Die zwei Schwestern

Die Geschichte beginnt in einem reichen Dorf am Meer. Dort gab es eine Händlerfamilie, die sehr schnell und plötzlich an Reichtum gekommen war. Und die Familie hatte zwei Töchter, sie waren Zwillinge.

Die Familie war unsagbar reich, sie hatte ihre eigenen Bediensteten und alles, was sie sich erträumen konnten. Doch in die Gassen des Dorfes zu gehen, war den Zwilllingen verboten.

Eines Tages schaute Lydia, die jüngere der beiden, von ihrem Balkon auf die Gassen des Dorfes. Und sie blickte auf einen Jüngling, der war verdreckt und in Lumpen gekleidet. Sofort hatte sie sich unsterblich in ihn verliebt, doch nach einem Blinzeln war er verschwunden. Und sie sah ihn Monate lang vor dem Einschlafen vor ihrem inneren Auge.

 

Jeden Tag stand sie zur selbigen Uhrzeit am Fenster und starrte auf die Straße, in der Hoffnung, ihn wieder zu erblicken.

Als sie ein Jahr später mit ihrer Zwillingsschwester Carina auf die Straße ging, da blickte sie in eine der verarmten Gassen. Und sie erblickte die schönen Augen des jungen Mannes. Carina wollte sie aufhalten, doch schaffte sie es nicht. Lydia lief ihm hinterher in die Gasse.

Überall um sie herum tropfte es, und als sie ihn einholte da griff sie nach seiner Schulter, und in diesem Moment verzerrte sich die Realität um sie herum. Ihr wurde schwarz vor Augen, und als sie schließlich die Augen wieder öffnete, stand sie vor einem prachtvollen Berg aus purem Gold. Neben ihr stand der wunderschöne Mann. Sie schaute ihm tief in seine Augen und es war ihr wie in dem ersten Augenblick, als sie ihn zuerst geschaut hatte.

In diesem Moment war sie bereit, ihm alles zu geben. Und er zeigte ihr zwei Finger, die plötzlich wie Fangzähne aussahen. "Das ist Zehirs Zeichen, und wenn du ihm dienst, können wir zusammen sein."

Sie bekam Angst, doch die Augen des Jüngling beruhigten sie. Plötzlich sah sie seinen Arm, aus diesem tropfte Blut. Tropfen für Tropfen fiel auf den Stein.

"Warum blutest du" fragte sie. "Wenn du mir jeden Tag das Opfer bringst mich zu lieben, so werde ich aufhören zu bluten."

Lydia fragte, "Reicht es nicht, wenn ich dich lieben würde?" Der Schönling aber lachte und sagte: "Liebe ist nicht das einzige, was mich am leben hält. Du musst mir die andere Seite bringen." "Soll ich für dich töten? Ist es das was du von mir verlangst?"

"Ja denn sonst ist die Liebe nicht wahrhaftig. Hier, nimm diese Phiole, geh zu deiner Schwester und gib drei Tropfen in ihren Tee. Und Zehir wird zufrieden sein, und unsere Liebe kann gedeihen."

Sie griff zu der Phiole und stand mit einem Male wieder in ihrem Elternhaus. In ihrem Augenwinkeln sah sie eine Schlange aus dem Fenster kriechen, blutend.

Sie ging in das Zimmer ihrer Schwester und spührte Schmerz und Zweifel in ihrem Herzen. Da hörte sie die Stimme des Jünglings in ihrem Kopf: "Nur die wahre Liebe ist das größte Opfer."

Und sie ging in die Küche und setzte einen Tee auf. Als dieser fertig gezogen hatte, ließ sie drei Tropfen in den Tee fallen. Sie brachte die Tasse zu ihrer Schwester und griff Carina an der Schulter.

"Ich habe dir einen Tee gemacht, damit es dir besser geht." Carina lächelte und sagte: "Du bist so gut zu mir - ich liebe dich."

Sie nahm einen Schluck, bedankte sich und trank dann den Tee aus. Carina fielen die Augen zu und sie versank im Kissen.

Als Lydia auf ihre Schwester blickte, sah sie eine schwarze Schlange, die auf ihrem eigenen Arm erschien.

Sie blickte noch einmal auf Carina und bemerkte, dass der Schönling ihr nicht die Liebe geben konnte, die sie durch ihre Schwester bekommen hatte. So starb ihre Liebe immer mehr, und sie wurde ärmer und ärmer im Herzen. Heute spührt sie gar nichts mehr und ist nun ein Anhänger Zehirs, und sie wurde ihm zur ersten Hohepriesterin.

 
Aus "Sei gewarnt vor finstren Mächten"
— Erbauliche Sammelung alther Mähr, gefunden in einem Antiquariat zu Goldhafen

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