Zirkeltalisman

Quint brummte lautstark, bevor er schließlich seinen Kopf hinter sich an der kargen Höhlenwand anlehnte. Erneut legte er eine Hand auf die aufgeschlagene Seite seines Grimoires. Diesmal war das Flackern noch erschöpfter, kaum mehr ein dünnes Glimmen, welches durch die schwarzen Schriftzeichen auf der Seite fuhr. Wieder ein Seufzen von dem Jungen, bevor er seine Hand neben sich ausstreckte und durch Sunos schwarzes Fell fuhr, das in der Finsternis der Höhle kaum zu sehen war.

Die Atmung des Katers war verlangsamt und selbst seine sonst so starken Herzschläge waren nur mit extremer Konzentration von Quint zu spüren. Der Kater würde zwar nicht sterben, aber solange Quints arkane Fähigkeit derart erschöpft waren, würde er wohl auch nicht wieder aufwachen. Der Junge fühlte sich beinahe nackt. Suno war zwar eigentlich nichts anderes als eine Erweiterung seiner selbst, aber dennoch fühlte er sich ohne seine Ratschläge vollkommen allein gelassen.

"Keine Sorge", flüsterte Quint und fuhr ein weiteres Mal über Sunos Kopf, "ich bringe uns hier raus, Kumpel." Er richtete sich zu voller Größe auf, zumindest die Größe, die er mit seinem geschundenen Körper zustande bringen konnte. Seine zittrigen Beine drohten unter ihm nachzugeben und zwangen ihn sich im Stehen an die Wand neben sich anzulehnen. Der Stein kühlte die Schwellungen auf seinem Gesicht während er unter sein Oberteil griff und das Amulett zu fassen bekam, welches er darunter verborgen hatte.

"Keine Sorge", wiederholte er noch einmal, bevor er das Amulett hervorholte, "das hier wird auf jeden Fall jemand bemerken. Wir kommen hier raus. Arisa, sieh mir nach, dass ich es hierfür einsetzen muss."

Ein Zirkeltalisman ist ein Schutzgegenstand der Hexen, welcher bei seltenen Ritualen erzeugt wird. Er wird ihren besonders schutzbedürftigen Mitgliedern verliehen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Ein Zirkeltalisman besteht aus einer metallenen Scheibe, die mit den Schriftzeichen der arkanen Sprache verziert ist, welche an einem stabilen Band befestigt ist. Das Amulett wird zumeist um den Hals getragen und benötigt zu ihrer Aktivierung eine kurze Berührung. Einmal aktiviert entfesselt der Talisman alle in ihm gespeicherten Kräfte und bedient hierbei verlässlich einen Zweck, der dem aktuellen Träger aus einer akuten Notlage helfen kann.

Schöpfung

Zirkeltalismane werden in Ritualen erschaffen, an denen möglichst viele Mitglieder eines Zirkels von Hexen teilnehmen. Meistens stehen im Zentrum solche Rituale andere Ziele, wie die Erneuerung von Schutzzaubern oder die Weihung neuer Mitglieder des Zirkels. Bleibt am Ende des Rituals noch arkane Kraft übrig, wird diese in die Form von Zirkeltalismanen gebracht.

Der Talisman besteht hierbei aus zwei Komponenten, wobei die arkane Kraft die Basis bildet. Über diese arkane Kraft wird zusätzlich der Wille des Zirkels gelegt, ein Gemisch aus den Wünschen und Zielen des gesamten Zirkels. Genauer gesagt jedoch beherbergt dieser zweite Teil des Talismans den Willen einzelner Mitglieder des Zirkels andere Mitglieder zu behüten. Es ist genau dieser familiäre Schutz, der den Talisman in den gefährlichsten Situationen derart nützlich macht.

Nutzung

Die Nutzung von Hexerei basiert auf den Grimoires der Hexen. Diese Bücher enthalten präzise Formeln, Anleitungen und Vorbereitungen, die durch die Zufuhr von arkaner Kraft aktiviert werden können. Indem eine Hexe diese arkane Macht in die einzelnen Seiten des Grimoires leitet, nutzt sie eine von ihr erlernte und beherrschbare Fähigkeit. Eine Hexe erringt neue Fähigkeiten, indem sie sich entweder mit der arkanen Sprache befasst und eigene Hexereien entwickelt. Falls sie aus einer Ahnenlinie stammt durch die Erbschaft eines Grimoires oder durch die Abschrift von Hexereien aus anderen Grimoires, welche die Hexe unterwerfen kann. Ob eine Hexe schließlich in der Lage ist eine durch sie erlernte Hexerei auch einzusetzen und zu kontrollieren, bestimmt sich aus ihrer eigenen mentalen Kontrolle über das Arkane, ihrer physische Verfassung, der Stärke ihres Paktpartners und weiteren Faktoren
Befindet sich der Träger ein Zirkeltalismans in Gefahr, kann er das Objekt flach auf seine Hand legen und das Objekt durch reinen Willen aktivieren. Hierbei glühen die Zeichen auf der Oberfläche in einem smargadgrünen Farbton, bevor die Wirkung des Talismans freigesetzt wird. Diese Wirkung ist stets einzigartig und richtet sich spezifisch darauf aus ein Problem zu lösen, mit welchem sich der Anwender derzeit konfrontiert sieht. Diese Ausrichtung geschieht durch den zuvor erwähnten Willen der Mitglieder, die den Talisman gespeist haben.

Mit seiner einmaligen Freisetzung kann die Wirkung des Talismans die Gestalt einer einzelnen Hexerei annehmen, welche durch eine der Hexen gewirkt werden kann, die an der Schöpfung beteilgt waren. Alternativ kann der Talisman mehrere Hexereien miteinander verbinden. Wie mächtig diese Wirkungen sein können, hängt massiv von der Stärke der Hexen ab, welche den Talisman gespeist haben.

Einschränkungen

Obwohl die Talismane als außerordentlich nützlich und mächtig gelten, sind sie einigen Einschränkungen unterworfen. Zirkel mit schwachen Mitgliedern können logischerweise auch nur schwache Talismane hervorbringen. Gleichzeitig können die Schutzgegenstände natürlich auch nur innerhalb des eigenen Zirkel weitergeben werden. Der größte Nachteil liegt allerdings im Kreis der möglichen Anwender.

Die normale Praxis der Hexerei basiert auf der Injektion von arkaner Macht in das eigene Grimoire. Der Talisman funktioniert genau anders herum. Die gespeicherten Kräfte fahren durch den Körper der Hexe und setzen sich von diesem ausgehend frei. Verfügt eine Hexe also selbst über große Mengen an Macht, kann sie nicht als Gefäß für die Wirkung dienen. Stattdessen kollidieren beide Kräfte und richten massiven Schaden aneinander an.

Aus diesem Grund können Schutztalismane nur an Junghexen, also schwache Hexen in der Ausbildung, verliehen werden oder sie können nur dann angewandt werden, wenn eine erfahrene Hexe den Großteil ihrer eigenen Macht bereits entladen hat. Obwohl die Nutzung des Talismans zwar nicht die eigenen arkanen Kräfte angreift, belastet er die Konstitution und körperliche Stärke dennoch enorm.

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