Eintrag 13: Nachbeben

General Summary

Telatha 16ter Tag im Monat des Spielers im Jahr 61CZ

  Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni   Und immer noch fanden wir keine Ruhe an diesem denkwürdigen Tag.. Es ging nun darum, im heiligen Auftrag der Ikonen dringend ein uraltes Artefakt von der Shafrah, dem sagenumwobenen Klosterschiff des Orden des Paria, zu bergen. Auch wenn Bruder Ramas die Wichtigkeit der Mission nicht alle drei Minuten erneut betonen würde, wäre es mir eine spirituelle Verpflichtung. Gepriesen seien die Ikonen!   Naturgemäß muß nicht jeder an solch einer gefährliche Mission zurück in die Nähe des Trümmerfeldes teilnehmen, und so stellte ich es der Crew frei, mich zu begleiten. Und fast alle kamen mit. Nur Jibril nicht. Er zog sich kleinlaut zurück und murmelte irgendetwas von Geistern an Bord der Shafrah, und von verbrannten Soldaten. Und wie sich herausstellte, lag er gar nicht einmal so falsch damit.   Und so flogen wir mit dem Shuttle Z1 in das Zielgebiet. Die massive Shafrah war recht einfach zu lokalisieren und bisher noch strukturell im wesentlichen intakt. Was uns überraschte, war, dass offenbar irgendjemand noch aktiv an Bord war, denn es gab wiederholte und offenbar gezielte Ausstöße von Sauerstoff zur Kurskorrektur, die die unvermeidliche Kollision mit der Sonne verzögerten. Allerdings zeigten unsere Sensoren keine Lebenszeichen an Bord an.   Wir setzten Kevin in der Nähe der Brücke ab. Aus dem Inneren des noch mit Sauerstoff versehenen Schiffes meldete er, merkwürdige Schlurfgeräusche mit seinen Audiosensoren zu vernehmen. Dann sichtete er unheimliche Gestalten, die in aufgerissenen Panzerungen schwerfällig durch die Gänge stapften. Es schien sich um Tote zu handeln, die von ihren lebendigen Pariah-Rüstungen in Bewegung gehalten wurden, die den letzten Willen ihrer Träger erfüllten: das heilige Schiff zu bewachen! Wir waren tatsächlich auf ein echtes Geisterschiff gestoßen, voller Untoter, wie aus den Gruselgeschichten in Kindheitstagen, die sich meine Schwester immer für mich ausgedacht hatte …   Kevins Funkrufe an die KI der Shafrah, die nach Aussagen von Bruder Ramas auf den Namen “Henk” hörte, blieben unbeantwortet. So holten wir ihn wieder an Bord und legten mit dem Z1 an einer anderen Stelle der Shafrah an der linken Seite des mittleren Schiffsrumpfes an. Aber auch hier begegneten wir den Untoten, die sich langsam aber unaufhaltsam auf uns zu bewegten. Jeder Schuß aus meiner Nestera Parox, der so ziemlich alles im Horizont zerlegt hätte, ließ sie nur kurz aufplatzen und zu Boden gehen, bis sich kurz danach durch Reparaturprozesse der Rüstung die großen Löcher in der Panzerung wieder schlossen und die Gestalten weiterhin zielstrebig auf uns losmarschieren ließen. Dass sich alles in einer bedrückenden Finsternis abspielte, in die ich nur schmale Blickwinkel mit meinem Nachtsicht-Visier hatte, machte unseren Einsatz an Bord der Shafrah nicht einfacher. Und so zogen wir uns erstmal zurück, um über eine bessere Taktik zu beraten.   Und so setzte zunächst nur Kevin wieder über, mit dem Ziel, zumindest die nahen Untoten aus dem Schott auf den Rumpf der Sharah zu locken, damit wir anderen freie Bahn hätten. Es stellte sich aber heraus, dass die “wiederbelebten” Soldaten passiv blieben, solange man sie nicht erneut angriff. Nun gut, das hatte ich ja nicht gewußt, in der Navy hat man mir beigebracht, schnell zu schießen. Und bei so einigen unserer früheren Begegnungen war das ja auch die einzig richtige Strategie gewesen.   