Covanion von der Besiedlung des Flusstales bis zum Ende der Republik in Pelorn | World Anvil
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Covanion von der Besiedlung des Flusstales bis zum Ende der Republik

Aufstieg und Fall der Volksherrschaft

Auszug aus: Maurizio Verla, Ein kurzer Abriss über die Geschichte des Reiches nebst einiger Anmerkungen zur Kulturgeschichte Covanions, Gräfin Alessandrina Coveani zugeeignet; Pelorn, 103 n.V.

Die Besiedlung des Flusstales

Aus der Zeit der Völkerwanderung sind keine schriftlichen und kaum dingliche Quellen auf uns gekommen. Nichts davon lässt Rückschlüsse auf die Wanderungsbewegungen der einzelnen Völkerschaften zu, erhellt Teile der versunkenen Nomadenkulturen, ihrer Religion oder Glaubensgrundsätze, oder liefert uns irgendetwas, das eine Chronologie irgendwelcher Art ermöglichen würde.

Das erste, wovon wir anhand unserer frühesten Erzählungen und weniger Funde eine Ahnung erhalten, ist die Besiedlung des Flusstales der Cova, irgendwann nach 2599 v.V.. Aus dieser Zeit stammen die meisten Sagen, Legenden und Göttergeschichten des späteren Covanion, in denen für gewöhnlich Geschichten von der Urbarmachung des Landes erzählt werden, in denen Stromschnellen bezwungen, wilde Monster getötet, Wildnisse durchquert und als Höhepunkt Städte gegründet werden.

Die sechs wichtigsten Städte Alba, Cigno, Anuso, Ansero, Anciono und Gosunder werden in dieser Zeit nacheinander am Flusslauf der Cova entlang von Nord nach Süd gegründet. Die ältesten Zeugnisse organisierten Bergbaus stammen aus dieser Zeit und es ist so gut wie sicher, dass hier der Weinanbau wenn nicht erfunden, so doch wenigstens zu einer frühen Blüte geführt wurde.

Wir wissen so gut wie nichts von diesen Anfängen der Besiedlung des Flusstales. Aufgrund sprachlicher Ähnlichkeiten geht man davon aus, dass von der ersten Stadt Alba ausgehend im Lauf der Jahrhunderte das ganze Flusstal bis zum Delta besiedelt wurde. Ob und wie es dabei zu Konflikten mit bereits ansässigen Völkerschaften kam, spiegelt sich möglicherweise in mancher Heldensage wider, bleibt ansonsten aber im Dunkel der Geschichte.

Die Errichtung der Republik

Alte Karte von Alba by Gregorian

Die ersten schriftlichen Quellen der Flussstädte sind die Gesetzestafeln von Ansero und Gosunder, die in Stein gemeißelt wurden und soweit wir wissen zumindest bis vor dem Risskrieg noch zu besichtigen waren. Es geht bei ihnen hauptsächlich um Belange des Straf- und Erbrechts und sie erscheinen uns Heutigen überraschend modern und ausgewogen.

Bei den zahlreichen Tontäfelchen, die in Alba gefunden wurden und die aus einer etwas späteren Zeit zu stammen scheinen, handelt es sich leider nur um die akribischen Aufzeichnungen von Getreidepreisen und -mengen, so dass uns über die politischen Zustände Albas aus dieser Zeit nichts bekannt ist.

Aus späteren Quellen, besonders der "Historio de la fruaj respubliko" von Camelio, lässt sich schließen, dass die Flussstädte dieser Zeit alle mehr oder weniger republikanisch durch das Volk oder zumindest wahlberechtigte Teile des Volkes regiert wurden.

Einen Großteil seiner "Geschichte der frühen Repbulik" verwendet der Autor auf die Beschreibung und Erläuterung der Einigungskriege, in denen Alba in einer Reihe von Feldzügen nach und nach das ganze Flusstal unterwarf und erstmals unter einer Herrschaft vereinigte. Rückblickend scheint uns diese Entwicklung widersinnig, denn nach unserem Verständnis - nach den Erfahrungen in den folgenden Auseinandersetzungen mit den Nordmännern oder den Khanaten - ist die Republik eine relativ entscheidungsschwache, langsame und vor allem ausgesprochen friedfertige politische Einrichtung.

