Khamset der 30te Tag im Segment des Spielers im Zyklus 63CZ
Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni
Inzwischen trafen weitere Nachrichten ein. Von Captain Hizir aus dem Anaspora-System, wo wir das 3. Lazarus-Fragment vermuten, das wir nach einem Abstecher nach Mira persönlich bergen werden:
Die 20 Individuen Delegation inklusive eines „Meisters“ haben den Zielort erreicht.
Komponenten, Proviant und andere benötigte Ressourcen wurden abgeladen.
Mond scheint geeignet wie durch initiales Erkundungsteam festgestellt, bemerkten jedoch Anomalie unter der Oberfläche nahe der Landestelle.
Haben die Koordinaten an die Kolonisten überspielt. Fanden dazu keine Aufzeichnungen in den Daten, dort war nur ein Hinweis auf „Verstrahlte unterirdische Einrichtung“. Strahlung konnte nicht entdeckt werden, gehen also von einem noch besichtigten Ort aus. Empfahlen genauere Begehung nach Beendigung der Aufbauarbeiten.
Werden das System jetzt verlassen.
Und von meiner geliebten Avazeh, irgendwie hoch verschlüsselt an das Tabula von
Dr. Makrow Skevynz:
Geliebte Schwester,
ich schreibe dir bezüglich der aktuellen Ereignisse im Zusammenhang mit Rigel und dem Projekt, an welchem ich arbeite. Ich weiß nicht, wie viel an der Schmutzkampagne des Bulletins dran ist, die dich mit dem Orden des Pariah in Verbindung bringen, aber ich behaupte von mir dich gut genug zu kennen, dass du einen großen Bogen um diese Weltuntergangs-Fanatiker machen würdest die an jeder Ecke nur Verrat, Elend und Tod sehen.
Wir hatten uns bei unserem letzten Treffen über L. unterhalten und den Verbleib einiger Artefakte, die für unsere Forschung besonders wichtig sind. Ich habe die Daten deiner Beta Version auf der Zarathustra erhalten und ausgewertet. Sie übertreffen meine Erwartungen bei weitem. Auch unser Testlauf auf der Yucatan war ein voller Erfolg. Die Anpassungsfähigkeit trotz der großen Schäden ist unglaublich. Und falls du dich wunderst, Mr. Takenaka hat sehr gute Kontakte zum Konsortium. Da ich zudem zur Familie gehöre, war es nicht sonderlich schwer an die noch intakten Speicherbereiche der Zarathustra zu kommen die in Djardochum instandgesetzt wurde – und das obwohl du es dir scheinbar mit dem gesamten Kollonialbüro verscherzt hast. Wem hast du da wieder die Finger gebrochen?
Zurück zum Thema. Unsere Betaversionen laufen so stabil, wie man es sich nur wünschen kann, aber es fehlt noch etwas. Und ich bin Perfektionistin. Ich will keine „halbfertige“ Lösung, sondern das Komplettpacket. Daher hoffe ich, dass du das Artefakt aus Rigel sicherstellen konntest, bevor die Zalosianer dort alles in Schutt und Asche gelegt haben. Ich möchte L. unbedingt zusammenfügen. Ich bin überzeugt, damit werden wir Geschichte schreiben!
Aber mir läuft die Zeit davon. Ich darf dir das eigentlich gar nicht sagen, aber Mr. Takenaka war kürzlich persönlich hier in meinem Labor und hat mir mitgeteilt, dass Arcus dringend serienreife Ergebnisse hervorbringen muss. Sofern ich es nicht schaffe, das L. Projekt wie geplant zu vollenden – und das bis zum Ende des Segmentes des Deckarbeiters – wird mein Team und auch ich von der weiteren Forschung abgezogen und umgehend an einen anderen Standort verlegt, wo wir an der Serienfertigung der Beta Version arbeiten sollen.
