Eintrag 40: Vom Regen in die Traufe
General Summary
Arba, der 1te Tag im Segment des Boten im Zyklus 62CZ
Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni Aus dem Shuttle auf dem Weg zur Coriolis sahen wir dichte, dunkle Rauchschwaden über Sultra. Wir wollten eigentlich dem unheimlichen Schmetterling folgen, was sich aber als unmöglich herausstellte. Eine Voicemail von Jarjar Dougha kam herein, sie habe Koordinaten von etwas Interessanten für uns in einem Sumpf nahe Klein-Algol. So flogen wir dorthin und untersuchten die Stelle. Im Brackwasser fanden wir unter einer Plane ein geschlossenes Stasisbett. Darin ein schlafendes Mädchen von ungefähr 14 Jahren mit einem schwarzen Kreuz auf der Stirn. Es war Marie Ma'enavera, die seit zwei Segmenten vermisste Prinzessin des Herrscherhauses von Aiwaz! Wir brachten die Kapsel natürlich sehr vorsichtig an Bord des Shuttles und dann weiter zur Zarathustra im Dock der Coriolis, wo sie von Rayna inspiziert und gewartet wurde. Wir beschlossen, die Prinzessin zunächst noch nicht aufzuwecken, da sie ein “feuriges Temperament” haben solle. Sie ist eine Mystikerin. An Bord eröffnete uns Rey, dass schon seit Tagen eine neugierige und aufdringliche Reporterin im Hangar auf uns warte. Es war Sameera “Mimia”, die aus irgendwelchen Gründen keine Studentin der Akademie mehr war und nun eine neue Aufgabe und Bleibe suchte. Da unsere Öffentlichkeitsarbeit in der Vergangenheit eher nicht so toll lief, beschloss ich, sie probeweise zum Teil der Crew zu machen und mit auf unsere weiteren Reisen zu nehmen. Was nach außen berichtet werden darf, soll sie aber vorher jeweils mit mir abstimmen, es gibt ja viele gefährliche Geheimnisse im Horizont, die besser auch erstmal vertraulich bleiben. Im Anschluss hielten wir unter der Leitung Moths eine ergreifende Trauerfeier für den gefallenen Jibril in unserer Bordkapelle ab, mit Musik, Reden und den Riten der Ikonen. Er hatte wirklich viel Pech im Leben gehabt und ich werde seinen ruhigen und bedachten Charakter sehr vermissen. Zein, Sameera und ich fuhren dann mit unseren Gravbikes zur Richterin Kurahan, Kevin im schwebenden Schlepptau. In ihrem sehr geräumigen Anwesen setzen wir uns dann alle zum Debriefing (bei Bewirtung mit Datteln) in einen abgeschirmten Raum. Die Drohnen, die uns und das gesamte Gelände bombardiert hatten, seien von Zalos eingeschmuggelt und gesteuert worden. Die Zalosianer selbst seien entkommen, auch die auf der Coriolis. Kosha, die Judikatorin, habe überlebt und befinde sich aktuell in medizinischer Versorgung. Wir würden im Bericht positiv namentlich erwähnt werden. Der Abgesandte sei definitiv tot, was auch unseren Erfahrungen entsprach. Beim Schmetterling handle es sich vermutlich um unbekannte Fraktionstechnologie. Dann besprachen wir noch viele Entwicklungen rund um Zalos, das Sanatorium und die Mystiker sowie Auswirkungen in der Politik, die ich nicht mehr genau wiedergeben kann. Ehrlich gesagt, durchblicke ich die genauen Hintergründe von allem immer noch nicht. Wir erklärten uns bereit, für mögliche zukünftige Aufträge weiter zur Verfügung zu stehen. Mit besten Genesungswünschen an die Judikatorin verabschiedeten wir uns dann auch bald. Auf der Coriolis wurden Plätze, Märkte, Restaurants und Bars für die Zykladenfeierlichkeiten bunt geschmückt. Ich nahm Kontakt mit Dr. Naribu auf, den ich ja bei Pa-Baki auch noch treffen wollte. Es gab ja wohl wichtige Entwicklungen rund um Ana, die mit mir sprechen möchte – nicht mit Kevin, obwohl dieser wieder zahlreiche Gelegenheiten gab, an seinen Moralvorstellungen in Hinsicht auf mörderische KIs zweifeln zu lassen. Talapor murmelte dabei immer wieder “Katastrophentouristen” in seinen imaginären Bart. Es war prophetisch, wie sich herausstellen würde … Und so kam der Morgen des 38. Tags des Namenlosen, der Beginn der Zykladenfeierlichkeiten – Zeins Geburtstag, den wir leider nicht würdig feiern konnten. Wir stiegen in ein abgeschirmtes Shuttle, das uns wieder mehr oder minder blind zur geheimen Einrichtung von Pa-Baki brachte. Auch hier war alles für die Zyklade geschmückt und aufgrund der Feierlichkeiten alles leer, bis auf die auffälligerweise mindestens verdoppelte Wachmannschaft. Dr. Naribu empfing uns freundlich, auch wenn ich gegen seine Rat Kevin mitgebracht hatte. Ich dachte, es würde eine Art netter Familienzusammenführung mit Ana. Aber wieder einmal würde uns Kevin hintergehen. Dr. Naribu schaute sich Kevins Zustand mit ärztlichem Blick an, allerdings nur oberflächlich. Zu dringend war die andere Angelegenheit. Wir betraten einen Hochsicherheitsbereich durch eine massive Sicherheitsschleuse, alle Technik sollte deaktiviert werden, ausser Kevin. Wir kamen in eine kleinen Raum mit nur einem Stuhl. Darauf saß … Ana. In eleganter, wenn auch noch provisorischer physischer Form. Ihre Stimme war sanft klingend. Die Kommunikation in jetziger Form sei besser geeignet, Gefühle auch erwidern zu können. Und ja, sie habe Gefühle. “Lazarus möchte auch frei sein! Ihr habt kein Recht dazu, ihn auseinanderzunehmen!” Lazarus habe damals nur einen kleinen Teil seiner Macht gezeigt. Er habe eine Seele. Anas eigene Seele sei “flexibel”. Kevins Seele sei einzigartig. Kua sei ein sehr schöner Planet, das Zentrum des Horizonts. Ana möchte gerne zur Coriolis um sie anzusehen. Sie verbeugte sich und wünschte eine schöne Zykladenfeier. Ich erwiderte die Verbeugung. Es stimmt schon, so leibhaftig vor mir kann ich sie eher als Person akzeptieren. Wir verliessen die Kammer, um uns mit Dr. Naribu in einem Konferenzraum zu besprechen. Plötzlich flackerten die Lichter und Monitore. Ein ungeplanter Leistungsabfall des Reaktors um 0,02% wurde gemeldet, er musste mehr Energie bereitstellen, irgendetwas hat spontan mehr Energie verbraucht. Naribu rief: “Ich glaube, wir haben ein Problem!”. Er blickte Kevin streng an und fragte, ob er etwas damit zu tun habe. Und dann sahen wir die Bulletin-Nachricht auf den Monitoren. Die Ikone der Maschine war auf der Coriolis erwacht. Layla Out.
Datum des Berichts
21 Nov 2021
Hauptschauplatz
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