"Necropolis" von Mattheus König
Eine Stadt der Nekromanten und Untoten
Es war nach Mitternacht und kein Mond war am Himmel zu sehen, als ich eine fremde Stadt erreichte. Die Müdigkeit hätte mich schon mehrfach fast dazu gebracht, einfach am Straßenrand zu nächtigen, doch hier war ich nun vor dem Stadttor. In der Hoffnung ein Bett in einem Gasthaus zu ergattern, klopfte ich an die kleine Pforte neben dem großen Tor. Nach einer kurzen Wartezeit öffnete sich die kleine Luke und Schwärze starrte mich an. Ich entschuldigte mich für die Störung und erklärte meine Situation. Da krachte die Luke zu, Riegel wurden zurückgeschoben und die Pforte wurde knarrend geöffnet. Der Wachmann dahinter stand wortlos da und wartete, dass ich eintrete. Er schloss die Türe hinter mir und verriegelte sie wieder sorgfältig. Auf meine Frage nach einem Gasthaus deutete der Soldat auf ein Gebäude die Straße runter, in dem noch schwaches Licht leuchtete. Ich sprach meinen Dank aus und ging die Straße entlang auf das Haus zu, das mir gewiesen wurde. Als ich zurückblickte, sah es so aus als hätte sich die Nachtwache nicht bewegt. Ich tat es ab als Paranoia, die meiner Müdigkeit geschuldet war. Meinen Blick nach Vorne gerichtet, bemerkte ich, dass im Stadtinneren noch mehr Licht brannte, scheinbar gab es in dieser Stadt ein reges Nachtleben. Am Gasthaus angekommen, klopfte ich auch hier wieder, aber dieses Mal dauerte es ein paar Minuten, bis mir ein alter, sehniger Mann mit leichtem Buckel öffnete. Ich erläuterte ihm meine Situation, um ein Zimmer zu bekommen. Der Gastwirt sah mich die ganze Zeit seltsam an, nannte mir aber den Preis für eine Nacht, gab mir einen Schlüssel und humpelte dann, mir den Weg zu meinem Zimmer weisend, die knarzende Treppe hinauf. Das dritte Zimmer auf der rechten Seite war meins. Es war ein karger, sauberer Raum, das Bett war nicht gedacht für Könige, aber ich hätte in meinem Zustand einen Felsen als gemütlich empfunden und war froh über eine Matratze zum Horchen. Sobald mein Kopf das Kissen berührte, fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Es war immer noch stockfinster, als ich hochschreckte und wahrscheinlich waren nur wenige Minuten vergangen. Aus dem Gastraum drangen Geräusche bis in mein Zimmer. Ich stieg aus dem Bett und ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt, da erkannte ich, dass scheinbar Betrieb im unteren Stockwerk herrschte. Ich war neugierig, welche hartgesottenen Trinker um diese Uhrzeit noch bedient wurden und verließ mein Zimmer, damit ich die Trinkgesellschafft inspizieren konnte. Meine Versuche heimlich oder zumindest leise in den Gastraum zu schleichen, scheiterten kläglich an der knarrenden Treppe. Ich hätte gefühlt in einer kompletten Plattenrüstung nicht mehr Lärm machen können. Aber ich war hier Gast und ich konnte objektiv gesehen kaum lauter als die trinkenden Gäste sein, warum also diese Heimlichtuerei, fragte ich mich selbst. Ich schritt durch den Raum, in dem mich der Gastwirt empfangen und mir den Schlüssel gegeben hatte, weiter zu einer Holztür, durch deren Ritzen Licht und gesellige Laute drangen. Es schienen mehr Leute zu sein, als ich ursprünglich dachte, der Gastraum könnte sogar voll besetzt sein. Verwundert schritt ich weiter in Richtung des Gastraumes. Mit jedem Schritt wurde ich nervöser. Warum verstand ich nicht. Sobald ich die Tür erreichte, griff ich an die Klinke, zögerte aber, sie zu runterzudrücken. Mir war mulmig zumute, ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus und seit der Berührung des Metalls der Klinke breitete sich eine Gänsehaut mit einem kalten Schauder über meinem ganzen Körper aus. Ich schluckte. Nannte mich selbst einen Feigling und öffnete die Tür. Mich empfingen helles Licht und