Ich habe natürlich protestiert, aber bei allen Ikonen ich werde das Projekt nicht aus der Hand geben! Ich vertraue Mr. Takenaka, dennoch habe ich versucht mich etwas schlau zu machen. Dieses neue Projekt scheint unter höchster Geheimhaltungsstufe zu stehen, aber manche ändern ihre Zugangsdaten einfach nicht oft genug... Das einzige, was ich allerdings herausfinden konnte, bevor mich eine Datenspinne aus dem System kicken konnte, war die Projektbezeichnung „Nadir-Flottille“ – danach gab es einen vollständigen Lockdown. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass sie den Zugriff auf mich zurückführen können.
Ich sende dir diese Nachricht verschlüsselt über einen Schiffsarbeiter, der sie einige Systeme später in das Infothek-Netz einspielen soll. Das dauert zwar etwas länger, sollte aber nicht auf mich zurückzuführen sein, ich habe leider keinen Boten hier, den ich ohne Aufmerksamkeit zu erregen schicken kann. Bitte antworte nicht auf diese Nachricht und versuch auch derzeit nicht mich zu Kontaktieren. Wenn du die L. Artefakte hast, schick Dr. Skevynz mit den Artefakten umgehend zu mir. Sollte das ganze nach dem genannten Termin sein, überlasse ich dir, ob du Dr. Skevynz damit zum Labor schickst, oder sie - bis ich dich wieder kontaktiere - an einem sicheren Ort aufbewahrst. Und ich meine an einem sicheren Ort! Ich würde dir die Gnomen Bank empfehlen, aber du hast es ja nicht so mit dem Konsortium.
In Liebe
A.
Möge der Bote über dich wachen.
Warum nur ist sie Ihren korrupten Mittelgebern so treu ergeben. Ich kann nur hoffen, dass sie wie immer smarter als alle anderen ist (natürlich inklusive meiner im Vergleich so ungebildeten Person!) und sich zumindest eine Hintertür bei
Lazarus offenlässt. Ich müsste sie so dringend sprechen, damit Lazarus nicht wieder von einem korrupten Konzern versklavt wird, sondern uns vielleicht freiwillig bei der Abwehr des Ersten Horizonts helfen kann. Aber die offenbar notwendige Geheimhaltung macht es mir aktuell unmöglich.
Und so gab ich weitere detaillierte Anweisungen an
Rayna vor ihrem Flug nach
Dabaran, dass bei der Evakuierung meines Hauses und Famile über
Rigel dort auch das Lazarus-Fragment aufgespürt und geborgen werden soll. Entsprechende Ortungsmuster und Energiesignaturen gaben wir mit, und ich gab auch stattliche Mittel aus den Finanzen des Hauses frei: für die Anmietung eines Kampfschiffes sowie eines Bergungsschiffes, jeweils der Klasse 3.
Nach all den Absprachen brach Rayna auf Passagierschiffen nach Dabaran auf, während Dr. Makrow sich erstmal nach
Kua einschiffte, um unsere Patronin
Bat-Erden von dem bevorstehenden Geheimtreffen mit dem Orden zu informieren.
Die
Zarathustra hingegen nahm Kurs auf
Mira. Der Sprung gelang mir großartig. Und hier sind wir nun, im für wahre Erstsiedler zweitwichtigsten System nach Dabaran: Mira, du Wunderbare! Der Flug zum blau leuchtenden Planeten Mira selbst dauerte dann noch drei Tage, wo wir dann in einen stationären Orbit gingen und mit dem Shuttle fliegende Fabriken und “Dolen” genannte Luftschiffe passierten, um dann auf dem Raumhafen der berühmten und wunderschönen
Ikonenstadt zu landen, inmitten Zehntausenden von Pilgern und religiösen Touristen. Und wir sahen den Ozean!
Ich tarnte mich (und meine neuen, Zalosianischen Tätowierungen) mit meinem blauen Gesichtsschleier und ließ sogar meine ikonische Nestera an Bord. Die neue Accelerator-Pistole, der “Würdenstab” sowie verborgene Granaten sollten ein vollwertiger Ersatz sein … dachte ich.
