Arsin

"Das ist wirklich der widerlichste Teil des Jobs.", fluchte Roku während er die Maske über Mund und Nase zurechtrückte, bemüht mit dem blutigen Handschuh keinen Kontakt oberhalb des weißen Stoffes mit seinem Gesicht herzustellen. Selbst durch den Schutz konnte er jedoch den eisernen Geruch von Blut wahrnehmen, ebenso wie die anderen Gerüche, die der frisch verstorbene Körper ausstieß.

"Aber notwendig, wenn wir nicht durchfallen wollen.", erwiderte Arthur, der das Bein des toten Hasen präzise in der kleinen Apparatur positionierte und mit einem schnellen Fall des Beils das Fleisch vom Knochen löste. Er rotierte den Lauf und erneut fiel das Beil knackend herab. Er seufzte. Wieder knapp daneben und wieder eine neue Kerbe auf dem dünnen Knochen.

Schaudernd streckte Roku seine Hand aus, griff die beiden Stücke Fleisch und warf sie neben sich in den kleinen Eimer. Matschig schlugen sie auf dem Haufen der übrigen Fleischstücke auf, die auch von den beiden Mädchen am Nebentisch angesammelt wurden. Arthur unterdrückte ein kurzes Würgen als sein Fingernagel knapp neben dem Knochen scheinbar durch seinen Handschuh in die fleischige Masse presste. Der Würgereiz lief wie eine eiskalte Welle über seinen gesamten Körper und schien selbst unsichtbare Härchen auf seinen Zehen aufzurichten.

"Ganz ehrlich, ein paar von solchen Aufgaben noch und ich glaube die Note ist mir egal.", erwiderte Roku nachdem er sich gefangen und dem nur unscheinbar von ihrer Tätigkeit unberührten Arthur zugewandt hatte, "Vielleicht brauch ich das Fach einfach nicht. Ich könnte meinen Abschluss auch in Historienforschung machen, klingt das für dich nicht etwas angenehmer als Hasen ausnehmen?"

"Weiß ja nicht.", brummte Arthur, "ich glaube ich würde lieber hundert Hasen in kleine Stücke verarbeiten, statt mir die Lektüren von Professor Senarin doppelt so viele Stunden pro Woche anzuhören.", er zögerte einen kurzen Moment, bevor er mit brummender und stockender Stimme fortfuhr: "Die Heronen des zweiten Zeitalters zählen zahlreiche Figuren, die sich Drachen, Namenlosen und anderen Gewalten entgegenstellten. Ihre Taten lassen die Geschichten der Gegenwart verblassen trotz der sporadischen und ergrauten Beschreibungen, die uns zur Verfügung stehen."

Arsin bezeichnet einen Stoff, welcher in der Alchemie genutzt wird und aus den Körpern von Lebewesen gewonnen wird, innerhalb der ersten Stunde nach ihrem Tod. Er wird insbesondere in der Produktion von alchemistischen Bomben verwendet.

Inhaltsverzeichnis
a
DMR-Gegenstände
Arsin
Arsinsud

Allgemeines

by Midjourney
Der Stoff Arsin wurde im fünften Zeitalter gleichermaßen entdeckt und entwickelt und entstammt dem Versuch alchemistische Produkte auf eine zweite Art nutzbar zu machen. In ihrer Kernessenz beruhen diese Produkte auf dem Konzept bestimmte Wirkungen auf eine Substanz zu übertragen. Diese Substanz selbst ist nicht betroffen hiervon. Anders als ein Gift, welches in sich selbst toxisch ist, entfesselt ein alchemistisches Produkt seine Wirkung erst in Verbindung mit einem lebenden Körper.

Arsin ist ein Mittel dieses Problem zu umgehen und gleichzeitig ein cleverer Weg neue Wirkweisen von alchemistischen Produkten zu ermöglichen. Im Grunde ist Arsin konserviertes Leben, es ist eine getrocknete und in Pulver geriebene Form von Fleisch und Knochen, welches seiner Lebensenergie größtenteils beraubt ist. Eigentlich würde eine solche Substanz sowohl Verwesung als auch materiellem Zerfall zum Opfer werden, der Arsinsud allerdings konserviert beides und verleiht dem Pulver die Fähigkeit alchemistische Wirkungen zu "zünden".

