Eintrag 28: Von Familienglück und harten Bässen

General Summary

Arba, der 13te Tag im Segment der Richterin im Zyklus 61CZ

  Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni   Bote, es muß der kosmische Wind deines Willens sein, der verloren geglaubte Kinder zurück in die liebenden Arme ihrer Familien weht! Nicht nur mich, nein, sondern auch Dr. Ekrem Talapor.   Wobei in seinem Falle die “liebenden Arme” zu einem imposanten, Muskel- und Stahlbepackten Exemplar von Vater gehören, die ihn ohne seine eigenen Körperumformungen vermutlich locker zerquetschen würden. Wie der Vater, so der Sohn? Talapors Mutter ist nicht anwesend und vielleicht von sanfterer Natur, jedenfalls sei sie zur Zeit auf einer Pilgerreise.   Nach einem kurzen Knicks halte ich mich lieber im Hintergrund. Denn ziemlich schnell kreisen die Gespräche der beiden “Herren” um schöne Frauen und die offenbar sehr dringende Notwendigkeit von Reproduktion zur Fortführung der Familientraditionen. Das erklärt dann wohl auch Ekrems so beharrlich-tapsige Umklammerungsversuche damals auf der IARS. Stets nur bemüht, dem Übervater gehorsam Folge zu leisten? Aaah, nur schnell weg … wo ist der Ausgang hier?   Doch zum Glück besprechen sie dann auch Geschäftliches, zum Beispiel ein Embargo, unter dem die Werft leidet, da die Talapors Rohstoffe überteuert von Konkurrenten einkaufen müssen. Und einen lukrativen Transport-Auftrag, den Ekrem offenbar nicht mit uns abwickeln möchte. (Du hörst mein Achselzucken, mein Log, pfff).   Sogar Kevin scheint aber von Ekrems Vater und dessen schlichter Ermahnung, keinen Unsinn anzustellen (ansonsten: spontane Verschrottung ohne zweite Chance) beeindruckt; ich muss mir das merken. Unsere Drohne unternimmt jedenfalls in der Talapor-Werft nichts Verwerfliches, von dem wir etwas mitbekommen. Wir alle erhalten eine spontane Führung von einem frisch-gebackenen neuen Talapor-Angestellten durch die zwar etwas heruntergekommenen, aber immer noch sehr beeindruckenden Werftanlagen.   Dieser neue Angestellte … ist übrigens kein anderer als “unser” William Blackcroft, der sich nach einem etwas … hmm, irgendwie … intensiven … weiteren Verhör durch mich (nach seinem Auftauen aus dem Kryoschlaf) als Rebell gegen die Diktatur des Gedankenkults im Dziban-System herausgestellt hat und hier nun eine Chance auf Neuanfang und Bewährung erhält. Ein nobler Zug von Dr. Talapor - auch wenn bei mir Restzweifel bleiben, ob dies nicht vielleicht noch das Ende der Talapor-Werft bedeuten wird, wir wollen es nicht hoffen! Ich möchte doch vielleicht noch eines Tages mein erstes Schlachtschiff von ihnen bauen lassen, haha.   Aber nun haben wir ja erstmal unsere Zarathustra wieder! Kurz vor unserem Besuch hier auf dem Planeten Yastapol konnten wir sie auf der Yastapol-Raumwert wieder in Besitz nehmen, nachdem wir direkt nach unserer Ankunft im System auch eine kurze Begegnung mit einem Mr. Palmer, einem Kurier der Freien Liga, hatten, der eine Botschaft für mich persönlich vorbei brachte, die mich etwas aufgeregt hat und auch immer noch beschäftigt. Mein liebes Log, erwarte heute nichts Chronologisches von mir, bin gerade etwas groggy von … komme ich gleich noch zu, haha.   