Eintrag 31: Die Ereignisse überschlagen sich.

General Summary

Athna, der 19te Tag im Segment des Gesichtslosen im Zyklus 61CZ

  Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni   … und schrittweise funktionierten die Systeme an Bord wieder. Wie sich herausstellte, hatte der EMP bei der Aktivierung des Netzes von Izir keine bleibenden Schäden hinterlassen. Jedenfalls an unserem Schiff. Moth hingegen … nun, ich zog ihn mithilfe des Seils wieder an Bord, und wir brachten ihn auf die Krankenstation, wo er – nach einer ergebnislosen Diagnose unseres neuen Spinnendoktors – nach ein bis zwei sanften Ohrfeigen aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. “Es hat funktioniert. Alles nach Plan.” Mehr war ihm nicht zu entlocken, er wirkte ungewöhnlich gesammelt, aber auch etwas unterkühlt zu uns. Dann zog er sich in seine Kabine zurück.   Nun gut. Ich wollte möglichst schnell die Veränderungen unten an der Pyramide auf Izir begutachten, und so landeten wir mit unserem Shuttle direkt davor. Allerdings gab es eine starke elektromagnetische Strahlung, die bei der Annäherung an die nun offenbar aktivierte Pyramide immer heftiger wurde. Die Systeme in unseren Exos drohten auszufallen, meine Cyberware gab merkwürdige Störungsmeldungen … und als dann auf einmal zwei meiner Nachlade-Energiezellen mit Stichflammen verschmorten, gab ich Kommando zur Umkehr. Die vier riesigen Monolithen wirken unverändert. Da wir keine gute Abschirmmaßnahmen zur Verfügung hatten, müssen wir dieses kosmische Rätsel hier leider auf irgendeine Zukunft verschieben …   Zurück auf der Zarathustra warnte mich Lavinia, dass Dr. Talapor versuchte, in Kevins Kabine einzubrechen. Ich konnte ihn nur mühsam davon abhalten, irgendeinen “Kadetten-Scherz” umzusetzen, Teile der Einrichtung unter Strom zu setzen. Was ist nur in ihn gefahren? Die Dreiecks-Antibeziehung zwischen Dr. T, Kevin und mir wird damit um eine faszinierende Episode reicher. Wer mit wem und wer gegen wen? Es bleibt sehr interessant an Bord, haha. Ich bin nur froh, dass er meine kleine Aufmerksamkeit an … Mr. … Kevin … im Tresor nicht gefunden hat. Was nächtliche intime Gespräche mit ANA so auslösen …   Ich plante auf der Brücke gerade unsere Reise in Richtung Ordana, wo ich eine Spur zu Avazeh vermute, als plötzlich Moth auftauchte. Sein Mercurium-Schwert trug er wie ein mythologischer Krieger auf dem Rücken. Er wirkte sehr dominant und selbstbewusst, als er sagte, dass er uns weiter begleiten könne, unter zwei Bedingungen. Moment mal, schoss es mir durch den Kopf: wer war hier der Captain? Etwas sprachlos wartete ich ab. Er wollte nach Kua gebracht werden, wo er sich mit jemandem treffen wolle. Aha, das klang akzeptabel, ich wollte vorher vielleicht auch in diese Richtung, zu T.K, Dr. Naribu und … IHR. Zweitens sollten wir sein Handeln nicht hinterfragen.   Moth … oder das in Moths Hülle … bot an, unseren Rückflug dichter am Ereignishorizont des Schwarzen Loches vorbeiführen zu lassen, damit es schneller ginge. Aha, jetzt ist er ganz durchgebrannt, dachte ich, und stellte mich breitbeinig vor ihm hin und verlangte spöttisch eine Demonstration seiner eingebildeten Göttlichkeit. Schließlich bin ich doch immer noch die beste Pilotin an Bord.   Er zögerte ganz leicht. Dann streckt er seine Hand in meine Richtung – und wie von einem Shuttle im Landeanflug getroffen flog ich durch die gesamte Kommandozentrale. Zum Glück stoppte er die Kraft, bevor ich mit voller Geschwindigkeit gegen eine Wand prallte. Mein Atem stockte dennoch für fast eine ganze Minute. Was war das denn gewesen? Welcher Mystiker ist so stark? Bei den Ikonen, ist es wahr, was uns Marina in ihren Bildern zeigte? Die Stimme in der Vision … das vor mir ist jedenfalls nicht mehr unser Moth!   Und so ergab ich mich und uns alle in seine Hände. Und er ... benutze das Deck der Ikonen.   Der Flug am Schwarzen Loch vorbei gehört zu den seltsamsten und skurrilsten Erfahrungen in meinem Leben – ganz ohne Drogen oder Industrial Brain Metal in den Moshpits des Spanbohrer. Zeit und Raum verändern sich, wir trafen uns selbst mehrfach an, Tage vergingen, oder waren es Sekunden oder Jahrtausende? “Moth” selbst verließ niemals den Pilotensitz. Es ist kein Wesen mit menschlichen Bedürfnissen mehr.   Wir kamen am Ende aber zumindest physisch unversehrt an der Portalstation an. Für uns waren nur etwa zehn Tage vergangen, in der Welt da draußen aber waren es 37 Tage. Ehe wir weiter darüber reflektieren konnten, trafen summend dutzende von Nachrichten für uns alle ein. Inklusive einer Menge kurznachrichten des Bulletin und einer neueren Ausgabe der Abendnachrichten.   Ich muss zugeben, ich bin komplett überwältigt. T.K und sein Ekilibri getötet bei einer Explosion im Suq? Der Asturban ermordete hunderte der rebellischen Ekilibris im Terenganu-Tal? Meine Mama, lieb wie immer, aber eisern wie mein Vater: die Hochzeit soll an meinem Geburtstag, am 29. Tag im Segment des Boten, auf Dabaran stattfinden – also sehr bald? Die Wasserkriege eskalieren dort, es gab einen fürchterlichen Anschlag bei den Verhandlungen?!   Dr. Talapor muss auch nach Dabaran, zum 56. Kongress des Instituts, wo er über “seine“ Entdeckung der Saat der Ikonen sprechen soll – weiss er eigentlich, wie intensiven telepathischen Kontakt ich mit Wahina hatte? Er weiß überhaupt nichts über sie, und gibt alles in die Hände des Instituts und der Birr-gierigen Biokonzerne des Konsortiums. Auf dem Kongress soll es ferner auch um Schiffsintelligenzen gehen, Dr. Naribu ist ebenfalls auf der Rednerliste, neben anderen bekannten Namen …   Und überall im Horizont verschwinden Mystiker!   Und wo ist Avazeh?   Beim Boten, ich brauche jetzt diese Auszeit hier in meiner Kabine. So ein Mist, mein Whiskey ist alle …   Layla Out.
Andere Logbücher der gleichen Zeitspanne:   Crew auf Mission für Layla Al-Biruni:   Moth I. Roxar   Dr. Ekrem Q. Talapor Eintrag 12: Ein nicht zu wiederholendes Ereigniss
Datum des Berichts
06 Jun 2021
Nebenschauplätze

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