Eintrag 12: Spielbälle höherer Mächte

General Summary

Arba 11ter Tag im Monat des Spielers im Jahr 61CZ

  Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni   Die Krise im Hamura-System war noch nicht vorbei. Neben der Zarathustra waren die Marara und die Kingston inzwischen wieder funktionsfähig. Die Kingston nahm Kurs auf die Loosestrife, ein Klasse-4 Schiff mit etwa zwanzig Überlebenden. Es gelang dem neu gebackenen Wunder-Kapitän zusammen mit einem Technikers des Konsortiums, der auch mit an Bord ging, alle Menschen dort zu retten.   Wir hingegen flogen mit dem Shuttle Z1 und dem Jäger der RO1K13 die Ghazali an. Durch interne Explosionen strömte dort an mehreren Stellen Gas aus, und auch ein eigenes Trümmerfeld rund um das riesige Schiff erschwerte den Anflug. Hinzu kam wirres Funkfeuer von mehreren offensichtlich meinungsverschiedenen Gruppierungen, die teilweise in heller Panik nach Rettung verlangten – oder, in einem Fall, diese sogar barsch ablehnten.   Mit hohem und risikoreichen Einsatz gelang es uns, alle drei Gruppen von verschiedenen Orten der Ghazali einzusammeln und an Bord des Shuttles zu nehmen, das nun bereits aus allen Nähten platze. Von der Medistation der Ghazali retteten wir die stellvertretende Kapitänin Carina Yoharis, die nach dem Tod von Captain Raven Coll offiziell dort das Kommando übernommen hatte. Eine besonnene Person. Sie half Kevin, sich bei der Schiffs-KI Suleiman über einen Code zur Bergung der Smaragddisk zu autorisieren. Nahe der Brücke rettete Kevin auch einige Skavara, die er mit an Bord des Jägers nahm, was bei Yanissa und Markev zunächst für so einiges Stirnrunzeln sorgte.   An der Kapelle der Ghazali nahmen wir Dutzende von Schiffbrüchigen auf, darunter Bruder Ramas von den Samaritern, der – gepriesen seien die Ikonen! – dabei half, etwas Ruhe und Ordnung unter all die panischen und verwirrten Schäfchen zu bringen. Ebenfalls dabei war Khomina, eine Dame von Dabaran, offensichtlich eine Wahrsagerin, die mich sogleich enthusiastisch fragte, ob der Prophet der Ikonen uns begleite. Sie habe die Rettung durch die Zarathustra und den Propheten vorausgesagt. Inzwischen erscheint mir alles möglich. Darum vertröstete ich sie nur kurz, um dann später doch ein Gespräch mit Moth zu organisieren, der sowohl Bruder Ramas als auch die Wahrsagerin zunächst offensichtlich mied.   Auch die Überlebenden am Hangar der Ghazali konnten wir bergen. Nur eine kleine Gruppe um eine Frau namens Sabetha bestand darauf, noch irgendeine wichtige Fracht aus einem Laderaum zu bergen, bevor sie in ihr eigenes Schiff steigen wollten. Sie boten barsch und unfreundlich 25.000 Birr für sofortige Unterstützung, keine Fragen. Da unser Shuttle voller Menschen war, die auf ihre Rettung vertrauten, und eine baldige Reaktorexplosion auf der Ghazali absehbar war, ging ich nicht darauf ein und legte ab, ließ aber vorher allen aus der Crew offen, ob sie das Angebot annehmen wollten.   Ekrem Talapor bewies seinen berühmten Abenteuergeist und ging tatsächlich wieder an Bord der Ghazali. Er hätte es beinahe mit dem Leben bezahlt, als die Explosion ihn durch die Gänge schleuderte. Dann erreichte er aber die Gruppe, die inzwischen nur noch aus Sabetha bestand und half, seltsam sargartige Kisten zu bergen und sicherte sich die Belohnung. Sie entkamen knapp von Ghazali und lieferten Ekrem dann in einem ungewöhnlichen und etwas unverantwortlichen Manöver bei uns auf der Zara ab: ihr wunderschönes und offensichtlich uraltes Klasse-3 Schiff blieb in der geöffneten Hangartür schweben und Ekrem musste im Raumanzug übersetzen.   