Also zurück zur Zara … sie ist wirklich gründlich repariert und umgebaut worden. Neue Panzerung lässt sie etwas klobig wirken, aber was soll's. Alle internen Gänge und Tunnel laut Mr. Tomthen (ja, genau jener Tomthen von der Coriolis ist auch hier wieder dabei, um die Reizon abzuholen; inzwischen haben wir einen Kohol-affinen “Draht” miteinander trotz seiner etwas rotzigen Manieren) gesäubert, sogar Deck 4 nun ohne Geister? Und die von den Nomaden spendierte Steinkapelle im Arboretum wird unser neues spirituelles Zentrum bilden. Wie schön!   Und so organisierten wir den Umzug, inklusive Auftauen unserer suspekten “Reisegäste” Sabetha und William aus ihrer Sicherheitsverwahrung im Kryoschlaf, teilten die Crews ein und besprechen die Details der beiden nun getrennten Missionen von Reizon und Zarathustra.   Nach dem Ausflug bei den Talapors trennen sich unsere Wege auf Yastapol. Ekrem trifft einen alten Freund (vielleicht zum gemeinsamen Betriebssport?). Moth musiziert in einem Park der wirklich großen Industrie-Stadt Astrachan, wo leider auch die Uferpromenaden den Charm einer Werftanlage haben.   Zein, Jibril und ich besuchen dann die kleine Bar “Zum Spanbohrer” ganz in der Nähe des Parks, die uns Ekrem empfohlen hatte. In der Altstadt, ruhig und mit Charme, so in etwa seine Worte. Entweder war es Absicht, oder hier hat sich in den letzten 20 Zyklen seiner Abwesenheit doch so einiges verändert ...   Jedenfalls entpuppt sich der “Spanbohrer” als unterirdischer, 16-geschössiger Moshpit-Silo für Space-Industrial-Grind-Core, It’s-So-Dark-Between-The-Stars-Metal, Plasmator-EBM, Nuclear-Steel-and-Bone… mit zig hunderten von verschwitzten, tauben und zum Teil bereits regungslosen Partygästen, die von Drohnen aus den Massen gerettet werden müssen.   Und wir mittendrin. Selbst die leichtesten Drinks sind voll von heftigem Kohol, und die Schutzhelme, die wir vor Ort erwerben, versagen auch schnell ihren Dienst. Wasser und unsägliche Flüssigkeiten tropfen von der Decke. Bevor wir die Band in der Tiefe unten erreichen, sind Zein und ich schon mindestens einmal bewusstlos geworden. Dank sei Jibril, der uns beschützte und wieder zum Leben erweckt.   Ich lasse meine Haare schließlich wie ein Windrad auf Dabaran kreisen … so krass krass krass hier … Spaß wie noch selten in meinem Leben. Am Ende kommen wir lebendig unten beim Ausgang und einem Lift an. Es gibt sogar einen Badge dafür, dass wir nicht per Drohne heraustragen werden müssen. Mit unserem Shuttle fliegen wir zurück zur Zara, wir Partygänger immer noch zuckend und völlig durchnässt (ich fliege im Bikini zurück), Moth tiefenentspannt ...   So ich sitze hier völlig gerädert auf meinem Bett in der Kabine der Zara, noch einen (klitzekleinen) Whisky zum cool-down in der Hand, und vor mir das uralte Tabula, das ich in Astrachan heimlich bei einem Schrotthändler erworben habe und mit einem Lötkolben von allen externen Schnittstellen befreit habe. Die Kabelverbindung zum Datenkern steht. Beim Boten! Finde ich den Mut, mein Versprechen zu erfüllen, trotz der Warnung, die mir Mr. Palmer von Dr. Naribu übermittelt hat? Der Kohol wirkt ...   Meine Finger tippen die Befehle zum Verbindungsaufbau … soll ich Kevin hinzuholen? Vielleicht später.   Layla Out.
Andere Logbücher der gleichen Zeitspanne:   Moth I. Roxar Eintrag 28: Von Werft zu Werft     Dr. Ekrem Q. Talapor
Datum des Berichts
25 Apr 2021
Hauptschauplatz
Nebenschauplätze

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