Eintrag 105: Die Bürde der Unsterblichkeit
General Summary
Wahid, der 26ter Tag im Segment des Reisenden im Zyklus 63CZ
Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni Wie die Ikonen es bestimmten, begaben wir uns auf die Suche nach der verschollenen “Duskfall”-Forschungsstation, die hier irgendwo im Anaspora-System vermutet wurde. Bei ihrem letzten bekannten Aufenthaltsort sichteten wir zunächst einen merkwürdigen, großen Nebel, aus dem sich mit der Zeit eine Raumstation zu formen schien. Als hätte man genau uns erwartet … Natürlich verbrachten wir viel Zeit und Aufwand damit, den Nebel auf Gefahren zu analysieren, seit der Begegnung mit der Saat der Ikonen waren wir vorgewarnt. Am Ende entschlossen wir uns aber doch für den direkten Weg und steuerten die Station an. Nach dem Anlegen und Öffnen des Schotts erblickten wir ein nichtssagendes Werbeschild: “Weyland-Yutani Corp.” Sameera wurde Opfer von leichten Panikattacken, was ich aber mit direkten “Ansagen” schnell wieder unter Kontrolle bekam. Später wiederholten sich diese Effekte und wurden immer stärker, offenbar waren hier mystische Kräfte am Werk. Wir erkundeten die düsteren, schleimbedeckten Gänge und Einrichtungen der Station. Die hydroponischen Anlagen waren noch intakt und wunderschön, wir fuhren mit einem transparenten Fahrstuhl an ihnen vorbei. Die Brücke hingegen war völlig zertrümmert, als hätten hier Wahnsinnige gewütet. Und passend rastete diesmal Yaret aus, versuchte seine Waffe zu ziehen und uns anzugreifen. Kaum hatte ich eingegriffen, wurde er wieder normal (wenn man das bei ihm jemals sagen kann) - aber ohne Erinnerung an sein Handeln. Über Kabel und dank meiner Idee gelang es Kevin, sich mit den Dschinn-Systemen der Brücke zu verbinden. Das aktuelle Datum im System ist 134 CZ, also 60 Jahre in der Zukunft!? Die letzten Aufzeichnungen stammten aus 44 CZ. Das meiste drehte sich um Forschung zu Nahrungsergänzungsmitteln. Seit 43 CZ allerdings wurde Biolab 2 als geheim deklariert. Und etwas später haben Crewmitglieder aufeinander geschossen. Auf der Kryostase-Ebene entdeckten wir nur Schleim in den Kapseln - und ein Notizbuch, das in einer der Kapseln auf Ebene 2 in der ex-organischen Brühe schwamm. Kevin holte es heraus. Nun wurde es interessant: der verstorbene Wissenschaftler berichtete von einem Portalbau-Artefakt, einer Statue aus schwarzem Material, das hier an Bord gebracht wurde, um es unter Geheimhaltung zu studieren. Das Wissenschaftlerteam verfiel wohl schleichend dem Wahnsinn, es begann mit “Stimmen”, und endete mit einer letzten Zuflucht in der Zentrale, wo die Selbstzerstörung aktiviert wurde … Diese war im Übrigen immer noch aktiv, wie Kevin auf meinen Wunsch hin überprüfte; der Timer zeigte 1 Sekunde, konnte nicht mehr deaktiviert werden – war aber irgendwie eingefroren … Zeit-Anomalien. Statue. Selbstzerstörung. Immer stärkere mystische Angriffe … Alles in mir wollte einfach nur ganz schnell fliehen … beinahe hätten wir solchen mutlosen Impulsen nachgegeben. Und doch erkundeten wir dann das Biolab 2. Was zu einer Reihe von weiteren Albträumen wurde. Sechs düstere Gestalten griffen uns an, die uns ebenbürtig waren, wie Doppelgänger. Jeder erfolgreiche Treffer unsererseits wurde auf einen von uns zurückgespiegelt, was zu zahlreichen Verletzungen führte. Irgendwie schafften wir es, uns durchzusetzen, und drangen bis zum Biolab 2 vor. Kevin löschte mit einem misslungenen Hacking-Versuch leider alle detaillierten Forschungsdaten. Aber einige Notizen bleiben erhalten: Malakar-Statue. Aus der Festung von Malakar, Grabstätte der Weisen von Yehenna, im Sandmeer von Dabaran. Die Statue: Früher ein Symbol der Moral, des Schutzes der Gemeinschaft. Hier an Bord der Station allerdings ging zunehmend eine Strahlung von ihr aus, die dunkle psychologische Effekte erzeugte. Wir fuhren in einem blutverschmierten Fahrstuhl tiefer nach unten in das Biolabor 2. Überreste von Menschen in Rüstungen von Weyland-Yutani, die sich wohl gegenseitig erschossen hatten. Kevin wühlte auf Schatzsuche im Schleim … und Wahnsinn ergriff uns … Saubere Gänge. Kein Fahrstuhl. Gerader Gang zu einer Doppeltür mit Hieroglyphen und Tentakeln. Dahinter ein großer Saal mit leuchtenden Kristallen an Wänden und Decke. Ein Obsidianthron mit einer beeindruckenden Gestalt. Mentale Fühler in meinem Kopf … Malakar. Prophet des Wahnsinns. Wächter der Zeit. Dschinn im Dienste der Großen Alten. Aber sehr höflich … denn ich stamme von Dabaran – und er wollte etwas von uns. Kevin durfte auf einem Podest und ich auf einem weiteren Thron Platz nehmen. Dabaranische Nazareem hatten ihn hintergangen: einen Deal nicht eingehalten, bei dem er ihnen die Fähigkeit gegeben hatte, Portale in den Warp zu öffnen. Sie hatten ihn statt einer Belohnung an diese Statue gefesselt (oder fesseln lassen). Auch manche andere Dschinns seien in Statuen gefangen (in meiner eigenen lebt angeblich eine Nyxara andere sind frei, wie der “Reisende” mit dem Wissen um die Universen, dem wir früher einmal geholfen hatten. (Elkanah hingegen ist wohl bei allen seinen Artgenossen unbeliebt …) Er konnte seine Statue altern lassen, sie ist nun fast zerstört. Und natürlich war er es, der die Zeit manipulierte, um die Selbstzerstörung der Station vorerst zu stoppen. Beim Boten, ja, er überredete mich. Ich bin einfach zu Dschinn-affin. Wir halfen ihm und ich rezitierte am Ende die magischen Worte, die ihn aus seinem Gefängnis befreiten. Der Horizont mag uns dereinst verfluchen. Wir könnten es erleben. Denn er verlieh dafür einigen von uns, die es wollten (Sameera, Kevins Phylakterion und ich), eine relative Unsterblichkeit: wir altern ab sofort nicht mehr … jedenfalls so sein Versprechen. Sommerbrise auf meiner Haut. Ein neues Muttermal am Innenarm … ein Zeichen Malakars? Die Statue zerbröckelte. Wir flohen von der Station, legten ab und verließen rasch den Nebel … die Duskfall explodierte hinter uns, nachdem auch der Dschinn verschwunden war. Cassiopeia und Yaret prosten laut auf ihre selbstgewählte Sterblichkeit an und teilen Arrasch. Werde ich sie irgendwann vermissen? Vielleicht … Layla Out.
Datum des Berichts
22 Sep 2024
Hauptschauplatz
Nebenschauplätze
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