Kommemorationen-Ring (Kinara) (Verflucht)

Die Schreie nehmen an Lautstärke zu, nachdem du den Ring angelegt hast. Schatten werden länger und überwuchern die beleuchteten Flächen deines Quartiers. Nach wenigen Sekunden ersterben die Rufe.
Über dir werden nach und nach funkelnd leuchtende Punkte sichtbar. Der Sternenhimmel. Dunkle Wolken ziehen im Adagio eines Totenliedes am Firmament ihre Pfade bis hinein in die Dunkelheit des Horizontes.
Zu deinen Füßen liegt eine verschneite Landschaft mit seichten Hügeln, welche nur das Licht der Sterne sehen.
In dieser tiefsten Mitternacht eines Winters werden wieder die Laute des Grams hörbar. Dann wird ihr Ursprung sichtbar: Hinter einer der Anhöhen zeigt sich eine Gestalt: eine Menschenfrau. Lange Nägel sind durch ihren Leib getrieben worden, um sie an eine Art Holzkreuz gefangen zu halten. Acht Nägel, an denen Blut herabtropft und sich mit dem glitzernden Schnee vermischt. Das Gesicht der Frau ist durchtränkt von ihren Tränen, die sich in einem fort aus ihren geröteten Augen ergießen.
„Du musst die Nägel herausziehen!“, teilt dir unerwartet eine Stimme direkt neben dir mit. Ohne es vorher bemerkt zu haben, steht an deiner Seite ein etwa zehn Jahre altes Mädchen. „Wer bist du?“ Völlig gelähmt versuchst du, deinen Namen zu nennen, doch er verstirbt, noch bevor er deinen Mund verlassen kann. Doch dieses Mädchen hat etwa Vertrautes an sich. Erneut fragt sie dich nach deinem Namen, und jetzt weißt du es: Das Mädchen war die Stimme aus deiner Kindheit. Die Stimme, welche du nie preisgegeben hast aus Angst, andere würden dich für verrückt halten. „Du musst die Nägel herausziehen!“ Völlig entkräftet klammerst du mit beiden Händen um den kalten Stahl. Das Mädchen schaut immer noch zu. „Du bist verrückt geworden, Kinara!“ Das Mädchen lächelt dich an. War sie das? Erneut rüttelst du an einen Nagel, doch er bewegt sich nicht.


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