Wahid der 6te Tag im Segment des Deckarbeiters im Zyklus 63CZ
Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni
Und es eskalierte sehr schnell an Bord der “
Goldenen Ernte”. Soldaten in auffällig modernen Rüstungen gestikulieren in unsere Richtung. Wir zogen uns deshalb ins Innere des Waggons zurück, waren aber bald zwischen zwei Trupps eingekesselt.
Kevins kleine Drohne, die wir zur Erkundung weiterschickten, wurde von einer dieser bereits bekannten Flammenwerfer-Drohnen zerstört.
Derweil griffen Jäger den Zug weiter vorne an, von dort wurde aber ein Abfangjäger gestartet und Flak-Geschütze donnerten. Es schien, als ob die Goldene Ernte nach anfänglicher Schläfrigkeit nun langsam zu voller Verteidigungsbereitschaft überging.
Wir versuchten durch einen Wartungstunnel im Boden weiterzukommen, was aber nur
Cassiopeia gelang; kaum hatte ich mich hineingezwängt, wurde von oben durch Öffnungen in meine Richtung geschossen. Ich zog mich aus dem Schacht zurück. Die Drohnen wussten genau, wo ich war. Es stellte sich heraus, dass die Teepackung, die ich vorhin ganz nebenbei im Container von
Julius eingesteckt hatte, mit einem Peilsender versehen war.
Kevin, inzwischen wieder das alte Chaos in Person, zerstörte eine Drohnen hinter uns, lief dann aber darauf zu, um sie einzusammeln, obwohl zahlreiche Soldaten in den Gang zielten. Und so wurde er zu Boden gestreckt mit schweren Treffern. Bevor ich nun meinerseits zu den finalen Infernogranaten greifen konnte, bot sich eine Verhandlungsmöglichkeit über Funk.
Es stellte sich heraus, dass die Soldaten vermutlich vom
Asturban waren, denn sie sprachen Kuanisch. Ihr Ziel:
die Schneiderin. Ihr Hauptgegner: ein Märtyrer-Kommando von
Zalos, das ebenfalls die Schneiderin lokalisiert und sich mit ihr als Geisel weiter vorne in einem Wagen verschanzt hatte. Sie drohten, alles in die Luft zu sprengen. Zwischen den Fronten: tote Zivilisten und Kriegernonnen, keine Seite nahm Rücksicht.
Der Asturban hätte mich gerne als Vermittlerin, auf einmal wurden meine Kontakte nach Zalos anscheinend für nützlich erachtet. Nun gut, ich nahm das Angebot an und verhandelte mit
Magistrat Kemulla von den Zalosianern, der die Schneiderin zurück nach Zalos bringen wollte, denn sie stammt offenbar von dort und kennt als Bioformerin das Geheimnis der Lebenden Rüstungen. Somit war klar, dass die Märtyrer keinen Millimeter von ihrer Mission abweichen würden. Mein Vorschlag war, die Zalosianer sowie die Schneiderin mit unserem Shuttle abzuholen und mit der
Zarathustra nach Zalos zu bringen.
Als die Astuban-Soldaten sich noch sträuben, schaltete sich zum Glück
Schwester Sarifa ein, eine rüstige Dame und Chefin der Zugsicherheit, und bedeutete dem Astuban, dass die miranische Systemverteidigung informiert sei und ihre Mission notfalls vereiteln würde, sollte es hier nicht zu einer friedlichen Lösung kommen. Die Goldene Ernte sei vor allen weiteren Schäden zu bewahren.
Und so wurde mein Plan umgesetzt. Der Asturban zog ab, aber wir waren diesmal nicht in Ungnade gefallen.
Julius Hassel hatte inzwischen den Planeten verlassen, nachdem er uns offenkundig in diese Falle gelockt hatte; “irgendjemand” hatte dem Asturban unsere Beschreibung und das Peilsignal übermittelt.
Wir brachten die Zalosianer und die Schneiderin an Bord der Zara und dort in einer Kabine unter. Meine Gesprächsversuche mit der Schneiderin wurden zwar erlaubt, sie ging aber nicht so recht auf meine Fragen zu ihren Motiven ein. Und so lieferten wir sie in Zalos ab, wo ich aber über meinen
Großmeister eine gütliche Lösung für sie aushandeln wollte; ihre Unterbringung auf der Klosterfest erschien denkbar. Am Ende würde aber das Konzil entscheiden.
Im Zalos-System erreichte mich die verschlüsselte Nachricht, dass das
Azurkommando auf dem Flug zu
Azimuth leider von der
Legion gestoppt worden war. Sie mussten das Schiff von Julius aufgeben, konnten aber entkommen. Pech im Spiel. Zumindest war Julius sein Schiff erstmal los. Zur Entschädigung teilte mir das Kommando mit, dass laut Bordsystemen ein gewisser
Hamsa Sodala aus dem
Zib-System der wahre Auftraggeber von Julius sei.
Als ich diese Information (ohne ihre Quelle) im Team mitteilte, wurde Cassiopeia auf einmal sehr redselig. Sie sei “auch” von Julius kontaktiert worden, und Zib sei meine “letzte Chance auf einen Deal”. Und wir sollten Julius vertrauen und dankbar sein, nach allem, was er für uns getan habe?! Beim Boten. Sie scheint in der Tat eine kleine Verräterin zu sein. Vermutlich in mehrfacher Hinsicht. Doch das muss warten.
Denn es stellte sich heraus, dass es gar nicht die echte Schneiderin war, die wir nach Zalos gebracht hatten, sondern eine Hochstaplerin und frühere Assistentin der Bionikerin, die noch nicht einmal Zalosianisch sprach. Und sie war dennoch von den Zalosianern bis zum Tode verhört worden, um den Aufenthaltsort der wahren Schneiderin zu ermitteln, wie mir eine Botschaft des Großmeisters mitteilte. In mir kommen wieder starke Zweifel an Zalos’ Methoden auf.
Sollte Julius Erfolg gehabt haben, und die Schneiderin ist nun im Zib-System? Oder war er nur dazu angeheuert worden, ihre Spuren zu verwischen? Wir werden dem nachgehen und fliegen nun sofort nach Zib. Für die Pläne rund um die
Lazarus-Fragmente wäre aktuell keine Zeit mehr, bevor meine Schwester zu diesem mysteriösen Nadir-Projekt abgestellt wird. Wir müssen es vertagen …
Layla Out.
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