die Geräuschkulisse von mehreren Unterhaltungen gepaart mit gelegentlichem Prosten. Aber etwas war seltsam. Es fehlte die Wärme einer Schenke voll mit Menschen. Plötzlich wurde es still, alle Gäste starrten mich an und ich starrte den mir nächsten Gast an. In seinem Krug war eine dicke, rote Flüssigkeit, die ihm vom Kinn tropfte, sein Lächeln entblößte ausgeprägte Eckzähne. Da kam mir, dass er kein normaler Mensch war. Panisch sah ich von einem Gast zum nächsten. Ich blickte in verfaulende Gesichter, Gesichter mit Reiszähnen und die dauernd lächelnden Fratzen von blanken Totenschädeln mit leeren Augenhöhlen, in den ein kalter Schimmer blitzte. Ich war wie versteinert, Gespenster, dachte ich mir, Untote, Vampire! Meinen Körper versuchte ich gerade zum Umkehren und Wegrennen zu zwingen, da packte mich eine Hand an der Schulter und der Schreck ließ mich herumfahren. Es war der Gastwirt. Erst jetzt fielen mir die Nähte an seinen Armen , seinem Hals und seiner Stirn auf. Sein Körper war derart unförmig, weil er aus Körperteilen mehrerer Menschen gemacht wurde. Das gab mir den Rest und ich fiel ihn Ohnmacht. Es war nicht mein erstes Zusammentreffen mit Untoten, auf meinen Reisen traf ich bereits verschiedene Arten und bin immer mit dem Leben davongekommen, aber dieses Mal hatte es mich kalt erwischt und ich machte mir keine Hoffnungen zu entkommen, ich schloss mit meinem Leben ab. Ein aufregendes, wenn auch peinliches, Ende für mein Leben voller Abenteuer. Ich erwachte, von meine Nase kitzelnden Sonnenstrahlen geweckt, in meinem Bett im Gasthaus, verwundert noch am Leben zu sein. Ich rannte zum Spiegel, um mein Spiegelbild zu prüfen, vielleicht gab es das auch nicht mehr. Doch dann hätten mich die Strahlen der Sonnen geschmerzt und nicht gekitzelt. Mein Blick fiel auf mein gewohntes, spiegelverkehrtes Gesicht, es fehlte nicht, es faulte nicht, spitze Zähne ragten mir nicht aus dem Mund und ich fühlte mich auch nicht unheilig. Ich wollte es als schlechten Traum abtun, da klopfte es an meine Zimmertür. Ich bewaffnete mich mit der Waschschüssel und bat den Besucher herein. Es war der Gastwirt, doch die Narben waren noch da und ich erschauderte. Er versuchte mich zu beruhigen und fragte, ob ich Schmerzen vom Sturz habe. Ich griff meine provisorische Waffe fester und fragte ihn, was dies für ein Gasthaus ist und drohte es den Priestern zu melden. Er lachte abgehackt, es erinnerte eher an das Röcheln eines Erstickenden. Dies sei ein normales Gasthaus in der Stadt der Toten, Necropolis, erklärte er mir. Die einzigen Priestern seien entweder untot, Nekromanten oder beides und würden mir gewiss nicht helfen, ihre Freunde und Nachbarn auszumerzen. Er lachte wieder mit seiner abscheulichen Lache, deutete aufs Fenster und wies mich an, aus dem selbigen zu sehen. Ich überwand mich, mit meiner Schüssel hocherhoben und schlagbereit, drehte ich mich um und sah geschäftiges Treiben auf der Straße. Leute gingen ihren Tätigkeiten nach, Bauern schritten durch das große Stadttor zu ihren Feldern, Wachen überblickten alles und Händler fuhren mit ihren Karren durch die Straßen. Alles schien normal, außer der Tatsache, dass gut ein Großteil der Leute nur aus Knochen bestanden oder die Haut ihnen vom Fleisch fiel. Aber auch normale Menschen hatten sich unter sie gemischt. Dies war die Geschichte, wie ich in Necropolis, der legendären Stadt der Nekromanten, gelandet bin. Eine Stadt voller Untoter und Hexenmeister, die friedlich mit der restlichen Welt leben wollten. Nur ihre Kultur und ihr Verständnis vom Tod, sowie dem nächsten Leben und dem Umgang mit sterblichen Überresten, war ein anderes als in den meisten Teilen der Welt. Ein Reise-/Abenreuerbericht von Mattheus König, der Reisende über die Stadt Necropolis
