Παλινδρόμηση Palindromese

Eine fürchterliche genetische Degenerationserkrankung, bei der Menschen hintereinander zu Vögeln, Reptilien, Amphibien und zuletzt Fischen werden.
Neben dem persönlichen Schmerz, der durch den retardierenden Verlust der Sprech- und Schreibfähigkeit ausgelöst wird bei gleichbleibender Verstandeskraft, ist es für die trauerenden Angehörigen eine unendliche Herausforderung, was mit den Fischformen ihrer Verwandten geschieht: Lässt man sie frei, werden sie andere Menschen infizieren, tötet man sie, steht man als Vater- oder Muttermörder unter dem Fluch des Gewissens. So degeneriert diese Krankheit nicht nur einen Menschen, sondern eine ganze Familie, die Ärztinnen- und Pflegerschaft und ganze Staaten und ihre Sterbe- und Erbgesetze.
Die viral übertragene Krankheit hat daher nicht nur physiologisch-individuelle, sondern auch soziopsychologische Degenerationswirkung.

Symptome

Die Palindromese, die nur Menschen schädigt, ist eine nicht-reversible genetische Erkrankeng, die in fest aufeinander folgenden Schritten abläuft:
  1. Vogelphase
  2. In dieser Phase beginnen über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen massive Änderungen von Körperbau und Physiologie der befallenen Menschen, die dadurch zu Menschenvögeln werden: Die Körperbehaarung zerfällt und wird durch das Ausbilden von Federn ersetzt. Das dafür nötige Kalzium wird direkt den Knochen entnommen, deren Dichte sich dadurch massiv reduziert. Die menschlichen Lungen verwandeln sich in das vogeltypische Atmungssystem mit Luftsäcken, das einen kontinuierlichen Luftstrom durch die Lungen ermöglicht. Da auch das Zahnkalzium entzogen wird, werden die Zähne quasi körperintern verdaut und die nun leichteren Kiefer zu einem schnabelartigen Fortsatz verformt. Es stellt sich paradoxerweise hervorragendes Sehvermögen ein und die Fähigkeit deutlich mehr Farben und UV-Licht zu sehen.
  3. Reptilienphase
  4. In der nächsten Phase, die zwischen drei und vier Monaten dauert, mutierten die Menschenvögel zu Vögelreptilien. Die Federn fallen aus und werden durch schuppige Haut ersetzt, die sie vor Austrocknung und Verletzungen schützt. Das Körpersystem stellt schrittweise von endotherm zu ektotherm (wechselwarm) um und ist auf externe Wärmequellen angewiesen, um die Körpertemperatur zu regulieren. Das Atmungssystem mit Luftsäcken wird auf ausschließlich durch Lungen gefilterte Atmung umgestellt. Eine Herzkammer bildet sich zurück, sodass ein dreikammeriges Herz entsteht, das eine teilweise Trennung von sauerstoffreichem und sauerstoffarmem Blut ermöglicht.
    Die leichten, hohlen Knochen der Vögelstruktur werden verdichtet und - mangels ausreichender Kalziumreserven - geschrumpft zu dichten, festen Knochen.
  5. Amphibienphase
  6. In der nächsten Phase werden aus den Vögelreptilien Reptilienamphibien. Die trockene, schuppige Haut, die sie vor Austrocknung schützt und eine Barriere gegen Verletzungen bietet, zersetzt sich zu glatter, feuchter Haut, die oft Schleim absondert und eine wichtige Rolle beim Atmen und Wasseraufnahme spielt. Diese Amphibienhaut ist durchlässig für Gase und Wasser. Das Atmen geschieht nun durch eine Kombination aus Lungen, Haut und Kiemenansätze. Reptilienamphibien benötigen feuchte Umgebungen, um nicht auszutrocknen.
  7. Fischphase
  8. Die terminale letzte Phase ist die Umwandlung von Reptilienamphibien zu Amphibienfischen. Diese Phase dauert etwa sechs Monate und kann nur in geeigneten Aquabetten überlebt werden. Das Atmen durch Kiemen und durch Lungen und Haut wird nun zum ausschließlichen Atmen durch Kiemen, die Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen. Die glatte, feuchte Haut, die oft Schleim absondert und eine wichtige Rolle bei der Atmung und Wasseraufnahme spielt, mutiert zu Schuppen, die die Haut bedecken und schützen. Die Gliedmaßen, die sie sowohl an Land als auch im Wasser verwenden konnten, weichen Flossen, die speziell für das Schwimmen im Wasser entwickelt sind. Das Herz mit drei Kammern (zwei Vorhöfe und eine Kammer) transformiert sich ein letztes Mal zu einem Herz mit zwei Kammern (ein Vorhof und eine Kammer).
Das Furchtbare an der Palindromese ist allerdings, dass die Hirnfunktionen nicht schrumpfen, sodass die eigene Mutation quasi als Gefangener in einem sich verändernden Körper erlitten werden muss, wobei schon in der Vogelphase die Sprachfähigkeit verschwindet und spätestens ab der Fischphase auch Schreiben nicht mehr zur Kommunikation genützt werden kann.

