Eintrag 90: Die allgalaktische Handelsstruktur teilt mit...

General Summary

Telatha 37ter Tag im Segment des Händlers im Zyklus 63CZ

  Aus dem persönlichen Audiolog von Layla Al-Biruni   Unsere Experimente mit dem Tor in andere Welten gingen weiter. Bei einigen Koordinaten passierte rein gar nichts. Andere … führten an Orte mitten im Weltall oder auf toxische Planeten.   Und es gab noch andere Gefahren. Bei unserem vorerst letzten Versuch landeten wir in einem vielversprechenden Gewölbe, wo eine Reihe großer Steinblöcke einen Gang versperrte. Nachdem wir diese in stundenlanger Arbeit dank Kevins Improvisationstalent mit ihrer Eigenfrequenz zerstören konnten, landeten wir in einem vermutlich unterirdischen Labyrinth – vielleicht eine Tempelanlage.   Und wir waren nicht allein. Zunächst vernahmen wir Gesänge, die denen der legendären Wale auf Al-Arda zu ähneln scheinen. Dann kamen aus verschiedenen Richtungen große, fremdartige Humanoide auf uns zu, die von einer Art von pulsierender Energiepanzerung umgeben waren. Wir zogen uns zurück, doch als sie uns immer schneller auch in den Gang folgten, schoss ich auf sie – ein guter Treffer, doch das Wesen schimmerte und verschwand einfach – und erschien wieder, unversehrt!   Sameera wagte sich etwas zu weit vor, um aus wissenschaftlicher Neugier eine der Kreaturen näher zu untersuchen – und wurde massiv angegriffen und kritisch verwundet. Ihr Retter war Kevin, der sie in einem heldenhaften Manöver aus der Kampfzone bergen konnte. Ich warf noch eine Infernogranate, die den Gang hinter uns zumindest teilweise zum Einsturz brachte. Wir flüchteten zurück durch das Portal, wo ich sofort die Koordinaten änderte. Sameera benötigte intensive medizinische Versorgung; ich operierte sie erfolgreich, dank sei den Ikonen!   Wir gaben die Portal-Experimente vorerst auf und entschlossen uns, den Planeten noch etwas weiter zu erkunden. Dazu flogen wir zurück zu der Gegend, wo wir den Roboter getroffen hatten, der nun aber nicht mehr anwesend war. Kevin ortete verschiedene Energiesignaturen, von denen eine besonders interessant erschien … sie war humanoid und schwebte in unserer Nähe …   Es scheint sich um einen weiteren Dschinn zu handeln! Ihr Name: UHKLAVEHNATERIAN-LAH … mehr konnte ich mir nicht merken. Sie sei die “Göttin dieser Welt”. Und sie kennt unseren Dschinn Elkanah an Bord der Zara – doch sie mag ihn nicht. Sie möchte in Ruhe gelassen werden auf “ihrer” Welt, auf der sie uns als Gäste begrüßte. Sie erwähnte noch mysteriöse Regeln und geschäftliche Abkommen … doch erklärte uns kaum etwas.   Und so setzten wir unsere Erkundung in den Korridoren fort, auf der Suche nach einer starken Energiesignatur. Wir entdeckten ein riesiges Osmium-Gebilde, einen Cluster von schwebenden Blöcken mit einem Leuchten in der Mitte, in das eine Art Pfad führte. Nach mehreren vorsichtigen Experimenten trat ich in das Leuchten ein …   Blaue Klumpen merkwürdiger Flüssigkeit, die begann, Struktur zu bilden und meine Worte zu imitieren und dann eigene zu formen: “Willkommen, wir sind die Kernmatrix.”   Sie repräsentiert eine “Allgalaktische Handelsstruktur", aus der wir Menschen noch für 1000 Zyklen ausgeschlossen sind, da unsere Vorfahren (sie nannte sie “Amerikaner”, “Araber”, “Chinesen”) vor langer Zeit kriegerische Handlungen untereinander auf einer anderen Handels-Station durchgeführt hatten. Eine Geschichte, die ich von Rayna bereits gehört hatte: das mysteriöse, ferne System mit der Lotus-Station.   Die Kernmatrix blieb stur, was mögliche Hilfen an die Menschheit und konkret uns anging. Allerdings kannte sie Kevin, dem die Allgalaktische Handelsstruktur aus irgendeinem Grund einen Gefallen schuldete, der vielleicht unsere Rettung bedeuten könnte. Wieder einmal eine seiner zahllosen Eskapaden? Es ging um die Rettung einer verlorenen Expedition …   Uns wurden abschließend die Regeln der Allgalaktische Handelsstruktur erneut vermittelt: keine Kämpfe, Beschädigungen, Manipulation von Einrichtungen …Mein Kopf schwirrte, als wir die Kernmatrix verließen.   Im Anschluss erkundeten wir noch eine andere, fluktuierende Energiequelle in der riesigen Schlucht, die sich als abgestürztes Klasse-3 Schiff eines nichtmenschlichen Volkes herausstellte. Wir erkundeten die fremdartigen Einrichtungen, facettenartigen Bildschirme mit Galaxienkarten und Schaltpulte für viel zu lange Finger – und fanden tatsächlich auch noch einen (teilweise) lebendigen Passagier, der von Kevin gestützt werden musste.   Er führte uns zum Reaktor des Schiffes, einer Energiequelle, die aussah wie eine kleine Sonne von ca. einem Kubikmeter Volumen. Diese ließ er in seiner mechanischen Brust verschwinden. Er machte uns klar, zur Kernmatrix gebracht werden zu wollen – vermutlich, um ebenfalls in Verhandlungen zu treten. Und so geschah es, allerdings mit tragischem Ergebnis.   Es stellte sich heraus, dass er der letzte Vertreter eines Volkes namens Trik’ail war, das bereits vor längerer Zeit ausgestorben war – eine Nachricht, die ihn sichtlich und nachvollziehbar erschütterte. Sein Volk hatte sich offenbar geweigert, den Alten zu dienen, woraufhin diese die Trik’ail mit einem Virus angegriffen hatten, das die Fortpflanzung unmöglich machte … so ähnlich wie die mysteriöse Tarazug-Seuche – oder besteht da sogar ein Zusammenhang?   Ausgestorben: sein Volk – und auch er selbst. Denn seine kybernetischen Komponenten zählten nicht als Leben, seine biologischen Anteile waren tot. Die Dschinn wollte nicht für ihn bürgen. Wir Menschen durften es nicht. Somit erfüllte der letzte Trik’ail nicht die Bedingungen der Allgalaktischen Handelsstruktur, alle Rechte wurden ihm entzogen, es war ihm kein Handel möglich.   Es endete alles leider damit, dass sich der letzte Trik’ail in Kevins Kabine mit Kevins Waffe erschoss.   Kevin, pragmatisch wie immer, barg die Energiequelle aus der Leiche, die uns vielleicht noch nützlich sein wird, da sie unseren Schiffsreaktor verstärken kann.   Doch wir alle, meine Crew und ich, waren erschüttert nach dieser Tragödie.   Layla Out.
Datum des Berichts
17 Dec 2024
Hauptschauplatz
Nebenschauplätze

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