26.Calistril 4710
Die Stolen Lands begrüßen mich, so wie ich sie vor vielen Jahren verlassen habe: verregnet und kalt. Und dennoch, als ich in weiter Entfernung den Außenposten erkenne, beschleunigen sich meine Schritte. Ich habe auch das Gefühl, dass die Luft mit jedem Schritt klarer wird, je weiter ich mich von Restov entferne und je näher ich den Stolen Lands komme. Restov. Eine stinkende Brutstätte der sogenannten Zivilisation. Hektisch. Laut. Unnatürlich. Ein frösteln durchzieht meinen Körper, aber nicht wegen der Kälte. Ich werde mich nie an große Städte gewöhnen. Kimba spürt meine Stimmung und springt aus einem Gebüsch, in dem sie wohl etwas gewittert hat, zurück an meine Seite. Mit einem Brummen fordert sie mich auf, nicht solch dunklen Gedanken nachzuhängen und knufft mich ans Bein. "Braves Mädchen" sage ich Gedankenverloren und tätschle ihr den Kopf, was sie mit einem Schnurren quittiert.
Der Weg von Restov zu dem Außenposten - Oleg´s Handelsposten, so sagte man mir - ist zu dieser Jahreszeit nicht besonders viel bereist. Am Anfang traf ich noch Händler und Bauern, die sich in Richtung Restov begaben, mittlerweile treffe ich, wenn überhaupt, nur noch vereinzelte Reisende, meist Jäger. Die Grüße sind kurz, die Blicke forschend. Aber das war hier schon immer so. Fremden begegnet man mit Misstrauen, bis sie sich als friedlich erwiesen haben. Friedlich, nicht harmlos. Niemand in den Stolen Lands ist harmlos. Harmlos zu sein, bedeutet schnell zu sterben. Das Leben ist hier einfach und hart. Nichts für verweichlichte Städter. Aber genau das ist es, was ich suche. Ein einfaches, Erastil-gefälliges Leben.
Diesen Außenposten, zu dem ich unterwegs bin, gab es in meiner Kindheit noch nicht. Als wir die Stolen Lands verließen, gab es nicht mal die Straße nach Restov. Es hat sich einiges verändert hier, ob zum Guten oder Schlechten werde ich noch herausfinden. Ich versuche mich zu erinnern, wie ich von der Stelle, an dem sich der Außenposten befindet, zum Eichenhain gelange. Wahrscheinlich werde ich etwas danach suchen müssen. Auch die Natur hat sich verändert. Interessanterweise beruhigt mich dieser Gedanke.
Kurz darauf komme ich beim Außenposten an. Der Regen hat etwas nachgelassen, dennoch bin ich froh nach stundenlangem Wandern vielleicht ein wärmendes Feuer für meine durchgefrorenen Knochen und einen Eintopf für meinen leeren Magen zu bekommen. Von außen betrachtet macht der Außenposten nicht viel her. Die Holzpalisade, die den Außenposten umgibt scheint stabil zu sein, hat aber schon bessere Tage gesehen. Am Tor des Außenpostens verharrt Kimba. Sie spitzt die Ohren und rümpft die Nase, kurz darauf höre und vor allem rieche ich es auch. Stimmen hinter dem Tor, laute Geräusche, der Geruch nach Teer...kurz verharren Kimba und ich. Ein Kampf? Nein, das ist es nicht. Neugierig, aber vorsichtig treten wir durch das Tor. Der Anblick der sich uns bietet ist...bizarr.
Mehrere Personen, darunter eine Halbork-Frau, mühen sich damit ab, den Boden an einer Stelle des Hofs zu lockern. Die Halborkin setzt dabei mit Begeisterung ihre Hände ein, während sich die anderen mit Werkzeugen abmühen. In einiger Entfernung zu der Grube die sie ausheben, stehen mehrere Fässer, deren penetranter Teergeruch schon vor dem Tor zu riechen war.
