Drachenschlund & Strudelberge

"Gibt es Orte, die miteinander in Symbiose leben?
Nun auf Anhieb würde jeder nein sagen, denn dies wäre absolut absurd! Doch der Drachenschlund an der Küste von Milúúlùhû und die Strudelberge im westlichen Îbimiqùrií bilden eine Symbiose tosender Wellen und reißender Strudel. Das, was der eine Ort verschlingt, wird am anderen Ort wieder ausgespiehen, sodass beide ohne einander nicht "überleben" könnten."

Syrta Khîm, téshànische Naturforscherin des 17. Jhrdt. AEC-


   

Die Entstehung

Beide Orte existierten nicht von Anfang an auf dieser Welt, sondern entstanden erst 2.800 BEC, als die größte Flut aller Zeiten über Elaqitan hereinbrach.   Einst war die heute größte Insel Milúúlùhû im westlichen Îbimiqùrií viel kleiner und hatte steil abfallende Ostküsten, die bis in die Tiefsee reichten. Warum gerade hier ein Portal stand, weiss heute niemand mehr, jedoch kannten es die Spiegelrebellen und nutzten es, um ihre "Harfe des Zorns" an dieser Stelle in Gang zu setzen.

Dragon's Throat in the north and Swirl Mountains in the west of the Îbimiqùrií by Blue Fairy 74

Durch den Sog der gewaltigen Wassermassen, die sich durch das Portal zwängten, implodierte es. Die Magie des Spiegels hinterließ auf dem Meeresgrund einen reißenden Strudel, an dessen Trichterende kreisende unvorhersehbare Wellen entstanden, aus dessen Augen Fontänen in den Himmel oder das weite Meer schießen.   Der Strudel wird aufrund der dort lebenden Drachen heute als Drachenschlund bezeichnet. Die riesigen Wellen am Ende des Trichters sind als Strudelberge bekannt.


   
"Folgen Sie mir bitte langsam auf die Brücke und passen Sie auf, es könnte etwas rutschig sein.
Haben Sie keine Angst. Wasserdrachen machen sich immer einen kleinen Spaß daraus, den Spaziergängern auf der Brücke einen Schrecken einzujagen.
Ach ja, und vermeiden Sie es, etwas hinab zu werfen. Es könnte an anderer Stelle wieder ausgespuckt werden und jemanden töten."

Som Ván, téshànischer Reiseführer am Drachenschlund

Drachenschlund

Der Drachenschlund ist ein kreisförmiger Abgrund an der Südostküste der Insel Milúúlùhû mit einem Durchmesser von etwa einem Kilometer. Die vom Meer und von der Insel hereinströmenden Gewässer fallen mehrere tausend Meter in den Abgrund, wo sie in einen gewaltigen Strudel gezogen werden.

Die Wassertemperatur beträgt zwischen 10° Celcius im Sommer und 5° Celsius im Winter nach milúúlùhûischen Jahreszeiten. Die Luft ist erfüllt vom Getöse der Wasserfälle und Nebeln der aufspritzenden Wellen.
Dragon's Lair by Blue Fairy 74 via Midjourney
Für alles, was in den Abgrund gezogen wird, gibt es kein Entrinnen. Die einzigen, die es als sportliche Mutprobe sehen, sich in die Fluten hineinzustürzen, sind Salzwasserdrachen, die sich hier nach der Freilegung der ehemals unterseeischen Höhlensysteme ihre Behausungen angelegt haben - heute Drachenhort von Lōmibúqò genannt.

 
Am nördlichen Rand des Schlunds auf der Landseite der Insel wurde um 11. Jhrdt. AEC eine Besucherbrücke errichtet, die jährlich viele Schaulustige anlockt. Es muss ein atemberaubendes Schauspiel sein, wenn die Wassermassen im Strudel versinken. Ein Besuch ist jedoch nicht ganz ungefährlich und wird deshalb nur durch speziell ausgebildete Reiseführer angeboten. Die Brücke ist oft klitschig und man kann leicht ausrutschen. Außerdem machen sich Wasserdrachen oft über die Gaffer lustig und erschrecken sie, indem sie an den Wänden zur Brücke hinaufklettern, nur um "buh" zu sagen oder ihnen einen Wasserstrahl ins Gesicht zu spritzen. Dadurch hat schon so mancher ein Auge verloren. Aus diesem Grund gibt es heute nur noch Führungen an wenigen Tagen des milúúlùhûischen Frühlings, da die Drachen dann weniger aggressiv sind.
 


 
Swirl Mountains with fontaine by Blue Fairy 74 via Midjourney

Strudelberge

Während der Drachenschlund ein fester Ort und somit ein kalkulierbares Risiko ist, tauchen die Strudelberge am Ende des Trichters unvorhersehbar auf. Das einzige, was Seefahrer mit Sicherheit behaupten können, ist, dass die kreisförmigen Wellen hauptsächlich im westlichen Îbimiqùrií entstehen. Aus diesem Grund sind die Seerouten zwischen der Insel des Drachenschlunds und der Südküste von Layida unter Seefahrern sehr gefürchtet.   Richtige Untersuchungen zum Trichter des Drachenschlunds und seinem Ende konnten aufgrund der Unberechenbarkeit bis heute nicht durchgeführt werden. Forscher gehen jedoch davon aus, dass sich der Trichter mit den Meeresströmungen und dem Wellengang bewegt, weshalb das Ende an unterschiedlichen Stellen wieder an der Oberfläche austritt. Die Fontänen schießen mit einer Geschwindigkeit von 25 bis 30 km/h bis in etwa 80 Metern Höhe und können dabei auch Treibgut mit sich führen, was im Schlund hineingezogen wurde.

Bereits viele Schiffe waren hier durch die Kraft der austretenden Fontänen dem Untergang geweiht. Das Treibgut der Schiffe strandet häufig an der Südküste von Olayangi oder Wajali, wo es einige Layikani gibt, die die Waren einsammeln und wenn sie noch zu gebrauchen sind, weiter verkaufen.

Für angespülte Tote haben die Layikani in einigen Höhlen an der Küste kleine Friedhöhe angelegt, wo sie die Seefahrer zur letzten Ruhe betten.
"Mutter, was treibt da?"

"Weit draußen im Meer lebt ein riesiges Monster in den Tiefen, was die Schiffe sinken lässt. Ich glaube, es hat wieder eins gefressen. Geh und sag deinem Vater Bescheid! Es gibt Arbeit."

Sohn und Mutter an der layidischen Küste-




Cover image: Mountains of Water by Blue Fairy 74 - Midjourney-Collage

Comments

Please Login in order to comment!