Eintrag 23: In den Schlund der Bestie

General Summary

Athna, der 18ter Tag im Segment des Händlers im Zyklus 61CZ

  Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni   Wir diskutierten lang und intensiv, was die Rolle von ANA in Vergangenheit und Zukunft war und sein könnte. Klar ist, dass sie für den Tod von zahlreichen Menschen in der Station verantwortlich ist, und das ohne eine Spur von Bedauern, kühl und logisch, mit einer Form von Selbstverteidigung und Schutz von Lazarus begründet, was mir auf Basis der Aufzeichnungen nicht vollkommen nachvollziehbar ist. Ich selbst fand einen Raum in der Station, fast bis an die Decke gefüllt mit menschlichen Skeletten. Auf Drängen Kevins (Überraschung!?) nahmen wir dennoch eine Kopie von ANA mit an Bord der Reizon. Ich verbat aber explizit, sie offen oder heimlich als Schiffs-KI zu installieren, besonders dann auch später nicht auf der Zarathustra. Ich hoffe, unsere (zu) intelligente Einheit 66 hat diesen Befehl klar als “rote Linie” verstanden. Andernfalls …   Wir reparierten auch die Energieversorgung der Apollon Station. ANA-Original wird nun etwa 150 Zyklen dort “überleben” können. Im Rückblick erscheint mir unser Verhalten etwas planlos und inkonsistent. Ursprünglich wollten wir ANA ja auch mit dem Argument bergen, dass sie andernfalls in noch schlimmere Hände (sprich: Legion & Iwanow, oder gar die lokalen irren Fanatiker von Rigel) fallen könnte; und nun gibt es zwei Exemplare von ihr. Und auch Kevin konnte geheim Daten (und weiss ich, was noch alles) mit Ana austauschen ...   Wenn nun Verderben über die Menschheit hereinbricht, dann können wir uns nicht damit herausreden, nicht gewarnt gewesen zu sein. Aber ich habe ein Restvertrauen in die Aufrichtigkeit von Kevin, und bin sehr neugierig auf Lazarus, dessen Fragmente wir nun suchen. Laut ANA sei er eine Intelligenz außerhalb der menschlichen Vorstellungskraft. Bei den Ikonen! Ist er vielleicht sogar einer ihrer Botschafter? Und schließlich … ist Lazarus auch untrennbar mit dem Schicksal von Avazeh verbunden.   Ich bin bereit, diesem Clan von KIs eine Chance zu geben, und zu versuchen, ihre wahren Motive zu verstehen. Aber auch hier wird es rote Linien geben, bei deren Überschreiten der “kleinste Vulkan von Dabaran” explodieren wird. Hihi, so nannte mich mein zukünftiger Ehemann schon damals, als er im Zweikampf des öfteren unterlag. Zur Not werde ich mich auch durch Roboterarmeen pflügen – oder sie als Verbündete gewinnen? Die Fabrikationsanlagen von Minerva sind jedenfalls alle zerstört.   Wir nahmen in langen Bergungsaktionen diverse Fundstücke an Bord, unter anderem auch den von mir etwas ramponierten Kampfroboter KP2. Unser Start verzögerte sich etwas durch zwei zunächst nicht-identifizierte Jäger im Orbit des Mondes; oder besser gesagt: ihre ID war nach genauerer Prüfung schon recht aussagekräftig: “Folgt dem Ruf!”. Sie suchten eindeutig irgendetwas hier – oder irgendwen. Wir warteten einen Tag ab, bis sie verschwunden waren.   Dann flogen wir den Ort des Notrufs auf dem Planeten Rigel an. Trotz aller düsterer Vorahnungen war unsere Neugier einfach zu groß. Ein Portalbauer-Artefakt? Wahnsinn? Und Marinas Traum von einem Monolithen auf Rigel, und wie wir – ihn umtanzend – zugrunde gehen. Was hatte das zu bedeuten?   Vor der Landung versammelte uns Zein mit der Neuigkeit, sie hätte eine Nachricht mit einem neuen Auftrag des Kolonialbüros. Auch ich hatte einen kleinen Auftrag der Drakoniter erhalten. Wir müssen unsere Reisen nochmal sorgfältig durchplanen, aber vielleicht schaffen wir alles auch mit unseren persönlichen Zielen zu verbinden. Dr. Talapor weigerte sich vorab, seine Nachricht vom Institut in meinem Beisein öffnen, obwohl klar war, dass es um Wahina und die Saat der Ikonen ging. So muss dieses Geheimnis noch warten.   