Wenn man allerdings die erhaltenen Senatsreden dieser Zeit - besonders die des "eisernen Senators" Fratelio Cunam - liest, findet man in ihnen Lehrstücke der politischen Rhetorik und Kriegspropaganda, die denen der späten Königszeit in nichts nachstehen. Auch die Beschreibungen und sogar Augenzeugenberichte der Schlachten von Cigno und Ansero, zeichnen das Bild hochgradig professionell geführter Feldzüge, wie sie auch einem Avenna oder Gaviano wohlanstehen würden.

Während der Kriege nutzte Alba konsequent den Vorteil seiner Lage, die ihr die Kontrolle über den Metallhandel aus dem Gebirge einbrachte und relativ rasch die Hoheit über den Fluss und damit ausgesprochen schnelle Truppenbewegungen ermöglichte. Aus den Senatslisten jener Zeit lässt sich ersehen, dass die Anzahl der Senatoren stetig wuchs, was darauf schließen lässt, dass die eroberten Städte und Gemeinden rasch in das politische System Albas integriert wurden. Es muss eine ausgesprochen hohe kulturelle und politische Homogenität zwischen den Städten des Flusstales geherrscht haben, die eine so rasche Integration der Herrschaft ermöglichten. Jedenfalls eine viel höhere, als die blutrünstigen Reden Fratelio Cunams vermuten lassen würden.

Man darf sich die Einigungskriege rückblickend nicht als eine durchgehende Folge von Feldzügen und Schlachten vorstellen. Während der fast ein halbes Jahrhundert dauernden Auseinandersetzungen gab es auch lange Phasen relativer Ruhe; ganze Jahre, in denen Waffenstillstände oder der sogenannte "Wasserfrieden" herrschte, der von der Priesterschaft der Flussgöttin Alba immer ausgerufen wurde, sobald sich ein schwieriges Erntejahr abzeichnete.

Das Ende der Einigungskriege wird generell auf die Eroberung Gosunders 1998 v.V. gelegt. Manche Historiker summieren jedoch auch noch die Eroberung der Umlande unter die Einigungskriege, die den Einflussbereich Albas - bzw. nun der Republik Covanion - bis an den Okeanos im Westen und die Bergreiche im Osten vorantrieb. Die Zahl der Städte, die in jener Zeit gegründet wurden, geht in die Dutzende.

Den Einigungskriegen folgte eine Phase des Aufschwungs und der kulturellen Blüte entlang der Cova, die man bis heute als Covanische Klassik bezeichnet. Man besann sich auf die Ursprünge und begann, Sagen aus dem Heroischen Zeitalter zu sammeln, die den thematischen Steinbruch für die Dramen und Opern bilden, die in den kommenden Jahrhunderten den Kanon klassischer Bildung ausmachen werden. Die politische Philosophie wird begründet und die Rhetorik erlebt ihre Blütezeit.

Die wichtigsten Dramatiker jener Epoche, die auch nach der Versiegelung immer noch zumindest gelesen werden, gehören Adolpho Derata aus Anuso und Ferran Consi, "der Monolith", wie er von Bewunderern genannt wird, oder "der Brocken", wie geplagte Schüler ihn nennen.
Lucian Pavaro legte die Basis für das Notensystem, das später in der Kaiserzeit jene großartigen Werke ermöglichte, von denen wir heute nur noch eine Ahnung haben, weil niemand mehr lebt, der die Instrumente spielen könnte.

Das bekannteste Werk über die Staatskunst schrieb Casaro Burgo, der anhand zahlreicher Beispiele aufzeigt, wie ein republikanisches Gemeinwesen funktioniert bzw. funktionieren sollte und uns damit unschätzbare Einblicke in die politischen Geschehnisse jener Zeit liefert.