Als ich das Tor passiere, halten sie inne und starren mich an. „Wer bist du“ fragt einer von ihnen. „Ein Wanderer auf der Suche nach einer Unterkunft“ entgegne ich. „Ist einer von euch Oleg?“ frage ich, alle schütteln den Kopf. Alle sind schlammbeschmutzt und durchnässt, sie arbeiten wohl schon länger an der Grube. Ihrem Aussehen nach sind es Abenteurer. Glücksritter, auf der Suche nach…was? Reichtum? Ruhm? Ich beschließe, dass es nicht mein Problem ist. Die Stolen Lands halten einiges bereit für den Mutigen. Die wenigsten sind glücklich mit dem, was sie finden.
Einer der Abenteurer eilt davon und kehrt mit einem Mann zurück. Dieser stellt sich als Oleg vor. Er sieht schon eher wie ein Bewohner der Stolen Lands aus. Er trägt einfache Kleidung, besitzt eine von körperlicher Arbeit geprägte Statur hat eine ruppige, aber nicht unfreundliche Art an sich. Auf meine Frage, ob ich hier übernachten kann, nickt er und verweist mich an seine Frau Svetlana, die im Haus ist. Ich bedanke mich bei ihm und mache mich auf in Richtung Haustür. Auf dem Weg dorthin spüre ich die Blicke der Abenteurer auf meinem Rücken.
Als ich das Haus betrete, werde ich freundlich von Olegs Frau Svetlana begrüßt. Während ich mich mit einem kleineren Zaubertrick trockne und säubere, reicht sie mir ein Ale, das ich dankend annehme. Wo ich gerade dabei bin, erwärme ich das Ale auch gleich noch mit dem Zaubertrick. Als ich mich nach Kimba umsehe, sehe ich, dass sie sich bereits am Kamin zusammengrollt hat und schläft.
Kurz darauf betritt einer der Abenteurer das Haus und setzt sich zu mir. Offensichtlich möchte er mit mir sprechen. Da ich nicht unfreundlich sein möchte und der Zauber eh noch eine Zeitlang wirkt, biete ich ihm an, ihn zu trocknen und zu säubern. Er nimmt das Angebot an, scheint aber sichtlich von dieser kleinen magischen Spielerei überrascht zu sein. Was wiederum mich überrascht. Gibt es dort, wo diese Abenteurer herkommen keine Magie?
Der Abenteurer stellt sich als Nile Yla vor und entschuldigt sich für den misstrauischen Empfang, den mir die Gruppe hat zuteil werden lassen. Ich zucke innerlich mit den Achseln, warum die Entschuldigung? Misstrauen ist in den Stolen Lands durchaus angebracht. Aber ich lächle und nicke. Er erklärt mir, dass sie nicht wussten, ob ich vielleicht zu den Banditen gehöre, die diesen Außenposten plagen. Meine Miene wird ernst. Banditen? Noch bevor er mich fragen kann, ob ich vielleicht helfen möchte, die Banditen zu bekämpfen, habe ich mich innerlich schon dazu entschlossen. Hart arbeitende Menschen um das zu bringen, was sie dem Land mühevoll abringen, ist das Allerletzte. Sichtlich zufrieden mit meiner Antwort erzählt er mir noch, dass sie eine Abenteurergruppe sind (wer hätte es gedacht), die ausgesandt wurden nicht nur die Banditenplage in den Stolen Lands zu bekämpfen, sondern auch das Gebiet um den Greenbelt zu erkunden. Hier horche ich auf. Ich möchte den Eichenhain finden und wenn diese Abenteurer hier herumreisen, werden sie wahrscheinlich irgendwann dort vorbeikommen. Und mit Gesellschaft reisen ist wesentlich sicherer. Außerdem machen sie mir ein wenig den Eindruck, als könnten sie noch etwas Verstärkung gebrauchen.
