Ascherdakan

Selia konnte nicht mehr reagieren. Mit einer einzigen flüssigen Bewegung glitt der junge Mann an ihr vorbei. Begleitet von den knackenden Lauten der aufbrechenden Astranova peitschte das weite blaue Gewand durch die Luft, glitzerte mit astraler Energie, die den Körper des Jungen umhüllte. Für einen kurzen Augenblick bedeckte das Kleidungsstück Selias gesamtes Blickfeld, ihre Augen fokussiert auf das flammende Wappen auf dem Rücken. Eine eigentümliche Stärke zuckte durch den Stoff als er sich seiner natürlichen Bewegung zu widersetzen begann.

Der Umhang zuckte vorwärts, hüllte sich um die Astranova und umschloss sie wie eine Hand. Leichfüßig landete der Knabe auf einer weiteren Plattform, die nicht einmal Anstalten machte sich zu bewegen, bevor er sich erneut abstieß und im freien Fall auf den weißen Riss im Raum unter sich zuraste. Seine vorgestreckte Hand berührte das weiße Licht zuerst. Kreischend riss der Pfad auf. Der gellende Schrei zwang Selia sich ihre Hände auf die Ohren zu pressen. Ihr Blick begann zu schwanken. Das Auftauchen des Fremden war ohne Frage ihre Rettung gewesen.

Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete sie, wie der schmale Spalt im Raum aufklaffte und den Pfad dahinter freigab. Der Junge stürzte hindurch, sein Umhang, der die Astranova mit sich zog, direkter hinter ihm. Er landete auf einer grünen Weidefläche, mit hochgewachsenen Kuhartigen Kreaturen, die aufgeweckt hochschauten als er landete. Für einen winzigen Moment sah Selia Panik auf seinem Gesicht. Er riss ein Messer von seinem Gurt los und begann an dem Umhang zu schneiden, der mit der Astranova verwachsen zu sein schien und sich nicht mehr von seiner Position lösen wollte. Wieder blickte er panisch in ihre Richtung, den Bruchteil einer Sekunde bevor das Geräusch von brechendem Glas erneut erklang. Ein Lichtblitz, bevor der Riss im Raum mitsamt der Astranova und dem Jungen im Inneren verschwand.

Ascherkadan bezeichnet eine Krankheit, welche sich innerhalb von Pfaden auf der astralen Ebene des Astraviriums ausbreitet, falls diese mit dem Licht einer Astranova in Kontakt kommen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Auch bekannt als Lichtpilz, bezeichnet Ascherkadan eine Krankheit, die aus dem Licht einer Astranova geboren wird. Erreicht dieses Licht einen der Pfaden der astralen Ebene, entweder durch die Risse von Astraseia oder indem eine solche Lichtexplosion sich auf dem Pfad selbst ereignet, entstehen im Einflussbereich kleine golden glühende Pilze. Diese Pilze wachsen bald schon auf bis zu 20 Metern Höhe an, mit einem Hut, der über einen Durchmesser von bis zu 7 Metern verfügt. Die Lamellen des Pilzes erzeugen hierbei ein sanftes, weißes Licht, welches den Bereich unterhalb erleuchtet.

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Ernährung
Lichtpilze wachsen an, indem sie die Astralenergie eines Pfades konsumieren und hierbei die ursprüngliche Materie zersetzen. Lichtpilze sind zwar in der Lage belebte Materie zu konsumieren, viel effizienter allerdings sind sie im Verzehr von unbelebter Materie. So kann ein einzelner Lichtpilz einen Brocken von mehreren Tonnen binnen weniger Stunden zerlegen und hierdurch die Nährstoffe gewinnen, um hierdurch auf seine maximale Größe anzuwachsen.
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Verbreitung
Die Verbreitung der Lichtpilze ist ein erstaunliches Phänomen, bei welchem die Lamellen sich aufspreizen und die Pilze zu wackeln beginnen. Dieser Tanz dauert zumeist mehrere Stunden an, während denen sich tausende kleiner Lichtpartiekl aus den Lamellen lösen und bis zu mehrere Kilometer weit schweben können. Wo immer diese, an Glühwürmchen erinnernden, Lichter in Kontakt mit belebter oder unbelebter Materie kommen, setzen sich diese nieder und bilden einen neuen Abkömmling. Die Verbreitung eines Lichtpilzes geschieht erst, wenn dieser voll ausgewachsen ist und seine Lamellen einen leichten lilanen Farbton erhalten. Einmal in dieser Form kann der Lichtpilz ein einziges Mal seine Verbreitung einleiten, hierbei verfällt er jedoch in eine vollständig violette Form, die keinerlei Nährstoffe mehr zu sich nimmt.
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Netzwerk
Alle Lichtpilze eines Pfades, selbst jene, die hunderte Kilometer voneinander entfernt sind, scheinen durch ein bisher nicht nachvollziehbares Netzwerk verbunden zu sein. Innerhalb dieses Netzwerks scheinen die Pilze jedoch keinesfalls gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten oder miteinander Informationen auszutauschen, sondern stattdessen findet ein gnadenloser Wettkampf statt, in welchem jene Pilze, die über ein, bisher unverstandenes, genetisches Potenzial verfügen, andere Pilze unterwerfen und verschlingen können und somit gewaltige abrupte Wachstumsschübe auslösen können.


