Eintrag 4: Dschungelchaos
General Summary
Roxar, 19ter Tag im Monat des Boten, Jahr 61CZ
Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni Diese kugelförmige Drohne, die da über uns im Dschungel von Kua schwebte, war mir von der Bauart völlig unbekannt. Und nicht nur die physische Form sollte uns noch einiges Kopfzerbrechen bereiten … Es stellte sich heraus, dass die Drohne unser Empfangskomitee war und uns zur Ausgrabungsstätte 9 zu Dr. Wana geleiten sollte. Von „sicherem Geleit“ war aber offenbar in ihrer Programmierung nichts vorgesehen worden. Später fanden wir heraus, dass es gar keine detaillierte Programmierung gab, sondern dass wir in KEVIN eine künstliche Intelligenz eines Forschungsprojekts als neuen Begleiter erhielten. Und wir waren Teil eines Experimentalprogramms. So erklärte es sich wohl auch, dass die Drohne unsere teils halsbrecherischen Kraxeleien durch den Dschungel nach Süden über Steilhänge und nachfolgende Balanceakte am Fluss (voller Piranha-artiger Nagefische) statt mit nützlicher Unterstützung nur mit Kommentaren wie „Fleischsäcke sind soo langsam“ aus ihrer bequemen Flugposition über den Bäumen begleitet. Neben den zahlreichen Verletzungen steigerte dies nicht gerade die Moral meiner neuen Crew. Neptik hingegen machte sich wiederholt sehr nützlich, er hatte sein Hyperseil dabei und war auch im Klettern hier auf seiner Heimatwelt im seinem natürlichen Element. Tiefer im Dschungel fühlten wir uns von Kreaturen beobachtet, die ich aber mit einem recht blinden Steinwurf zur Flucht brachte. Dachte ich... Gegen Abend kamen wir an der Ausgrabungsstätte an und trafen dort auf Dr. Wana und eine Kollegin, ich glaube, sie hieß Professorin Dolfrani. Nach der Begrüßung fanden wir dann noch die Gelegenheit zum Abschluss unserer Gespräche über den Ratenkauf unserer neuen Station, die in einem großen Wartungshangar der Coriolis auf uns wartete. Es gab aber eine kleine Überraschung. Teil der Verträge wurde unsere Teilnahme an einem Experiment von Dr. Naribu, eines Freundes von Dr. Wana, der an sehr geheimen Dingen in einem geheimen Komplex zur Erforschung von Mobilen Hilfssystemen (E.F.M.H) auch hier auf Kua arbeitete. KEVIN, formal Einheit 65, war die jüngste Errungenschaft dieses Projekts und sollte nun einem längeren Feldtest unterzogen werden. Wir waren die „idealen“ Statisten dafür. Im Gegenzug sicherte uns Dr. Wana regelmäßige Aufträge zu. Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickeln wird. Da das Versorgungsschiff, das uns zurück in die Zivilisation bringen könnte, Verspätung hatte, und wir wegen der Funkstörungen eines nahegelegenen Truppenübungsplatzes der Legion kein Shuttle rufen konnten, planten wir unsere „Freizeit“ mit einem Ausflug zu einer sagenumwobenen Ausgrabungsstätte mit uralten Türmen weiter im Norden des Terenganu Tals sinnvoll auszufüllen. Dort war wohl eine kleine Expedition um eine Professor Baghra vor einigen Wochen ohne Rückmeldung verschollen, was aber wegen der Funkstörung nicht allzu besorgniserregend schien. Aber wir wollten nachsehen. So brachen wir am nächsten Tag zu diesen Ruinen auf. Tief im Dschungel wurden wir allerdings von einer Horde wildgewordener und anscheinend kybernetisch modifizierter und biogeformter Ekilibris angegriffen, die sich auch von Neptik nicht stoppen ließen. Sie besaßen üble Elektroschockklauen, die mehrere von uns in arge Bedrängnis brachten, und operierten sehr koordiniert. Ihre schrillen Kampfschreie ließen unsere Nerven noch weiter blank liegen. Nur mit Kampfgeist und Präzision konnten wir die Ekilibris mit unseren Stunguns ausschalten. Vom Kampf wurden allerdings zwei große Azuks (großkatzenartige Fleischfresser) angelockt, die leichte Beute witterten. Moth lernte ihre üblen Zähne kennen, als eine dieser Raubkatzen sich in seinem Fuß verbiss. Wir kannten im Gegenzug keine Gnade mit den Bestien. Nach diesen Erlebnissen brachen wir unsere Expedition zunächst ab, um uns im Camp zu erholen, denn einige von uns waren sehr angeschlagen. Wir nahmen die betäubten