Wir steuerten zuerst eine Informationsstand der
Kirche der Ikonen an und wurden mit zahlreichen religiösen Informationen und touristischen Prospekten versorgt, mit denen ich meine Hochzeitsreise als vielwöchige Pilgerreise würde ausgestalten können. Es gibt hier so viel zu sehen! Man kann auch durch den Dschungel wandern, eine Dohle mieten oder die berühmten Chelebs-Raumschiffwerften besuchen. Oder als Novizin sich in ein Kloster der Ikonen begeben. Nur auf das Stichwort “Schneiderin?” ernteten wir irgendwie skeptische Blicke und nur Verweise auf klassische Bekleidungsgeschäfte für Adlige und Wohlbetuchte.
Cassiopeia, die hier auf Mira ausgebildet worden war, suchte mit uns einen Bioniker ihres Vertrauens auf, um sich ein paar eingebaute “Tools” nachjustieren zu lassen. Und so landeten wir vor “Toyels Verschönerungen”, einem steinernen Gebäude mit zahlreichen bionischen Schlangen im Schaufenster. Toyel ist sehr klein an Gestalt, aber groß in Hinsicht auf seine Persönlichkeit. Cassiopeia wurde behandelt, und auch ich ließ ein paar Einschätzungen für eine kleine Schönheits-OP (die neue Glyphenrüstung ist zwar praktisch, hinterlässt aber auch einige Stellen etwas unproportioniert) – und, etwas spontan, für spezielle fliegende Schlangen vornehmen. Man müsste für das Upper End bei Schlangen mit Lizenz und Lifetime Support aber ein Raumschiff eintauschen. Wahnsinn! Meine kleine OP wäre dagegen fast günstig. Aber wir hatten ja erstmal andere Ziele.
Allerdings weiß laut Toyel niemand, wo sich die
Schneiderin von Mira aufhält, sie hält sich verborgen. Viele suchen sie. So sei vor einer Woche schon einmal jemand da gewesen und hätte nach ihr gefragt. Im hiesigen Suq gebe es auch einen Auftrag dazu. Und so machten wir uns auf den Weg dorthin und entdeckten tatsächlich das Kontaktgesuch eines Meisters Iskander, der Personen sucht, um für 6.000 Birr einen “Bioformer” ausfindig zu machen. Treffpunkt für Details sei am morgigen Tag hier im Suq.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit Sightseeing; es gibt soviele Wunder in der Ikonenstadt! Klöster und Tempelanlagen ohne Ende … den Abend und die Nacht verbrachten wir völlig geschafft von der ungewohnten vielen Bewegung in einem netten Hotel mit Terrasse und Blick auf den Ozean … das Wasser ist Azurblau, nirgendwo Algen, aber irgendwie auch keine Fische. Aber optisch wirklich beeindruckend!
Morgens ging es dann zum Termin im Suq. Dort trafen wir in einem Besprechungsraum bereits einen
möchtegern-hypermaskulinen Egomanen an, der aber dennoch von einem Koloss mit Raketenwerfer am Eingang beschützt werden musste. Ich überließ Cassiopeia die anstrengende Konversation. Es stellte sich heraus, dass dieser eingebildete Frauenheld Julius Hassel heißt und ebenfalls auf den Auftrag scharf ist, und nicht nur auf diesen – Cassiopeia, Sameera und ich wurden nebenbei ganz unverhohlen mit Blicken ausgezogen. Er schien uns mit seiner Cyberbrille zu scannen und alle zu erkennen. Und verwirrte Cassiopeia, als er etwas von einem Haftbefehl gegen sie andeutete.
Etwas später kam dann auch jener Meister Iskander mit zwei eigenen Wachen herein und verkündete uns kurz die Details des Auftrags. Er übergab uns Gewebeproben der gesuchten Person. Den Lohn erhält nur das erfolgreiche Team, es ist also ein Wettbewerb.
