete Gegenstände für das etwaige Nachhelfen des Schicksals anunehmen, und gerade Hexen bekannt für ihre Verzauberungen sind, nehme ich dankend an und schnalle ihn mir an den Gürtel. Wie Salaîne meint, könnte der Schädel mir vielleicht mehr Glück bescheren als seinem vorherigen Besitzer.
Nun, da alle wieder bei Kräften zu sein scheinen, gehen wir weiter, wobei Wiatt diesmal seine immer mal wieder abschweifenden Augen auf den Boden richtet, um nach dem richtigen Untergrund für Myrlys zu suchen. Es gibt ein kurzes Erschrecken, als Grauer plötzlich in eine Senkgrube gerät und mit den Vorderpfoten einsinkt, bis gerade einmal seine hochgereckte Schnauze aus dem Sumpfwasser hervorragt. Ich steige ab und ziehe an seinem Sattel, werde aber von seinem Gewicht lediglich mitgerissen. Wiatt und Salaîne sind gerade so zur rechten Zeit an meiner Seite und schaffen es mit vereinten Kräften, Grauer wieder aus der Tiefe zu zerren. Immer noch verdutzt und noch nasser als ohnehin schon durch den Regen, schüttelt Grauer Schlamm, Morast und den ein oder anderen Egel ab und wir können weitergehen. Diemal führe ich ihn an seinem Zaumzeug und achte besonders darauf, den Boden vor ihm auf dessen Stabilität zu überprüfen. Nur eine knappe Stunde später auf dem Weg die unsichtbare Leylinie entlang treffen wir auf einen den halben Horizont verdunkelnden Teppich aus Mücken, der sich sofort hungrig auf uns stürzt. Meine eigenen Schuppen scheinen sie nicht durchdringen zu können, aber der Rest der Gruppe schlägt noch immer wild um sich, als wir dieses Gebiet endlich hinter uns lassen, auch Grauer kneift mit seinen Zähnen immer mal wieder seine weicheren Körperstellen unter den Achseln und am Bauch und Kratz seinen Hals bei jedem dritten Schritt.
Endlich gelangen wir auf eine Lichtung, die etwas festeren Untergrund bietet, und erspähen tatsächlich ein Büschel Myrlys-Blumen an deren Rand. Salaîne meint, es wäre besser, wenn wir auf die Nacht warten, wenn der Vollmond die Potenz der Pflanzen bei deren Ernte auf ein Maximum steigern würde, und sie ist die Expertin hier. Tiz bittet Wiatt in einem Ton, der an dessen Fähigkeiten zweifeln zu lassen scheint, nach Brennmaterial zu suchen, und Salaîne und ich sammeln Beeren, Kräuter und Pilze, die ich auf dem Weg in der Nähe habe wachsen sehen und die unseren kargen Proviant etwas aufbessern werden. Wir kehren kurz vor dem Bloodhunter zurück, der zwei Arme voll Torf und Holz mit sich trägt, die allerdings sehr feucht sind und daher eher Rauch denn Wärme abgeben werden. Tiz ihrerseit nimmt seine Beute an sich und dreht uns ihren Rücken zu. Nach einigen Geräuschen, die darauf hindeuten, dass sie Schmerzen hat, und einer seltsamen Verfärbung ihrer Armschuppen bietet sie uns das Brennmaterial nun im getrockneten Zustand dar; sie ist also nun auch noch magisch begabt - was verhemlicht sie sonst noch? Wenn wir wieder zu ihrer Hoheit Madalena zurückkehren, werde ich ihr von all diesen Dingen berichten, und ich bin mir sicher, dass sie diese frevelhafte Person ihrer gerechten Strafe zuführen wird. Bis dahin sind wir auf sie angewiesen, also werde ich ihre Affronts gegenüber Venxaroncas übergehen, aber weiter im Hinterkopf behalten. Sie nutzt nun alles Gesammelte, um einen Eintopf zu kochen, und winkt bald Wiatt heran, der ihr kurz beim Umrühren helfen soll. Sie umarmt ihn plötzlich, woraufhin er erstarrt und sichtlich unangenehm berührt ist, während sie sich für ihren "falschen Ansatz" entschuldigt. In Ermangelung einer positiven Reaktion gibt sie Wiatt einen weiteren Bonbon und lässt von ihm ab, woraufhin der Krieger verwirrt zu seinem bisherigen Posten am Rande der Lichtung zurückkehrt. Salaîne stupst mich an und nickt mit einer gehobenen Augenbraue in die Richtung dieses seltsamen Vorfalls und wir sind uns einig, dass das alles ziemlich merkwürdig ist. Schließlich essen wir gemeinsam die fertige Brühe und Salaîne erklärt uns den Erntevorgang. Schon beim Vorrätesammeln war ihr aufgefallen, dass ich sehr präzise und sorgsam mit der Sichel umgehen kann, daher bittet sie mich um meine Hilfe beim Entwurzeln der Blumen.
[Wiatt nutzt seine Fähigkeit, magische Gegenstände vor allem bei Salaîne zu erspüren, und entdeckt: die nekromantische Laterne, Stab, Buch und Medaillon bei Salaîne, Tiz Gürtel und rechte Armbinde, Segus Umhang und kleine Schuppe in einer seiner Innentaschen]
Als endlich die Sonne untergeht und einem hinter den Wolken scheinenden Vollmond Platz macht, ist Salaîne als Anbeterin Galachnas sichtlich unwohl zumute, aber sie schüttelt sich kurz und bereitet ihr Konservierungsritual vor. Sie ordnet die zwei Feenschädel, mehrere Kristalle, lange Zweige und andere Gegenstände, deren Natur sich mir entziehen, in einen groben Kreis an, mit den Phiolen für den Transport der Blumen in deren Zentrum. Überraschenderweise fragt sie mich, ob es mir genehm wäre, Cerawna um deren Beistand anzubeten, und natürlich stimme ich zu. Sie schließt ihre Augen und murmelt in sich hinein, und auch ich schicke ein Stoßgebet an die Gebieterin der Nacht und der niederen Kreaturen auf Venxaroncas weiter Erde. Motiviert und äußerst vorsichtig nehme ich die scharfe Sichel entgegen und schaffe es, die Myrlys, ohne auch nur ein Blütenblatt oder Wurzelspitze zu beschädigen, aus dem Sumpfboden zu holen, und übergebe die drei Pflanzen an Salaîne, die weiter vor sich hinflüstert und die Blumen in die Phiolen gleiten lässt, die vor Mondlicht glühen zu scheinen. Sie verkorkt die gläsernen Behältnisse und lässt einen Hauch über sie wehen, was sie wohl entgültig magisch versiegelt.
Während all dem lässt Wiatt seinen immer unsteteren Blick in die Dunkelheit um die Lichtung herum gleiten, bereit, jede verdächtiige Bewegung zu melden. Was er jedoch nicht bemerkt - Tiz, die ihn beobachtet, aber umso mehr - ist, dass er selbst sich merkwürdig verhält, indem er steif dasitzt, immer heftiger zittert, und von Zeit zu Zeit zu schwanken scheint.