Ernährung

Lichtpilze konsumieren alles womit sie in Kontakt geraten, egal ob es sich um belebte oder unbelebte Materie handelt, allerdings graben sie hierbei keine tiefen Wurzeln in ihr Ziel, sondern wachsen stattdessen zunächst in einer moosartigen Gestalt an dessen Oberfläche, beinahe wie eine Hautschicht. Aufgrund dieses Zustands ist der Pilz für die meisten belebten Wesen sehr ungefährlich, für unbelebte Materie allerdings ist der Pilz eine immense Bedrohung. Worauf er erst einmal gewachsen ist, wird von ihm vollständig verschlungen, scheinbar indem der Pilz aus kleinen Strukturen entlang seines Rumpfes beginnt Energie und Materie voneinander zu lösen, was es ihm erlaubt die freie Energie in sich aufzunehmen, aber auch zum Tod der Materie führt.

Krankheit

Der Lichtpilz ist eine Krankheit, die nicht einen einzelnen Organismus, sondern ein ganzes System, einen ganzen Pfad, angreift und schließlich ausrottet. Hierbei ist seine Wirkung in der Zersetzung der Materie zwar direkt zu sehen, jedoch verbergen sich hinter diesem, zugegebermaßen schönen Schauspiel, weitere Auswirkungen. Ist ein Pfad erst einmal infiziert und sei es nur durch einen einzelnen Pilz in seinen äußersten Gefilden, so beginnt die gesamte Struktur des Pfades auseinanderzubrechen. Erdbeben, die zentrale Bereiche im Minutentakt erschüttern, das abrupte Aussterben ganzer Spezies oder gar das Aushebeln der Gravitation, all solche Wirkungen treten zeitgleich mit dem ersten Lichtpilz auf.

Obwohl sich die meisten Lebewesen mühelos vor der Krankheit retten können, indem sie sie einfach von ihrer Haut abkratzen oder zur Not betroffene Körperteile entfernen, gilt für die Bewohner eines infizierten Pfades ein vollkommenes Ausreiseverbot, aus Furcht vor den Nachwirkungen der Krankheit. Somit bedeutet die Infektion eines Pfades nicht nur das Ende des Pfades an sich, sondern auch all seiner Bewohner, ein Todesurteil.

Soziale Konsequenzen

Glücklicherweise sind Astranova und damit zusammenhängend auch Ascherkadan sehr seltene Phänomene. In den Fällen allerdings, in welchen es zu einer Infektion eines Pfades kam, waren die Konsequenzen verherrend. Die Brandakademie isoliert derartige Pfade und stellt sie unter Quaratäne, was nichts anderes als eine Umschreibung ist für das Beobachten des Pfades und all seiner Öffnungen in Astraseia. Versuchen Bewohner aus dem Pfad zu erkommen, werden diese von Exekutionseinheiten erwartet, welche sie binnen Sekunden töten und ihre Leichen zurück in ihren Pfad schleudern.

Die Furcht vor den Lichtpilzen hat nicht selten dazu geführt, dass verbündete Pfade und ihre Regenten sich voneinander abwandten, einfach aufgrund der Nähe zu einem infizierten Pfad. Jene, die sich der Erforschung der Lichtpilze verschreiben und versuchen Heilungen und Gegenmittel zu finden, werden geächtet und in den meisten Fällen entweder ins Exil oder in den Tod getrieben.

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