Der blutige Bjorn

Der blutige Bjorn by Gregorian

Es gehört zu den Dramen der Geschichte, dass auf den Aufschwung in Covanion ein umso tieferer Niedergang folgte. Der Schrecken, der über das Meer kam, muss den Menschen zur damaligen Zeit umso entsetzlicher erschienen sein, da in Covanion außer einigen Fischern, die nicht weit hinausfuhren, nie jemand ernsthaft zur See gefahren war. Das Auftauchen der Nordmänner auf ihren schnellen Schiffen mit den dämonischen Fratzen am Bug muss ihnen wie der Schrecken der Unterwelt vorgekommen sein.

1809 v.V. beendete das Erscheinen der Nordmänner an der Küste Covanions von einen Tag auf den anderen diese erste Blütephase der Flussstädte. Zwar muss es schon früher Begegnungen mit Händlern oder Reisenden aus dem Norden gegeben haben, aber warum Bjorn Harlandson, den man in Covanion bis heute den "den blutigen Bjorn" nennt, mit seinem Heer über die See kam und ihnen Tod und Verwüstung brachte, war den Menschen damals ein Rätsel.

Heute geht man davon aus, dass Bjorn - so fürchterlich er auch in Covanion gewütet hat - sich in seiner Heimat nicht gegen seinen älteren Bruder hatte durchsetzen können und mittellos davongejagt worden war. Daraufhin sammelte er ein Heer von Halsabschneidern, Wegelagerern und Dieben um sich und begann seine Eroberung der Covanischen Republik.
Was zuerst wie ein sinnloses Unterfangen wirkte - schließlich war seine Armee klein und unorganisiert - wurde bald ein beispielloser Erfolg, als er von Sieg zu Sieg eilte, die Städte im Westen des Landes verheerte und mit den so gewonnen Reichtümern Söldner aus seiner Heimat und den Schwesterreichen anheuern konnte. Diese waren zu diesem Zeitpunkt schon seit Generationen in ihren uralten Disput verstrickt und viele junge Männer wollten ihre unsichere Heimat verlassen und sich woanders etwas aufbauen, wobei sie sich auf das einzige verlassen konnten, was sie von Kindesbeinen an gelernt hatten: Das Kriegshandwerk.

Mit einem stetigen Strom neuer Krieger versorgt, wütete Bjorn zwei Jahre im Westen Covanions, bevor er sich endlich stark genug fühlte, die Flussstädte direkt anzugreifen. Viel ist über die Grausamkeiten berichtet worden, die in jenen Tagen begangen wurden. Die Provinzhauptstadt Malano wurde in einem tagelangen Gewaltexzess dem Erdboden gleichgemacht, alle jungen Frauen den Kriegern Bjorns als Sklavinnen übergeben, die Alten, Kinder und Männer wurden getötet und dabei zum Teil brutal verstümmelt.

Die Eroberung der Flussstädte gestaltete sich für Bjorn kaum schwieriger als die Verwüstung der westlichen Provinz: Auch hier eilte er von Erfolg zu Erfolg und kaum drei Jahre nach seiner ersten Landung in Covanion, hatte er das ganze Land blutig unterworfen. Gosunder sollte sich lange Jahre nicht von Bjorns Eroberung erholen, so gründlich wurden seine Mauern geschleift.
Dies war der Zeitpunkt, zu dem sich die meisten Söldner aus den Schwesterreichen von Bjorn lossagten und in ihre Heimat zurückkehrten, wovon in "Halimers Grabgesang" berichtet wird. Halimer war ein Söldnerhauptmann und als solcher selbst nicht unbedingt zimperlich. Die Grausamkeiten, die Bjorn den Magistratstöchtern von Gosunder antat, stießen ihn aber derart ab, dass er dem Nordmann seine Verachtung offen ins Gesicht schleuderte, wofür dieser ihn blenden, kastrieren und vierteilen ließ.

