Dienstluftschiff VN1

Das Dienstluftschiff VN1 ist nicht nur ein technisches Wunderwerk internationaler Ingenieurskunst, es hat auch gesellschaftlich eine grundlegende Veränderung angestoßen: War es zu Völkerbundszeiten notwendig, Bittgesuche direkt in Genf vorzubringen, damit am Schreibtisch ausgehandelt wurde, was die Verhandler noch nie gesehen oder erlebt hatten, so bietet VN1 dem Generalsekretär und Delegationen die Möglichkeit, jeden noch so entlegenen Ort der Welt direkt zu bereisen, egal ob es einen Bahnhof, einen Hafen oder eine Straße dorthin gibt.
Diese Equalisierung jedes Quadratzentimeters der Erdoberfläche hat auch das Bewußtsein darüber geändert, was als Zentrum der Welt - etwa Genf - gesehen, und was als Peripherie bezeichnet wurde. Wenn alle Menschen gleich an Würde und Rechten sind, dann kann auch kein Ort der Welt wichtiger oder unwichtiger sein. Das mobile Generalsekretariat auf der VN1 ist das sichtbare Zeugnis dieses Menschen- und Weltbildes der Vereinten Nationen.
Besondere Bedeutung hat das VN1, wenn es an Orten zu Naturkatastrophen kommt oder kataklysmische Mysterien hervorblühen, denn auch dorthin kann der Generalsekretär innerhalb weniger Stunden gelangen, um Trauernde zu trösten und die internationale Wertschätzung für die Helfer zu vermitteln oder schamanistische Gegenmaßnahmen gegen die kataklysmischen Mysterien einzuleiten.

Energieerzeugung

Die Hauptenergiequelle des Luftschiffs sind zehn Dieselmotoren (sechs davon für die Propeller) von Steyr-Daimler-Puch für die Hauptantriebskraft und die Stromerzeugung, wobei zwei der Generatoren als Notfallaushilfe konzipiert sind. Im Sparflug reicht selbst ein Motor noch aus, um das Luftschiff zu manövrieren.
Für absolute Notfälle verfügt das Luftschiff über einen in den japanischen Laboratorien von Kobe entwickelten hochexperimentellen Wasserstoff-Brennstoffzellengenerator als hypermodernes Redunanzsystem. Diese Brennstoffzelle kann im Notfall Strom für vier Stunden generieren, um Funkverbindung, Heizung und Radaranlage funktionsfähig zu halten.

Antrieb

Der Hauptantrieb wird durch Dieselmotoren, die Propeller und Stromgeneratoren antreiben, gestellt. Für Notfälle gibt es für die sechs Propeller auch sechs kleine Benzinmotoren, die einen Flug von bis zu 100 km/h und eine Notlandung ermöglichen.

Bewaffnung

Das Luftschiff ist unbewaffnet, um den Friedensauftrag des Generalsekretärs zu unterstreichen. Die zur Schau gestellte Furchtlosigkeit soll die Menschen aller Ebenen zum Frieden ermutigen und böse Machthaber durch die Imposanz der Friedlichkeit beschämen.

Panzerung und Verteidigung

Die Hülle des Luftschiffs ist mit drei zusätzlichen Lagen aus kevlar-ähnlichem Material bespannt zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit. Aufgrund des Gewichts ist nicht die gesamte Kabine, sondern nur die Suite des Generalsekretärs zusätzlich mit Stahlplatten und Panzerglas geschützt.
Das Luftschiff verfügt selber über zehn Rauchgranatenwerfer zur Verwirrung von bodengestützten Angriffen. Die Verteidigung im Luftraum übernimmt die vorgeschriebene Geleitflotte von vier Flugzeugen und zwei Kampfluftschiffen.

Kommunikationsmittel & -systeme

Vier redundante Hochfrequenz-Funkgeräte für die Kommunikation mit Bodenstationen und anderen Flugzeugen stellen die ständige Erreichbarkeit des Generalsekretärs und der Brückenbesatzung sicher. Telegramm und Funksprüche können gleichermaßen versandt und empfangen werden.
Zusätzlich gibt es kabelbasierte, interne Telefonleitungen für die Kommunikation innerhalb des Luftschiffs mit sagenumwobenen zwölf Einwahlpunkten.

