Aus den Tiefen des Meeres
Am Tag der Erfüllung unserer lang ersehnten Hoffnungen fanden wir uns in einer Höhle ein, die tief unter den Eisriesen auf Brictaelgis verborgen war. Nach etwa einer Stunde Fußmarsch erreichten wir eine Werft, die ein riesiges Schiff beherbergte. Es war rundherum geschlossen, doch sollten dicke Bullaugen einen Blick nach außen gewähren. Ich sah, wie viele weitere Menschen, aber auch zahlreiche Tiere, Pflanzen und Kisten in den Rumpf des Riesen geladen wurden. Hatte ich Angst? Nun, keiner wusste, was uns erwarten würde. Am Abend wurden wir vom Kapitan des Schiffes begrüßt, der sich in die Mitte unserer Reihen stellte und sagte: "Nun Freunde, unsere Rache ist gekommen. Nach diesem Tag werden wir uns eine Welt ohne Magie aufbauen." Die Menge klatschte und jubelte, bis das Schiff leicht zu wanken begann. Durch die Bullaugen konnten wir sehen, dass sich das helle bläuliche Licht des Eises langsam dunkel färbte und Lebewesen des Eismeeres an uns vorbei schwammen. Das Boot setzte sich in Bewegung und verlies die Höhle. Mit Staunen sahen wir die Welt des Eismeeres um uns herum, ohne zu wissen, welches Grauen sich an den Küsten, an Land und in den Städten abspielte. Aber vielleicht wollten wir es auch garnicht wissen.Spiegelrebell, 2.800 BEC Aufzeichnungen der Gilde des Enki in Naharin-
Die verheerendste Katastrophe, die sich je auf Elaqitan abgespielt hat, kam 2.800 BEC ohne jede Vorwarnung aus den Untiefen des Meeres und löschte ganze Landstriche aus. Spiegelrebellen hatten in den letzten zehn Jahren vor dem Ereignis eine Waffe entwickelt und diese an vielen Spiegeltoren der Welt angebracht.
Die "Harfe des Zorns" löste eine Kettenreaktion aus, die das Wasser der Tiefsee schluckte, die Spiegelwolkenpfade überflutete und die Elaqitanier völlig unerwartet bei ihren täglichen Geschäften traf, als sich die Portale wie Schleusentore der Hölle öffneten und Wellen der Vernichtung ausspiehen.
Wir standen gerade auf der Straße, als ein Tosen und Lärmen die Gebäude um uns herum erzittern lies. Von Weitem hörten wir ein Rauschen, als würde man an einem reißenden Fluss stehen, den man nicht überwinden kann. Wir liefen ins Haus zurück und kletterten auf das Dach, um zu sehen, was da vor sich ging. Ein Schrecken überkam uns und angewurzelt starrten wir auf die Bedrohung. Eine riesige Welle quälte sich wie ein wild gewordener Wasserdrache durch die Enge der Gassen. Die Flut riss alles nieder, was sich ihr in den Weg stellte. Ich schrie meine Kinder und meine Frau an, sofort in unser kleines Luftschiff zu steigen. Wir hatten Todesangst. Irgendwie schaffte ich es, den Anker zu lösen und wir flogen in die Höhe. Mehr und mehr kleine Boote, Ballons und Fähren, suchten die Flucht nach oben. Doch unter uns mussten wir alle mit ansehen, wie unsere Häuser in den Fluten verschwanden.Überlebender Téshàni-
Auswirkungen auf die einzelnen Kontinente
Uluriqii
Dort, wo einst das Portal der Tiefsee, die gewaltigen Wassermassen verschluckte, erinnert heute noch der riesige Abgrund des Drachenschlunds an die Katastrophe. Da das einstige Portal durch die Wassermassen implodiert ist und seine Magie auf dem Meeresgrund einen reißenden Strudel verursacht hat, konnte sich der Abgrund nie wieder füllen.
Der Strudel existiert noch heute und nicht nur sämtliche herbfallende Wasserfälle werden hier hineingezogen und in den Strudelbergen wieder freigegegeben.
Die kleineren elaqitanischen Inseln hatten die wenigsten Portale und wurden deshalb auch am wenigsten zerstört. Laut Legenden soll sich hier das Wasser nur bis weit ins Meer hinein zurückgezogen haben und erst nach Tagen wieder angestiegen sein, wobei allerlei Zerstörtes und Verwesendes angespült wurde und sich zu meterhohen Türmen aufstapelte.
Téshàn
Viele Feenelfen des Luftkontinents konnten sich in fliegenden Fahrzeugen auf die Inseln oder die Hochebenen in den Wolken flüchten, während die tiefer gelegenen Städte und Dschungel dem Erdboden gleich gemacht wurden.
Layida
Am Schlimmsten traf es den Kontinent des Feuers Layida. Die hereinbrechenden Wassermassen überfluteten vielerorts die Lavaflüsse, was zu aufsteigenden, heißen und giftigen Gasen führte, die den größten Teil des Kontinents in eine Sauna verwandelte.
Die Wassermassen verursachten in den einst Vulkanen der Walkala den riesigsten Vulkanausbruch in der Geschichte Layidas und fürte zur Teilung des süd-östlichen Kontinents, sodass das Feuermeer und die Insel Wajali entstand.
Aqitalu
Auf der Insel der Elemente befand sich das größte Tor und dieses wurde als eines der letzten geschlossen und als eines der ersten geöffnet. Nach der Flut war nichts außer dem Weltenbaum übrig geblieben, der durch die Wucht der Wassermassen sämtliche Blätter verlor und Jahre brauchte, um wieder in voller Blüte zu stehen.
Brictaelgis
Geflutete Portale auf Brictaelgis verwandelten viele Wiesen in Lawinen aus Schlamm, die die entwurzelten Bäume der Wälder mit sich führten. Überlebende flüchteten in die höheren Lagen der drei Gebirge des Kontinents. Die Natur brauchte erreichte erst nach Jahrhunderten wieder grüne Vielfalt wie vor der Katastrophe.
Idaka
Auf Idaka wurden nur die größten Städte von der Flut überrollt, in denen die meisten Homo Elaqitanii lebten. Die Spiegelrebellen wollten ihren nichtmagischen Landsleuten nicht noch mehr Schaden zufügen und sich hauptsächlich bei den eigentlichen Verursachern der Katastrophe rächen.
Wie viele Elaqitanier durch die Katastrophe und ihren Folgen umgekommen sind, kann nicht beziffert werden, jedoch hat die Flut wie ein Wasserzeichen ihren Stempel in den Gedächtnissen der Überlebenden gedrückt. Über viele Jahrzehnte litten die Überlebenden unter den Folgen und überall kam die Welt zum Stillstand.
Viele von denjenigen, die die Katastrophe in den Archen überlebt hatten und in Naharin eine neue Welt eroberten, konnten mit der Schuld, die sie auf sich geladen hatten, nicht leben oder verfielen in schwere Depressionen. Diejenigen jedoch, die ihre Rache feierten, versuchten später alles, um ihre Beteiligung zu vertuschen und Jahre später viele Überlebende in das gelobte Land ihrer neuen Heimat ohne Magie zu führen.
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