Die Flut

Utnapischtim sprach zu Gilgamesch:

  "Kaum daß ein Schimmer des Morgens graute, Stieg schon auf von der Himmelsgründung schwarzes Gewölk. In ihm drin donnerte Adad, Vor ihm her zogen Schullat und Chanisch. Über Berg und Land als Herolde zogen sie. Eragal riss den Schiffspfahl heraus, Ninurta ging, lies das Wasserbecken ausströmen, ... Jegliche Helle wurde ins Düster verwandelt;.... Sechs Tage und sieben Nächte Ging weiter der Wind, die Sintflut, Ebnete der Orkan das Land ein. Wie nun der siebente Tag herbeikam, Schlug plötzlich nieder der Orkan die Sintflut, ... Ruhig und still ward das Meer."

 
Auszüge aus der 11. Tafel des Gilgamesh-Epos´-
 

Legends of epic floods
by Blue Fairy 74 - Midjourneycollage

 
Keine andere Naturkatastrophe hat sich so in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt, wie die Sintflut. Dieser Mythos existiert in vielen Kulturen. Aber warum ist das so? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zum Ursprung der menschlichen Zivilisation auf der Erde vor fast 6.000 Jahren reisen.

 

Das Geheimnis mythischer Fluten

Lange bevor die Menschen die Erde betreten hatten, lebten sie auf Elaqitan. Sie kannten die Erde nicht und hatten sicherlich auch nie geplant, hier zu stranden. Doch wollten einige von ihnen ohne Magie leben und so ersannen sie einen Plan, der zum tiefsten Punkt im größten Ozean von Elaqitan führte.   Für sich selbst erfanden sie riesige unterseeische Schiffe, die nicht zerschellen sollten und so viele Kreaturen, Pflanzen, Materialien, Güter und weiteres mehr aufnehmen konnten, ohne sie jedoch selbst in Gefahr zu bringen. Als der Tag der Abrechnung für Elaqitan gekommen war, zogen sich die Magielosen in ihre Überlebenskapseln zurück und überliesen die Elaqitanier ihrem Schicksal.   Nach 150 Tagen unter dem Meer und auf hoher See sank der Meeresspiegel und einige Schiffe strandeten an den Ufern von Naharin. Als die Menschen das Land um sich herum erkundet hatten, erkannten sie, dass sie weit und breit allein waren. Sie jubelten, ihr Plan war geglückt. Sie ahnten nicht, dass sie ihr Weg auf die Erde geführt hatte. Doch wussten viele, was sie getan und wen sie verloren hatten - ein Geheimnis, was es von nun an zu beschützen galt.

 

The real Origin by Blue Fairy 74 via Midjourney

Die Verbreitung einer Legende

Um das Geheimnis ihrer Herkunft zu wahren, ersannen die in Naharin gestrandeten Menschen den Mythos von Ziusudra, der als letzter göttlicher König die Menschheit vor der Grausamkeit der Götter und der von ihnen gesandten Flut gerettet haben soll.   Seine Legende wurde im Atraḫasis-Epos erstmals um 1800 v. Chr. niedergeschrieben, existierte aber bereits seit mehr als 1.000 Jahren. Durch die Verbreitung der Menschheit auf den Kontinenten wurde sie in die ganze Welt getragen, wo sie noch heute in vielen Kulturen der Erde in abgewandelter Form existiert.   Über das Atrahasis-Epos fand die Legende Eingang in den sumerischen Entena-Mythos, in hethitische Erzählungen und das Gilgamesh-Epos, wodurch es langsam in Vergessenheit geriet. Das Alte Testament übernahm die Geschichte nahezu ohne Änderungen.   Auch in Sagen der Griechen oder Kulturen Sibiriens, in Schöpfungsgeschichten der Isländer, Inder und vieler Ureinwohner in den neuen Welten konnte der in Naharin gepflanzte Samen im kollektiven Gedächtnis der Menschen wachsen und gedeihen.

 

The Birth of a Legend by Blue Fairy 74 via Midjourney


Cover image: Die Welt von Naharin by Blue Fairy 74 via Midjourney

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