Nach und nach versammeln sich immer mehr Mitglieder der Abenteurergruppe in der warmen Stube. Ich säubere und trockne sie alle, wofür ich wieder erstaunte Blicke ernte. Einige sehen wie Zauberwirker aus. Vielleicht kommen sie aber aus so verkopften Schulen, dass sie eine praktische Anwendung des Zaubertricks nie gelernt haben? Das wird es sein. Vor allem die Halborkin genießt geräuschvoll ihr Ale und ihren Eintopf, während wir uns noch etwas darüber unterhalten, wie sie die Banditen, die morgen früh erwartet werden, aufhalten möchten. Ich habe es mir schon gedacht, aber die Teerfalle spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie soll in Brand gesetzt werden, wenn möglichst viele Banditen darauf stehen. Ein grausamer Tod, aber mein Mitleid hält sich in Grenzen. Ich erkläre mich bereit in der Nähe des Tors in Stellung zu gehen und mit Kimba den Banditen den Fluchtweg abzuschneiden. Einer der Abenteurer, der sich als Monachus vorstellt, fragt ob Kimba und ich es schaffen, alle fliehenden Banditen aufzuhalten. Ich nicke nur. Er hat noch nicht gesehen, wie schnell Kimba ist, von daher verstehe ich seine Skepsis.
Als es Nacht wird, überlegen sie, Wachen einzuteilen. Ich biete an, alle Wachen zu übernehmen. Alle schauen sich verdutzt an, stimmen dann nach kurzem zögern aber zu. Ich bewahre ein neutrales Gesicht, auch wenn ich innerlich lachen und weinen will. Obwohl ich anscheinend auf ihrer Seite bin und gesagt habe, dass ich ihnen gegen die Banditen helfe, ich könnte auch ein Spion sein. Die Vertrauensseligkeit ist beinahe schmerzhaft. Ja, sie werden mich in den Stolen Lands definitiv brauchen. Als alle schlafen gehen, wirke ich den Zauber, der mich wach halten wird, und setze mich in einen bequemen Stuhl neben dem Kamin. Ich lausche dem Regen, dem knisternden Feuer und der Stille, die sich im Haus ausbreitet. Wie immer wenn ich diesen Zauber wirke, warte ich auf die Müdigkeit, die nicht kommt.
27.Calistril 4710
Am nächsten Morgen fühle ich mich so frisch, als hätte ich die ganze Nacht geschlafen. Auch meinen neuen Mitstreitern hat der Schlaf anscheinend gutgetan. Wir sprechen uns kurz noch einmal ab, bevor wir auf unsere Positionen gehen. Wir haben geplant, dass Monachus die Teerfalle mit einem brennenden Pfeil entzündet und wir versuchen werden, den Anführer der Banditen festzunehmen, ohne ihn zu töten, damit wir ihn verhören können.
Kurz darauf höre ich hinter der Palisade das Geräusch von Pferden, die einen Wagen ziehen und von Menschen, die sich grölend unterhalten. Das müssen die Banditen sein. Tatsächlich betritt eine Gruppe von fünf verlotterten Gestalten kurz darauf den Hof. Mein Schwert habe ich in der einen Hand und die andere Hand liegt auf Kimbas Kopf, deren Nackenfell sich bereits gesträubt hat. Sie weiß, was kommt. Gebückt warten wir neben dem Tor hinter einem Heuhaufen getarnt auf den Beginn des Kampfes.
Es dauert nicht lange und die Falle brennt lichterloh. Entsetzenschreie hallen durch den Hof, scheinbar wurden die Banditen vollkommen überrascht. Kimba und ich stürzen uns auf die Banditen, die uns am nächsten stehen. Im Chaos des Kampfes bekomme ich von den anderen nicht besonders viel mit, es fallen erst einer, dann zwei, dann drei Banditen Kimbas Klauen und meinem Schwert zum Opfer. Ein letzter Bandit flüchtet, ich schicke Kimba hinter ihm hinterher, die ihn kurz darauf zu Fall bringt und tötet. Schwer atmend schaue ich mich um. Der Hof gleicht einem Schlachtfeld. Vier Banditen sind tot, den Anführer hat die Halborkin bewusstlos geprügelt.