Und so lichtete sich langsam das Chaos. Das Portal von Hamura ins Taoan-System war verschwunden. Unsere Flotte: dezimiert. Und von all dem hatte man auf der Portalstation Hamurabi noch nicht viel mitbekommen, wie Funkkontakt mit dem dortigen Chef Bokor zeigte. Allerdings waren sie sofort bereit, uns bei der Versorgung der Verletzten zu helfen, auch wenn das ihre eigenen medizinischen Vorräte aufbrauchen würde. Ich kümmerte mich später um Kompensation durch das Konsortium.   Moth organisierte einen Shuttleservice, um die Verwundeten von allen verbliebenen Schiffen einzusammeln und an Bord der Zara zu bringen, die dann an der Hamurabi-Station anlegte, die nur zwei Schiffen gleichzeitig Platz bot. Das lieferte ihm auch einen guten Vorwand, sich weit entfernt von Bruder Ramas und Wahrsagerin Khomina aufzuhalten.   Für mich war dieser harte Tag immer noch nicht vorbei. Zahlreiche illustre und weniger illustre Personen wollten mich aufs Dringlichste sprechen. Und so organisierte Kevin als mein neuer Protokolldroide geschickt eine Terminplanung und hielt einige Personen hin, bis sie an der Reihe waren. Und so reihte sich ein Gespräch an das nächste, viele davon persönlich und geschäftlich sehr wichtig.   Mit Yanissa wählte ich wohl die richtige Person für Position 1, denn nun kommen wir auf einmal sehr gut miteinander klar, so von Ex-Prinzessin zu Ex-Prinzessin Sie wollte keinesfalls offiziell bei der Rettung genannt werden, also versprach ich, Markevs Einsatz (über-) zu betonen. Wir werden dann irgendwann mal in T.K’s Suq feiern gehen (ohne Markev), ich bin darauf gespannt und auch ein wenig aufgeregt ...   Yasmin Yriedes, die Schwester der Konsortiumsvorsitzenden Tiera Yriedes, zeigte sich sehr großzügig (und auf Publicity bedacht). Die Zarathustra würde repariert und modernisiert werden auf Kosten des Konsortiums. Und als zeitweisen Ersatz bekamen wir die REIZON, ein prachtvolles und modernes Luxusschiff (Slogan: “Selbst ein Ekilibri könnte das Schiff butterweich landen!” WIr werden es testen!). Ich hoffe, es leistet auch etwas im Raumkampf. Aber natürlich bedankte ich mich überschwenglich für diese Großzügigkeit, die natürlich auch Hintergedanken hatte.   Bei Rey Sevarin bat ich um Verzeihung, dass wir sie und Uther im Wirbel um die Rettungsaktion vergessen hatten, auf der Coriolis-Station wieder aufzuwecken. Den Tod Uthers bedauerte ich sehr, betonte aber, dass sein heldenhafter Einsatz dabei half, viele Leben zu retten. Rey möchte mit Uthers Leichnam auf Kua abgesetzt werden, um ihn dort zu bestatten und Abschied zu nehmen. Über mein Angebot, Teil der Zara-Crew zu werden, wird sie dann in Ruhe nachdenken. Wenn wir in Zukunft unsere Flotte weiter ausbauen, so werden wir erfahrene Kapitäninnen wie sie dringend brauchen. Mit meiner Rumflasche (die ich im Captain’s Locker in meiner Kabine fand), zog sie sich dann zurück.   Dann erschien Hizir, der Captain der Marara an Bord. Er bedankte sich für die Rettung der Verwundeten mit einer pro Kopf Belohnung in Birr. Im privaten Gespräch vertraute ich ihm meine Mission der Vaulter an, demonstrierte ihm den Naniten-Anzug und weckte sein Interess an dem Wissen der Vaulter. Er wird sich mit der Marara (und dem EMP, den wir auf dem Orvas-Mond geborgen hatten) aufmachen, um das Nanitenproblem auf Bekapra zu lösen. Ich bat ihn, dabei umsichtig und diplomatisch vorzugehen, und nannte ihm Sprecher Tarik Al-Amasa Al-Ava als Kontakt der Vaulter. Beim Gehen empfahl er mir, dass im Falle einer zweiten Erkundungsmission auf den Orvas-Mond und im dortigen Tunnelsystem das Ergebnis eines Fundes negativ sein werde. Ich frage mich, was er über die uralten Geheimnisse unter der Mondoberfläche weiß.   