Blut und Recht
Nachem auch die letzten Kampfgeräusche verklungen sind, machen sich ausgerechnet unsere beiden Streithähne gemeinsam daran, die Leichen und Bewusstlosen nach Hinweisen auf deren Identität und Ziele zu untersuchen. Nun, Wiatt untersucht die Wegelagerer sehr genau, während Salaîne vor allem danaben steht, Kommentare abgibt und darauf achtet, ihre Kleidung nicht zusätzlich zu ihrem eigenen Blut auch noch mit dem der Gefallenen zu tränken. Ergebnis dieser Untersuchung ist, gemessen and dem Tand, der aufgebracht werden konnte (etwa 50 Gold vor allem in Silberstücken, persönlicher Krimskrams, ein Amethyst, einige religiöse Symbole, Messer verschiedenster Machart), dass wir ohne die Aussagen der Gefangenen, deren Zustand ich beobachte, nichts herausfinden werden.
Ihre Hoheit Jamin betritt nun das ehemalige Schlachtfeld, während Tiz Prinzessin Sofia ablenkt. Sie schreitet die Umgebung mit gechultem, analytischem Blick ab, schaut abschätzig auf die gefallenen Gegner, respektvoll auf die versammelten Soldat*innen, tauscht stille Worte mit ihnen aus. Währenddessen kann ich eine kalte Wut in ihren Augen ausmachen, der knapp unter der gefassten Oberfläche brodelt. Ich maße mir an, diese Wut über das Geschehene zu verstehen und zu teilen. Wir Frommen stimmen in ein kurzes Totengebet zu Ehren Almodenas mit ein und verstauen die Gefangenen in der Kutsche, während Almodenas sterbliche Überreste nach einem Balsamierungszauber im Gepäckteil des Gefährts untergebracht wird. Salaîne folgt mir und dem Teil der Soldat*innen, die nach den vermissten Späher*innen suchen, in den Wald, und tatsächlich finden wir zuerst deren Pferde, dann von dort aus ausgehende Schleifspuren und schließlich hastig verscharrte Körper. Für Sergi kann man nichts mehr tun, das viele Blut, das aus seinen Pfeil- und Schwertwunden in den Waldboden um ihn herum sickert, ist ein erster Hinweis, sein fehlender Atem und Herzschlag ein letzter. Maeva hingegen scheint nach näherem Hinhören noch schwach und unstet zu atmen, also jage ich ihr alle Heilmagie, die mir noch zur Verfügung steht, in den Körper. Nicht zu knapp, denn mit rasselndem Atem kommt sie wieder zu sich, ihr Blick unklar und panisch, aber sobald sie ihre Mitstreiter um sich erkennt, beruhigt sie sich wieder. Auch sie hat zwar stark geblutet und einen schweren Hieb auf ihren Hinterkopf einstecken müssen, aber sie kann mit viel Unterstützung bald aufstehen und halb zum Schauplatz des Kampfes getragen werden. Auf dem Rückweg kommen wir wieder an den toten Pferden vorbei und ich erlaube Grauer, sich für eine Viertelstunde an ihnen gütlich zu tun, er dann aber zur Truppe aufschließen soll. Die Generälin ist natürlich betrübt über den Verlust Sergis - seine Leiche erfährt die gleiche Sorge wie die Almodenas - ist aber erleichtert über Maevas Zustand, die für die Weiterreise auf dem Kutschbock Platz nehmen darf. Währenddessen kann ich mit Befriedigung feststellen, dass der Rest des Trupps auf Ihrer Hoheit Jamins Geheiß hin die Leichen der Banditen aufgeknüpft hat. Jeder soll wissen, welches Schicksal Verbrechern in Moneda widerfährt.
Die Gruppe reist weiter, und Generälin Vanjarón verkündet, dass wir in ein nahegelegenes Gasthaus einkehren werden statt wie geplant im Anwesen des hiesigen Adligen. Zwar mache ich mir Sorgen um die Sicherheit und den Komfort der Vanjaróns, aber der Tag geht bald dem Ende zu, und vielleicht ist es besser, wenn das, was den Gefangenen wahrscheinlich blüht, nicht im Hause einer Bannerperson geschieht. Ich helfe den Stallburschen dabei, Platz für die Pferde und Grauer zu schaffen, und gebe ihnen kurze Anweisungen, kehre dann zu den anderen zurück, die sich nun anschicken, das den Geräuschen nach gut besuchte Gebäude zu betreten. Nachdem wir die Türschwelle hinter uns lassen, wird es totenstill im Schankraum. Ein angetrunkener Gast hebt seinen Humpen, um einen Toast auf "König Alvarís" auszurufen. Innerlich wachse ich um eine Handspanne ob des dargestellten Patriotismus, aber seit den Tagen des Endes des Usurpationskriegs ist es nicht angebracht, solche Gedanken öffentlich zur Schau zu stellen. Gnädigerweise übergeht Ihre Hoheit Jamin diesen Ausrutscher überschwänglicher Loyalität und tritt an den Tresen heran, um für die Unterkunft und Verpflegung ihrer Untergebenen zu sorgen.
Wir haben Glück, denn es findet derzeit kein Dorffest statt, sodass die meisten Zimmer leerstehen. Zwar wird niemand ein eigenes Zimmer für sich beanspruchen können, aber die meisten Krieger*innen werden das gewohnt und einfach glücklich sein, in einem Bett schlafen zu können. Was meine Reisegefährt*innen angeht, bin ich nicht so sicher. Ich werde bei den Reittieren unterkommen, Wiatt mit einem der Soldaten. Tiz und Salaîne teilen sich ein Zimmer [in dem Tiz sich an Salaîne heranschleicht und unter sichtlichen Schmerzen und einer Verfärbung ihrer Armschuppen deren Kleidung magisch reinigt und flickt, was diese anerkennend bemerkt]. Vor der Nachtruhe befiehlt Ihre Hoheit Jamin unsere Gruppe jedoch zu sich in den Schankraum und teilt einen Trinkspruch zu Ehre der Toten mit uns (und übergroße Bierkrüge, in denen man fast ertrinken möchte). Sie sammelt nochmal alle Hinweise auf die Identität unserer Wegelagerer zusammen, wobei Wiatt hervorhebt, dass die meisten von ihnen einen Grenzdialekt gesprochen haben, der Mann, der ihm im Zweikampf gegenüberstand und nun mit drei weiteren gefesselt im Weinkeller sitzt, allerdings eindeutig ein Skander war. Alle pflichten der Generälin bei, dass die Überlebenden verhört und anschließend hingerichtet gehören, nur Wiatt gibt nach kurzem Zögern zu, dass diese besser hätten fliehen sollen anstatt weiter zu kämpfen. Er bleibt auch mit Tiz am Tisch zurück, während Salaîne und ich Ihrer Hoheit in den Keller folgen, um unsere Hilfe beim Verhör anzubieten.
