Telatha, 31ter Tag im Segment der Richterin im Zyklus 62 CZ
Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni
Am Abend unserer (so neuigkeitsreichen) Ankunft flog ich mit einem Jäger noch schnell zum
Speicher, um
Waqar zu besuchen. Natürlich schickte unser
Hauptmann auch die beiden anderen Jäger als Eskorte mit, und so wurde die gesamte Miniflotte von Haus Al-Biruni nach der Landung auf einer Plattform in den sicheren Bunkerkomplex des Speichers hinabgefahren.
Das Attentat hatte Waqar tatsächlich ziemlich mitgenommen. Auch wenn er medizinisch nun in den besten Händen ist, merkte ich, dass er in einer komplexen Prozedur zusammengeflickt wurde, neue Organe hat und immer noch leicht blutet. Aber er wird durchkommen. Ich habe nicht viele langjährige Freunde wie ihn (Ehe hin oder her), und er soll sich Mühe geben, verdammt! Zum Hergang des Attentats konnte ich leider nicht viel mehr erfahren, vermutlich hatte sich die Bombe unter der Bühne befunden.
Eine gute Nachricht hatte er aber für mich: Der Speicher wird zusammen mit meinem Haus die Ausgrabungen von
Dr. Wana in
Yehenna unterstützen. Somit werden wir direkten Zugang zu den Ergebnissen haben und vor allem die Position Dabarans dabei massiv stärken.
Zurück in unseren
Zwillingsoasen wollte mich
Moth noch dringend sprechen. Er möchte eine
Kurtisane aus unserem Haus als zukünftige Gehilfin auf Reisen in seine Dienste nehmen. Nachdem ich Cassiopeia selbst gesehen hatte, verstehe ich gut, was der frühere Moth an ihr fände; sie ist schön, eloquent und intensiv. Welche Qualitäten Moth der Abgesandte ansonsten noch in ihr sieht, kann ich noch nicht beurteilen. Auf jeden Fall ist sie zwar erst seit kurzem offiziell bei uns tätig, inoffiziell aber bereits seit mehreren Zyklen geheim für unser Haus im Auftrag meines Vaters tätig, so jedenfalls beschrieb es das interne Sicherheitsdossier, das ich natürlich schnell in Auftrag gab. Uns so begrüßte ich diese Idee.
Lazarus informierte mich über eine
Nachricht von
Jarros Kumbra vom Kolonialbüro, die er mir durchstellte. Die Zarathustra solle sich dringend für einen wichtigen Auftrag vorbereiten und beim Portal einfinden. Eine Kontaktperson würde bald eintreffen und mehr Details überbringen.
Zein prüfte die Absender-ID und bestätigte Jarros als die Quelle. Ich informierte kurz
Rey an Bord der Zara über die notwendigen Vorbereitungen und auch den Rest der Crew hier vor Ort. Rey sollte sich auch um Wartung und den Verkauf von Teilen unserer Handelswaren kümmern.
Den späten Abend konnte aber jede verbringen, wie sie wollte. Ich empfahl Spaziergänge durch unsere wunderschönen und friedlichen Oasen bei Sternenlicht. Aufgrund der angespannten Sicherheitslage bekam jeder einen Leibwächter, die jeweils aber sehr diskret Abstand hielten.
Am frühen Morgen musste ich mich für das Treffen mit der
Gräfin in
Dar-Bouti passend einkleiden. Cassiopeia beriet mich fachkundig auf Basis der anvisierten visuellen Botschaft, die ich mit meiner Kleidung aussenden wollte. Und so wurde es eine sandfarbene Hose, ganz im Gegenteil zu den klassischen dabaranischen Gewändern. Und so flog ich, derart gut präpariert, zum Treffen mit unseren offiziellen (Noch-) Feinden. Cassiopeia nahm ich als Beraterin mit.
Sameera würde sich inzwischen Gedanken machen, wie man meinen Aufstieg zur Sheika in optimale PR für unser Team und das Haus umsetzen könnte.
Unsere drei Jäger wurden natürlich von der doppelten Anzahl Maschinen in Empfang genommen; kein Zufall. Mir wurde aber wieder schmerzlich bewusst, wie klein unser Haus-Militär noch ist; wir werden das irgendwann ändern …
Der Empfang war aber sehr freundlich. Vorbei an zahllosen Soldaten durch lange Gänge durch gewaltige Tore dann in einen sicheren Konferenzraum mit Speisen und Getränken, wo mich zunächst der
Pascha von Dar-Bouti, Ali Muhamed Al-Rivas, kurz begrüßte und dann den Raum verließ, damit ich mich mit der Gräfin Evarides alleine unterhalten konnte. Sie hat in strategischen Fragen die Macht, soviel ist klar.