Nachdem wir die Toten und den bewusstlosen Anführer durchsucht und Ihre Waffen und Rüstungen gesichert haben, überlegen wir uns, wie wir weiter vorgehen. Der Anführer der Banditen soll verhört werden. Ich biete an, dies zu übernehmen, was mit Zustimmung quittiert wird. Der Anführer der Banditen ist erst sehr wortkarg, aber nachdem ich ihm die Ausweglosigkeit seiner Situation deutlich gemacht habe und ihm verspreche, dass wir ihn leben lassen, wenn er uns nützliche Informationen gibt, wird er gesprächig. Er nennt sich selbst Happs Bydon und nennt uns den Ort, wo er und die Banditen ihr Lager aufgeschlagen haben. Er erzählt uns, dass er zu einer Gruppe gehört, deren Anführer sich „Hirschkönig“ nennt. Ich muss mich wegen dieser Erastil-lästerlichen Titulierung zurückhalten, damit ich nicht ausfällig werde. Eins ist klar, diesen Heretiker werde ich nicht ungeschoren davonkommen lassen. Happs Bydon bemerkt davon nichts. Er erzählt weiter, dass das Lager aus dem er kommt, nur ein kleineres Lager ist, das von einer ziemlich gemeinen Frau namens Gressel angeführt wird. Er verrät uns, dass dort ungefähr ein Dutzend Banditen lagern, aber meistens nicht alle dort sind. Er erzählt uns auch von einem Einsiedler namens Bokken, den er und sein Trupp heute auch noch aufsuchen wollten. Den Weg zu Bokken beschreibt er uns auch.
Da wir von Happs Bydon viel erfahren haben und ich nicht das Gefühl hatte, das er lügt, lassen wir ihn ziehen. Wir drohen ihm aber die Todesstrafe an, sollten wir ihn in den Stolen Lands nochmals antreffen. Er nickt schweigend. Monachus gibt Happs Bydon noch einen Dolch, damit er sich in der Not verteidigen kann. Ich begrüße das. Die Stolen Lands sind gefährlich und wenn wir ihn wehrlos ziehen zu lassen, hätten wir ihn auch gleich töten können. Monachus redet abseits noch einige Minuten unter vier Augen eindringlich auf Happs Baydon ein. Dieser nickt immer wieder zögerlich, dann gibt ihm Monachus einen kleinen Gegenstand, ich kann jedoch nicht erkennen, was es ist. Dann dreht sich Happs Bydon um und verlässt den Außenposten ohne sich nochmal umzusehen.
Die anderen Banditen sollen begraben werden. Sie mögen zwar Halunken, Diebe und Mörder gewesen sein, aber dennoch sollen sie ein anständiges Begräbnis bekommen. Oleg ist wegen unserem Sieg ganz aus dem Häuschen. Er will die Köpfe der Banditen auf Spießen vor dem Tor des Außenpostens ausstellen, um andere Banditen abzuschrecken. Ich halte nichts davon, sage aber nichts. Es ist sein Außenposten, er macht hier die Regeln.
Auch seine Frau Svetlana ist uns sehr dankbar und strahlt über das ganze Gesicht. Beide schenken uns noch ein paar Heiltränke und etwas Gold. Nicht dass ich eine Belohnung erwartet hätte, aber einen Heiltrank nehme ich gerne. Oleg bietet uns auch an, als Zwischenhändler zu fungieren und uns maximal günstige Preise zu machen. Er wird uns auch Beutegut zum vollen Preis abkaufen. Ein sehr großzügiges Angebot. Offensichtlich haben wir uns hier schon Freunde gemacht. Freunde in den Stolen Lands zu haben ist unbezahlbar.