Ich sammle also Grauer ein, doch als ich zu den anderen beiden stoße, zuckt der vermutliche Anführer der Banditen unkotrolliert im Lichte der Fackeln am Boden. Ihrer Hoheit entfährt ein unziemlicher Fluch, Salaîne huscht zu ihm hinüber und bestätigt den Verdacht: Gift! Sie kratzt Runen in den Staub und murmelt ein paar Worte in ihrer arkanen Sprache, und der Blick des Mannes klart auf, der blutige Schaum vorm Mund versiegt und er schaut sie verwirrt an. Offenbar hat sie die Wirkung des Giftes einfach aufgehoben, damit sie ihn befragen und er seiner gerechten Strafe nicht entfliehen kann. Auch wenn ihre politischen Ansichten natürlich Unsinn sind, so ringt sie mir mit ihren Fähigkeiten und ihrem Pragmatismus doch etwas Resepekt ab. Der Skander erkennt seine ausweglose Situation und antwortet auf Salaînes Fragen; er kommt aus einem skanderischen Dorf, dessen Name niemandem etwas sagt, und ist dort Teil einer lokalen Miliz/Söldnertruppe, wurde dann aber von relativ reichen Personen, deren Identität er nicht kenne, dafür fürstlich bezahlt, diesen Hinterhalt zu legen und Prinzessin Sofia zu entführen. Nachdem er offensichtlich keine weiteren Informationen bieten kann, die uns dabei helfen, seine Auftraggeber zu identifizieren, löst Salaîne ihren Zauber auf und lässt den Mann an seinem Gift verrecken.
Nach dieser Demonstration magischer Macht sind zwei der drei Überlebenden nur zu bereit, ihr kümmerliches Wissen zu teilen. Sie wurden offenbar von den Söldnern in nahegelegenen Grenzdörfern angeheuert, mit dem Versprechen, dass ihre Familien ausgesorgt haben würden, selbst wenn sie nicht lebend zu ihnen zurückkehrten. Sie haben wohl nicht bedacht, dass eine Strafkampagne auch ihre Dörfer heimsuchen wird, wenn sie Erfolg gehabt hätten oder wenn das Haus Vanjarón beschließt, diesen Angriff als eine Kriegserklärung anzuerkennen. Auch sie haben nie von dem Ort gehört, in dem der Mann angeheuert wurde. Erst während ihrer Reise zum Überfallort wurde ihnen wohl klar, wer ihr Ziel ist, und sie haben sich törichterweise mehr vor den Skandern gefürchtet als vor den Monedaern, und sind daher nicht desertiert. Alles in allem eine dürftige Ausbeute an Informationen, aber deren Winseln um Gnade, ihre Besserungsbeteuerungen und ihr Nutzen als Kundgeber für das, was Feinden der Vanjaróns blüht, veranlasst Ihre Hoheit, Gnade vor Recht ergehen und sie im Morgengrauen gehen zu lassen. Der widerspenstige, unwillige Mann an deren Seite wird bis dahin Zeit haben, es sich anders zu überlegen. Bis dahin wird Grauer bei ihnen im Keller bleiben. Er darf sogar den Toten vor deren Augen zerfleischen und fressen, denn das Gift ist wohl nicht besonders gefährlich für Drakes, obschon es laut Salaîne sowohl teuer und selten ist, als auch äußerst unüblich für Skandern zu sein scheint, Gift statt "ehrenvollen" Zweikampf als Tötungsmittel zu wählen. Wie dem auch sei, wir kehren unter dem Geräusch reißender Muskeln und brechender Knochen zurück. Ich glaube, einer der drei muss würgen, und Ihre Hoheit Jamin scheint meiner Idee zugänglich zu sein, dass die Hinrichtung durch Drachen nicht nur eine Einsparung an Proviant bedeuten könnte, sondern auch von großer symbolischer Bedeutung sein kann.
[Währenddessen im Schankraum: Tiz trinkt ausgelassen, verkippt sogar mal einen Schluck und wischt ihn sogleich wieder weg. Sie setzt dazu an, Wiatt eine Weile anzustarren, der sie ungeduldig ansieht und schließlich nach ihrer Masche anspricht, Kämpfer*innen eine Silbermünze für deren Verrat anzubieten. Zu seinem Verdruss behauptet sie, dass sie es als Gnadenakt ansieht, Leuten, die unüberlegt ein Verbrechen begehen würden, eine Möglichkeit zum Umdenken mithilfe einer Motivation in Form von Bezahlung anzubieten. Er widerspricht ihr aus Prinzip und gibt ihr zu denken, dass das von außen durchaus einfach als Verrat oder Desertation angesehen werden würde. Sie will ihm die Vision eines Lebens außerhalb des Kampfes als "schöner" verkaufen, er stimmt nicht zu.
Tiz spricht ihn widerum auf sein Blutritual zu Beginn eines Kampfes an und gibt zu bedenken, dass Blutverlust mit einem Sieg im Widerspruch zu stehen scheint. Er entgegnet, dass er dieses Ritual schon tausende Male durchgeführt habe - was man an schwer vernarbten Armen und Händen erkennt - und man es wohl bei vielen Gegner auch gar nicht benötigen würde. Anscheinend ist es auch genügend, wenn man anderer Leute Blut dafür nutzt, aber das eigene eine größere Wirkung erzielt. Er ist sichtlich verschlossen gegenüber weiteren Nachforschungen in dieser Richtung, also lenkt Wiatt davon ab, indem er Tiz wegen ihrer ätherischen Drachenform befragt. Sie meint, es war ihr beigebracht worden, auf diese Weise ihr "inneres Ich" zu manifestieren, allerdings setze sie diese Technik nur selten ein, um das Vertrauen der Personen um sie herum nicht zu verlieren, da sie Vertrauen als eine der wichtigsten Maximen versteht. In dem Moment taucht Sofia auf und fängt Wiatt zwischen sich und Tiz auf der Schankbank. Sie fragt wiederum nach dessen größtes Monster, das er je bekämpft hat. Tiz spührt seinen Widerwillen und springt ein, indem sie Sofia zu einem Duell mit Brotmessern motiviert. In dem Moment kehren die anderen zurück in den Schankraum.]