Ekilibris mit und sperrten sie in einen umgewidmeten Wohncontainer. Am nächsten Morgen brachen wir wieder auf, zunächst in Richtung eines Energiesignals im Dschungel, das KEVIN empfangen hatte und das vermutlich in einem Zusammenhang mit den Ekilibris stand. Es fiel uns heute sehr schwer, denn dichte Regenschauer, hohe Temperaturen und Nebel erschwerten unseren Weg noch zusätzlich. An der vermuteten Quelle des Signals entdeckten wir eine gut getarnte Forschungsstation, eine Mischung aus Laboratorium und Tierarztpraxis - und völlig verwüstet. Offenbar hatten die Ekilibris sich hier aus ihrer Gefangenschaft befreit und blutige Rache an ihren Folterern genommen. Wir entdeckten zwei tote Wissenschaftler und zwei ebenso tote Legionssoldaten. Ferner führten blutige Stiefelspuren in den Dschungel. Den Gedanken an eine Suche gaben wir aber mit Hinblick auf Azuks und die geringen Überlebenschancen eines einzelnen, vielleicht verletzten Menschen sehr schnell auf, denn wir würden vermutlich nichtmal Knochen finden. KEVIN hackte sich in das Computersystems des Labors und machte Backups der Daten; er löschte danach alle Spuren von uns im System. Sehr nützlich, endlich mal! Dabei entdeckten wir Aufzeichnungen einer Dr. Karen Hyss, Mitarbeiterin der Legion, die die grausamen Details der Modifikationen an den Ekilibris dokumentierten. Ferner gab es Mailaustausch über dieses Projekt mit einem Legionär namens Laude Zirax. Wir verließen diesen Ort schnell, denn uns war klar, dass irgendjemand hier nachsehen würde. Zein lieh sich Moths Schwert und bahnte uns (nach einigem Abstand zum Labor) einen besser begehbaren Pfad durch den Dschungel. Nach ca. 2,5 Stunden erreichten wir die riesiegen Türme, Teil eines überwucherten, uralten Gebäudekomplexes. Um zu den höhlenartigen Eingängen zu gelangen, mussten wir in eine Senke hinabsteigen. Moth warnte uns vor etwas Ungutem, das er hier sehr stark verspürte. Ich bin war nicht sicher, ob er nur hypersensibel war, oder unter delikaten Chems steht - oder tatsächlich … wie es sich herausstellte, hatte er zumindest mit der bösen Vorahnung Recht. Er zog sein seltsames Ikonendeck hervor, das ihm die alte Hexe übergeben hatte, und begann mit einer Trance-geleiten Weissagung, die ich an dieser Stelle lieber geheimhalte, auch da sie mir völlig unklar war. In den Tunneln unter den Türmen entdeckten wir mithilfe der Scanner der Drohne schließlich eine große Höhle mit den zerfetzten Überresten zweier Wissenschaftler. In der Mitte stand eine monströse große Steinstatue, im Hintergund kniete der Professor Dr. Baghra mit einer kleinen tiefschwarzen Statuette in den Händen. Sein (toter) Gesichtsausdruck wird mir Albträume bis zu meinem Lebensende bereiten. Er zeugte von namenlosen Dingen jenseits unseres Verstandes, die NICHT! SEIN! DÜRFEN! Wir litten unter einer gewaltigen Aura des Bösen. Und dann bewegte sich die riesige Steinstatue auf einmal und griff uns an. Meinem Kriegerinnen-Instinkt folgend hatte ich bereits mit meinem Vulcan-Karabiner, den ich aus dem Labor der Legion geborgen hatte, auf den Kopf des Monster angelegt.Schuss für Schuss, maximale Präzision. Atmen, Layla! Schuss. Atmen. Schuss.
Das Aufdonnern meiner Vulcan befreite mich aus jenem bösen Bann, beruhigte mich. Jetzt war ich wieder Herrin über meine Sinne. Jibril und ich deckten das Monster mit unseren Schüssen ein, bis es in tausend Stücke zerbrach. Teamwork, yay!
Moth hatte wieder eine Verwundung erlitten; Teile seines Beines waren beim Kontakt mit dem Monster ansatzweise geschmolzen und deformiert worden, wie bei einem fehlgeleiteten Bioforming.
Beim Untersuchen der kleinen Statue wurden Moth, KEVIN (ja, auch er) und Jibri von seltsamen Visionen befallen, als würden sie Erinnerungsfragmente des jeweils Vorherigen teilen. Wir wiesen KEVIN an, die Statuette sicher zu verpacken und vorsichtig zu transportieren.
Für die toten Wissenschaftler konnten wir nichts mehr tun. Die Ikonen mögen ihren Seelen gnädig sein!
Layla Out.
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