Maulgräber

"Wie wunderbar, wie überaus wunderbar", breit über sein dümmliches, dickliches Gesicht grinsend sprang der Junge um das eigentümliche Metallgefährt herum. In Angesicht seines plumpen Körpers war es beinahe überraschend, dass er sich nicht in den ersten Sekunden bereits seine zweifelsohne fragilen Knochen brach.
"Ich nehme an, wir dürfen eurer hochheiligen Mutter ausrichten, dass ihr euch über das Geschenk freut, meine Majestät?", erkundigte sich einer der Botschafter, die in der frühen Morgenstunden angekommen waren. Zum Glück sämtlicher Diener und Bewohner von Trinidaris hatten sie wenige Minuten vor dem Erwachen des Kronprinzen die Palasttore durchquert. Ohne ein Geschenk seiner Mutter wäre der Prinz wohl Amok gelaufen und in solchen Wutanfällen traf es selten nur die Sklaven in den Minen unter der Stadt, sondern gewiss wäre auch ein halbes Dutzend Diener im Palast seinem Zorn zum Opfer gefallen. So hingegen war es lediglich das schrille Kreischen aus seiner verfetteten Kehle, welches den Anwesenden Leid zufügte, welches so manch einer nicht gut zu verstecken vermochte.
"Aber natürlich, es ist ganz wundervoll.", erwiderte der Prinz, bevor er sein albernes Verhalten einstellte und sich stattdessen nachdenklich am Kopf kratzte, "Aber was genau ist es überhaupt?"
Der Botschafter schürzte die Lippen, schluckte einen bissigen Kommentar herunter und begann stattdessen in aufrechter Haltung und diversen Gesten einmal um das Gefährt zu stolzieren: "Ein Maulgräber, meine Hoheit, ein altes Gefährt, welches von den Vorvätern der Raskshane geschaffen wurde. Damit bewegten sie sich früher in Sicherheit unter der Erde und schufen ihre gewaltigen Tunnelnetzwerke. Eure Mutter hoffte ihr könntet es benutzen, um euch selbst von Zeit zu Zeit in Sicherheit ein Bild von der Situation in euren Minen zu machen." Ein kaum hörbares, aber doch eindeutiges und verstehendes Raunen ging durch den Raum. Daher also wehte der Wind bei diesem Geschenk. Es diente also nicht nur als Glückwunsch zum Geburtstag, sondern vor Allem als Erinnerung an die vernachlässigten Pflichten des Knaben.

Tief unter der Oberfläche von Terria, zwischen den Relikten geendeter Zeitreiche liegt das Hohlenreich, einst die Heimat einer Spezies die angeblich sowohl den Gnomen als auch den Raskshanen vorausging. Dieses Hohlenreich entspricht einem gewaltigen Netzwerk aus Tunneln und Kammern, welches angeblich den gesamten Planeten umspannt. Um ein Netzwerk dieser Größe zu erschaffen, brauchte es in grauer Vorzeit dafür ein Hilfsmittel, die Maulgräber, mechanische Konstruktionen, die an Maulwürfe erinnern und sich dank einer Kombination aus Säure und Bohrern mühelos durch härtestes Gestein bewegen können.

1. Aufbau

In ihrer grundsätzlichen Struktur erinnern Maulgräber an überdimensionierte, metallene Maulwürfe, die auf dem Bauch liegen. Ihr Bauch entspricht einer vollständig aus Metall bestehenden Halbkugel, mit einer Einstiegsluke. Ihr Rücken entspricht einer gläsernen Kuppel, in dessen Inneren sich Platz für zwei Personen bietet. Aus dieser Kuppel heraus kann der Fahrer das Äußere sehen. Seitwärts am Bauch hängen zu beiden Seiten jeweils eine Art Bein und ein Arm. Mit diesen Gliedmaßen stoßen sie sich innerhalb von Höhlensystemen ab, können sich aber auch dank ausgearbeiteter Haken und kräftigen Fingern perfekt festhalten. Dies erlaubt es ihnen auch perfekt senkrecht in Tunneln zu hängen, ohne abzustürzen. Die Spitze des Gefährts bildet eine Art Bohrer, der an eine Pfeilspitze erinnert und der über mehrere Rillen verfügt. Diese Rillen schließen an das Innere der Glaskuppel an und führen über eine Bahn an einen Tank, der mit Säure gefüllt wird.