Prinzessin Sofia scheint in einer Art Übungsduell mit Tiz zu stecken, wird aber sogleich weggeschickt, um sie nicht bei dem folgenden Gespräch am Tisch zu haben. Wir erzählen den anderen beiden von den kargen Ergebnissen unserer Unterhaltung mit den Banditen, aber Wiatt sitzt bei der Erwähnung des Giftes sofort auf und beteuert felsenfelst, bei seiner Untersuchung nirgendwo etwas Vergkeichbares gefunden zu haben. Wir haben keinen Grund, an ihm in dieser Hinsicht zu zweifeln, also bleiben nur wenige Möglichkeiten, wie der mann an das Gift gekommen sein könnte, eine weniger angenehm als die nächste. Vielleicht hat ihm einer der Mitreisenden das Gift zukommen lassen, was uns alle nervös macht und sicher jedem an seinen oder ihren jeweiligen Verdächtigen denken lässt. Ihre Hoheit und ich sind uns einig, dass niemand aus dem Geleit der Generälin zu so einem Verrat fähig wäre, also blieben nur Personen aus meiner Reisegruppe. Ich werfe ein, dass ja auch ein magischer Transport des Giftes möglich wäre - wenn die Auftraggeber der Entführung die Mittel haben, sich solch seltenes Gift für bloße Handlanger zu besorgen, dann sicherlich auch mächtige Magier. Die Blicke richten sich nun auf Salaîne, die diese Möglichkeit einräumt, aber auch zu bedenken gibt, dass dieses Gift einige Zeit benötigt, um seine tödliche Wirkung zu entfalten, weshalb es auch so gefragt ist für Hofintrigen; möglicherweise also auch so viel Zeit, wie wir gebraucht haben, um vom Schlachtfeld zum Gasthaus zu gelangen, also wäre es ihm möglich gewesen, das Gift einzunehmen oder verabreicht bekommen zu haben, bevor wir ihn gestellt haben.
Weiteres Nachgrübeln wird außer Misstrauen nichts bewirken, also mutmaßen wir über die Motivation des Angriffs und der geplanten Entführung. Am offensichtlichsten ist Lösegeld, aber es wurde eine Menge Geld und Aufwand für diesen Hinterhalt investiert, also ist die Gewinnmarge unrealistisch. Ein politischer Komplott Skanders, Monedas (wie albern), Beycillis' oder einer anderen Fraktion, um Moneda und Skander in einen Krieg zu führen, ist eine weitere Möglichkeit, aber Generälin Jamin widerspricht in ihrer Weisheit, da sie selbst als Ziel dafür viel eher infrage kommen würde als die Prinzessin. Ich denke, sie unterschätzt ihren Ruf oder stellt ihre Fertigkeiten unter den Scheffel, denn niemand bei klarem Verstand würde sie persönlich auf dem Schlachtfeld herausfordern, wenn die Prinzessin ein leichteres Ziel abgibt, das nicht eine Batallion abschlachtet, wenn es davongetragen zu werden bedroht ist. Vielleicht sind magische Rituale oder ein Austausch mit einem Doppelgänger geplant, aber wir merken schnell, dass wir in immer unrealistischere Annahmen abtreiben. Auch auf Salaînes Frage, ob etwas außer dem Offensichtlichem besonders ist an Sofia, antwortet Ihre Hoheit verneinend.
Wie dem auch sei, es muss entschieden werden, wie die Weiterreise vonstatten gehen soll. Eine größere Eskorte durch den hiesigen Adligen wäre ob seiner Nachlässigkeit (oder Mitarbeit) bezüglich der Sicherung der Grenze vor Räubern und Wegelagerern angebracht, und Ihre Hoheit Jamin stimmt mir erst zu, allerdings ist sie sich nicht sicher, ob sie ihm vertrauen kann, also schlägt sie nach einigem Grübeln vor, dass unsere Gruppe sie einen weiteren Tag ekortiert, was zwar unseren Zeitplan strapaziert, aber die erhöhte Sicherheit der beiden Vanjaróns bedeutet, bis sie sich genug von der Grenzregion entfernt haben. Natürlich stimme ich sofort zu - besser als einer Vanjarón nützlich zu sein, ist es, dreien meine Nützlichkeit zu beweisen - und auch Tiz in ihrer Sorge um die Prinzessin und Salaîne in Anberacht einer aufregenderen Tätigkeit als "Blümenpflücken" willigen ein. Nur Wiatt ist dagegen, offiziell weil er den Auftrag ohne zu großen Zeitdruck erledigen will, aber ich bin mir sicher, dass er es einfach keinen weiteren Tag mit Prinzessin Sofia aushält.
Die Hinterhältigen
Nun, da wir wissen, wo die Wegelagerer auf uns lauern, wissen wir aber leider nicht, ob es ihnen nur um die Leben und den Besitz zufälliger vorbeifahrender Reisender geht oder speziell um die herzögliche Reisegruppe. Von daher erarbeite Ihre Hoheit Jamin einen zweiteiligen Plan, um dem Hinterhalt mit List und Stärke zu begegnen. Dabei hat sie die Weisheit, uns um unsere Hilfe und Ratschläge zu bitten.
Der Plan für das Aufreiben der Banditen ist wie folgt:
Jamin, zwei der Soldat*innen (Luiz und Matteo) und Sofia bleiben mit ihren und den freiwerdenen Pferden zurück, um die junge Prinzessin nicht in unnötige Gefahr zu bringen.
Salaîne, zwei weitere Soldatinnen (Vega und Almodena) und ich schleichen um den östlich des Pfades lagernden Part der Wegelagerer herum und fallen ihnen in den Rücken.
Tiz, Wiatt und die restlichen Soldat*innen reisen scheinbar unbesonnen den Pfad entlang, wobei sowohl eine der Soldatinnen in einem von Sofias Reiseumhängen bei Tiz im Wagen mitfährt und eine andere ihre Rüstung mit der Jamins tuascht, um den Eindruck zu erwecken, dass dies dieselbe Reisegruppe ist, die Verräter oder Attentäter erwarten würden. Grauer wird diese Gruppe begleiten und gegebenenfalls zu meiner Gruppe gerufen werden, sollte der Kampf in einer ungeplanten Art und Weise initiiert werden.
Mein Teil des planes funktioniert einwandfrei, wir können uns einer Gruppe Banditen fast auf Sprechreichweite nähern, ohne dass diese unsere Anwesenheit bemerken. Natürlich muss Salaîne - eine klare Kommandokette und den bisherigen Plan ignorierend - alle anwesende Wegelagerer von unserer Position berichten, indem sie irgendeinen Zauber wirkt. Immerhin kann sie zwei Kämpfer ausschalten und einen dritten in die Flucht schlagen, während ich zwei Heckenschützen eliminiere und unsere Mitstreiterinnen ihrerseits verschiedene Verbrecher stellen. Dabei prischt Almodena viel zu weit voran und wird von einer Kämpferin in Folge dieser Unbesonnenheit niedergestreckt. Schade um sie, sie schien den meisten gegenüber sympathisch aufzutreten und war immer zur Stelle, ihr Handwerksgeschick zur Verfügung zu stellen, wenn eine Radnabe brach oder ein Riemen des Kutschenjochs ausgetauscht werden musste. Ich bin sicher, Neit und Ildánach werden bei Aeracura ein gutes Wort einlegen. Ihr Opfer und das Eintreffen Grauers führen dazu, dass wir - Vega, Grauer und ich - den Hügel östlich des Pfades gegen eine Übermacht an Banditen halten können, bis diese tot darniederliegen oder schwer verletzt fliehen.
