Îrwadri - Blaue Berge
"Bereits von weitem sahen wir den bläulichen Schimmer, der von den Îrwadri ausstrahlte und diesen Bergen eine besondere Aura verlieh. Gleichzeitig verbarg sich dahinter ein unheimlicher Spuk, zumindest wenn man den Kobolden glauben durfte. Einst sollen hier mächtige Unwesen gelebt haben, die die erste große Siedlung der Kobolde im Zeitalter der Mythen und Schatten mehrmals angegriffen hatten. Doch die Kobolde fanden den Mut, diese Bestien in eine Falle zu locken und für immer in diesen Bergen einzuschließen. Seit dem wurden die Berge von den Kobolden gemieden. Ich hatte in einem alten Buch über Brictaelgische Sagen davon gelesen, doch hielt die Legende für ein reines Ammenmärchen. Auf unserem Weg über Steinkron nach Westen zu den Blauen Bergen, trafen wir immer wieder auf Einheimische, die uns davor warnten, unsere geplante Reise fortzusetzen. Dies bestärkte unsere Neugier zusätzlich. Außerdem hatte ich bei meinen Recherchen über die Region nur sehr wenig erfahren können und vieles schien noch unentdeckt zu sein, sodass meine Gefährten und ich unbedingt die Ersten sein wollten, die die Berge mit ihrer Flora und Fauna genauer studierten. Es gab nur sehr wenig Kartenmaterial, das wir nutzen konnten. Auch führten laut den Bewohnern nur zwei Straßen direkt durch die Berge, doch würden diese nichts mehr als größere Trampelpfade sein. Schattenschild, die letzte Stadt, die meilenweit von den Bergen entfernt lag, hatten wir bereits vor zwei Tagen verlassen. Die Sonne näherte sich ihrem Ende und so suchten wir uns einen geeigneten Schlafplatz. Am Feuer hatten wir einen direkten Blick auf die Bergkette, die sich im Südwesten erhob und nicht wie üblich im Dunklen wie bedrohliche schwarze Schatten aussah, sondern dieses hellblaue Licht aussendeten. Es war faszinierend und es sollte auch nicht mehr lange dauern, bis wir dem Geheimnis dahinter auf die Spur kamen."Syrta Khîm, Expedionsleiterin -
Die Îrwadri oder Blauen Berge liegen im Westen von Brictaelgis und bilden die natürliche Grenze zwischen Âdocôris und Wadrîvî. Ihren Namen verdanken sie dem bläulichen Licht, was besonders im Dunkeln meilenweit sichtbar ist.
Aufgrund der Legende über die Bergschatten sind diese Berge weitgehend unerforscht geblieben. Syrta Khîm und ihr Team waren die ersten, die einen kleinen Teil der Region erkundeten.
Leider liegt aber in vielen Legenden auch ein Fünkchen Wahrheit. So schön und magisch wie die Berge von weitem scheinen, so unheimlich sind sie, wenn sich Reisende in ihrer Nähe befinden oder hindurch wagen.
Khîms Team verweilte nicht sehr lange in diesem Gebirge, kam jedoch dem Grund für das blaue Leuchten auf dem Grund. Die Forscher betrachteten am Ende ihrer Reise diese Berge als das eigentliche Lebewesen, auf dem Tiere sowie Pflanzen und Pilze wie Microben auf humanoider "Haut" leben würden. Trotz des Willens einiger Forscher und auch abenteuerlustiger Kobolde, die Berge besser zu erforschen, blieben weitere Expeditionen bisher ohne Erfolg.
Ökosystem
„Unser Team erreichte am 10. Tênkai 1,615 AEC einen der beiden Pfade, die durch die Berge führen sollten. Seit etwa einem halben Tagesmarsch spürten wir leichte Vibrationen, die sich immer wieder in einem Rhythmus von etwa ein bis zwei Stunden wiederholten. Ich hatte bereits Erdbeben und Vulkanausbrüche in der Nähe der Epizentren erlebt und hatte Angst, dass wir uns in einer äußerst gefährlichen Situation befinden könnten. Auch dem Team merkte ich an, dass ihnen dies nicht natürlich vorkam. All meine geologischen Messgeräte spielten während der Vibrationen verrückt, indem sie entweder komplett ausschlugen oder keine einzige Regung zeigten. Also versuchte ich, meine Beobachtungen schriftlich festzuhalten und ein paar Thesen aufzustellen.“Notizen von Nektus Phikaryn, téshànischer Geologe -
„Aaach, dieses Kribbeln. Es ist überall! Wie beißende Ameisen. Und die Luft - riecht irgendwie - aufgeladen. Kein Vogelzwitzschern oder Blattgeraschel zu hören. Besonders wenn die Berge pulsieren. Das gefällt mir nicht! Niemand darf sich zu weit vom Lager entfernen! Hören Sie? Niemand!“Thurian Graustab, brictaelgischer Lagekommandant zur Gruppe -
„Diese Feenelfe ist wirklich von allen guten Erdgeistern verlassen und hat uns diese vermaledeite Suppe eingebrockt. Jeder Kobold weiß, dass mit diesen Bergen nicht zu spaßen ist und trotzdem stehen wir hier und errichten ein Lager. Den Eingang zum Gebirge hatten wir schon gestern passiert und dieses Vibrations-Schwingungs-Dingsbums, wie es der Steinsucher nennt, ist mir unheimlich. Jedes Mal stellen sich mir die Nackenhaare auf, wenn die Berge "schwingen". Na wenigstens haben wir diesen Felsvorsprung gefunden und sobald unser Feuer brennt, wird es etwas heimeliger und ich hoffe, wir vertreiben damit dieses - gggrrrhhhh was immer es ist!“Berrin Eichblatt, brictaelgischer Feldmeister zum Lagerkommandant-