Und so sprachen wir schnell Klartext. Meine Begegnung auf
Aiwaz hatte den Boden für unsere Anti-Patriarchats-Allianz bereitet, die wir nun eingingen, nicht ohne uns gegenseitig zu versichern, dass Frau im Betrugsfalle fürchterliche Rache nehmen würde. Ich erfuhr auch davon, dass die Gegenseite, das Patriarchat der Dar unter anderem in Person von
Emir Maalouf aus meiner eigenen durch meinen Vater gegründeten Allianz kleinere Einheiten der Legion angeheuert hatte. Und dass in der Allianz der Gräfin
Sheika Salib noch zu besänftigen sei, da ich ihr den Mann “weggeschnappt” hätte. Haha, ob Waqar mit ihr glücklicher wäre?
Das Wasser soll im Prinzip allen Menschen auf Dabaran fairer zugänglich gemacht werden als bisher. Die
Freie Liga würde sich mit ihren Anteilen zufrieden geben und keine zu große Dominanz über Dabaran anstreben, dazu seien wir auch zu stark.
Gerade, als wir noch einige nachrangige Details besprechen wollten, platzte eine dringende Alarmmeldung in unser Treffen:
Dabaran wurde angegriffen!
Uns so nahm ich zum ersten Mal an einer dringenden (vermutlich auch erstmalig: online) Sitzung des
Rates der Dars teil, zusammen mit der Gräfin aus ihrem schwer gesicherten Bunker. Somit wurde unsere neue Allianz auch nach außen hin sichtbar. Allerdings waren die aktuellen Ereignisse so schwerwiegend, dass die Darrs nur kurz mit der Stirn runzelten.
Ein General der Dabaranischen System-Verteidigung informierte uns, dass
einhundert Kampfschiffe des Pariah Ordens am Portal aufgetaucht seien, begleitet von zwei gigantischen Klosterkreuzern. Die Schiffe gehörten zu einer mysteriösen, sagenumwobenen Untergruppierung, dem Orden der
Kalten Flamme, die seit den Portalkriegen nicht mehr im Horizont gesichtet worden sei und erst in der “Endzeit” des Horizonts seine Verteidigung übernehmen würde – so jedenfalls die Sage. Beim Boten. Endzeit.
Die Dars waren empört über die beispiellose Unverfrorenheit des Pariah, einfach so mit einer massiven Flotte in Dabaran einzufallen. Einige wollten den Befehl zum sofortigen Angriff geben. Mit der Kraft des Boten gelang es mir, die Radikalen umzustimmen; ich berichtete von den mysteriösen Feinden, die dem Horizont drohen, und davon, dass diese Flotte vielleicht nur auf der Durchreise in Richtung
Taoan sein könnet; nicht zuletzt beschrieb ich auch die von Antimaterie zerfetzten Wracks der Legion. Unsere Schiffe hätten solchen Waffen nichts Adäquates entgegenzusetzen. Und so kam der Bote mir zuhilfe, vielleicht war es auch mein entschlossenes Auftreten als radikale Prinzessin mit Horizontweiter Expertise sowie Navy-Erfahrung. Jedenfalls konnte ich den chaotischen Haufen alter Männer zur Räson bringen. Wir sandten erstmal Funksprüche an den Pariah.
Und diese wurde nach einiger Zeit auch beantwortet. Die Flotte machte sich auf den Weg nach
Uharu und diktierte neue Spielregel, die jenes System betreffen. Er würde aber keinen Angriff auf Dabaran geben, man entschuldigte sich sogar für das plötzliche und völlig unkonventionelle Auftauchen am Portal. Eine
Botschafterin wurde zu uns geschickt, die alle weiteren Details in Hinsicht auf die neuen Regeln für Uharu klären würde. Insbesondere seien keine Waffenlieferungen dorthin erlaubt, regulärer Warenverkehr (mit Durchsuchung) aber weiterhin möglich. Konsequenzen bei Zuwiderhandlung wären allerdings fatal.