Nachdem er die Eroberung Covanions abgeschlossen hatte, verfügte Bjorn über genügend Männer und Gold, um erneut die Konfrontation mit seinem Bruder zu suchen und zog wieder nach Norden. Als Verwalter ließ er seinen ältesten Sohn Herbrand Bjornson zurück. Tückisch und verschlagen war Herbrand dennoch weniger grausam als sein Vater und erwies sich als geschickter Verwalter, der die Herrschaft der Nordmänner in Covanion in den kommenden Jahren strukturierte und sicherte.

Der blutige Bjorn kehrte nie wieder ins Reich der Flussstädte zurück. Er besiegte in einem langen und mühsamen Feldzug seinen Bruder sowie sechzehn weitere lokale Machthaber und errichtete das erste geeinte Großreich des Nordens, das er noch fast dreißig Jahre regieren sollte. Angeblich vergiftete ihn seine erst neunzehnjährige Braut, weil ihr so vor ihm graute. Obwohl sein Reich ihn kaum ein Jahr überlebte und rasch wieder zerfiel, bleibt "Bjorn der Starke" den Nordmännern bis heute als einer ihrer größten Könige im Gedächtnis.

Bodilias Erhebung

Bodilia Canto by Gregorian

Fast achtzig Jahre lang wurde Covanion von Herbrand Bjornson und seinen Nachfolgern regiert. Sogar der Zerfall des Reiches im Norden nach Bjorns Tod vermochte es nicht, den Griff der Nordmänner zu lockern.
Ihre Herrschaft konzentrierte sich auf das Flusstal und die sechs Städte, wobei ihnen Alba als Hauptstadt diente. Weil sie ihren Untertanen zahlenmäßig weit unterlegen waren, setzten die "Herbrandsons" - der namensgebende Herbrand Bjornson, sein Sohn Sigir, sein Enkel Herubrand und sein Urenkel Bjarne der Glücklose - von Anfang an einerseits auf eine rigide Kontrolle der unterworfenen Covanier. Es wurde ihnen verboten, Waffen zu tragen und zu besitzen, man untersagte ihnen den Bau von Stadtmauern, man zog sie zu regelmäßigen Frondiensten heran, enteignete die Wohlhabenden weitgehend und legte ihnen drückende Steuern auf.
Andererseits heuerte man mit dem so eingenommenen Geld wiederum Söldner aus den Schwesterreichen und Rhun an und lockte mit dem Versprechen auf fruchtbares Land weitere Männer aus dem Norden. Viele folgten den Verlockungen des warmen Südens und es entstanden abseits der Flüsse über das ganze Land verteilt sogenannte Wehrhöfe, in denen von den Herbrandsons belehnte Sippen lebten und das umliegende Land und seine Bewohner kontrollierten.

So sicher die Herrschaft der Herbrandsons in den Städten war, so unsicher erwies sie sich immer wieder in den ländlichen Gebieten. Die dort herrschenden Wehrbauern stützten ihre Autorität nicht selten auf bloße Gewalt und provozierten damit immer wieder Aufstände, die dann von der Zentralmacht blutig niedergeschlagen werden mussten.
So wie der blutige Bjorn seinen Feldzug von der Peripherie der Republik aus begonnen hatte, sollte schließlich auch die Befreiung Covanions von den Rändern aus beginnen.
1723 v.V. wird in den Quellen übereinstimmend als Startpunkt der Rebellion genannt. Bis heute sind die Ereignisse berühmt, die zu "Bodilias Erhebung" führten und die Anführerin selbst weckt bis heute Staunen und Bewunderung.

Beim Anführer der Rebellion, die letztendlich zur Unabhängigkeit Covanions führte, handelte es sich keineswegs um einen erfahrenen Soldaten, den Vorsteher einer covanischen Gemeinde oder eine irgendwie exponierten Persönlichkeit. Bodilia Canto war eine gewöhnliche Frau aus dem niederen Volk, Bäuerin, Mutter und schon weit jenseits der vierzig, als sie das Schwert ergriff.

