Mon 3rd Jun 2024 08:36

Salaînes Gedanken, erster Akt II

by Salaîne von der Schwesternschaft des Abnehmenden Mondes

Wir setzen unsere Reise gen Osten fort und ich kann unsere Reisegemeinschaft näher kennenlernen. Ich habe Segu etwas unterschätzt. Seine Dienstbeflissenheit hat in den ersten Momenten seine Wissbegierde überschattet, aber er frug mich einige Fragen darüber, wie es in unserer Schwesternschaft zugeht. Ich habe ihm nach bestem Wissen und Gewissen geantwortet, auch wenn wir natürlich angehalten sind, möglichst vage und mysteriös zu bleiben. Ich denke, ich hätte ihm damit vor den Kopf gestoßen und dies schien mir in diesem Moment unangebracht. Retrospektiv hätte ich vager bleiben können, er scheint dem Gedanken nicht empfänglich zu sein, dass eine Gruppe ohne Hierarchie von Blutes wegen stabil funktionieren kann. Dabei vergisst er nur zu leicht, in welcher - gemessen an den meisten seiner Artgenossen - priviligierten Situation er sich befindet. Er hat seine Stellung nicht durch sein "Blut" erhalten, sondern indem er besser oder zumindest geeigneter als Andere ist. Solang er das nicht erkennt, wird er ein Spielball derer sein, die durch ihr Blut befehlen. Mir soll es recht sein, ich kann daher beim Blumenpflücken auf ihn zählen.
 
Wiatt ist so neurotisch wie immer. Heute dachte ich, dass er mich schlägt. Ich habe fast darauf gehofft... hätte ich ihm Dreifach Thorn oder Leibes Leid geritzt?! Alles wegen etwas Blut. Warum diese Blutjäger einen so seltsamen Fetischismus darüber betreiben müssen, überschreitet mein Fassungsvermögen. Sie haben erkannt, dass Blut mächtige Magie ermöglicht, aber ihr Denkvermögen und Verständnis scheinen an dem Punkt aufzuhören. Er hat nicht mal erkannt, dass ich unsere Gegner mit diesem Blut verflucht habe. Ach ja, ich vergaß. Da wir uns Skander nähern und Zivilisation hier nicht groß geschrieben wird, wurden wir von erweckten Bäumen angegriffen, die Segu und Tizani mehrfach in Verdauungssäcke (?!) stülpten ... unter anderen Voraussetzungen ein interessantes Untersuchungsprojekt. Was ich nicht vergessen kann, ist dieser seltsame Schein in Wiatts Augen, als er mich zur Rede stellte... Ich habe versprochen, keine Magie mehr auf ihn zu wirken. Ob ihm das zum Vorteil gereicht, bleibt zu bezweifeln. Wenn die Zeit gekommen ist, wird er nach meiner Magie betteln.
 
Generälin Jamin hat mir sehr unmissverständlich klar gemacht, dass sie keinen Zwist in unserer Blumenpflückrunde duldet. Sie mag vielleicht ihre Soldaten - die große Stücke auf sie halten - hinter sich haben, doch in dieser Angelegenheit hat sie keinerlei Macht. Sie ist sich sicher, dass ihre Schwester sich was bei der Gruppenkonstellation gedacht hat. Ich habe meine Zweifel, wennauch Wiatt - neben mir natürlich - kein einziges Mal von den Baumkreaturen verschlungen wurde. Alles in allem kam es mir am geschicktesten vor, Jamin rückzuversichern, dass ich alles dafür tun werde, dass der Auftrag Madalainas erfüllt wird (wozu auch immer sie so starker Weisssagungsmagie bedarf).
 
Unsere Reise nahm vor einem umgestürzten Baum ein jähes Ende. Die Soldaten werden brauchen, bis sie dieses Hindernis von der Straße geräumt haben. Segus Kumpan Grauer hat dieses und ein weiteres Hindernis auf unserem Weg frühzeitig entdeckt. Auf jeden Fall sehr verdächtig. Dies bestätigte sich, als ich in Form einer Nebelwolke das Gebiet auskundschaftete. Eine gute Situation um zu beweisen, wie nützlich meine Fähigkeiten in allen Lebenslagen sein können. Ich habe einige skanderische Wegelagerer entdecken können. Wir sollten keine Probleme dabei haben, sie in die Flucht zu schlagen. Jedenfalls wenn die "Strategen" unserer Reisegesellschaft sich auf eine Taktik einigen können.