Schließlich wurde die Sitzung der Dars am nächsten Tag persönlich in
Lotus fortgesetzt, wo ich danach eine wenig ertragreiche Privataudienz bei Urani hatte, der besagten Pariah-Botschafterin, bei der ich zumindest erfuhr, dass
Glaubenskrieger Ravon nun im Aiwaz-System die dortige
Blockade am Zalos Portal leitet. Und ich dann auch endlich meine Mama treffen konnte um mit ihr den Abend zu verbringen. Sie ist sichtlich sehr erschöpft von all den Bürden und Ereignissen; aber glücklich, dass ich die Führung des Hauses zumindest offiziell übernehme. Gegen ein Bündnis mit der Gräfin hat sie auch nichts einzuwenden.
Am nächsten Morgen sammelte sich die Crew auf der Zarathustra, wo auch die angekündigten Vertreter des Kolonialbüros mit einem Jäger eintrafen; genauer, eine Vertreterin namens
Nadina Sarish, die wie eine trainierte Soldatin wirkte, sowie
zwei echte Legionäre samt massiver militärischer Ausrüstung, und eine Drohne, die aussah wie SAM – sich aber als unser Kevin herausstellte. Sein Phylakterion war wohl vom Kolonialbüro abgefangen und in den nächsten verfügbaren Körper eingebaut worden, ohne Kontakt zu den Spezialisten von
Pa-Baki. Offenbar war die Mission extrem wichtig und eilig.
Und beim Boten, die Nachricht von Nadina hatte es wirklich in sich! Der im Taoan-System verschollene Legionskreuzer Zafirah sei wieder aufgetaucht – im Uharu-System! Niemand könne sich dies erklären. Es sei extrem wichtig, die Smaragd-Disk mit den Daten von Bord der Zafirah zu bergen, um sie mit der Disk der
Ghazali zu korrelieren. Das Rätsel um die Katastrophe von Taoan könnte so vielleicht aufgeklärt werden.
Ich war sofort wild dazu entschlossen, obwohl die versprochene Entlohnung eher moderat war. Die Flottenbewegungen des Pariah können damit auch in Zusammenhang stehen. Und so gaben wir uns die Tarnung einer Handelsmission nach Uharu mit autorisierten Gütern.
Bei meinem Hauptmann gab ich noch in Auftrag, unsere Ex-Legionärin
Azalais Magali von Amedo nach Dabaran bringen zu lassen, um sie in unser Militär als Offizierin aufzunehmen. Bei unserer Rückkehr könnten wir dann besprechen, welche Rolle sie einnehmen möchte, vielleicht meine neue Leibwache auf Reisen oder Ausbilderin auf Dabaran.
Leider misslang mir der erste Sprungversuch nach Uharu, vielleicht war es doch alles etwas viel an aktuellen Krisen. Mit etwas Warten gelang es dann aber doch, auch ohne die
Statue. Und so kamen wir in Junato an, dem Nebensystem von Uharu, und wurden sofort von einer Flotte von Pariahschiffen umzingelt, wir mussten sofort den Reaktor herunterfahren, uns borden und filzen lassen. Zum Glück waren die Pariah-Soldaten vom
Wächter der Zeit und seinen freudigen Predigten zum
Googologon derart verwirrt (endlich neue Zuhörer!), dass sie unser Schmugglerversteck unter der Kapelle nicht entdeckten.
So konnten wir unseren Flug relativ frei fortsetzen und steuerten das eigentliche Uharu-System und dort den
Planeten Gullore an, in dessen Nähe sich die Zafirah aufhalten sollte.
Auf dem ziemlich langen Flug (15 Tage) hatten wir einige Verwirrung mit einem unheimlichen Gast an Bord, der unsere Geräte beschädigte und Kabel annagte. Sogar Neptiks geheime Diebeslager wurden bestohlen. Der Übeltäter war ein
kleines Schattenwesen, das vermutlich beim Fehlsprung an Bord gekommen war. Es zu vertreiben oder einzufangen beschäftige uns viele Stunden.
Schließlich gelang es Kevin, es mithilfe eines improvisierten Sauggeräts in ein durchsichtiges Gefäß zu sperren. Er nennt dieses Schattenhörnchen sein Ratton und möchte es nun zähmen. Vielleicht könnten wir es als Agenten einsetzen, so seine Idee … beim Boten, meine Crew wird jedes Segment noch bunter – und verrückter!
Schließlich erreichten wir den Orbit von Gullore. Im Orbit des
dritten Mondes des Planeten orteten wir das Wrack eines Kreuzers der Legion, vermutlich die Zafirah.
Aber wir sind hier nicht allein. In der Nähe befindet sich ein noch unbekanntes anderes Schiff!
Layla Out.
Kommentare