Währenddessen ist der Teil des Schlachtfeldes um die Kutschengruppe herum eine Katastrophe. Fernando ist gänzlich in seiner Rolle überfordert, die Soldat*innen scheinen nicht genug Übung im berittenen Bogenschießen genossen zu haben, und sowohl Wiatt als auch Salaîne bluten schnell aus mehreren Wunden. Immerhin gelingt es ihnen mit Tiz' Hilfe, einige der Wegelagerer zur Strecke zu bringen oder sie sogar für eine spätere Befragung und Hinrichtung kampfunfähig zu schlagen, beziehungsweise mit Zaubern in den Schlaf zu wiegen. Ich hatte mich auch im Kampf gegen die Baumkreaturen nicht geirrt, wie ich vorher angenommen habe; Tiz scheint eine Art Kampfkunst zu beherrschen, die ihr gewisse drachische Fähigkeiten und ein geisterhaftes, drachisches Aussehen gewährt. Offensichtlich hat ihr Meister, den sie wegen seiner ketzerischen Annahme, die Wiedergeburt eines höheren Drachen zu sein, korrekterweise gerichtet hatte, sie noch seine blasphemischen Wege gelehrt. Ich werde Ihre Hoheit Jamin natürlich davon berichten, sie wird wissen, wie mit einem solchen Frevel umgegeangen werden muss.
Als unsere List aufgedeckt wird, fliehen die wenigen Überlebenden, und ich kann mich um die schweren Wunden Wiatts und Vegas kümmern. Grauer bringt Almodena zur Gruppe und ich schicke ihn zu Ihrer Hoheit Jamin, um ihr zu berichten und sie zu uns aufschließen zu lassen. Nun müssen wir anhand der Habe und Ausrüstung der Wegelagerer und deren eigenen Aussagen in einem Verhör herausfinden, was diese vorhatten und ob und wem sie Rechenschaft ablegen. Entsprechend werden sie anschließend entweder für Hochverrat oder einen kriegerischen Akt gehenkt werden. Wenn sie Glück haben, sind sie Skandern und können als Kriegsgefangene Gnade erfahren.
Die Gefahr ist innen
Alle erwachen gut ausgeruht - ein Vorteil des Schlafens in ordentlichen Betten - abgesehen von ein paar der Soldat*innen, die es gestern übertrieben haben, und auch Salaînes Augen sind leicht gerötet, wahrscheinlich von einer unruhigen oder kurzen Nacht. Der Bannermann Seiner Majestät bietet uns ein ausgiebiges Frühstück an, aber Ihre Hoheit Jamin will schnell weiterreisen und bricht ein karges Brot mit allen Anwesenden. Auf dem Weg unterhalte ich mich mit den Untergebenen Jamins, mit denen ich mich gestern Abend angefreundet habe: Juan kenne ich eh schon, er hilft ja oft in den Stallungen aus. Meava ist für die Hunde verantwortlich, aber sie und Sergi habe ich auch schon bei meiner Zeit bei den Spähern gesehen. Sergi und nalia bleiben wie schon gestern lieber alleine oder unter sich, ganz anders als Alando, der viel und gerne redet, aus dem man aber nie herausbekommt, was denn nun wirklich seine Aufgabe ist. Fernando und Vega sind beide auf ihre jeweiligen Arten für die Gesundheit der Truppe zuständig. Von Matteo halte ich mich fern, der hat was gegen Kobolde. Oder generell gegen Fremde. Keine Ahnung, aber seine höfliche Art zusammen mit seiner abgeneigten Haltung machen, dass meine Nackenschuppen jucken.
Nach einiger Zeit scheint es auch Salaîne zu langweilig geworden zu sein, nur still vor sich hin zu reiten, und sie fragt mich, wie ein Kobold wie ich eine so angesehene Stellung bei einem so hohen Haus innehaben kann. Eine berechtigte Frage für Leute, die mit Kobolden zu tun haben, aber vielleicht eine versteckte Kritik an der Güte, mit der die Vanjaróns unsereins begegnen? Nun, sie hat mir bisher keinen Grund gegeben, ihre Ergebenheit an den Herr*innen anzuzweifeln, also beantworte ich freigibig, aber unter Wahrung der Privatsphäre aller Beteiligten, ihre Frage. Im Gegenzug informiere ich mich darüber, wie ihre Schwesternschaft strukturiert ist. Irgendwie habe ich eine rigide, sichere Hierarchie im Vorbild der herzöglichen Familie und derer Untergebenen angenommen, da die Hexen ein weit größeres Gebiet abdeckten als etwa Moneda, aber sie versichert mir, dass es eine ranglose Gemeinschaft ist, deren Streitigkeiten durch nicht-tötliche Duelle oder auch durch Things geklärt werden. Dies würde in ihren Augen bedeuten, dass das Ansehen einer einzelnen Hexe von ihren taten, nicht aber von ihrer Geburt abhängt. Von der darin eingebundenen Heuchelei abgesehen - Hexen haben ihre beachtliche politische Macht eben nur aufgrund ihrer angeborenen Fähigkeiten - ist es natürlich lächerlich, Macht nicht an Blut und Herkunft zu binden. An den Drachenabstämmigen findet man natürlich das beste Beispiel, am vergleichsweise eher schwachen Blut des Kaisers ein weniger eindrucksvolles, von niederem Blut wie dem der Kobolde erst ganz zu schweigen. Immerhin stimmen wir darin überein, dass sich die wahre Stärke in Zeiten der Konflikte zeigt. Ich meine, der Krieg des Usurpators hat deutlich gemacht, dass Moneda nur durch viele Verluste und eine schier endlose Flut schwächerer, feigerer Feinde in Allianz zueinander zu einem Remis gebracht werden konnte.
Wir nähern uns langsam einem Ausläufer der skaldischen Grenzregionen, also bedeutet Ihre Hoheit Jamin uns Späher*innen in ihrer Weisheit, die Umgebung im Auge zu behalten. Die Skandern hatten es eh nie wirklich mit der Hege und Kontrolle der Monsterpopulationen, also würden hier etwaige Gefahren über die unsichtbaren Herzogstums-Linien migrieren. Ich untersuche also einen Wald, durch den unsere Straße führt, und fühle mich sofort beobachtet, auch wenn ich nicht ausmachen kann, wovon. Plötzlich bewegen sich die Bäume und das Unterholz um mich herum - und tatsächlich erheben sich mehrer hölzerne Ungetüme um die gesamte Gruppe. Gerade so kann ich die anderen warnen, doch die Größe der Eskorte ist nun ein Nachteil, da wir nicht einfach zurückweichen oder nach vorne durchbrechen können; es bleibt also nur, die Gefahr direkt zu eliminieren. Es folgt ein Kampf, dessen Ablauf nicht besonders festhaltenswert ist. Außer der hervorragenden Führungsfertigkeiten Jamins, die natürlich keine einzige Person unter ihrem Kommando verloren hat, sind allerdings einige Seltsamkeiten meiner neuen Kameraden aufzuarbeiten. Tiz hatte offenbar doch noch etwas von ihrem häretischen Meister gelernt, bevor sie ihn seiner gerechten Strafe zuführte, denn während des Kampfes wurden ihre physischen Schläge bald von inkorporalen Drachenpranken abgelöst. Eigentlich ein Affront an die wahren Drachen, allerdings kann ich mir vorstellen, dass sie es einfach nicht abgelegt hat, um sich die Hände während eines Kampfes zu beschmutzen. Wiatts Gebrauch seiner Blutmagie war nicht überraschend, hatte ich sie doch schon früher in Aktion gesehen. Allerdings war es eine Überraschung, als Salaîne sein Blut nutzte, um unsere Gegner zu verfluchen. Ich finde es sehr nützlich, Blut, das eh vergossen wird, noch brauchbar zu machen, aber Wiatt nimmt offenbar großen Anstoß daran. Es kommt im Anschluss an den Kamof fast zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen den beiden, aber irgendwas - vielleicht das Versprechen, zukünftig keine Zauber auf Wiatt zu wirken - scheint dann doch dafür zu sorgen, dass es sich zu einer unter der Oberfläche brodelnden Wut abkühlt.