Kevin hatte sich beim sensiblen Thema Nachrichten-Vorsondierung (und meine Policy in Hinsicht auf Wahina) bemerkenswert naiv angestellt und von sich aus nach dieser Nachricht im großen Kreis gefragt, so dass ich Talapor gar nicht selbst (irgendwie … naja, diplomatischer) auf das Thema ansprechen konnte. Sollte Kevins Verhalten Vorsatz sein, um einen Keil zwischen die Menschen zu treiben, während er seinen eigenen Plänen ungestört nachgehen kann? Ich werde das beobachten. Und wenn es nötig ist, radikal handeln.   Nun war aber erstmal die Forschungsstation auf Rigel an der Reihe. Der Planet hat eine atembare Atmosphäre (im Gegensatz zu seinem giftigen Mond, wer auch immer dort die Luft verändert haben mag), und eine Schwerkraft im Standardbereich. Dies bedeutete für mich, dass ich diesmal nur mit leichter Ausrüstung losziehen konnte, und den Kampfschild bedauerlicherweise zurücklassen musste. Und beinahe wäre das mein Verderben gewesen …   Mehrere Kilometer Tief unter der Oberfläche orteten wir Energiesignale. Kevin hackte sich in die Eingangstür der Station und vermied es dabei gekonnt, ein schweres Geschütz an der Decke zu aktivieren. Dahinter ein sauberer Fußboden. Ein Fahrstuhl. Mehrere Minuten Fahrt in die Tiefe, es wurde wärmer. Und ein Störsignal trat auf, das unseren Kontakt zur Oberfläche und zum Schiff unterbrach. Ich hatte ein zunehmend ungutes Gefühl hier unten. Und das steigerte sich noch. Ein weiterer Gang. Eine verschlossene Sicherheitstür. Wir schweißen uns durch, was allein schon etwa eine Stunde dauerte.   Dahinter ein großer Empfangsraum, Musik startete. Ein Hologramm erschien, eine flackernde und durch Störungen stotternde Gestalt in wallenden Gewändern, die sich als Muhammad vorstellte und uns freundlich als Gäste begrüßte. Doch er war nicht allein im Raum..   Mehrere völlig entstellte humanoide Gestalten verharrten zunächst regungslos an ihren Positionen – widerwärtig deformiertes Fleisch hing von ihnen herab –, bis unser guter Moth eine davon mit seinem Schwert piekte. Dann ging der Zauber los. Sie griffen uns an! Natürlich war ich bereits in Overwatch gegangen und konnte im Kampf einige gute Treffer landen. So auch einige der anderen. Doch die Gestalten regenerierten ihre Wunden! Wir mussten mehrfach nachsetzen. Insgesamt schlug sich meine Crew gut in diesem Gefecht, wenn auch noch etwas konfus.   Wir rückten tiefer in die Station vor, auf der Suche nach den von Muhammad benannten Abteilungen Sicherheit, Technik und Reaktor. Nach einem zweiten Fahrstuhl wieder ein System von Gängen. Und ein Gebrüll, wie von einer großen Bestie! Kevins Kameradrohne wurde bei ihrer Vorauserkundung von einem mächtigen Hieb einer Peitsche aus Knochen völlig zertrümmert.   Und dann kam ES um die Ecke. Ein riesiges Monstrum, ein Wesen der Finsternis zwischen den Sternen, offenbar geformt aus mehreren zusammen verschmolzenen Menschen, und mit einem Peitschenschwanz aus Knochen! Mir wurde übel. Und es stürmte auf mich los. Nur mit Glück überstand ich einen ersten Hieb seiner vorauseilenden Peitsche. Ich verlor meine Konzentration und geriet sogar in Panik, setzte Schuss um Schuss daneben, flehte die Ikonen um Gnade an, und schoss dennoch erneut daneben. Erst mein letzter Schuß stoppte das Scheusal, ehe es mich zerfetzen konnte. Beim Boten, das war knapp. Was für ein unheiliges Geschöpf ...   Völlig verstört erreichten wir noch den Sicherheitsbereich. Auch hier müssen wir schweißen um die Notverriegelungen zu umgehen, ich diktiere gerade dabei hastig diese Zeilen. Durch das Loch sehen wir deaktivierte Terminals, alles ohne Strom, und eine spinnenförmige Kreatur stürmt heran!   Layla Out.
Andere Logbücher der gleichen Zeitspanne:   Moth I. Roxar Eintrag 23: Sehenden Auges...   Dr. Ekrem Q. Talapor Eintrag 6: Die Diva von Dabaran
Datum des Berichts
14 Feb 2021
Nebenschauplätze

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