Chor

"Komm schnell, Killian!", rief Nieel und packte seinen Freund am Handgelenk. Mit einem kräftigen Ruck zog er ihn aus der schmalen Gasse hinaus, hinein in das Gedränge aus Zivilisten, welche die große Hauptstraße flankierte. Vor sich hörte Killian die rhythmische Musik, welche sich als Prozession durch die Straßen bewegte. Trommeln, Posaunen, Geigen und weiteres dröhnte über die Jubelrufe der Leute hinweg. Killian kannte die Melodie, sie wurde bei jedem Marsch der Mahia gespielt, sowie an jedem Feiertag und sie war auch an der Beerdigung seines Vaters gespielt worden.

Fremdgesteuert durch die Kraft seines Freundes wurde der Junge zwischen Körpern hindurchgezogen. Einige standen steif, versuchten einen möglichst intensiven Blick auf die Prozession zu erhaschen. Andere tanzten wild zur Musik. Wieder andere brachten ihre eigenen Instrumente aus ihren Häusern und stimmten in die Melodie ein. Zwischen den Beinen und Leibern hindurch versuchte Killian immer wieder kurze Blicke auf die Straße zu werfen.

Er sah die Rollen der beweglichen Bühne, welche die Verantwortlichen vom Palast hin zu ihrem Ziel transportierte. Vereinzelt warf er Blicke auf die langen weißen Gewänder, die die Körper der geheimen Mitglieder des Chors verbargen oder konnte kurz die schmalen Spalte erkennen, welche den Blick auf ihre Augen freigaben. Schließlich kam Nieel vor ihm zu stehen und begann auf eine Kiste zu klettern, die direkt am Wegesrand stand. Der Junge richtete sich erneut auf und reichte Killian die Hand.

Kraftvoll zog er ihn nach oben, bremste ihn gleichzeitig ab, damit sie nicht übereinander hinwegrollten, bevor sie das selbe Prozedere an einer weiteren Kiste wiederholten und schließlich über die Köpfe der Passanten blicken konnte. Gut 100 Personen waren auf der Bühne versammelt, die aus einzelnen Plattformen bestand, verbunden durch metallene Glieder, welche Bewegungen um Kurven herum ermöglichten. Obwohl der Anblick der Musiken beeindruckend war, blieb Killians Blick augenblicklich auf der Gestalt auf der mittleren Plattform hängen.

Der Chor ist die private Garde der Mahia der Kirche des Lichts. Sie sind sowohl für die Bewachung des Palasts im Zentrum der Stadt verantwortlich als auch für Begleitungen der Mahia, wenn sie diesen verlässt.

Inhaltsverzeichnis
Typ
Religious, Holy Order
Open
Das Rätsel um die Mitglieder des Chors könnte wohl das am besten gehütete Geheimnis in ganz Harmos sein. Weder sind die Gesichter oder Namen ihrer Mitglieder benannt, noch werden sie aus den Reihen der vier Häuser von Harmos bestimmt. Es existieren keine bekannten Bedingungen, um ein Mitglied zu werden und auch jene, die persönlich an die Tore des Palasts klopfen und darum betteln ihnen beitreten zu dürfen, werden ohne eine Gelegenheit von davongejagt.

Aus diesem Grund existiert unter den Anhängern der Kirche das Gerücht, keine Menschen unter den weiten Gewändern vorfinden zu können. Stattdessen glauben viele der Anwohner, es handle sich bei der Garde der Mahia um beschworene Geister oder andere übernatürlichen Wesen, beschworen durch die Mutter selbst und zum Schutz ihrer Tochter abgeordnet. Sehr wohl aber existiert in den Gassen und Straßen von Harmos der Mythos der Melodie der Berufung, eine rätselhafte Melodie, die von Zeit zu Zeit in den stillen Nächten erklingt und die Auserwählten einer neuen Generation zum Palast ruft.

Allgemeines

Der Chor macht die gesamte Verteidigung des Palasts im Zentrum von Harmos aus. Ihre Zahlen sind unklar, jedoch scheinen sie gleichermaßen für die Reinigung und Verpflegung des Palasts beschäftigt. Schätzungen zufolge muss der Chor etwa 400 Mitglieder umfassen. Wie genau die Mitglieder des Chors zusammengesetzt sind ist genauso unklar, wie ihre exakte Zusammensetzung, ihre Ränge und etwaige weitere Unterteilungen.

Aussehen

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Der Chor hüllt sich zu jeder Zeit in Schichten weißer Gewänder, aus feinem Stoff. Die verschiedenen Lagen aus Stoff erinnern hierbei an den Kleidungsstil von Lahoral. Sie verbergen nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Gesicht vollständig. Lediglich ein kleiner Schlitz, horizontal entlang der Augen, gibt einen winzigen Blick auf sie frei, wobei einige Mitglieder sogar auf diese Sichtmöglichkeit verzichten.

Scheinbar ohne Bezug zu einem Rang, sondern womöglich nur aus einem persönlichen Wunsch heraus, dekorieren die Mitglieder ihre Gewänder. Einige von ihnen tragen goldene oder silberne Anstecker, die verschiedene Instrumente zeigen. Einige bringen bunte Streifen auf ihren Gewändern an oder färben die Stoffschicht, welche ihr Gesicht bedeckt. Jedes Chormitglied trägt sowohl bei Diensten im Palast als auch bei Einsätzen außerhalb ein Schwert in einer goldenen Scheide mit sich. Der Knauf dieses Schwerts ist besetzt mit vier Juwelen, einem Diamant, einem Rubin, einem Saphir und einem Smaragd.

Aufgaben

Die Aufgaben des Chors umfassen die Überwachung des Palasts und die Versorgung seiner Bewohner. Sie dienen als direkte Leibwache der Mahia und schützen ihr Leben mit dem ihren. Daher bewachen sie die Mahia auch wenn sie aus politischen Zwecken die Stadt verlässt oder für die jährliche Prozession durch die Stadt, bei welcher sie die Bewohner der Stadt segnet und den Zustand des Abgrund unter der Stadt prüft. Bei diesen Prozessionen tritt jedes Mitglied des Chors nicht nur mit ihrem charakteristischen Schwert auf, sondern ebenfalls mit einem Instrument.

Hierbei spielen sie stets die Hymne der Kirche, ein uraltes Lied, welches durch die Göttin selbst an die Menschen übergeben wurde. Stimmen Bewohner der Stadt in gespielte Melodie ein, passt sich der Chor an die Variation an, welche hierdurch entsteht und verändern ihr Lied, um die Melodie der Zivilisten mit einzubringen. Darüber hinaus haben sämtliche Mitglieder ein Schweigegelübde abzulegen und lassen ihre Stimmen niemals verlauten. Sollten sie tatsächlich gezwungen sein zur Tat zu schreiten, so ergeht durch den Chor keine Warnung an seine Ziele. Schreiten sie zur Tat, wird ihr Ziel ohne Frage vernichtet, ohne Rechtfertigung, ohne Verhör, ohne Chance auf Vergebung

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