Die Details unterscheiden sich in den Quellen, aber übereinstimmend wird berichtet, dass Männer des Wehrbauern, auf dessen Gebiet die Familie Bodilias lebte, bei der Hochzeitsfeier ihrer ältesten Tochter erschienen, sich unter den Augen der hilflosen Gäste betranken, einen Streit vom Zaun brachen und letztendlich die jüngere der beiden Töchter Bodilias sowie den Bräutigam erschlugen und die Braut brutal vergewaltigten.
Bodilia erschlug den Mann noch während dieses Verbrechens an ihrer Tochter, was der Auslöser für die anderen Gäste war, auch die anderen Eindringlinge niederzumachen.

Sie führte daraufhin noch in der selben Nacht mit einem von den umliegenden Höfen rasch zusammengezogenen Trupp junger Männer einen überraschenden Angriff gegen den nächstgelegenen Wehrhof und brannte ihn völlig nieder. Über ihre anschließende Zeit in den Wäldern Westcovanions sind viele Lieder gesungen worden. Diese bis dahin unscheinbare und harmlose Frau, die Anfangs vielleicht nicht einmal Lesen und Schreiben konnte, vermochte es kraft ihrer Ausstrahlung und wachsenden Berühmtheit, immer mehr Aufständische an sich zu ziehen und erwies sich im Laufe der folgenden Jahre als begnadete Strategin, Feldherrin und Politikerin.

Der Covianische Unabhängigkeitskrieg dauerte ganze dreizehn Jahre, in denen die Aufständischen praktisch ununterbrochen mit einem Mangel an Geld, Männern und Ausrüstung zu kämpfen hatten und streckenweise gar nicht kämpfen konnten. Auf der anderen Seite hatten die Nordmänner selbst zunehmende Probleme damit, genügend Soldaten für Vergeltungsschläge zu rekrutieren, denn für die Freiheit und Unabhängigkeit gewohnten Wehrbauern war es wenig verlockend, für die Ländereien eines völlig unbekannten Landsmanns, der vielleicht Tage entfernt lebte, in die Schlacht zu ziehen.

Als sich Bodilias Erhebung im Land ausbreitete und die Flussstädte zunehmend vom Umland abschnitt, wurde es auch für neue Söldner aus dem Norden fast unmöglich, die Städte der Herbrandsons noch zu erreichen. Mit der Eroberung Gosunders am Delta der Cova 1713 v.V. isolierten die Aufständischen die Nordmänner völlig, die sich zwar in ihren Städten verschanzen und noch relativ sicher auf dem Fluss miteinander kommunizieren konnten, ansonsten aber abgeschnitten waren.
Die Rückeroberung der stark befestigten Städte geschah oftmals mit Hilfe der örtlichen Bevölkerung, die sich gegen ihre Unterdrücker auflehnte, als die Hilflosigkeit der Besatzer und Bjarnes Ratlosigkeit und Entscheidungsschwäche immer mehr zu Tage traten.

Bjarne der Glücklose war der letzte Herbrandson, der nur noch zwei Jahre herrschte, bevor Alba als letzte Stadt fast kampflos an die Rebellen übergeben wurde. Wider Erwarten ließ Bodilia ihn einfach davonziehen und er ging in die Nordlande, ins Land seiner Vorfahren, das er nie zu Gesicht bekommen hatte und in dem er Jahre später sein sprichwörtlich glückloses Ende fand.

Die Republik wurde wieder errichtet und ein neuer Senat einberufen, der Bodilia Canto erwartungsgemäß zur Konsulin wählte und ihr den Titel "Mutter des Vaterlandes" verlieh.
Dies alles konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine Rückkehr zu den Zuständen vor der Eroberung durch den blutigen Bjorn nicht mehr geben konnte.

Die Menschen waren der Republik entfremdet worden und politische Teilhabe interessierte nur noch wenige, denn sie hatten es in fast achtzig Jahren Unterdrückung gelernt, sich möglichst um ihre eigenen Belange zu kümmern und "die da oben" so wenig zu beachten wie möglich.

