15. Tag im Weihemond 835, Abend

Gasthaus 7 Tall Trees, Gut Woodcarver

by Yarésil Daena Aurësca

Nachtrag:
"Sturmius Mannen" oder "Der Freundeskreis" scheinen tiefer in weitreichende Geschehnisse verstrickt, als ich ursprünglich annahm. Yessa forderte gar einen Gefallen ein, ich solle mich ihnen anschließen bei ihrem Vorhaben, in die Archive von Tham einzudringen - und all das für die vage Hoffnung, die Bibliothek der Neun Pforten zu finden... als Bezahlung für den Stab des Sitzes der Gipfel. Ich hätte den Leuten einfach ein hübsches Sümmchen angeboten. Das scheint jedenfalls ein weit wirksamerer Anreiz zu sein, selbst für diese Gruppe fähiger Spezialisten, denen es gelang Flammenfang zu besiegen. Ich meine - alle Menschen sprechen die Sprache des Goldes.
 
Für sich genommen macht der Trupp zwar nicht den Eindruck, solch ein Unterfangen - oder auch nur das Eindringen in die Wälder von Tham durchführen zu können - aber man muss immer beachten, wie sehr das Potential von Nicht-Elfen wächst gewaltig, wenn sie in der Gruppe arbeiten.
 
Wo wir schon davon sprechen: Es schmeckt mir nicht, dass wir mit Tibert Woodcarver zusammenarbeiten müssen. Yessa sagt, er vertraue ihm bedingungslos. Ich frage mich, warum. Da muss mehr dahinterstecken als gute Erfahrungen in der Vergangenheit. Meiner Meinung nach ist der Kerl bestenfalls ein Lump und Holzdieb. Aber es stimmt schon: Er kennt als genau dieser Lump und Dieb Wege in die Wälder, die auch für Nichtelfen begehbar sind - und, viel wichtiger, auch welche, die wieder heraus führen. Seine spezielle Art Magie zu wirken dürfte in der antimagischen Umgebung der Bibliothek von unschätzbarem Nutzen sein. Wenn er sich zu unmöglich aufführt, kann ich ihn immer noch an Haus Melwasúl übergeben, die würden sich sicher freuen, seinem Treiben ein Ende zu setzen.
 
Während ich diese Zielen niederschreibe, taucht plötzlich der Aasimar-Magier Mewin auf und bittet mich - beziehungsweise verlangt recht unmissverständlich, meine Gedanken lesen zu dürfen, um seine Gefährten zu beruhigen.
Dem dezenten Hinweis darauf, dass er das mit einer Portion des von ihm eben noch so hoch gelobten Vertrauens, ganz ohne magische Verletzung meiner Intimsphäre ebenso weit käme, als mit einer Befragung wie sie eher einem Verbrecher angemessen wäre, scheint er keine Stichhaltigkeit abgewinnen zu können.
 
Ich notiere meine Erinnerungen, weil mir dieses Verhalten doch sehr unangemessen erscheint:
Ich füge mich der Aufforderung, um den Gefallen, den ich Yessa schulde, zu begleichen, nicht weil ich die Maßnahme für gerechtfertigt halte und erwähne das dem Aasimar gegenüber auch.
Er fragt, ob mir zu vertrauen sei, ob ich plane, seine Leute zu hintergehen oder ob Yessa dergleichen plane und ich seine Erfüllungsgehilfin sei.
Ich bejahe nur, dass ich Yessas Interesse verfolge, indem ich meine Expertise in den Dienst dieser Gruppe stelle und verneine den Rest der Einlassungen.
 
Er fragt, worin mein Eigeninteresse an der Mission liege und warum ich ein solches persönliches Risiko eingehe.
Ich antworte, dass ich Yessa einen Gefallen schuldig bin, der damit abgegolten sein sollte und dass mein eigenes Interesse nur im allgemeinen Interesse meiner Sippe Aurësca liegt, ich davon als wenig bedeutendes Mitglied allerdings persönlich wenig Nutzen ziehen werde, ich aber generell der Ansicht sei, Galathor im Rat der Neun würde eine Stimme zur unblutigen Beilegung von Zwistigkeiten mit den Menschen sein und ich keine Freundin sinnlosen Blutvergießens sei.
 
Er fragt, ob meine Fähigkeiten ausreichen, seine Gruppe angemessen zu unterstützen. Ich bejahe und scheine damit zumindest seinen Anforderungen an ein gesundes Selbstvertrauen zu genügen.
Als seine Magie in Regionen meiner Gedanken vordringt, die mit seiner Befragung nichts im geringsten zu tun haben, löse ich seine Zauberei mit einem Gegenzauber auf und warne ihn eindringlich, soetwas ein weiteres mal zu versuchen werde körperliche Konsequenzen haben. Er rechtfertigt sich halbherzig dadurch, dass die Gedankenwelt eines "vertraut wirkenden, doch sehr fremden Wesens wie mir" in ihm unangemessenes akademisches Interesse ausgelöst hätte. Ich belasse es dabei, denn ich möchte vermeiden, dass er bei seinen arg misstrauisch wirkenden Freunden ein negatives Urteil fällt.
 
Zuletzt folgt ein halbstündiges Rigorosum zu allerlei magischem Spezialwissen, das ich offenbar bestehe, wenngleich ich nicht alle Detailfragen zur Hellsichtsmagie zufriedenstellend beantworten konnte.
 
Wie um die Demütigung kustvoll zum Abschluss zu bringen, bittet der Aasimar mich schließlich, ihn zum Essen an Woodcarver's Tisch zu begleiten. Was für ein Tag! Wenn das so weitergeht, schuldet Yessa bald MIR einen Gefallen...
 
Zumindest scheint der Rest der Truppe bei allem Misstrauen prinzipiell freundlich und aufgeschlossen. Sie nehmen ihre Aufgabe sehr ernst und sehen das Potential einer Zusammenarbeit mit Yessa sehr wohl. Dielbrok ist mehr als ein bloßer Kommandant, er ist ein Agent der Kaiserin und macht sich als solcher Sorgen um die Ambitionen von Lord von Papeln. Ich werde ihn dabei unterstützen, Agenten zu finden, die für die Informationsgewinnung in von Papelns Länderreien geeignet sind - allerdings sollten wir die im Riverside Inn suchen und nicht in Woodcarvers Plaisirtempel.

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  4. Gasthaus 7 Tall Trees, Gut Woodcarver
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