Behandlung

Die einzig mögliche Behandlung ist die liebevolle Begleitung der Erkrankten durch die einzelnen Stadien und die Anpassung der Umweltbedingungen an das jeweilige Stadium (Licht, Wärm, Wasser).

Wirte & Überträger

Das Palindromese-Virus wird nur über Fische übertragen. Der Genuss ihres Fleisches oder das Einreiben mit Fischöl oder das Tragen von Fischschmuck können zur Infektion von Menschen führen. Grundsätzlich sind nur Knochenfische als Wirte des Virus bekannt.

Vorbeugung

Die einzig bekannte, wirksame Prophylaxe ist die Untersuchung der zu verzehrende Fische auf Viren. Das kann durch stichprobenartige Schnelltests gehen (wie in den großen Fischmärkten in Kobe oder Nagano), oder in sorgfältigen Einzeltests jedes einzelnen Fisches (wie in den kaiserlichen Küchen und auf den japanischen Kreuzfahrtschiffen).

Epidemiologie

Palindromese ist, wenn sie bei einem Menschen ausgebrochen ist, zwar unheilbar, allerdings nicht direkt von Mensch zu Mensch ansteckend. Allerdings, wenn die Menschenleichen in Flüsse, Seen und Teichen wasserbestattet werden, dann fressen Fische die Leichen und werden zu neuen Überträgern des Palindromese-Syndroms.

Geschichte

Manche Ökosophen sehen in der Palindromese ein Vorzeichen der unaufhaltsam näher rückenden Marillokalypse, andere halten sie für eine Folge der Überfischung und Hypertrophierung der Fischzuchtgewässer mit Tierleichen, vor allem aber der kannibalistischen Verfütterung von gemahlenen Fischgräten an die Zuchtfische.
Ein Politikjournalist aus New York hingegen hat eine ganz andere Erklärung für die Entstehung der Palindromese:
Ich habe persönlich im Auftrag des Präsidenten einen japanischen Kriegsgefangenen verhört und interviewt, der gestanden hat, dass Japans Militär in einem Biowaffenlabor die Palindromese entwickelt hat, um China zu unterwerfen, weil in China viele Leute Fische essen.

Kulturelle Wahrnehmung

Die grauenvolle Palindromese gilt im chinesisch-koreanisch-philippinischen Raum als schrecklichste Strafe der jeweiligen Götter und als japanisches Kriegsverbrechen.
In Japan gilt die Palindromese als gefährliche Krankheit, die nur durch verstärkte Hygiene und kluge Medikation verhindert werden kann. Zugleich wird die Furcht vor Palindromese geschickt eingesetzt, um ungeprüfte Fischimporte aus Ländern, die nicht zu 大東亜共栄圏 Großostasien gehören, zu verbieten oder den Verkauf dieser Produkte durch Imagekampagnen zu sabotieren.
Typ
Viral
Ursprung
Engineered
Seltenheit
Rare
Danke an die Inspiration durch TNG 'Genesis' und VOY 'Threshold'

Cover image: by Racussa mit DALLE

Kommentare

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Aug 24, 2024 22:26 by Secere Laetes

Wow. Dagegen ist meine Erdfäule doch sogar noch sehr gnädig... da zumindest nicht ansteckend. Wirklich eine sehr schöne und im wahrsten Sinne des Wortes die Evolution zurückverfolgende degenerative Krankheit. Und wieder ein sehr tiefer Blick ins Detail, sehr schön. Die Krankheit erwähne ich extra.

Aug 25, 2024 07:00 by Racussa

Ich fand Krankheit ja eher scheußlich, und da fiel mir die alte StarTrekNextGeneration-Folge ein... Und dann ging's an die Biologiesuche...

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