Entdeckung

Arsin wurde im Verlauf des zweiten Territorialkriegs durch Arnald va Luishoxt van Faust entdeckt, der sich widerrechtlich der Lebenstransmutation verschrieben hatte. Bei seinen Versuchen totes Fleisch zu konservieren, um daraus Homunkuli anzufertigen, stieß er scheinbar recht zufällig auf die korrekte Zusammensetzung des Arsinsudes, sowie von Arsin selbst.

Trotz dieser bahnbrechenden Entdeckung zwangen seine Taten die Regierung von Kartus dazu, ihn seiner Ämter zu entheben. Dies hielt sie allerdings nicht davon ab ihm im Geheimen und in den Schattenjahren des Krieges freie Hand bei seinen Experimenten zu lassen. Wie genau das Wissen über Arsin in die Hände der restlichen Welt viel ist unklar, angeblich soll Arnald selbst es jedoch durch einen Homunkuli in Form einer Taube verbreitet haben, die Botschaften an andere namenhafte Alchemisten trug.

Arsin verbreitete sich schnell zu einem Allerweltsprodukt, welches selbst in kleinen Ortschaften hergestellt wurde und im gleichen Zug wurde somit auch die Nutzung alchemistischer Bomben ein wichtiger Aspekt der Kriegsführung des zweiten Territorialkrieges.

Nutzung

Arsin wird stets in Verbindung mit alchemistischen Substanzen verwendet. Es dient als Nährboden für die Wirkungen von bestimmten alchemistischen Produkten. Beispielsweise kann ein Alchemist recht mühelos einen Trank anfertigen, welcher bei Kontakt mit einem Lebewesen starke Hitze erzeugt, allerdings würde die Einnahme dieses Trankes schwierig auf einem Schlachtfeld möglich sein. Bewirft man einen Feind damit könnte man zwar ein kleines Areal seines Körpers mit Spritzern treffen, die Wirkung des Trankes wäre jedoch weiterhin nur in geringem Maß gegeben.

Wird allerdings die gleiche Substanz mit Arsin gemischt würde jedes kleine gemahlene Korn in Flammen aufgehen und verbrennen. Eine starke Wirkung auf einem idealen Nährboden. Der in alchemistischen Bomben genutzte alchemische Zunder ist darüber hinaus mit geringen Sprengstoff versehen, die durch die starke Reaktion explodieren und zu einer Verteilung führen. So ergibt sich aus dieser Kombination von Stoffen eine perfekte Bomben in einem Glasgefäß. Bei Aufprall oder starker Erschütterung zerbricht die gläserne Trennwand im Inneren und setzt somit die Reaktion in Gang.

Produktion

Basis für die Produktion von Arsin bildet die Extraktion von Lebensenergie aus einem lebenden Körper, beispielsweise einem Hasen. Hierbei wird über die Extraktion von Essenzen hinaus Energie aus einem Körper gezerrt, bis dieser einen Zustand der energetischen Armut annimmt. Im Anschluss wird das Lebewesen getötet und es muss eine schnelle Verarbeitung des Körpers geschehen. Fleisch und Knochen müssen separiert, sowie Organe entnommen werden. Im Anschluss werden die Knochen gemahlen und zu einem feinen Pulver verarbeitet.

Das Fleisch dagegen wird als große Masse in Arsinsud gekocht. Hierbei legt sich eine feine, staubige Masse am Boden des Sudes ab während Stücke von formlosem Fleisch an der Oberfläche zu treiben beginnen. Diese werden herausgefischt. Das Fleisch darf spätestens eine Stunde nach Tod des Lebewesens Kontakt mit dem Sud haben, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Je nach Masse des Fleisches und Intensität des Suds dauert es bis zu 24 Stunden, bevor sich das vollendete Arsin am Boden vollständig von den Fleischresten getrennt hat. Üblicherweise wird hierbei alle 5 - 15 Minuten das Restfleisch entfernt, um keine Verfälschung des Arsins zuzulassen. Grundsätzlich benötigt es neben dem Sud keine besonderen Apparaturen um Arsin anzufertigen. Ein gewöhnlicher Kochtopf ist im Normalfall ausreichend.


Cover image: by CSor96 using Midjourney

Kommentare

Please Login in order to comment!