Der lange Niedergang der Republik

Zerfall der Republik by Gregorian

Bei der Wahl des neuen Kanzlers nach Bodilias Tod 1708 v.V. brachen sofort die tiefen Gräben auf, die sich zwischen den führenden Persönlichkeiten des Unabhängigkeitskrieges gebildet hatten. Viele davon hatten über Jahre hinweg unter großen Entbehrungen und Verlusten für die Freiheit Covanions gekämpft, waren dann aber nicht in den ersten Senat gewählt oder bei der anschließenden Postenvergabe übergangen worden.

Der Respekt vor Bodilia und ihr Machtwort bei mehr als einer Gelegenheit hatten dafür gesorgt, dass die Republik so lange bestand, wie sie die Kontrolle gehabt hatte. Nun aber erhoben sich in den größeren Städten die regionalen Machthaber und verlangten ihren Teil vom Kuchen. Die folgenden Auseinandersetzungen waren kurz und blutig. Die Zentralregierung ging hart gegen die Aufrührer vor und republikanische Truppen schlugen überall im Land bewaffnete aber unkoordinierte Aufstände nieder. Da jeder der machthungrigen Aufrührer für sich selbst kämpfte, kam es zu keinerlei Zusammenarbeit und jeder für sich allein war nicht stark genug, die Republik ernsthaft zu gefährden.

Obwohl die Ordnung damit wieder hergestellt war und die Gegner der republikanischen Ordnung keine geeinte Front aufbauen konnten, wurde dennoch rasch klar, dass eine Regierung gegen den Widerstand der vielen lokalen Eliten nicht möglich war.
Es dauerte Jahrzehnte, bis die Republik einen inneren Ausgleich zwischen den Partikularinteressen der wichtigsten und einflussreichsten Parteien erreichte. In diesem zähen Ringen zwischen den senatorischen Interessengruppen und den Regionalversammlungen bildeten sich letztendlich jene Fraktionen heraus, aus denen später die Großen Häuser Covanions hervorgehen sollten.

Man datiert den Beginn der Adelsrepublik auf 1700 v.V., es wäre jedoch richtiger, vom Beginn einer Entwicklung zu sprechen, die letztlich zur Herrschaft des Adels führte. Es war ein fließender Prozess, der sich nicht auf ein bestimmtes Ereignis, den Erlass eines konkreten Gesetzes oder die Initiative einer bestimmten Person herunterbrechen lässt.
An seinem Ende stehen zwei Kammern, der Senat, in dem immer noch Senatoren aus der ganzen Republik saßen, und das Hohe Haus, in dem die regionalen Eliten versammelt waren, sich auf die Traditionen des Heroischen Zeitalters oder noch älterer Tage beriefen und sich bald Graf oder Herzog nannten, und nach und nach so viele Rechte an sich ziehen konnten, dass sie die Senatoren marginalisierten und dominierten.

Die Zeit der Adelsrepublik lässt sich als eine Periode der immer stärker werdenden Territorialherren Covanions erzählen. Die wichtigsten Großen Häuser, die sich in jener Zeit bildeten waren Formontoj, Venasi, Cantaro, Malata, Alban, Loso, Cantucci und Pella. Sie beherrschten die Flussstädte und weite Teiles des Umlands und entzogen der zentralen Verwaltung im Laufe der Zeit so viele Ressourcen, dass der Senat und der Kanzler nurmehr Marionetten ohne tatsächliche Macht waren.

Es kam mehrmals zu erneuten Eroberungsversuchen aus dem Norden, die zwar allesamt zurückgeschlagen wurden, jedoch eine große Schwäche der Adelsrepublik offenbarten, denn die Großen Häuser kämpften meist für sich allein oder nur gemeinsam mit ihren unmittelbaren Nachbarn, die sich ebenfalls von einem Angreifer bedroht fühlten. 1610 v.V. belagerte Karlhelm der Dicke Alba und die Stadt konnte erst im letzten Moment durch die vereinten Kräfte der Großen Häuser entsetzt werden.