Sensoren

Neben vier optischen Spiegelteleskopen und zwei Inversperiskopen verfügt das Luftschiff auch über zwei redundante Radaranlagen zur Überwachung des Luftraums und zur Navigation bei schlechten Wetterbedingungen.
Die unterhalb der Hauptkabine montierte Brücke bietet einen 360° Überblick, der nur durch das Evakuierungsflugzeug und die Evakuierungsyacht in direkter Hecklinie eingeschränkt ist.

Zusatz- & Hilfssysteme

Das Luftschiff verfügt über eine basale Umweltkontrolle: Eine elektrisch betriebene Heizung sorgt auch in größeren Höhen für angenehme Innentemperaturen, ein feuchtigkeitszentriertes, kohlefiltergesichertes Belüftungssysteme kann bei Landungen in stark nebligen oder verrauchten Gegenden die Innenräume bis zu vier Stunden trotzdem frisch und sauber halten. Das System ist aber nicht geeignet, chemische Kampfstoffe abzuwehren, weshalb für Besatzung und Passagiere ein Vorrat an Gasmasken mitgeführt wird für Notfälle. Für den Generalsekretär gibt es noch eine Spezialkammer für Angriffsnotfälle, die gepanzert und mit einem Druckluftsystem voll autarkisiert werden kann.
Ein kleines, gut ausgestattetes Krankenrevier bietet mit einer angeschlossenen Apotheke ausreichend medizinische Versorgung für üblicherweise bei Reisen vorkommende Erkrankungen und Unfälle sowie die gängisten Impfmittel für unvorhergesehene Zwischenlandungen in gefährdeten Gebieten. Für den Generalsekretär werden auch Blutkonserven und Sauerstoffnotbeatmungsgeräte mitgeführt.

Deckaufbau

Generalsekretärsdeck
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by Racussa mit DALLE
Das Generalsekretärsdeck umfasst die Privatsuite des Generalsekretärs mit 12 Räumen, die jeweils die ganze Schiffsbreite umfassen: Schlafzimmer, Badelandschaft inklusive Dampfbad, Sauna und Massageraum, Fünf Salons (britisch, französisch, japanisch, osmanisch und sowjetisch), Bibliothek, Arbeitszimmer, Konferenzzimmer, Empfangsraum, Sicherheitsprüfungsraum und Wartezimmer.
Mittleres Deck
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Im mittleren Deck finden sich die für je zwei Personen vorbereiteten Kabinen rechts und links mit Außenfenstern, im Heckbereich Toilett- und Badeanlagen inklusive einem Swimmingpool mit Glasfront nach hinten und unten, einem repräsentativen Speisesaal, fünf Küchen (britisch, französisch, japanisch, osmanisch und sowjetisch), einem Klavierzimmer und einem Spielezimmer sowie vier verschließbaren Büros und zwei kleineren Besprechungsräumen und einer international bestückten Bar am Bug mit einer Glasfront nach vorne.
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Unteres Deck
Im unteren Deck findet sich das Herz des Luftschiffs: Die Kommandozentrale ist ausgestattet mit allen notwendigen Instrumenten und Kommunikationsmitteln zur Navigation und Steuerung des Luftschiffs. Die Besatzungsquartiere bieten zwei längsseitig angebrachte Schlafsäle und je eine Einzelkabine für Kapitän, Schiffsarzt, Schiffskaplan und Ersten Offizier, den Maschinenraum mit den Dieselmotoren und die Brennstoffzelle, die für die Energieversorgung verantwortlich sind. Lagerräume sind auch zur gleichgewichtigen Tarierung des Schiffes notwendige Tanks und Container für die Aufbewahrung von Vorräten, Ersatzteilen und anderen notwendigen Materialien.
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Hangars & angedockte Fahrzeuge