Das Innere eines Maulgräbers, zumindest im klassischen Sinn, ist keinesfalls für den Menschen gedacht. Die Protorasse der Raskshane und der Gnome nahm wohl eher die Ausmaße der Echsenartigen an. Im Gegensatz zu den menschlichen Anpassungen lag jene Protorasse wohl auch innerhalb der Maulgräber und imitierte ihren Aufbau, wobei die Energie ihres eigenen Leibes als Antrieb für die Maschine dienten. Durch die wohl bewusste Steuerung dieser Energie lenkten sie auch die diversen Funktionen des mechanischen Leibes. Den menschlichen Anpassungen folgend wurde das Innere der gläsernen Kuppel mit zwei Sitzen ausgestattet. Kabelfortsätze aus Damarin erlauben das Übertragen von körperlicher Energie auf die Maschine, deren einzelne Funktionen jedoch durch drei Dutzend Hebel und Regulatoren gesteuert werden, die sich gleichmäßig auf beide Piloten verteilen. Es ist anzunehmen, dass die menschlichen Modifikationen der Apparatur lediglich 10% der Leistung replizieren kann, welche die Protorasse hervorzubringen in der Lage war.
— Professor Hash Er'marin
 

2. Altertümliche Funktionsweise

Als die Protorasse der Raskshane und der Gnome diese überdimensionierten Maschinen entwarf basierten sie zu großen Teilen wohl auf den eigenen Aspekten ihres Körpers. Die meisten Aufzeichnungen sind undeutlich, lassen jedoch vermuten, dass diese Wesenheiten ihr Wissen über die Welt nutzten, um sich selbst körperlich zu modifizieren. Diese Modifikationen erlaubten es ihnen große Mengen an Energie im Leib zu tragen, welche zum Betreiben der Maschine genutzt wurde. Selbige Modifikationen erlaubten es auch die energetischen Schwingungen direkt auf das umliegende Metall zu übertragen und es somit zu steuern. Über diesen Punkt hinaus produzierte die Protorasse eine starke Säure sowohl in ihren Körpern als auch aus der eingespeisten Energie, die den Säuretank füllte. Von hier ausgehend lief die Säure über den vorderen Bohrkörper und diente zur Erweichung von Erde und Steinen, bevor der Bohrer sie durchbrach. Die Protorasse nutzte die Maulgräber zum Erschaffen des gesamten Hohlenreiches und bis heute werden vereinzelt in den Labyrinthen der Untiefe noch aufgegebene Maschinerien gefunden.

3. Moderne Funktionsweise

Heutzutage werden Maulgräber noch manchmal in modifizierten Versionen von den Gnomen eingesetzt oder aber von Menschen gefunden und restauriert. In diesen Fällen werden sie mit Damarinkernen ausgestattet oder anderweitig mit einer Energieversorgung ausgestattet. Aufgrund des gewaltigen Aufwands die interne Mechanik anzupassen und an Schaltinstrumente zu koppeln werden Maulgräber heutzutage jedoch nur sehr selten wirklich aktiv genutzt. Tasmeran war als einzige Nation wirklich erfolgreich darin Maulgräber zu restaurieren und eine adäquate Menge an Leistung zu replizieren. Eine ganze Zeit lang zwischen den Jahren 870 nBnZ. und 873 nBnZ. versuchten sie mittels der Maulgräber Chronos Grab unterirdisch zu erreichen, um Chrononit zu bergen, scheiterten jedoch an der Störmagie von Mas'Orat.

4. Defensive

Maulgräber verfügen selbst heutzutage noch über ausgezeichnete defensive Kapazitäten. Ihre Äußeres ist nahezu vollkommen resistent gegenüber Temperaturen, weshalb sie teilweise sogar im Inneren von aktiven Vulkanen gefunden werden können, wobei in solchen Fällen die Insassen lange vorher in Flammen aufgehen würden. Darüber hinaus können sie externem Druck problemlos widerstehen und selbst in Wassertiefen von mehr als 1000 Metern bleibt ihre Hülle unbeschadet. Gleichzeitig dient ihre Säure als exzellente Verteidigung. Indem der Bohrkopf nach oben gerichtet und rotiert wird, kann eine Sprühnebel aus Säure freigesetzt werden, der alles in der Umgebung zersetzt. Darüber können die Arme und Beine der Gestalt überraschend schnell bewegt werden und können mühelos zum Schlagen eingesetzt werden. Ebenso sehr können ihre Widerhaken und die Greiffunktionen jedoch zum Aufreißen von Feinden oder zum Zerquetschen ihrer Glieder genutzt werden.

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