Während der nächsten Rast in einer von einem Bach durchschnittenen Lichtung geht Tiz von einem Kumpanen zum nächsten und wäscht und flickt ihre Kleidung. Ich wasche mich im kühlen Bachwasser, aber einer der Soldaten erzählt mir später, dass auch Tiz Salaîne verboten hat, ihr Blut anzurühren. Außerdem scheint Salaîne eine vernarbte Wunde auf ihrer Schulter zu haben, die magischen Ursprungs ist. Vielleicht eine dieser "friedlich" beigelegten Streitereien mit einer anderen Hexe. [OOC: Salaîne drückt ihre Bewunderung für Tiz' Kampfstil aus.] Wiatt ist die ganze Zeit über nicht bei den anderen im Lager. Selbst Sofia muss abgehalten werden, nach ihm in den umliegenden Wäldern zu suchen, wohl um ihn zu schickanieren. [Er wirft im Gehölz Kiesel gegen Baumstämme, noch sichtlich aufgebracht, und wird von Tiz aufgesucht, die ihm nahelegt, sich mit Salaîne zu vertragen und sich zu waschen, wobei sie besonders betont, dass er beides bestimmt gut hinbekommt, wenn er sich anstrengt. Er erwidert, dass man sich bei Hexen nie sicher sein kann, was diese mit dem Blut einer anderen Person anstellen können, und zählt paranoid Möglichkeiten auf, wie sie ihm schaden könnte.]
Jamin schickt einen Botenfalken in die Lüfte. Als ich sie höflich um die darin enthaltene Botschaft frage, eröffnet sie mir, dass es einen Bericht über den zurückliegenden Kampf enthält, aber auch Lob um die herausragenden kämpferischen Fähigkeiten meiner Kumpanen. Mich inbegriffen! Allerdings hält sie mich darum an, den inneren Frieden der Gruppe zu wahren. Als Generälin weiß sie sehr wohl, wie wichtig die Moral ihrer Truppen den positiven Ausgang einer Mission beeinflusst. Kurz schrecken die Pferde wieder auf, diesmal wegen einer Schleiereule, offenbar das Haustier Salaînes. Eulen sind lautlose Flieger, daher ist es wohl nicht weiter verwunderlich, dass wir ihre Anwesenheit bisher nicht bemerkt haben.
Wir reisen weiter, doch die Sicherheit muss offensichtlich erhöht werden. Ihre Hoheit Jamin nutzt Grauers Lufthoheit aus, um die Umgebung von oben im Auge zu behalten, während sie mich, Meava und Sergi durchs Unterholz vorausschickt.
[Jamin und Nalia werfen immer wieder beorgte Blickt zurück zu Salaîne und Wiatt, woraufhin erstere zu Jamin heranreitet. Sie setzen sich kurz von der Truppe ab, um sich zu unterhalten, und Jamin erklärt ihre Unzufriedenheit mit den Streitigkeiten zwischen der Hexe und dem Bloodhunter. Salaîne drückt ihrerseits Zweifel an der Entscheidung Madalenas aus, eine Hexe und einen "Hexenjäger-Barbaren" zusammen auf eine Mission auszusenden. Jamin gibt kurz zu, dass Madalenas Entscheidungen oft von der Gesamtheit der Fertigkeiten der Ausgesandten geleitet werden und Dinge wie soziale Spannungen daher unter den Tisch fallen, rügt aber auch Salaînes unangebrachte Kritik an ihrer Schwester. Sie verbindet die Rüge mit einer kaum verhohlenen Drohung, aber Salaîne macht das nur noch trotziger, auch wenn sie zum Schein nachgibt.]
Noch in Rufreichweite des Trosses bemerke ich, dass Grauer bald schon wieder neben Jamin landet und ihr von einem über dem Pfad gestürzten Baum voraus berichtet. Jamin lässt alle stoppen, und ich wage mich nahe genug heran, um von der Baumlinie heraus die Gespräche zu verfolgen. Ein Hinterhalt ist offensichtlich, aber eine Alternativroute würde zwei Tage zu unserer Reisezeit hinzufügen. Das ist nicht nur für die zeitempfindliche Natur unserer Misson schlecht, auch die Eskorte möchte sich in Anbetracht offenbarer Feindseligkeiten nur ungern aufteilen.
Salaîne bietet ihre mystischen - und mysteriösen - Fertigkeiten zum Vorausspähen an, auch weil die anderen beiden Späher noch nicht wieder zurückgekehrt sind, und Jamin nimmt das Angebot an. Nachdem sie Wiatt ihr Pferd übergeben hat, streckt Salaîne ihre Arme weit aus und verwandelt sich vor unseren Augen in eine Rauchwolke, die sogleich, ungeachtet des aufkommenden Windes, durch das Gestrüpp zischt. Wenig später kommt sie wieder zum Trupp, verwandelt sich zurück - wird dabei fast von den nervösen Krieger*innen aufgespießt - und berichtet, dass insgesamt zwei Bäume entweder von riesigen Kreaturen oder starker Magi entwurzelt und über den Weg gelegt wurden. In der Nähe des zweiten Baumes verstecken sich eine Handvoll humanoider Gestalten, die ihrer Ausrüstung zu urteilen Banditen, Wegelagerer zu sein scheinen, auch wenn man nicht ausschließen kann, dass sie von Skander entsandt wurden - bedenkt man doch, wo wir hier sind und wer mit uns reist. Auch ich schlüpfe nun aus der Umarmung des Waldes und biete meine Unterstützung und Sichtweise an, um eine Strategie zu erarbeiten, die gleichzeitig die Banditen abwehrt oder umstellt und die Sicherheit der Prinzessin gewährleistet, sei es durch List oder das Überraschungsmoment.
Ein Auftrag! Ein Auftrag!
