Legende von Mindove

Einst so heißt es, gab es eine unter den Yenda, der Name war Mindove, mit einem Antlitz so grässlich, dass alles was in es blickte zu Stein erstarrte. Und betrübt war Mindove darüber, denn sie liebte die Schönheit all der Kreaturen und Dinge, die die anderen Yenda schufen. So zog sich Mindove zurück, in die Tiefen der Erden, in die Einsamkeit, denn obwohl sie liebte zu betrachten, wollte sie doch keinen Kummer bringen.

— Überlieferung des Levientaril

Die Legende der Mindove gehört zu einer der beliebten Geschichten in ganz Caelis, insbesondere jedoch um das Gebirge Tavellis. Wenn auch die Erzählung wie viele Mythen um die Yenda weit älter als der Glaube ist, so ist Mindove doch als Yenda im Levientaril verankert und weithin akzeptiert.

Doch alleine, fern des Lebens, füllte sich ihr Selbst mit all dem Bedauern, das sie anderen ersparte. So weinte und weinte Mindove und aus ihrem Leid wuchsen Adern von Salz in die Erde. Und Mindove betrachtete die Salzristalle und freute sich an deren Pracht. Erfüllt von Freude über deren Struktur zog sie durch die Tiefen der Erde, wo sie allein wandelte, und sang von dieser, ihrer eigenen Schönheit. Auf ihren Pfaden entstanden die Erze und Edelsteine der Welt.

— Überlieferung des Levientaril

Alte Schreine, die Mindove ehren, finden sich bei Bergen, wo Menschen reiche Funde an Erz oder Salz fanden. Bergleute schreiben kleine Sprüche oder Geschichten an die Wände frisch gegrabener Tunnel und Stollen, oder lassen Geschenke wie Federn, Holzschnitzereien oder Beeren in tiefe Löcher fallen, um Mindoves Segen und Schutz für den Abbau zu gewinnen.

Im Wandel der Zeit entdeckten Menschen die Schätze Mindoves, begannen sie zu nutzen und zu schätzen. Ein Schmiedemeister fragte Siove woher der Reichtum der Erde stammte, und Siove erzählte die Geschichte der Eremitin in den steinigen Tiefen. Und der Schmied ersann einen Plan die Schöpferin der Metalle zu ehren: Er entwarf eine Maske aus edelstem Gold und Silber, mit Zierrat aus Bronze, die Mindoves Gesicht verbergen und ihr ermöglichen sollte zu betrachten ohne zu zerstören.
Doch der Schmiedemeister verstarb, bevor sein Werk Vollendung fand, wie Siove es ihm geweissagt hatte, und sein Schüler setzte es fort, in späten Jahren dessen Meisterschaft, und ebenso dessen Schüler, der die Maske letztlich in die Tiefen eines Stollens brachte.

— Überlieferung des Levientaril

Neben den Bergleuten, die Mindove als ihre Schutzherrin preisen, bringen viele Schmiede der Herrin der Metalle besondere Verehrung entgegen. Auch außerhalb des Levientaril sagen Schmiede in Caelis 'Mindove schweigt', wenn das Geschäft schlecht läuft.

Bald erschien Mindove, voller Neugier über den Besuch. Doch als sie die Maske aufgesetzt hatte, und dem Schmiedemeister danken wollte, erstarrte auch er zu Stein, Salz und Sand. Und Mindove war voller Kummer, sodass Berge sich erhoben, bebten und sanken, und Schluchten aufrissen und Mensch und Tier verschluckten. Da kam Lysea zu ihr und um sie zu besänftigen schenkte sie Mindove einen Umhang, gewoben aus Fäden von grauem Marmor und vergessenen Träumen. Und mit Umhang und Maske gewandt wandelte Mindove frei über die Erde, denn so tat ihr Fluch niemandem mehr Gram.

— Überlieferung des Levientaril