Es war nach Mitternacht und kein Mond war am Himmel zu sehen, als ich eine fremde Stadt erreichte. Die Müdigkeit hätte mich schon mehrfach fast dazu gebracht, einfach am Straßenrand zu nächtigen, doch hier war ich nun vor dem Stadttor. In der Hoffnung ein Bett in einem Gasthaus zu ergattern, klopfte ich an die kleine Pforte neben dem großen Tor. Nach einer kurzen Wartezeit öffnete sich die kleine Luke und Schwärze starrte mich an. Ich entschuldigte mich für die Störung und erklärte meine Situation. Da krachte die Luke zu, Riegel wurden zurückgeschoben und die Pforte wurde knarrend geöffnet. Der Wachmann dahinter stand wortlos da und wartete, dass ich eintrete. Er schloss die Türe hinter mir und verriegelte sie wieder sorgfältig. Auf meine Frage nach einem Gasthaus deutete der Soldat auf ein Gebäude die Straße runter, in dem noch schwaches Licht leuchtete. Ich sprach meinen Dank aus und ging die Straße entlang auf das Haus zu, das mir gewiesen wurde. Als ich zurückblickte, sah es so aus als hätte sich die Nachtwache nicht bewegt. Ich tat es ab als Paranoia, die meiner Müdigkeit geschuldet war. Meinen Blick nach Vorne gerichtet, bemerkte ich, dass im Stadtinneren noch mehr Licht brannte, scheinbar gab es in dieser Stadt ein reges Nachtleben. Am Gasthaus angekommen, klopfte ich auch hier wieder, aber dieses Mal dauerte es ein paar Minuten, bis mir ein alter, sehniger Mann mit leichtem Buckel öffnete. Ich erläuterte ihm meine Situation, um ein Zimmer zu bekommen. Der Gastwirt sah mich die ganze Zeit seltsam an, nannte mir aber den Preis für eine Nacht, gab mir einen Schlüssel und humpelte dann, mir den Weg zu meinem Zimmer weisend, die knarzende Treppe hinauf. Das dritte Zimmer auf der rechten Seite war meins. Es war ein karger, sauberer Raum, das Bett war nicht gedacht für Könige, aber ich hätte in meinem Zustand einen Felsen als gemütlich empfunden und war froh über eine Matratze zum Horchen. Sobald mein Kopf das Kissen berührte, fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Es war immer noch stockfinster, als ich hochschreckte und wahrscheinlich waren nur wenige Minuten vergangen. Aus dem Gastraum drangen Geräusche bis in mein Zimmer. Ich stieg aus dem Bett und ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt, da erkannte ich, dass scheinbar Betrieb im unteren Stockwerk herrschte. Ich war neugierig, welche hartgesottenen Trinker um diese Uhrzeit noch bedient wurden und verließ mein Zimmer, damit ich die Trinkgesellschafft inspizieren konnte. Meine Versuche heimlich oder zumindest leise in den Gastraum zu schleichen, scheiterten kläglich an der knarrenden Treppe. Ich hätte gefühlt in einer kompletten Plattenrüstung nicht mehr Lärm machen können. Aber ich war hier Gast und ich konnte objektiv gesehen kaum lauter als die trinkenden Gäste sein, warum also diese Heimlichtuerei, fragte ich mich selbst. Ich schritt durch den Raum, in dem mich der Gastwirt empfangen und mir den Schlüssel gegeben hatte, weiter zu einer Holztür, durch deren Ritzen Licht und gesellige Laute drangen. Es schienen mehr Leute zu sein, als ich ursprünglich dachte, der Gastraum könnte sogar voll besetzt sein. Verwundert schritt ich weiter in Richtung des Gastraumes. Mit jedem Schritt wurde ich nervöser. Warum verstand ich nicht. Sobald ich die Tür erreichte, griff ich an die Klinke, zögerte aber, sie zu runterzudrücken. Mir war mulmig zumute, ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus und seit der Berührung des Metalls der Klinke breitete sich eine Gänsehaut mit einem kalten Schauder über meinem ganzen Körper aus. Ich schluckte. Nannte mich selbst einen Feigling und öffnete die Tür. Mich empfingen helles Licht und die Geräuschkulisse von mehreren Unterhaltungen gepaart mit