Fähnrich Gustavo von der Schlosswache kam heute Morgen mit guten Nachrichten zu meinen Stallungen: Ihre Hoheit Madalena hat einen Auftrag für mich! Natürlich bürstete ich mich und meine Rüstung mit der feinsten Drahtbürste, um ja einen guten Eindruck zu machen. Eine Besucherin der Familie kam vor meiner Begegnung mit der Herrin, um mir ihr Pferd zu überlassen. Das Pferd war gepflegt, aber den Geruch der Drakes nicht gewohnt, also musste es in einer separaten Box untergebracht werden. Als ich im Hauptgebäude ankam, nahm ich Platz auf einem der bequemen Sitzgelegenheiten und konnte wiederum nicht anders, als die Majestät und den Reichtum im Vorraum zu bestaunen. All die goldgerahmten Familienporträts, die Banner der untergebenen und besiegten Häuser vergangener Zeiten, die antiken Möbel - alles ein offensichtliches Zeichen dafür, wie weit über allen die Vanjaróns stehen, eine Erinnerung daran, wie glücklich ich mich schätzen kann, unter ihnen zu dienen.
In meinem Staunen hatte ich fast nicht bemerkt, wie Tiz in den Raum schlich. Ihre ungewöhnlichen Schuppen schimmerten im Nachmittagslicht, das durch die hohen Fenster schien, aber sie schien sich mehr in der Ecke des Raumes zu verstecken, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wo Tiz ist, muss Sofia nicht allzu fern sein, aber sie war nicht in diesem Raum, soweit ich sehen konnte. Vielleicht spielten sie ein Spiel?
Wenig später betrat zu meinem Erstaunen der Bloodhunter Wiatt den Raum. Wir hatten einmal zusammengearbeitet, als die westlichen Grenzregionen von einem Feuerelementar heimgesucht worden waren, aber seitdem gab es keine größere Gefahr, die eine Kooperation der Späher mit der Gilde brauchte. Wird es wieder eine solche Gefahr geben? Aber dann würde man doch nicht einen Kämpfer einzeln hierherschicken, sondern die Aktion in den höheren Rängen gemeinsam planen? Vielleicht hat Wiatt eine persönliche Angelegenheit zu klären - oder er hat etwas mit meinem Auftrag zu tun. Ich nickte ihm jedenfalls wiedererkennend zu. Er tat dasselbe, setzte sich dann auf ein Sofa in der Nähe.
Nun betrat die mysteriöse Besucherin den Raum. Sie gab ihren Reitermantel an Tiz ab, die ihn zwar irritiert, aber pflichtbewusst entgegennahm. Zum Vorschein kam all der Tand, den diese Frau bei sich trug, und eine blanke Sichel, die an ihrem Gürtel hing. Eine Kräuterkundlerin? Sie führte einen Stab mit sich, der eine Halterung für Reisekessel besaß und auf dem sich das Wachs vieler verbrannter Kerzen verfestigt hatte. An der anderen Seite ihres Gürtels hing eine Lampe, die ein stetes Feuer beherbegte. An ihrer Schulter hing an einer Kette ein dickes, schwarzes Buch, was für sie von besonderer Bedeutung zu sein schien. Sie war von ähnlicher Statur wie die weniger kriegerischen Damen des Hauses, also wahrscheinlich ansehnlich für einen Menschen, und sie besah sich die Anwesenden in der Art, wie andere Häuser Kobolde betrachteten - sie würde hier also gut zurechkommen. Vielleicht war sie selbst von gehobener Abstammung?
Die Gefreite Miria gebat uns allen, das Arbeitszimmer Ihrer Hoheit zu betreten, also gingen wir - offenbar alle vier? - hinein. Miria heiratet ihre Verlobte nächsten Monat, ich sollte mich vielleicht um ein kleines Geschenk kümmern. Ruco würde wissen, was angemessen wäre.
Drinnen saß Ihre Hoheit Madalena, Tochter Seiner Hoheit Alvarís Vanjarón de Moneda, Baron von Moneda und Statthalter von Colvera, hinter ihrem schweren Schreibtisch, umgeben von teuren Folianten, schweren Grimoiren und unzähligen Berichten und Verträgen. Sie blickte nur kurz auf, aber ich bin mir sicher, dass sie und ihr Pseudodrache neben ihr mich wohlwollend wahrnahmen, und bat uns allen einen Stuhl an. Ich folgte ihrer unausgesprochenen Bitte sofort, Tiz blieb wie üblich stehen, die Besucherin nahm auf dem von mir am weitesten entfernten Stuhl Platz, und Wiatt schien lange mit sich zu ringen, bevor er sich neben mir auf den Stuhl setzte, seine Stirn zerfurcht und sein Kiefer angespannt.
Ihre Hoheit gab uns unseren Auftrag: Wir sollen 3 Myrlys-Blumen besorgen, die nur auf einer Wiese im monsterverseuchten Grenzgebiet mit Skander in Küstennähe wachsen und für manche Divinationen verwendet werden können. Salaîne, wie die Besucherin heißt, schien sich in arkanen Künsten auszukennen, denn ihr wurde die Aquirierung und der Transport dieser fragilen Pflanze übertragen, der Rest von uns war zum Schutz gedacht. Ich hielt das Ganze für Tiz etwas ungeeignet, andererseit sagte man ihr nach, ihren alten, blasphemischen Meister umgebracht zu haben, also steckt vielleicht doch etwas Kampfgeist in ihr. umal wir noch einen zweiten Teil zum Auftrag erhielten: Prinzessin Sofia würde uns einen Teil des Weges zusammen mit ihrer Tante, der Neit-gesegneten Hoheit Jamin, begleiten, um zu ihrer Mutter an die Küste zu gelangen, also bekamen wir zusätzlich noch eine Eskortiermission, und Tiz' Anwesenheit eine weitere Erklärung. Wir alle unterschrieben den Vertrag für unseren Auftrag und würden uns am nächsten Morgen mit der Reisegruppe auf den Weg machen. Wir wurden verabschiedet und verließen das Gebäude. Salaîne würde für die Nacht in der Nähe unterkommen, also blieb es an mir, mich um die Verpflegung ihres Pferdes zu kümmern. Ich erzählte Grauer von den Neuigkeiten, der es kaum erwarten konnte, sich wieder einmal zu beweisen, auch wenn er seine Nüstern rümpfte, da es nur um das Pflücken von Blumen ging.
Am nächsten Morgen bereitete ich die Pferde für meine Gefährten vor. Auch Salaîne brauchte eines aus unseren Stallungen, da wir es uns nicht leisten konnten, dass ihres bei der geringsten Gefahr oder in der Nähe von Grauer durchging. Nocta würde gut zu ihr passen, eine schwarze, alte Stute, die wir manchmal für Reitanfänger nutzten, da sie sehr zahm und umgänglich war. Tiz würde sich freuen, auf Bolle zu reiten. Sie war ab und an auf ihm ausgeritten, um Dinge aus Colvera zu besorgen. Sommersturm wäre genau richig für Wiatt. Auch dieses Pferd würde ohne große Besonnenheit in den Rachen eines Elementars reiten, wenn man es ihm befahl.