Nun war Sheika Kahlila von den Nomaden an der Reihe, die mich umarmte und mit Küßchen begrüßte. Diese echte Herzlichkeit erwiderte ich gerne. Irgendwie fühle ich mich sehr wohl in Gegenwart der Nomaden. Sie bedankte sich für die Rettung der Ihrigen und wollte dem Konsortium in nichts nachstehen: die Zara werde eine neue Kapelle erhalten, gesegnet von den höchsten Priestern der Nomaden. Und ein Arboretum. Oh wie wunderbar! Und wir werden in herzlichem Kontakt bleiben. Wir würden sie auf der AL JABBAR finden, dem Flaggschiff der Nomaden im Algebar-System, und dort stets willkommen sein.   Nun meldete sich der Mediziner der Marara noch kurz aus der Krankenstation der Zara, bevor er das Schiff verließ, und gab den Status der Verwundeten durch. Mein Bruder, Dr. Wana und Jarros Kumbra würden überleben, aber mit teils schweren Folgeschäden und größeren zukünftigen medizinischen Eingriffen. Ich bedankte mich sehr für seinen Einsatz.   Einer durch ID-Karte ausgewiesenen Agentin des Koonoalbüros händigten wir im Anschluss die Smaragd-Disk der Ghazali aus. Ich bin gespannt, was bei den Nachforschungen zur Unglücksursache herauskommt. Kevin hatte eine Funkmeldung des Legionsschiffs Saphira in den Logs der Ghazali entdeckt, die von dem Einschlag eines größeren “Sensorobjekts” berichtete. Vielleicht war dies der Auslöser der Katastrophe.   Dann kam die Presse! Anata Gram vom Bulletin löcherte mich mit zahlreichen, teilweise sehr persönlichen und kritischen Fragen. Beim Boten, das ist ja genau mein Metier ... Ich schlug mich so gut ich konnte in dieser mir noch unbekannten Art des Krieges.   Bruder Ramas erschien danach. Er hatte eine Anliegen: Das in der Katastrophe verlorene Klosterschiff Shafrah des Pariah-Orden habe ein ehrwürdiges Relikt der Ikonen an Bord. Es sei unsere heilige Pflicht, sofort loszufliegen und dieses zu bergen. Ich stimmte generell zu, dass dies eine heilige Mission sei, wollte mich aber vorher noch kurz mit meiner Crew abstimmen, denn es bedeutete eine Rückkehr in das Gefahrengebiet.   Danach bat mich Kevin selbst vertrauensvoll um ein Gespräch. Er wollte ein Update seiner Software durchführen, das ihn leistungsfähiger (und eigenständiger) machen würde, benötigte dazu aber meine Unterstützung. Ja, er hatte recht, kein intelligentes Wesen sollte unter völliger Fremdkontrolle stehen müssen. Also stimmte ich zu, und wir führten das Update durch. Allerdings ergaben sich dabei merkwürdige Fehler- und Schadensmeldungen und ein Erinnerungsfragment in Form einer unheimlichen visuellen Erinnerung wurde mir auf seiner Konsole gezeigt. Ich werde intensive Rücksprache mit Dr. Naribu halten müssen, ehe wir alle weiteren Erinnerungen freigegeben. Denn Kevins Natur und Vergangenheit sind … delikat.   Schließlich trafen Moth und ich noch die Wahrsagerin Khomina, die vor Freude geradezu glühte, endlich dem Propheten und “Boten der Ikonen” gegenüberzustehen. Die Ikonen hätten ihr aufgetragen, heilige Handlungen an Moth durchzuführen (bei der Tänzerin, das konnte ja interessant werden!).   Nach einigem weiteren Zögern ließ Moth es geschehen. Und so schnitt sie sich mit einem Messer in die Handfläche und legte ihre blutbefleckte Hand auf Moths Stirn. Er zeigte Erstaunen auf seinem Gesicht, verfiel in einen Starrkrampf und eine Ohnmacht, und hatte dabei offenbar eine wichtige Vision. Wir konnten ihn wieder zu Bewußtsein bringen.   Aber … sind wir denn alle nur Spielbälle höherer Mächte? Gepriesen seien die Ikonen, verzeiht meine lasterhaften Gedanken.   Layla Out.
Andere Logbücher der gleichen Zeitspanne:   Moth I. Roxar Eintrag 12: Ein gesegneter Fluch
Datum des Berichts
30 Aug 2020
Hauptschauplatz
Nebenschauplätze

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