Der interne Hangar im Heck, der durch eine Klappe, die scherzhaft 'Eilegekloake' genannt wird, nach außen geöffnet werden kann, beherbergt einen Aufklärungsballon und ein einsitziges Aufklärungsflugzeug, das während des Fluges abgestoßen werden kann.
Unterhalb der Kabine ist frontseitig ein zweisitziges Evakuierungsflugzeug montiert, das über eine Notrutsche mit der Suite des Generalsekretärs verbunden ist.
Unterhalb der Kabine ist heckseitig eine fallschirmgesicherte, elektromotorgetriebene Rettungsyacht montiert, die im Fall einer Notwasserung oder eines Absturzes über dem Meer den Generalsekretär in Sicherheit bringen kann.
Spitzname
Hellblauwal
Creation Date
23. April 1950 (Einweihung durch Generalsekretär Trygve Lie und erster Flug von Genf nach Paris)
Besitzende Organisation
Current location
Preis
2,8 Milliarden Schilling
Seltenheit
Es ist das größte Dienstluftschiff der Vereinten Nationen
Breite
50 m
Länge
300 m
Höhe
60 m
Gewicht
400 Tonnen
Geschwindigkeit
140 km/h
Besatzung/Crew
80
Fracht- & Personenkapazität
120 Passagiere und 20 Tonnen Fracht
Internationale Reaktionen auf den Jungfernflug

Frankreich

Le Figaro: "Das Luftschiff VN1 ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst und symbolisiert die Mobilität und den Fortschritt der Vereinten Nationen. Seine erste Reise von Genf nach Paris zeigt, dass die Welt näher zusammenrückt und der Generalsekretär wirklich jeden Winkel der Erde erreichen kann. Es war nur logisch, dass Paris das erste Reiseziel überhaupt gewesen ist. Es lebe die Franciänität!"

Großbritannien

The Times: "Während wir die symbolische Bedeutung des Luftschiffs VN1 anerkennen, fragen wir uns, ob dieser modische Ballast wirklich notwendig ist. Vielleicht hätte der Generalsekretär sich ein Beispiel an ihrer Majestät, der Königin, nehmen sollen und eine Yacht in Auftrag gegeben?"

Japan

Asahi Shimbun: "Die Innovation und Technik hinter dem Luftschiff VN1 sind beeindruckend. Wir sind stolz, dass japanische Brennstoffzellen Teil dieses Projekts sind, und hoffen, dass es zur Förderung des Weltfriedens und der internationalen Zusammenarbeit in japanischem Stil beiträgt."

Osmanisches Reich

Hürriyet: "Das Luftschiff VN1 mag ein technologisches Wunder sein, aber ist es wirklich notwendig, dass der Generalsekretär in solch einem luxuriösen Ambiente reist? Vielleicht wäre es besser, sich von Hadithen als von Modeberaterinnen inspirieren zu lassen. Zumindest gibt es ein osmanisches Bad an Bord."

Sowjetunion

Pravda: "Das Luftschiff VN1 ist ein Paradebeispiel für die Verschwendung weltlicher Ressourcen der Arbeiterinnen. Während die Welt mit echten Problemen konfrontiert ist, fliegt der Generalsekretär in einem übertriebenen Luftschiff herum. Die wahren Lösungen liegen in der Solidarität und den gemeinsamen Anstrengungen der Völker, nicht in solchen überflüssigen Projekten."


Cover image: by Racussa mit DALLE

Kommentare

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Aug 18, 2024 17:21 by Secere Laetes

Ein eindrucksvolles Luftschiff - das trotzdem nicht von allen positiv betrachtet wird, obwohl sich die VN doch so eine Mühe gegeben haben. Aber ok, es ist wirklich sehr luxuriös. Interessant ist die Vielzahl an redundanten und Sicherheitssystemen. Auf ein langes Leben des jeweiligen Generalsekretärs, der damit hoffentlich auch bis nach Neu-Weimar kommt.

Aug 18, 2024 18:18 by Racussa

Also an der Strecke liegt's sicher nicht, sind ja nur 670 Kilometer... Möglicherweise sind der Swimmingpool und die Bars etwas übertrieben, aber auch die VN-Angestellten können ja nicht den ganzen Tag diskutieren und arbeiten ;-)

The world is not enough.
Aug 18, 2024 20:11 by Secere Laetes

Na ja, er muss doch nach Neu-Weimar, um etwa die Kriegswaisen zu trösten. Und zu schauen, welche Anstrengungen unternommen wurden, um diese von Thüringer Seite aus zu trösten. Und so ^^.   Und klar, ganz ehrlich, sind halt Topdiplomaten, da macht man das eben so ;).