Traschen

"Los gehts!", flüsterte der großgewachsene Junge neben Aaren und gab ihm einen leichten Schupps. Der Junge schaukelte kurz, blieb dann jedoch auf seinen zittrigen Beinen stehen, ohne sich vorwärts zu bewegen. Sein Blick war auf das älterliche Pärchen gerichtet, welches in einiger Entfernung die schmalen Gänge entlang schlenderte, welche die Kanäle von Varaamtor flankierten. Obwohl sie ihm mit jedem Schritt näher kamen, konnten sie ihn scheinbar nicht in der Dunkelheit erkennen, in welcher er sich mit seinen Freunden verbarg. Seinen Freunden.

Dieselben Freunde, die ihm geholfen hatten den Ärger mit diesen Zwergen Jagulen los zu werden, die es auf ihn abgesehen hatten. Das Zwergenpaar kam langsam näher. Dieselben Freunde, die ihn aus seinem Zuhause geholt hatten und seinen Vater mit den gleichen blutigen Wunden zurückgelassen hatten, welche Aaren sonst trug. Das Paar trat auf die Brücke, welche über den Kanal führte. Dieselben Freunde, die seit einer Weile davon sprachen, wie ungerecht diese Stadt in den letzten Jahren geworden war.

Noch zehn Meter trennten Aaren von den beiden Personen. Er konnte ein kurzes Kichern von der Zwergin hören als sie sich sanft an die Schulter des Zwergenmannes lehnte. Sie waren etwa so groß wie Kleinkinder. Zwar robuster und breiter in ihrer Gestalt, aber dennoch ein ganzes Stück kleiner als der halbstarke Junge. Erneut hörte er das zustimmende Flüstern seiner Freunde hinter sich. Zwei mutmachende Klopfer auf seine Schultern. Ein fester Griff, der seine Hand öffnete und ein schweres Stück Holz dagegen drückte.

Als das Traschen wird in der Jugendsprache von Varaamtor der Angriff auf Mitglieder eines anderen Volks bezeichnet. Es wird primär von kleinkriminellen Banden praktiziert und gilt als Initiationsritus.

Traschen

Beim Traschen greift ein einzelnes Mitglied einer kriminellen Bande, zumeist Jugendliche, einen oder mehrere Vertreter eines anderen Volkes an. Die Angriffe geschiehen primär im Schutz der Nacht und obwohl sie eher als Mutprobe und Einschüchterung dienen, haben sie in den letzten drei Jahren in Varaamtor mehr als zwei Dutzend Tote gefordert. Die Angriffe werden nahezu ausnahmslos mit Waffen durchgeführt, ohne die Nutzung übernatürlicher Befähigungen.

Viele der kriminellen Banden von Jugendlichen in Varaamtor und den umliegenden Regionen, machen die übrigen Völker, insbesondere die Zwergen, für ihre sozialen Benachteiligungen verantwortlich. Aus diesem fehlgerichteten Zorn heraus, hat sich in ihren Reihen eine Kultur der eigenen Überlegenheit entwickelt. Sie verehren die Menschen als ein besseres Volk, wie es auch während den jungen Jahren des fünften Zeitalters üblich war.

Als solches versuchen sie die anderen Völker zu unterdrücken und zumindest in ihren sozialen Kreisen eine Struktur zu etablieren, in welcher die Menschen gefürchtet werden. Das Traschen wird hierbei allerdings nur als Initiationsritus genutzt. Abseits dieses Ritus verstehen sich die kriminellen Gruppen eher darauf andere Kulturen zu bestehlen und auszubeuten, insbesondere durch die Erpressung von Schutzgeld.

Kommentare

Please Login in order to comment!