Kevin konnte im weiteren Verlauf der Mission einen Deckplan finden, und Krankenstation, Werkbanken und einen Turbolift zum Tempel des Schiffes lokalisieren. Inzwischen gelang es auch, Kontakt mit der Schiffs-KI herzustellen, und einen Plan zu entwickeln, die Shafira mit Gegenschub des Shuttles langsam aus der Kollisionsbahn mit der Sonne zu bringen.   Aus bestimmten … Gründen fasse ich hier das darauf folgende Geschehen nur kurz zusammen. Die KI Hank eröffnet uns, dass der letzte Überlebende des Schiffes, Kapitän Ravon, uns im Tempel erwarten würde. Und so steigen wir in den Lift und … begegneten Dingen, die selbst Bruder Ramas den Atem stocken ließen. Und mir kamen Zweifel: sind diese ungeheuren Knochenberge und arkanen, stampfenden, zermalmenden und Blitze schleudernden Maschinen, die Leichname in Energie verwandeln, wirklich ein Werk der Ikonen? Bote, stehe uns bei!   Das Heilige Artefakt war eine sogenannte Wiederbelebungskammer, die Kapitän Ravon von der Shafrah zurück in unser Universum der Lebenden brachte. Das Ganze schien aber kein einfacher Prozess zu sein, die KI Hank warnte uns vor Nebenwirkungen und der Möglichkeit, statt der gewünschten Person “etwas anderes” aus dem Jenseits zurückzuholen. Beim Boten!   Doch wir hatten Glück, und es war tatsächlich Ravon, der aus der Sarkophag-ähnlichen Maschine stieg. Nach Danksagungen gewährte er mir auch ein kurzes Privattreffen, bei dem er sogar seinen Helm abnahm. Und ich muß sagen, liebes Audiolog: Was ich sah, gefiel mir irgendwie … gut. Aber das war nicht der Ort und die Zeit für soetwas. Er gewährte uns (nach einiger Beratung unsererseits) auch eine großzügige Belohnung, eine Gravitätssenke, die als eine Art Schutzschild kurzfristig vor großem Schaden schützen soll. Und so gingen wir zurück an Bord der Z1 und nahmen die Schubmanöver in Angriff, mit denen wir die Shafirah in Richtung der Portalstation Hammurabi abschleppten.   Auf dem Rückflug sichtete Moth auf einmal irgendetwas hinter Zein, irgendeine schattenhafte Gestalt. Da er uns aber sein Verhalten nicht erklärte, führte das zu einigen Missverständnissen. Ich dachte, er würde Zein angreifen, und schlug ihm spontan mit dem Griff meiner Stun Gun auf den Hinterkopf. Und der arme Moth landete auf der Krankenstation. Oh, Layla! Wieder einmal zu schnell, zu hart. Moth, es tut mir wirklich leid ....   Und im Zuge des Ganzen ging auch Moths Tabula irgendwie zu Bruch. Es ist mir nicht klar, was da eigentlich passiert ist. Und wir waren noch nichtmal auf der Zara. Das dortige Deck 4 gibt uns ja allen zu denken. Ich hoffe, dass die Segnung durch die Priester der Nomaden auch die dunklen Geister aus unseren Schiffen, Köpfen und Herzen vertreiben wird.   Doch dann erreichte uns eine Pressemitteilung des Bulletins zum Geschehen rund um die gescheiterte Mission und die Ghazali, die auf dem Interview mit jener Journalistin von der Hammurabi-Station basierte. Und diese Nachricht enthält viele, sehr persönliche Angriffe auf meine Person, die ich in ihrer Heftigkeit überhaupt nicht verstehe. Mein Audiolog, wenn ich mich hier zu Dingen nicht äußere, dann weißt du, dass ich tief getroffen bin. Aber nach außen hoffe ich mir keine Blöße zu geben.   Nun geht es erstmal zurück ins Kua-System, wo wir im Orbit des Planeten Jina noch einmal ein kurzes Rendezvous mit dem wunderbaren Dschinn haben werden.   Layla Out.
Andere Logbücher der gleichen Zeitspanne:   Moth I. Roxar Eintrag 13: Ernten was man säht...
Datum des Berichts
13 Sep 2020
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