Die Heilige Lanze
Als Teil der Insignien des Römischen Reiches wird in der Wiener Schatzkammer die Heilige Lanze aufbewahrt. Obwohl archäologisch gesehen die Lanze eher auf das 8. als auf das erste Jahrhundert zurückgeführt werden kann, gilt das Objekt in vielerlei Hinsicht historisch, politisch und religiös als Reliquie.
Die kulturelle Bedeutung in ihrer gesamten Ambivalenz kommt an drei besonderen Anlässen zum Tragen, die die Bedeutung des Objekts für verschiedene Österreicher zum Ausdruck bringt:
Die kulturelle Bedeutung in ihrer gesamten Ambivalenz kommt an drei besonderen Anlässen zum Tragen, die die Bedeutung des Objekts für verschiedene Österreicher zum Ausdruck bringt:
- Der religiösen Dimension geschuldet ist die Ausstellung der Heiligen Lanze in der nahegelegenen Hofburgkapelle am Karfreitag. Traditionell kommen um 1300 Uhr der Erzbischof von Wien, der Bundespräsident und die Mitglieder der Länderkammer des Parlaments zur Feier der Vesper des Karfreitags zusammen. Im Anschluss segnet der Erzbischof mit der Lanze, danach gehen Bundespräsident und Ländervertreter in einen zweiwöchigen Osterurlaub.
- Der monarchistisch-legitimistischen Dimension entspricht es, dass zur Erinnerung an den Geburtstag des ersten Habsburgerkaisers (1. Mai 1218), jeden ersten Mai Scharen von Monarchisten auf dem Heldenplatz zusammenkommen, einen Feldgottesdienst vor dem Heldentor feiern und dann - unter Kauf einer Eintrittskarte - die Schatzkammer stürmen, um die Reichsinsignienvitrine zu berühren und ihren Treueschwur zu erneuern. Die Republik erlaubt dies augenzwinkernd, weil das der Tag mit den höchsten Einnahmen der Schatzkammer ist.
- Dem Selbstbewußtsein der jungen Republik Österreich ist es klug erschienen, bei der Angelobung des Bundespräsidenten im Festsaal der Hofburg neben der ersten Republikanischen Fahne von 1918 auch die Heilige Lanze und ein personalisiertes Stück Augartenporzellan aufzustellen, um die Historie und die Zukunft in der republikanischen Gegenwart zu verdeutlichen und die Legitimierung des Bundespräsidenten als Obersten Wächters der Republik, Verteidiger des Landes und Wirtschaftsherrn über die Staatsbetriebe zu symbolisieren. Böse Zungen lästern allerdings, das die Republik nur ein altes Stück Stoff sei, die Heilige Lanze den Bundespräsidenten zu einem römischen Söldner mache, der dann aus österreichischem Porzellan einen türkischen Kaffee tränke, um sich auf sein Mittagsschläfchen vorzubereiten.
Bedeutung
Die Heilige Lanze bezieht sich einerseits auf die religiöse Erzählung von der Durchbohrung der Seite Jesu Christi am Kreuz durch einen römische Soldaten.
Andererseits will die Überlieferung in ihr auch jenen Speer sehen, den der Patron des Reiches, der hl. Mauritius, im 4. Jh. geführt hat.
Ab dem 8. Jahrhundert vereinigen sich beide Traditionen und machen das Objekt zu einer Doppelreliquie, deren beide Dimensionen den Kaiser historio-theologisch legitimierten.
Andererseits will die Überlieferung in ihr auch jenen Speer sehen, den der Patron des Reiches, der hl. Mauritius, im 4. Jh. geführt hat.
Ab dem 8. Jahrhundert vereinigen sich beide Traditionen und machen das Objekt zu einer Doppelreliquie, deren beide Dimensionen den Kaiser historio-theologisch legitimierten.
Gegenstandsart
Religious / Ritualistic
Creation Date
~750 n.Chr.
Current Location
Besitzende Organisation
Seltenheit
Die heilige Lanze ist ein einzigartiges Stück.
Gewicht
1,5 kg
Maße
Speerspitze 20 cm, gesamte Speerlänge 2,15 m
Rohmaterialien & Komponenten
Die Heilige Lanze besteht aus einer Eisen-Blei-Bismutlegierung, was ihre schwache Autoluminieszenz erklärt, wenn sie über mehrere Tage in der prallen Sonne aufgeladen wurde.
Das Holz des Schaftes ist Birnenholz aus Oberösterreich, angeblich von einem Nachfolger jenes Birnbaums im Linzer Schloss, unter dem einst Kaiser Friedrich III. darüber geweint habe, dass seine Insignien im fernen Nürnberg verschlossen wären. Dieser Schaft wurde 1947 geschnitzt und mit Ritzungen von allen Mitgliedern der damaligen Österreichische Regionalverwaltung unter der Besatzungsherrschaft verziert.
Das Holz des Schaftes ist Birnenholz aus Oberösterreich, angeblich von einem Nachfolger jenes Birnbaums im Linzer Schloss, unter dem einst Kaiser Friedrich III. darüber geweint habe, dass seine Insignien im fernen Nürnberg verschlossen wären. Dieser Schaft wurde 1947 geschnitzt und mit Ritzungen von allen Mitgliedern der damaligen Österreichische Regionalverwaltung unter der Besatzungsherrschaft verziert.
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