gelegentlichem Prosten. Aber etwas war seltsam. Es fehlte die Wärme einer Schenke voll mit Menschen. Plötzlich wurde es still, alle Gäste starrten mich an und ich starrte den mir nächsten Gast an. In seinem Krug war eine dicke, rote Flüssigkeit, die ihm vom Kinn tropfte, sein Lächeln entblößte ausgeprägte Eckzähne. Da kam mir, dass er kein normaler Mensch war. Panisch sah ich von einem Gast zum nächsten. Ich blickte in verfaulende Gesichter, Gesichter mit Reiszähnen und die dauernd lächelnden Fratzen von blanken Totenschädeln mit leeren Augenhöhlen, in den ein kalter Schimmer blitzte. Ich war wie versteinert, Gespenster, dachte ich mir, Untote, Vampire! Meinen Körper versuchte ich gerade zum Umkehren und Wegrennen zu zwingen, da packte mich eine Hand an der Schulter und der Schreck ließ mich herumfahren. Es war der Gastwirt. Erst jetzt fielen mir die Nähte an seinen Armen , seinem Hals und seiner Stirn auf. Sein Körper war derart unförmig, weil er aus Körperteilen mehrerer Menschen gemacht wurde. Das gab mir den Rest und ich fiel ihn Ohnmacht. Es war nicht mein erstes Zusammentreffen mit Untoten, auf meinen Reisen traf ich bereits verschiedene Arten und bin immer mit dem Leben davongekommen, aber dieses Mal hatte es mich kalt erwischt und ich machte mir keine Hoffnungen zu entkommen, ich schloss mit meinem Leben ab. Ein aufregendes, wenn auch peinliches, Ende für mein Leben voller Abenteuer. Ich erwachte, von meine Nase kitzelnden Sonnenstrahlen geweckt, in meinem Bett im Gasthaus, verwundert noch am Leben zu sein. Ich rannte zum Spiegel, um mein Spiegelbild zu prüfen, vielleicht gab es das auch nicht mehr. Doch dann hätten mich die Strahlen der Sonnen geschmerzt und nicht gekitzelt. Mein Blick fiel auf mein gewohntes, spiegelverkehrtes Gesicht, es fehlte nicht, es faulte nicht, spitze Zähne ragten mir nicht aus dem Mund und ich fühlte mich auch nicht unheilig. Ich wollte es als schlechten Traum abtun, da klopfte es an meine Zimmertür. Ich bewaffnete mich mit der Waschschüssel und bat den Besucher herein. Es war der Gastwirt, doch die Narben waren noch da und ich erschauderte. Er versuchte mich zu beruhigen und fragte, ob ich Schmerzen vom Sturz habe. Ich griff meine provisorische Waffe fester und fragte ihn, was dies für ein Gasthaus ist und drohte es den Priestern zu melden. Er lachte abgehackt, es erinnerte eher an das Röcheln eines Erstickenden. Dies sei ein normales Gasthaus in der Stadt der Toten, Necropolis, erklärte er mir. Die einzigen Priestern seien entweder untot, Nekromanten oder beides und würden mir gewiss nicht helfen, ihre Freunde und Nachbarn auszumerzen. Er lachte wieder mit seiner abscheulichen Lache, deutete aufs Fenster und wies mich an, aus dem selbigen zu sehen. Ich überwand mich, mit meiner Schüssel hocherhoben und schlagbereit, drehte ich mich um und sah geschäftiges Treiben auf der Straße. Leute gingen ihren Tätigkeiten nach, Bauern schritten durch das große Stadttor zu ihren Feldern, Wachen überblickten alles und Händler fuhren mit ihren Karren durch die Straßen. Alles schien normal, außer der Tatsache, dass gut ein Großteil der Leute nur aus Knochen bestanden oder die Haut ihnen vom Fleisch fiel. Aber auch normale Menschen hatten sich unter sie gemischt. Dies war die Geschichte, wie ich in Necropolis, der legendären Stadt der Nekromanten, gelandet bin. Eine Stadt voller Untoter und Hexenmeister, die friedlich mit der restlichen Welt leben wollten. Nur ihre Kultur und ihr Verständnis vom Tod, sowie dem nächsten Leben und dem Umgang mit sterblichen Überresten, war ein anderes als in den meisten Teilen der Welt. Ein Reise-/Abenreuerbericht von Mattheus König, der Reisende über die Stadt Necropolis
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