Wortgottesdienst zu Thirias Ehr

In der Mitte des Lagerplatzes steht ein Tisch, mit weißem Tuch bedeckt, geschmückt mit Goldmünzen zu einer Sonne aufgelegt. Auf der Münzsonne steht eine hölzerne Schüssel, wie ein tiefer Teller, gefüllt mit klarem Wasser. Ekival bedeutet, sich im Kreis herum aufzustellen.   Weiße Kerzen - etwa einen Handspann lang - liegen zwischen den Sonnenstrahlen aufgefächert und aufgeteilt. Eine dickere Stumpenkerze mit Thirias Symbol, welches dem Ekivals um den Hals gleicht, brennt an der hintern Tischkannte stehend. Ekival breitet die Hände aus  
Brüder und Schwestern, wir haben uns heute hier versammelt, um in Demut der Herrin Thiria zu gedenken. Sie ist es, derer wir täglich angesichtig werden, sobald wir unseren Blick gen Himmel richten und ihr gleißendes Antlitz erblicken.
— Ekival
  Er formt die Hände in einen kugelartigen Bogen.  
Licht des Glaubens, Licht des Glaubens,
Licht des Heilens, Licht des Heilens,
Licht des Lebens, Licht des Lebens.
Die Dreieinigkeit deiner himmlischen Strahlen begleitet uns vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem
Niedergang.
Sei gelobt, in Ewigkeit.
— Ekival
 
Erschreckt euch nicht. Auf unseren Reisen begegneten wir Dämonen und wandelnden Toten. Die Untoten vermissen Thirias Licht, doch können nicht anders als es zu scheuen. Ihre Körper sind kalt, des Lebens beraubt. Taub und kahl, wie die Gerippe, welches ihre Seele noch an diese Welt binden. Es muss unser Ziel sein, sie von diesem traurigen Schicksal zu befreien. Seid euch eures Glücks gewahr. Wir ziehen gegen Feinde, welche der Neid antreibt. Was uns wie unbegründeter Hass erscheint, was für sie als Freude an der Freiheit zeigt, ist nichts anderes als ein Kerker des Neids. Sie spüren keine Nähe, kein verspieltes verlangen, keine Lust an der Langenweile. Das was uns voneinander unterscheidet, uns alle einzigartig macht, fehlt ihnen. Vor diesem Verlangen müssen wir uns schützen, denn es werden Gefahren auf uns lauern, welche uns bis ins Mark erschüttern werden. Sei es der Schmerz der Wunden oder der Verlust des Friedens. Gemeinsam werden wir nun einen Lichtkreis erschaffen.
— Ekival
  Er deutet auf die Kerzen auf dem Tisch. Er nimmt das Symbol vom Hals und taucht es in die Schüssel mit Wasser.  
Herrin Thiria, in deinem Namen weihe ich dieses Wasser, auf dass es diese Welt mit deinem Glanze tränkt. Beim Licht des Glaubens, beim Licht des Heilens, beim Licht des Lebens.
— Ekival
  Er besprengt die Kerzen mit dem Wasser von seinem Gottessymbol und hängt es sich wieder um den Hals. Danach nimmt er eine Kerze.  
Ein jeder nimmt der Reihe nach eine Kerze und tritt wieder zurück in den Kreis. Wärmt sie mit euren Händen. Fühlt das Wachs und lauscht den Worten.
— Ekival
 
Während ich das Gebet Vortrage dürfen alle, die es kennen miteinstimmen.
— Ekival
  Ekival beginnt eine Melodie zu summen, bis alle eine Kerze haben.  
So lasset uns beten, wie die Archonten des Lichts in Luzians Gedenken es uns gelehrt haben.
— Ekival
 
Du bist das Licht der Welt
Du bist der Glanz der uns unseren Tag erhellt,
Du bist der Freudenschein,
Der uns so glücklich macht
Dringst selber in uns ein.
— Ekival
 
So wie die Sonne stets den Tag bringt nach der Nacht,
Wie sie auch nach Regenwetter immer wieder lacht,
Wie sie trotz der Wolkenmauer uns die Helle bringt
Und doch nur zu neuem Aufgehen sinkt.
— Ekival
  Er zündet seine Kerze in der Mitte an und reicht die Flamme an die Kerzen neben sich weiter. Diese geben die Flammen reihum weiter.  
Du bist das Licht der Welt
Du bist der Glanz der uns unseren Tag erhellt,
Du bist der Freudenschein,
Der uns so glücklich macht
Dringst selber in uns ein.
So wie die Laterne plötzlich Wärme bringt und Licht,
Wie der Strahl der Fackel durch die Nebelschwaden bricht,
Wie mein Wort durch deinen Willen Kerzen hell entflammt
Und dadurch die Dunkelheit verbannt.
— Ekival
 
Du bist das Licht der Welt
Du bist der Glanz der uns unseren Tag erhellt,
Du bist der Freudenschein,
Der uns so glücklich macht
Dringst selber in uns ein.
Du bist der Stern in der Nacht,
Der allem Finsteren wehrt,
Bist wie ein Feuer entfacht,
Das sich aus Liebe verzehrt,
Du das Licht der Welt.
— Ekival
  Ekival blickt durch die Menge und besieht sie sich mit freundlichem, klaren Blick.  
Seht euch um. Seht, was wir geschaffen haben.
Doch nun: lenke deinen Blick in die Flamme, lass dein Auge an der hellen Zunge äsen. Siehst du, wie
sie nach oben zielt? Gen Himmel? Das Licht des Glaubens.
Spürst du, den Frieden, der ihr Schein in dich bringt? Das Licht des Heilens.
Fühlst du, die Wärme, welche sie dir gibt? Das Licht des Lebens.
Nimm diese drei Geschenke der Herrin in dir auf und mach sie dir zu eigen.
— Ekival
  Ekival breitet die Hände aus, ein helles Licht erstrahlt sanft aus beiden Händen.  
Nun spende ich euch ihren Segen
— Ekival
 
Herrin, sende uns mit dem ersten Morgenstrahl die Kraft, welche wir brauchen, um dein Werk in Welt zu tragen. Denn wo das üble Dunkel herrscht werden wir es vom Thron stoßen, um ihn für die Ankunft deiner Herrlichkeit zu bereiten.
— Ekival
 
Gemeinsam haben wir den Kreis des Lichts geschaffen. Sein sanfter Lichtkranz möge sich in deine Erinnerungen sengen, auf dass du in tiefster Dunkelheit und bei drohender Verzweiflung das Leuchtfeuer Thirias Herrlichkeit verspührst. Es soll in dir erstrahlen und dich mit seiner Wärme erfüllen. Von der Haar- bis zur Zehenspitze soll die Kraft der Herrin dich stärken, auf dass du nicht zauderst, nicht verzagst. In deiner dunkelsten Stunde wird dieser drei-eine Strahl dich erinnern.
— Ekival
 
Thiria

Ist

Mit dir.

In Ewigkeit.
Amen

Gehet hin und bringt Licht in die Welt.
— Ekival
  Ekival verneigt sich vor dem Tisch.
Es freut mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Die Kerze soll euch von nun an begleiten. Möge sie euch gute Dienste leisten.
— Ekival

Cover image: by Martin Leist

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