Da der Tag noch jung ist, beschließt die Gruppe aufzubrechen um die Stolen Lands zu erkundigen, so wie es ihr Auftrag ist. Kimba und ich schließen uns an.
Unser erster Weg führt uns zu der Hütte des Einsiedlers Bokken. Die Wegbeschreibung von Happs Bydon ist ziemlich gut, so dass wir schon bald bei der windschiefen Hütte ankommen. Bokken selbst gibt sich erst nach mehrmaligen Rufen und dem Hinweis, dass wir keine Banditen sind, zu erkennen. Er ist ein alter, griesgrämiger Mann, der eigentlich keine Lust hat, mit uns zu reden. Als er aber hört, dass wir den Greenbelt erkundigen wollen, fragt er sehr schroff, ob wir ihm Fangberries besorgen können und beschreibt uns den Weg zu dem Ort, an dem sie wachsen. Er ist wohl Tränkebrauer und bietet uns „bessere Preise“ an für einen kurzen Zeitraum, wenn wir ihm die Fangberries bringen. Das Angebot das er uns macht, ist aber ziemlich lächerlich. Falls wir die Fangberries finden, werden wir sie mitnehmen und dann wohl nochmal mit ihm verhandeln. Wir verlassen Bokken, und ziehen weiter nach Südwesten. Wir erkunden und kartographieren die Gegend, bis es Zeit wird, ein Nachtlager aufzuschlagen. Wieder biete ich an, die Nachtwache komplett zu übernehmen, was meine Mitstreiter annehmen.
Jetzt, in der Wildnis der Stolen Lands ist Privatsphäre ein Luxus, dessen fehlen mir die Gelegenheit gibt, meine Mitstreiter genauer zu studieren und mir zu den Einzelnen gedankliche Notizen zu machen.
Ashoura ist die Halbork-Frau. Von allen nur Ash genannt ist sie eindeutig eine Kämpferin. Wie ich trägt sie ein Falchion, das sie mit großer Kraft schwingt. Sie scheint eine einfache Natur zu sein, und ist eigentlich immer gut gelaunt.
Cikel ist ein schweigsamer Mensch, der mit priesterlichem Gewand unterwegs ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Klerikern hat er keine Rüstung an und keine schweren Waffen dabei, nur einen Kampfstab. Er scheint wohl eher eine Art gelehrter Priester zu sein.
Nile scheint ein menschlicher arkaner Zauberwirker zu sein. Morgens sitzt er oft abseits und hält eine Art Skorpion in der Hand und scheint sich mit ihm zu unterhalten. Ich habe schon oft gehört, dass Magier tierische Vertraute haben, so wie ich Kimba habe. Er ist sehr umgänglich und freundlich.
Monachus ist auch ein Mensch, er gehört wohl aber zur etwas misstrauischen Art. Insbesondere mich beobachtet er von Anfang an. Gut so! Er benutzt im Kampf eine ungewöhnliche Waffe, die ich zuvor noch nie gesehen habe.
Das sind bisher nur sehr oberflächliche Beobachtungen. Ich seufze innerlich und bete zu Erastil, dass er mir bald die Fähigkeit verleiht, tief in die Herzen anderer zu sehen und ihre Gesinnung zu enthüllen. Wie die letzten Nächte bleibe ich wach, eingehüllt in den Zauber, der die Müdigkeit fernhält und meinen Geist erfrischt. Ich wickle meinen Umhang um mich und beobachte die Sterne, atme die eiskalte, aber saubere Luft ein und beobachte wie meine Mitstreiter ruhig schlafen. Auch Kimba schläft, zusammengerollt zu meinen Füßen. Ich lausche auf Tiere und andere, vielleicht gefährliche Kreaturen, aber es bleibt alles ruhig. Und so vergeht meine zweite Nacht in den Stolen Lands seit meiner Rückkehr.