Zusammen mt Grauer brachte ich die drei Pferde in den Vorhof, wo die anderen waren oder kurz darauf eintrafen. Tiz trank Tee mit der Prinzessin und bat allen - auch Grauer - eine Tasse an, Salaîne starrte mysteriös in die Ferne, und Wiatt nahm Sommersturm entgegen, nannte es aber gleich in "Pferd" um, anscheinend, weil er es nicht lange genug kennen würde, um sich seinen Namen merken zu müssen. Wenn auch unangemessen für ein Tier von solch herausragender Abstammung, musste ich doch seinen Pragmatismus anerkennen. Tiz würde weiterhin bei Prinzessin Sofia in der Kutsche sitzen, also begleitet Bolle uns bis zu dem Wegpunkt, an dem wir uns von der hoheitlichen Eskorte trennen, unbeladen.
Die Reise bis zum ersten Rastplatz - einer alten Turmruine - verging ereignislos. Es war klamm und neblig, aber so nahe der Hauptstadt und mit solch einer Gruppe würden Gefahren und Überraschungen fernbleiben. Während die Soldaten unter sich blieben und kameradschaftlichen Umgang mit Ihrer Hoheit Jamin pflegten - viel zu unprofessionell, meiner Meinung nach - brach ich Brot mit Wiatt und teilte etwas Eisspinnen-Ragout mit ihm, was mir Ruco dankenswerterweise als Proviant mitgab. Er gab zu, dass ihm unsere neue Begleiterin suspekt war. Tatsächlich brachte sie auch die normalerweise ruhigen, Drakes gewohnten Pferde auf und machte die beiden Jagdhunde Ihrer Hoheit fuchsteufelswild, indem sie einfach in deren Nähe war, aber ich schrieb das einem ihrer vielen Kräuter zu, die sie bei sich trug. Wiatt wollte sie sofort zur Rede stellen, und es kam zu einer Konfrontation, bei der man die Luft hätte in Scheiben schneiden können. Sie bestätigte meinen Verdacht, dass es sich um eines der Kräuter handeln könnte, die für die Aversion der Tiere verantwortlich war, und versprach, diese besser zu verpacken, also konnte ich mich ruhigen Gewissens aus der Angelegenheit entfernen, aber Wiatt schien nicht zufriedengestellt zu sein. Nach dem Austausch mehr oder weniger subtiler Drohungen ließ er endlich von ihr ab, und wir konnten uns zur Nachtruhe begeben. Grauer meinte selbst, dass ihn etwas an Salaîne beunruhigte, aber gegenüber den niederen Wesen nie zugeben würde. Er war unruhig, also versprach ich ihm, dass er am nächsten Morgen während des Frühstücks seine Flügel strecken und seine relativ neue Fähigkeit zu fliegen trainieren könnte.
Als der Morgen graute - es war noch immer klamm und kühl vom gestrigen Nebel - ging Salaîne durch das Lager, um friedenssuchend Tee zu verteilen, den sie selbst gebraut hatte. Er war ordentlich. Ich glaube nicht, dass ich Wiatt seine Tasse habe leeren sehen, aber bei der Abreise war sie leer, also haben sich vielleicht die Wogen geglättet. Auch Prinzessin Sofia und Tiz bekamen eine Tasse, allerdings verzogen beide kaum merklich das Gesicht. Währendessen rührte die Drachengeborene eine klebrige, süßlich riechende Substanz zusammen und unterhielt sich mit Salaîne.
Kurz darauf kamen sie alle zu meinem Platz im Lager, denn die junge Prinzessin wollte uns kennenlernen. Sie erinnerte sich an mich, denn ich kümmere mich oft um ihren kleinen Drake Smaragd. Sie war fasziniert von der Magie Salaînes und gab etwas mit der ihr angeborenen Fähigkeiten an. Im Gegenzug zeigte Salaîne ihr ihre Lampe, in der die seltsamme Flamme mit einem Fingerschnipsen erlosch. Selbst Sofias Magie konnte sie nicht wieder entzünden, nur Salaîne mit der Formel "Isla, brenne!". Es ist schon seltsam, Gegenstände mit einem Eigennamen zu versehen, gerade mit einem süd-beycillischen Mädchennamen, aber vor Ihrer Hoheit werde ich den Mund halten. Von Wiatt will sie wissen, welches Monster das größte war, das er bei seiner Zeit in der Bloodhunter-Gilde erlegt hatte (bei der Nennung der Gilde wich kurz das Lächeln von Salaînes Gesicht - was ist hier los?), aber dieser weigerte sich, solch grausige Geschichten gegenüber so einer jungen Person zu erwähnen. Ich erzählte meinerseits von unserem gemeinsamen Kampf gegen den Feuerelementar, aber die Prinzessin ließ nicht locker, befahl ihm sogar, die Geschichte zu erzählen. Zu meiner Entrüstung verweigerte er diesen direkten Befehl, weshalb sie ihm korrekterweise des Hochverrats (obwohl Insubordination hier der eigentlich Begriff wäre, aber ich werde Ihre Hoheit sicherlich nicht korrigieren) bezichtigte. Nun kam Kommandantin Jamin hinzu, die das ganze auflöste, indem sie ihre Nichte an den korrekten Umgang mit Befehlen und Anschuldigungen erinnerte. Zurechtgewiesen, aber keineswegs zufriedengestellt, folgte sie ihrer Tante zurück zu ihren Zelten, nachdem wir auch Ihrer Hoheit Jamin vorstellig geworden waren.
Vor unserer Abreise - Tiz faltete fein säuberlich die Zeltplanen zusammen, Grauer kehrte bald von seinem Ausflug zurück, Wiatt beobachtete misstrauisch die magische Lampe Salaînes - sagte Salaîne das heutige Wetter hervor, was zwar Kälte, aber auch glücklicherweise einiges an Bewölkung bedeutete.
Am Abend kehrten wir in das Anwesen eines der Bannerträger Seiner Hoheit ein - Wiatt und ich bei den Soldaten, Tiz bei der Prinzessin, Salaîne in einem der Zimmer im Herrenflügel - und verbrachten den Abend jeder auf seine Weise. Zu aller Belustigung trug Ihre Hoheit einen Ringkampf mit ihrer Nichte aus. Tiz musste sich später um sie kümmern, auch wenn ihr Stolz offenbar schwerer verlezt war als ihr Körper. Salaîne war den ganzen Abend nicht zu sehen, und auch Wiatt machte sich rar. Ich versuchte, mich mit den Soldaten beim Zweikampf, Trinken und Geschichtenerzählen anzufreunden, und tatsächlich waren sie nur allzu bereit, mich unter sich willkommen zu heißen. Die meisten kamen aus Colvera oder der näheren Umgebung, aber ein oder zwei von ihnen hörten den Ruf des Dienstes an den Vanjaróns auch von weiter weg.
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