Dann war das Treffen schnell beendet, Hassel stürmte aus dem Suq, nicht ohne Cassiopeia eine Karte mit seinen Kontaktdaten zu überreichen (auch für ein Rendevouz der beiden am Abend), die allerdings einen Peilsender enthielt, wie sich herausstellte, als Cassiopeia sie an einer Kerze verbrannte, haha. Als er draußen auf sein hässliches Grav-Bike sprang, wimmelte er noch sehr unfreundlich ein kleines Mädchen ab, das irgendetwas mit ihm besprechen wollte.
Und so unterhielten wir uns stattdessen mit der Kleinen: Mila, 12 Jahre alt. Sie bietet ihren Dienst als Führerin an, für 100 Birr heuerten wir sie an. Und es gab eine interessante Info von ihr: unser Auftraggeber, dieser vorgebliche Meister Iskander, sei in Wirklichkeit Jazkaar Chelebs-Menau, ein Sproß einer der wichtigsten Familien hier auf Mira, denen auch die berühmte Werft gehört. Und es gab bereits ein früheres Team, das sich auf die Suche gemacht hatte: alle sehr militärisch, mit Waffen – und nie wiedergesehen.
Cassiopeia kümmerte sich rührend um sie und ging sogar neue Kleidung mit ihr kaufen (vorgeblich, damit uns Mila im Hotel besuchen könne, ohne sofort hinausgeworfen zu werden), was etwas kompliziert wurde, da Mila genau bei diesem Schneider wohl öfter schon einmal gestohlen hatte – allerdings gab es wohl nie einen Beweis. Später erhielt die Kleine auch ein Bad.
Abends versammelten wir uns als Team rund um das Strand-Restaurant “Pracht der Ikonen”, in dem Cassiopeia und dieser Julius verabredet waren. Relativ schnell kam es zu einem Strandspaziergang der beiden, den wir nur verzögert absichern konnten, da wir einen Umweg zum Stand nehmen mussten. Es kam zu keiner Love Session am Meer, nur einem … Gedankenaustausch? Stattdessen wurde Hassel von einer schlanken Frau mit zwei Gravbikes abgeholt, und beide entschwanden über das Meer.
Ich verfluchte wiederholt meine neue Erkenntnis, dass ich mit der Pistole keine gute Nachtsicht habe wie mit der Nestera. Im Ernstfall hätte ich wohl kaum gut treffen können. Aber nun war ja alles harmlos verlaufen.
Wir mussten ein neues Hotel suchen, da unser altes bereits ausgebucht war. Morgens wurden sofort für die Crew vier Nachtsichtgeräte angeschafft, und eines wanderte direkt auf meine Pistole. Ha! Bereit, Löcher in arrogante Bastarde zu stanzen, auch nachts.
Es stellte sich heraus, dass auch Toyel ausgebucht war, den wir eigentlich mit seinem Labor zur Analyse der Gewebeprobe hatten nutzen wollen. Hier war uns Hassel wohl zuvorgekommen. Also versuchten wir Kontakte von
Aishans Emporium zu nutzen und gelangten so zu
Eb-Dinesh Auktionshaus, wo wir die Probe hinterließen, damit sie über weitere Kontakte analysiert würde.
Da es noch früh am Tag war, erinnerten und kümmerten wir uns um unseren Primärauftrag: Kontakt mit den Assassinen herzustellen. Und so folgten wir Cassiopeia zu
Ahlams Akademie, an der sie studiert hatte. Überall so bildschöne Menschen hier! Beim Boten, ich brauche diese Operation dringend, mein Selbstbewußtsein ist irgendwie im Keller. Nach einiger Odyssee im Gebäude wird sich Cassiopeias Lehrerin,
Raima, irgendwann demnächst bei uns melden.
Wir verließen die Akademie, da trafen fast gleichzeitig einige Nachrichten ein. Die Analyse der Gewebeprobe sei bereits fertig. In den Pressemitteilungen von Mira wurde von einem Kampf über der östlichen Ikonenstadt berichtet, bei dem zwei Flugobjekte abgeschossen worden seien. Und ich erhielt eine vertrauliche Nachricht zum Steckbrief von Cassiopeia.
Layla. Hässliches Entlein. Out.
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