„Alles scheint viel schneller zu wachsen und ungewöhnlich faszinierend gruselig auszusehen. Vorgestern beobachtete ich ein paar neuartige Pilze, die nach einem Vibrieren im Zeitraffer aus dem Boden in die Höhe schossen und merkwürdige Kappen mit einem schwarzen Punkt in der Mitte und einem äußeren hellblauen Ring herum trugen. Seit meiner gestrigen Entdeckung hatten wir etwa elf Erschütterungen und als ich gestern nochmals nach den Pilzen sah, überragten sie mich um das Doppelte. Ihre Hüte waren zu Kugeln geworden und jetzt erkannte ich, dass mich riesige Augäpfel anstarrten. Außerdem sonderten die Pilze eine schwarze tintenähnliche Flüssigkeit ab, die nach Verwesung roch und kleine wandernde Moosballen anlockte. Erst beim zweiten Blick erkannte ich, dass es sich um Raupen handelte, die über die Pilze herfielen. Und so schnell, wie die Pilze gewachsen waren, so rasch waren sie von diesen possierlichen Raubtieren auch wieder gefressen worden.“Auszug aus dem Reisetagebuch von Fâlyn Ravalis, téshànische Botanikerin -
„Das ist wohl die nahezu tierloseste Landschaft, die ich je gesehen hab. Während Fâlyn wegen der sonderlichen Pilze und Pflanzen Freudentänze macht, langweile ich mich hier fast zu Tode. Bis auf diese Moosraupen und ein paar Seeigel, die in einer der Grotten in der Nähe unseres Lagers leben, gibt es keine großen Tiere zu entdecken. Vielleicht haben sie auch Angst vor den Vibrationen oder spüren die unheimliche Aura dieses Ortes. Tiere sind ja bekanntlich viel empfindlicher als wir.“Wandile Sikawu, layidischer Zoologe bei der Beobachtung -
„Na was haben wir denn da? Das sieht mir verdammt nach ein paar alten Glyphen oder so aus. Nur leider in keiner Sprache, die ich kenne. Wer hat euch Hübschen wohl hier hinterlassen? So unscheinbar - und doch gefunden! Das Maß sagt 50 mal 100. Hmmm - vielleicht antikes Draelgit. Wo hab ich nur meine Blaupausen? Vielleicht können die beiden Kobolde beim Entziffern helfen.“Makan Liuxian, téshànischer Kartograph -
"Lange hielten wir es nicht aus und mussten unser Lager bereits nach vier Wochen abbrechen. Die Meisten von uns klagten jeden Tag mehr über Kopfweh, das zunehmende Kribbeln, Unwohlsein und das Gefühl zu verzweifeln. Auch hatten wir am Ende nicht viel entdeckt - zumindest, was die Tier- und Pflanzenwelt betrifft. Die Aura, die den Ort umgab, war von außen betrachtet magisch. Aber vor allem der Kommandant Thurian und unser koboldischer Feldmeister Berrin waren froh, als wir die Expedition in dieser Region abbrachen. Ich wollte nicht den Weg zurück und die Berge umgehen, sondern direkt hindurch. Wir wussten nicht, wie lange es dauern würde. Die Quellen waren dünn und einige sprachen von Reisen zwischen acht bis zwölf Tagen. Doch wir mussten es versuchen. Je weiter wir uns vorwagten, um so stärker wurden die Erschütterungen und unsere Empfindungen. Wir begannen, uns zu streiten und ich hatte Angst, dass es ernster werden könnte. Am Ende des sechsten Tages kamen wir an einen kleinen Bergsee, der so türkis schimmerte, wie die Felslinien der Berge. Das Wasser war klar und am Boden erkannten wir Kristalle. Plötzlich gab es eine erneute Vibration und das Wasser begann zu blubbern und die Kristalle leuchteten auf - wie eine Welle gaben die Kristalle ihre Kraft an die Felslinien der Berge ab und brachten sie zum Leuchten. Nektus bekniete mich, einen der Kristalle einsammeln zu können und sprang hinein. Er hatte Glück und barg einen kleinen Kristall. Als er die Oberfläche erreicht hatte, wurde das Wasser ganz ruhig und nicht die kleinste Welle plätscherte mehr ans Ufer des Sees. Dies war unheimlicher als zuvor und so machten wir uns schleunigst auf den Weg, diese Berge zu verlassen. Immer öfter erschienen hier und da Glyphen an den Wänden der Felsen, die von der Wete aus gesehen, sich bewegende Untiere und Monster ergaben. Es war, als wolle man uns regelrecht verjagen. Wir machten keine Pausen mehr, denn wir hatten riesige Angst, dass uns etwas schreckliches heimsuchen könnte. Nach elf Tagen hatten wir endlich den Ausgang gefunden. Jeder Biologe behauptet, Steine sind leblos und eigentlich sind es Flora und Fauna, die einen Ort zum Leben erwecken. Doch hier sind es die Berge, die leben."Syrta Khîm, Expedionsleiterin -
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