Als Êlgista noch eine junge Göttin war, ging sie oft auf den Wiesen an den Ufern eines Flusses spazieren. Sie folgte dem Strom bis zur Mündung in einen See und entdeckte nicht unweit eine kleine einsame Bucht, die von alten knorrigen Bäumen umgeben war. Fortan wurde die Bucht ihre Zuflucht, wenn ihr die Zeit mit ihrem Mann Trállox und ihren Kindern verdrießlich wurde. Die Jahre vergingen, ihre Kinder wuchsen heran und immer öfter wollte Êlgista lieber allein sein und die Ruhe der Natur genießen. Mehr und mehr distanzierte sie sich von ihrem Gatten, der immer mürrischer und aufbrausender wurde.
Eines Tages folgte ihr Trállox unauffällig und beobachtete seine Frau einige Zeit. Sie spielte mit Fröschen und Eidechsen, die sich zwischen Schilf und Rohrkolben des Seeufers tummelten und flocht Strandblumen zu Girlanden, um damit die alten Bäume zu schmücken. So fröhlich hatte er sie schon lang nicht mehr gesehen. Noch immer war er fasziniert von ihr, doch sie hatte längst das Interesse an ihm verloren.
Aus Eifersucht auf die Szenerie sprang er in den See und verwandelte sich in eine riesige Wasserschlange, die auf das Ufer zuschnellte. Êlgista suchte Schutz in einem der alten Bäume. Doch die Schlange folgte ihr und umschlung den ganzen Baum, sodass die Göttin darin eingeschlossen wurde. Drei Tage hielt die Schlange Êlgista gefangen und durchtränkte die knorrige Rinde des Baumes, dessen Säfte sich nach und nach wieder regten. Kleine Äste mit Blättern sprossen aus dem Baum und umhüllten den Leib der Göttin, während die Schlange zurück ins Wasser floss.
Êlgistas Körper war immer noch vom Baume gefangen und so schloss sie ihre Augen in der Hoffnung, sie würde für immer einschlafen und nie mehr erwachen. Doch als der Mond aufging und am Horizont das Wasser des Sees berührte, bahnte sich das glitzernde Mondlicht geradewegs seinen Weg über die sanften Wellen zur schlafenden Göttin und berührte ihren Leib. Der Bauch Êlgistas schwoll an und unter Schmerzen von brechenden Wurzeln und biegenden Ästen öffnete sich ihr Schoß und sie gebar Frúa und Aerdd, die ersten Kobolde. Sie nahm sich ihrer an und brachte ihnen alles bei, was sie über die Natur und das Leben wissen mussten. Nach und nach wurden sie erwachsen und brauchten Êlgistas Schutz nicht mehr. So schickte sie die beiden hinaus in die Welt, damit sie sich dort vermehren und im Einklang mit der Natur leben könnten.
Kobolde glauben, dass sie während des Zeitalters der Schöpfung an den Ufern des Thoininhi und Läufen des Thointris von Êlgista , der Göttin der Erde geboren wurden. Die Kobolde nannten den See Thoinini, was soviel wie "See des Lebens" bedeutet und den Fluss, der den See speist, Thointris, was "Leben, das fließt" heißt.
Um der Göttin für ihre Erschaffung zu danken, setzten ihr die Kobolde im 12. Jhrdt. AEC an der Mündung zwischen See und Fluss ein etwa 25 Meter hohes Denkmal aus Naturstein. Der Stein wurde so bearbeitet, dass es den Anschein hat, als würde die Muttergöttin ein Kleid aus Wurzeln tragen und das Zwillingspärchen sanft in ihren Armen beschützen.
"Die Geburt der Kobolde" von Blue Fairy 74
Als Antwort auf die inoffizielle Herausforderung von elspeth87
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