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Zwischensequenz: Notfallbesprechung in Eisenstadt

General Summary

"Mitbürger, Verwandte und Freunde. Wir haben diese Versammlung heute einberufen, um mit euch unsere Erkenntnisse der letzten Ereignisse zu teilen."

Die alte Zwergin mit schütterem grauen Haar und dem geflochtenen Backenbart namens Dolga Freddert steht auf einem steinernen Podest hinter einem aus eisernem Schutt geschmiedeten Rednerpult und spricht mit kraftvoller Stimme zu dem fast gänzlich gefüllten Ratssaal von Eisenstadt. "Die vor zwei Tagen entsandte nunmehr fünfte Expedition unter der erneuten Führung von Ratsherr Khonnir Baine ist leider nicht zurückgekehrt. Wir erwarteten ihre Rückkehr vor mehreren Stunden..."

  Ein Raunen durchdringt die Menge. Erschrockene Blicke werden getauscht und ein ängstliches Flüstern der Masse beginnt. Reya und Kieyanna, die beiden halb-orkischen Töchter der Krämerin Inkrit Kollisun, sehen sich erschrocken an und blicken zeitgleich zu Val, der zwergischen Adoptivtocher Khonnir Baines, deren weit aufgerissene Augen sich mit Tränen füllen. Dolga Freddert hebt beschwichtigend die Hände und schlägt schließlich mit einem fein gearbeiteten Kriegshammer aus Adamant gegen ihr massives Pult, ehe sie fortfährt.

"Wir wissen nicht was mit ihnen geschehen ist, doch die Chance besteht, dass ihre Möglichkeit die tiefen Gewässer des Tränentümpels zu überwinden, verstrichen ist, bevor sie eine Möglichkeit hatten, zurückzukehren. Ich weiß dies klingt wenig beruhigend - doch um herauszufinden, was mit unserem anerkannten Freund und Helfer geschehen ist, ersuche ich alle Freiwilligen für eine Rettungsmission..."

  Ein Mann erhebt sich aus der Masse und brüllt nach vorne. "Um noch mehr von uns an diese Höhlen zu opfern? Wollt ihr, dass die halbe Stadt verschwindet?" Mehr Leute erheben sich und stimmen ihrem Vorredner zu. Jon - der volljährige Sohn einer anwesenden menschlichen Bauernfamilie - drückt einen der Aufschreienden entschlossen auf seinen Stuhl zurück. