Crew auf Mission für Layla Al-Biruni - Missionslogbuch Rayna Eintrag 3

General Summary

Telatha, der 28te Tag im Segment des Reisenden im Zyklus 61CZ

  Aus dem Skizzenbuch von Rayna “Al-Arda” Ujavene, Gunner Officer und 2. Technikerin der Reizon Verloren im All.   Soll das mein Lebensmotto werden? Wird sich in Millionen Zyklen vielleicht ein Alien-Archäologe über mein Gekrakel beugen und versuchen, die Geheimnisse der Vergangenheit zu entschlüsseln? Oder wird mein Skizzenbuch wie auch mein Körper und alles hier zu Staub verfallen, und von der STATION aufgesogen werden, dem Willen der Portalbauer folgend?   [Skizze der alles verschlingenden Lotusblüten-Station]   Ach Schluß, ich klinge fast schon wie Layla. Rigel-Nomadinnen geben nicht auf!   Also der Reihe nach, was ist passiert?   Zunächst lief alles ganz gut an. Wir erstellten den detaillierten Bericht über Mura E für unsere Auftraggeber und sandten ihn ab in Richtung Portalstation. Solche schrecklichen Formulare können sich auch nur Zenither ausdenken!   Dann machten wir einen Erkundungsstopp auf Mura C, dem Mond mit den riesigen kreisförmigen Mustern.   [Skizze der Muster]   Da wir beim ersten Besuch keinen Eingang hatten entdecken können, kam jetzt meine Nomadentradition zum Zug: Loch bohren, bis man drin ist. Mit unserer Accelerator-Kanone und gefühlten 200 Tonnen Munition ballerten wir 15 Stunden lang einen schrägen Tunnel in den Mond, genau da, wo der große Ring in den langen Kanal überging. Kurz vor dem Durchbruch stoppten wir, landeten und kletterten mit Exos die schräge Bahn hinunter.   Dann kam Teil 2 meines Plans! Unten errichteten wir ein Vakuumzelt, und das Erkundungsteam stieg ein (nur Rey und Neptik blieben draußen zum Versiegeln). Dann wurde das Zelt gedreht, bis der Eingang auf dem Tunnelboden mündete, und außen herum die Lücken zwischen Zelt und Boden mit Vakuum-Versiegler abgedichtet. Dann öffneten wir die Zeltluke und bohrten mit Handwerkzeug weiter.   [Technische Skizze vom gedrehten Zelt]   Es dauerte nicht lange, und wir brachen durch. Ha! Erste Proben ergaben atembare Luft, allerdings vom giftigen Metall mit Anteilen von Francium durchsetzt. Also Exos anlassen.   Unter uns: ein riesiger Hohlraum mit dicken Strukturen von 5x5 m Durchmesser, leitungsgangartige Netzwerken. Wir seilten uns trotz nur 0.5 G vorsichtig auf eine dieser Strukturen ab. Tief unter uns, ein Fluß aus einer giftigen Substanz in der auch große Spuren von Francium registriert werden konnten. Ein Fluss, der alles gefrieren ließ, was damit in Berührung kam.   [Technische Skizze der Leitungsgänge]   Hier unten nahmen wir mehrere Erkundungen vor. Erstmal oben auf unserem Gang in Richtung großer Kreis. Das führte nach ca. 2 Stunden in eine riesige dunkle Höhle, wo wir 1 km in die Tiefe hätten klettern müssen. Also Umkehr.   Zurück am Ausgangspunkt bohrten wir uns in den vermuteten Leitungsgang, der irgendwie abgeschirmt war. Und tatsächlich, im Innern eine lange, gelbschwarze Rohrleitung von ca. 1m Durchmesser, und genügend Platz für uns zum aufrechten gehen darunter. Feine Kratzspuren überall an den Wänden.   Wir folgten nun vorsichtig dem dunklen Gang, wieder in Richtung des Großen Kreises. Zahlreiche Abzweigungen, auch nach oben oder unten. Dann entschieden wir uns für einen Abzweig, der schräg nach unten führte, denn da unten wartete das Spannende, so sagte meine doch sehr hübsche Nomadennase, haha.   Leider segelte uns der Wächter der Zeit zu schnell nach unten davon und verletzte sich so schwer, dass wir ihn wieder zurückbringen mussten. Und so setzten Sabibaby, Kevin und ich den Weg alleine fort.   Wir gelangen an ein versperrtes Schott mit dreifingrigem Controlpanel. Wer hat diese Anlage nur gebaut? Kevins smarter Hackversuch (alle Kabel im Panel herausreißen) war zwar ganz nach Nomadengeschmack, führte aber zu einem Ultraschall-Alarm und festen Verriegelung des Schotts.   Also Plan B: Durchschweißen. Ich war in meinem Element. Dahinter ein von spärlichem violetten Licht erhellter Gang. Nach 150 m mündete er in einer riesigen, unübersichtlichen Halle mit verschiedenen Ebenen. Ehe wir einen Plan fassen konnten, öffnete sich ca. 200 m unter uns ein Schott, und ein metallenes Monster auf zwei Beinen, vier Armen und mit dreifingrigen Klauen trat in die Halle, offenbar auf der Suche nach uns Eindringlingen. SHIT!   [Skizze Metallmonster]   Uns fehlte einfach Laylas Firepower, nur zwei von uns waren überhaupt bewaffnet. Und ich nur mit meiner kleinen Accelerator-MP. Das Ding sah so gut gepanzert aus, dass meine eher für “softe Targets, die frech werden”-Kugeln vermutlich locker abgeprallt wären. Sprengstoff oder Granaten hatten wir auch nicht dabei.   Also Rückzug. Haha, es war eher eine hastige Flucht. Und wir schafften es zurück zum Vakuumzelt und an die Oberfläche. Aber ich werde von dem Ding träumen, wie es mich verfolgt und aus der Mondoberfläche herauswühlt und in mich hinein, bei den Ikonen. Und ich bin kein Rigel-Psycho. Oder doch?   Aber wo wir nun sind, da wird es uns nicht finden, hat doch auch was Gutes.   Wir flogen zurück zur Portalstation. Sabibaby brachte uns gut zurück nach Yastapol. Rey hielt Neptik bei den eingehenden Nachrichten die Augen zu, und so sah dieser zum Glück die Nachrichten vom Ekilibri-Massaker auf Kua nicht.   Nun galt es, die Reizon wieder an das Konsortium zurückzugeben. Seufz! Tomthen sollte sie nach Kua bringen, das Konsortium übernahm alle anfallenden Sprungkosten. Da wir keine Lust hatten, hier an der Portalstation länger auf die Zarathustra zu warten, hinterließen wir Nachrichten und einen Missionsbericht für Layla mit der Bitte, uns dann auf Kua zu treffen.   Und so nahm das Schicksal der Ikonen und des Gogologons seinen Lauf. Denn Sabibaby, die bisher immer so sicher flog, vergeigte den vorletzten Sprung, den nach Atai.   Und wir erwachten in einem einsamen System.   Im Nirgendwo. FUCK! Wir waren nicht einmal mehr im 3. Horizont. Sowas von “fucked, unfucked, das glaubst du nicht”, wie wir Rigel-Nomaden sagen, wenn der Ruf mal wieder hinter uns her ist ...   Es gibt hier auch keine Portalstation! Kein Return-Ticket? FUCK. FUCK!   Okay. Langsam atmen. Rey verabschiedete sich derweil völlig resigniert und ging zu Tomthen, binge-watching von Horizon-Soaps, Kohol & Chill? Die beiden hatten vermutlich viel Spaß. Warum kommt mir immer Layla in den Sinn … ey, konzentrieren, Rayna!   Das System ist zumindest spannend. Hat keine Sonne, nur einen einzelnen Planeten, der langsam von einer Lotusblüten-förmigen Krake von Station offenbar für Energie zersetzt wird und schlürfend aufgesogen. Hmm, irgendwie sexy-düster symbolisch. Außenrum zahlreiche Trümmer- oder Asteroiden-Ringe, offenbar gab es hier früher auch mal 5-6 weitere Planeten.   Im Trümmerfeld: ein uraltes Wrack, das Kevin und ich zuerst erkundeten. Ja, wir hatten auch Spaß! Hier eine Skizze einer besonders prägnanten Inschrift auf dem Schiff:   仙人指路   Offenbar ein menschliches Schiff mit einigen seit tausend Jahren sehr-toten Toten. OK, konnten uns beim Erkunden keinen Ärger mehr machen. Dass ich von einem konservierten Mädel die Hand aufwärmte, um ein Biometrik-Schloß zu knacken, tut mir etwas leid - sorry Girl, aber du siehst immer noch richtig gut aus für deine 1000 Jahre! Und die Hand blieb ja dran.   [Skizze einer schönen Toten]   Überall sehr antiquiertes Zeug an Bord. Unsere Bord-Weisen identifizierten die Inschriften als “Chinesisch”, wohl ein sehr wichtiger Stamm von Al-Arda. Aber sehr viele Schußwunden an den Toten. Warum fliegt man den langen Weg ins Nirgendwo, nur um sich gegenseitig umzubringen?   Kevin und ich scavangten alles, was nicht niet-und-nagelfest war. Und von dem Rest auch so einiges. Die persönlichen Bilder und Texte will ich aber an eine historische Stiftung geben, das ist schon cooles Zeug aus der Vergangenheit. Oh, Raynababy, FUCK, ich bin ja selbst auch schon Vergangenheit, verloren am Ende des Universums.   Wir luden mehrere Tage lang Tonnen an Wasser, Sauerstoff und Deepfrost-Nahrung um, als uns mehrfach aktive Scans von der Lotusblüte erfassten. SHIT. Das könnte Ärger bedeuten.   Wir entschieden uns für offenen Funkkontakt. Zuerst kamen nur etwas einfältige Echos unserer Nachrichten von der Station zurück. Dann hatte Kevin die wirklich geniale Idee, ihnen eine abstrakte Beschreibung unsere Sprache, Grammatik, Wörterbücher zuzusenden —er nannte es einen “Rosetta… Stone”? Mir kamen sofort brutale visuelle Assoziationen, die ich hier aber besser nicht aufmalen werde, nachher findet die Prinzessin noch mein Skizzenbuch -- und ich musste grinsen, aber die Lage war ernst, also: zusammenreißen, Rayna!   Und siehe da: “Willkommen, Menschen!”. Aha? Aber erstmal wehrte Kevin noch einige mächtige Hackversuche auf unserer Systeme ab; wir gaben aber doch nach, als es um ein sauberes Andocken an der Station ging, denn Fehler hätten eine feindselige Handlung mit eindeutigen Folgen bedeutet. Wir gingen an Bord. Die Atmosphäre wurde perfekt auf uns eingestellt, dazu ein sehr angenehmer Duft nach irgendeinem klassischen Gewächs, ich kann es nicht identifizieren.   Wenn mir jemand sagen würde, die Ikonen hätten diese STATION geschaffen, ich würde es glauben. Die Stimme hatte uns schon zuvor über Funk verraten: “Die Schöpfer haben mich gebaut!”. Ähm. Ja, offensichtlich. Die Schöpfer ... schöpfen. Zeugen sie eigentlich auch?   Aber ich fühle Ehrfurcht. So etwas kenne ich gar nicht sonst. Wir sind hier einem tiefen Rätsel des Kosmos auf der Spur! Und Rayna Al-Arda ist dabei! Hey, mein Spitzname ist offenbar eine Weissagung, bei den Ikonen!   Offenbar gab es also diese SCHÖPFER, die vielleicht die Portalbauer sind. Sie schufen KNOTENPUNKTE. Wie das System hier, in dem wir sind. Und sie gaben das Wissen über die Portaltechnik an raumfahrende Völker weiter! Es gibt also noch andere! Leider wurde der Kontakt zwischen den Völkern verboten, weil dies “immer schiefging”. Naja, wenn die anderen so sind wie alle Nicht-Nomaden im Horizont, dann ist das eine sehr weise Vorsichtsmaßnahme ...   An den Knotenpunkten kann jedes Volk für acht Handelspunkte Wissen oder kulturelle Artefakte austauschen. Leider haben wir Menschen schon alle unsere Punkte aufgebraucht. Und was einmal an Menschen vermittelt wurde, kann leider nicht erneut an andere Menschen vermittelt werden. Irgendwie sehr bürokratisch, diese Götter …   Neptik gab alles, aber leider durften wir ihn bei seiner Bewerbung nicht unterstützen. Er sprach von Leckerlies und wollte zu Layla gebracht werden, wollte sogar seinen Schraubenschlüssel und Wissen um Reparaturen anbieten. Wie süß! Leider wurde er trotzdem nicht als intelligente Spezies akzeptiert.   Und so schwand unsere letzte Hoffnung, heil und auf regulärem Wege wieder aus diesem System zu kommen. Denn die STATION ist leider nicht bereit, uns bei der Sprungberechnung für das Portal zu helfen. FUCK.   Die Station überspielte allerdings Wissen über die chinesische Sprache an die Reizon, so daß Kevin die Logs des chinesischen Schiffes übersetzen konnte, die die historischen Erklärungen der Station bestätigten und ergänzten.   Wir waren das vierte Schiff der Menschheit, das hier ankam.   Vor langer Zeit: drei Schiffe von Terra oder Al-Arda, ein Schiff der sogenannten "vereinigten Kolonien" namens “Washington” (Besatzungsmitglieder nicht in Kryo, wurden alle wahnsinnig, Schiff zerschellte im Asteroidenfeld), weiter ein Schiff "arabischer Königshäuser" welches als drittes Schiff eintraf, sowie dieses chinesisches Schiff, welches nach der Washington in dieses System sprang. Nur das Schiff der arabischen Königshäuser verliess das System heil, unter dem Kommando von Scheich Validim Nabid. Offenbar mit allem neuen Wissen, das man von den Kosmonauten des Chinesischen Imperiums erbeutet hatten.   Durch geniales Hacken der chinesischen Aufzeichnungen fand Kevin auch den Sprungcode in ein Portalsystem namens ALPHA CENTAURI, offenbar im berüchtigten ersten Horizont, "nahe" Al-Arda wo sie laut Logbuch das erste Portalfeld fanden.   Aber dort würden vermutlich kampfbereite Kriegsschiffe auf uns Eindringlinge aus dem Dritten Horizon warten, wenn ich die alten Erzählungen der großen Kriege richtig in erinnerung habe und so bleibt uns auch dieser Weg versperrt.   FUCK. FUCK. FUCK.
Logbücher der gleichen Zeitspanne:   Auftraggeber Layla Al-Biruni -
Datum des Berichts
20 Jun 2021
Hauptschauplatz
Nebenschauplätze

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