Die größte Bedrohung für die Adelsrepublik erwuchs jedoch in Rhun. Obwohl die notorisch zerstrittenen Hochkönige nie wieder an ihre ruhmreichste Zeit vor vielen Jahrhunderten anknüpfen konnten, gelang es einem Herrscher doch von Zeit zu Zeit, ein größeres Gebiet zu erobern und ein mehr oder weniger dauerhaftes Reich zu errichten.

Cadwy Oban gelang es zwischen 1580 v.V. und 1563 v.V. von Owham aus, weite Teile des westlichen Rhun zu erobern und das größte Hochkönigtum seit Broga zu errichten.
In Covanion ging man zweifellos davon aus, dass sich seine Eroberungslust auf weitere Gebiete Rhuns erstrecken würde, weswegen die Überraschung und das Entsetzen groß waren, als die Streitwagen der Rhunier plötzlich über die Grenzlande herfielen.

Weite Teile der südlichen Republik wurden überrannt, bevor sich ernsthafter Widerstand formierte, aber in der Schlacht der blutigen Räder vernichteten die Rhunischen Truppen das Covanische Heer nahezu vollständig, das in Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Kontingenten der verschiedenen Häuser in völliger Verwirrung und absolut planlos agierte.

In der Folge drang Cadwy bis an den Lauf der Cova bei Anciono vor und eroberte die Stadt in einem Handstreich. Nur der Ausbruch des Brandfiebers in seinem Heer zwang ihn zum Rückzug über das Gebirge.
Es herrschte wieder Frieden im Covanion und die führenden Edlen des Landes beratschlagten - freilich vorerst ohne Ergebnis - was im Falle einer erneuten Krise solchen Ausmaßes zu tun wäre.

Diese Krise kam einige Jahre später in Gestalt von Cune, Cadwys Sohn, der den Erfolg seines Vaters zu wiederholen und zu übertreffen gedachte und erneut über das Gebirge gen Westen zog. Es dauerte ganze vier Jahre, in denen er nahezu ungehindert den Süden Covanions erobern und beherrschen konnte. Ansero, Anciono und Gosunder fielen unter seine Kontrolle und er schickte sich an, noch Broga an Macht zu übertreffen.

Erst 1514 v.V. konnten sich die Großen Häuser endlich dazu entschließen, ihr gegenseitiges Misstrauen beiseite zu schieben und sich selbst einen Anführer zu wählen, der sie zum Sieg gegen die Rhunier führen und fortan beherrschen sollte. Mit der Wahl Tuccio Formontojs zum König und seiner Krönung im Hochtempel von Alba endete die Republik und das Königreich Covanion sollte unter der Herrschaft Tuccios des Prächtigen aus den Trümmern wiederauferstehen.

by Theomer Haruland
Flussgöttin Alba by Gregorian

Die legendenhafte Gründung der ersten Stadt am Ufer der Cova wird in "De la originoj" von Catellio dem Jüngeren erzählt. Demnach wanderte das Volk der Albéni auf der Flucht vor etwas, das seltsamerweise immer nur "*die schreiende Ziege*" genannt wird, viele Jahre durch die Wildnis, bis es am Oberlauf der Cova ankam. Dort sah ihr Anführer einen Stier aus dem Wasser steigen und sich am Ufer niederlegen. Das Tier sah ihn nur friedlich an, als er sein Schwert zog um es an Ort und Stelle zu töten und der Stammesgöttin Alba zu opfern. An genau dieser Stelle gründete er dann die gleichnamige Stadt.
-2599 bis -2201: Besiedlung des Flusstales der Cova, Gründung der sechs großen Städte   -2152 bis -1998: Einigungskriege   -1990 bis -1810: Covanische Klassik   -1809 bis -1723: Besatzungszeit   -1723 bis -1710: Befreiungskriege   -1700 Beginn der Adelsrepublik   -1610 Belagerung von Alba durch Karlhelm den Dicken   -1562 bis -1555 Erster Rhunischer Krieg   -1518 bis -1510 Zweiter Rhunischer Krieg   -1518 Wahl Tuccio Formontojs zum König


Cover image: Landschaft Covanion by Gregorian

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