28.Caristil 4710
Am nächsten Morgen brechen wir das Lager ab und alle gehen ihren morgendlichen Routinen nach. Als alle bereit sind, brechen wir auf. Wir bleiben der gestrigen Richtung treu und reisen nach Südwesten. Die Stolen Lands liegen verregnet vor uns und wir kartographieren schweigend, nur das notwendigste wird gesprochen. Nach ein paar Stunden stoßen wir auf einige Tierkadaver, die zum größten Teil bereits skelettiert sind. Die Kadaver weisen Bisspuren auf und Anzeichen von Hieben, die Kerben in den Knochen hinterlassen haben. Kurz darauf fällt uns in der Nähe eines kleinen Wäldchens eine Unebenheit auf dem Boden auf. Als wir näherkommen um uns die Sache anzusehen, öffnet sich die Klappe ruckartig und eine riesige Spinne springt daraus hervor um uns anzugreifen!
Der folgende Kampf ist kurz, aber brutal. Vor allem Ash drischt wie von Sinnen auf die Spinne ein, bis sie sich nicht mehr rührt und auch danach kann sie sich kaum beruhigen. Sie hat einen irren Blick und etwas Schaum vor dem Mund. Ich realisiere, dass sie nicht nur eine Kriegerin, sondern eine wutberauschte Barbarin ist. Ich habe so etwas schon einmal bei den Shoanti in den Cinderlands gesehen, die sich ähnlich in Rage bringen und ihre Feinde niedermähen. Ich bin überrascht, dass Ash bei unserem Kampf mit den Banditen nicht in diesen Rausch verfallen ist, aber erinnere mich dann daran, dass wir dann Happs Bydon niemals hätten vernehmen können. Ash scheint das also steuern zu können. Interessant!
Nachdem wir uns vom Kampf erholt haben, schauen wir uns das Lager der Spinne an. Dazu müssen wir in einen Schacht steigen, der sich unter der Klappe befindet. Am Ende des Schachts angekommen, finden wir die traurigen Überreste der bisherigen Opfer der Spinne, darunter auch humanoide Knochen und Ausrüstung. Auch eine Karte finde ich unter einem Haufen Schutt, nachdem ich nochmal alle genau durchsuche. Auf der Karte ist eine Art Baum zu sehen, der aussieht wie eine Klauenhand, darunter in „X“. Es sieht genau so aus, wie man sich eine Schatzkarte in den Geschichten immer beschreibt, es ist schon fast komisch, so etwas in Echt zu finden. Nachdem wir alles durchsucht haben, klettern wir wieder hinauf und verschließen die Klappe wieder, markieren den Ort auf unserer Karte und ziehen weiter.
Nach einem kurzen Schwenk nach Süden reisen wir weiter Richtung Südwesten. Der Tag vergeht ereignislos, bis wir gegen späten Nachmittag auf ein Rettichfeld stoßen, in dem es sich einige Kobolde gemütlich gemacht haben. Offensichtlich haben die Kobolde einen großen Teil des Rettichs aufgefressen. Als wir uns nähern, springen sie auf und zischen uns auf Drakonisch an, dass wir verschwinden sollen und ihren Rettich in Ruhe lassen sollen. Wir versuchen mit Ihnen zu verhandeln, weil wir uns die Gegend näher anschauen wollen, aber es ist zwecklos. Mit großem Geschrei greifen uns die Kobolde an. Der folgende Kampf ist ziemlich zäh und blutig, auch wir tragen einige Blessuren davon, weil einer der Kobolde mit explodierenden Bomben um sich wirft! Letztendlich sind wir aber siegreich und die Kobolde liegen tot zu unseren Füßen. Schade, so hätte es nicht enden müssen.
Da wir schon am Ende des Tages angekommen sind und einige Verletzungen davongetragen haben, beschließen wir wieder zu rasten…