Irispflanzen

Das Pflanzen von Iris japonica war ursprünglich eine Verlegenheitslösungen für feuchte und dunkle Ecken in schönen Ziergärten, weil diese Pflanzen genau unter diesen Bedingungen immer noch schöne Blüten und dichtes Grün ausbilden. Die Vermehrung über Rhizomteilungen ist auch für die Pflanzerinnen ein Vorteil: Einmal gearbeitet, hundertfach geteilt!

Religiöse Kultpflanze der Irisschwesternschaft

Im Kontext der Gründung der Irisschwesternschaft wurde dann das Pflanzen von Iris zu einem gewissen Erkennungszeichen: Mitglieder der Schwesternschaft pflanzten die Gewächse vor den Hauseingängen, Schülerinnen bei den Hinterausgängen. Bei Zusammenkünften der Schwesternschaft wird meist eine mit Iris gewürzte Bowle getrunken oder Iriszigarren geraucht, um höhere Meditationszustände zu erreichen. Die pflanzlichen Alkaloide sollen zur Aufklärung des Geistes und zur Zerstörung östlicher und westlicher Kolonialvorurteile dienen. Die Meditationspraxis hat oft das Zerpflücken einer Irisblüte als Zeichen der Vergänglichkeit zum Ritual, aber jedenfalls wird am Ende jeder Zusammenkunft eine Iris geteilt und in zwei neue Orte gepflanzt. Dieses Ritual soll Japans Aufstieg aus der Dunkelheit des Chaos und der Feuchte des Kolonialismus bzw. der Veröstlichung zur reinen und sich über die ganz Welt vermehrenden Blüte symbolisieren.

Siegespflanze Großostasiens

Nach dem japanischen Sieg im Pazifikkrieg wurde das Pflanzen zu einem säkularen Ritual zur Feier der japanischen Befreiung. In ganz 大東亜共栄圏 Großostasien wurden vor den ehemaligen europäischen oder nordamerikanischen Kolonialherrensitzen ganze bewässerte Beete voll Iris gepflanzt.

Euroafrikanische Studentinnenkultur

Seit etwa 1955 gibt es auch in Europa und Afrika immer mehr Jugendliche, vor allem Studentinnen, die unverhohlen ihre Begeisterung für japanische Kultur dadurch ausdrücken, dass sie selbst in Studentenheimen in kleinen Blumentöpfen am Fensterbrett Iris ansetzen. Obwohl viele Autoritäten gegen diese hippen Neobrauchtümer und kulturelle Überflutung mit Japonica vorgehen, lassen sich manche junge Leute nicht mehr eines Besseren belehren. Manche Polizistinnen halten das Rauchen von Irsblüten auch für eine Art Drogenkonsum, der eine direkte Zielsetzung des Pflanzens von Iris hat. Das religiöse oder modische Ritual wäre daher nur eine Tarnung für Drogenanbau.

Geheimdienstverdächtigungen

Europäische Geheimdienste vermuten eine noch weitergehende Irisverschwörung, die vor allem an den gefährlich genetisch manipulierten Kirscheniris und Salzwasseriris hängen, ohne aber bisher schlüssige Beweise vorgelegt zu haben.
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Cover image: Iris wird von Studentinnen gepflanzt by Racussa mit DALLE

Kommentare

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Aug 23, 2024 22:38 by Secere Laetes

Hm, das ist wirklich eine ganz andere Zielsetzung als bei mir gewesen. Jedenfalls musste ich dabei gleich an die Irisschwesternschaft und generell dein Japan denken, also passt das schon sehr gut. Ein schönes Detail ist, dass auch afrikanische und europäische Studentinnen aus japanischer Begeisterung Iris pflanzen. Bei den Amis dürfte das komischerweise weniger verbreitet sein.

Aug 24, 2024 06:14 by Racussa

Ich war mit den Anbetungsriten leicht überfordert, deshalb habe ich versucht, auch eine säkularisierte Form (Siegespflanze) und dann ein popkulturelles Phänomen draus zu machen...

The world is not enough.
Aug 24, 2024 06:39 by Secere Laetes

Und so etwas gibt es ja auch immer wieder, ich meine, wenn ich bedenke, dass etwa in Deutschland zur Zeit meiner Eltern erst mal alles toll war, was aus den USA war, nur damit es bei uns ja definitiv mehr Japan war... da wurde ja echt viel übernommen.

Aug 24, 2024 08:16 by Racussa

Das ist ein bisschen das Merkmal von Mode: egal ob es gut oder schlecht ist, Hauptsache es ist anders als die Mode davor. Aber Blumen sind wenigstens nicht so umweltschädlich ;-)

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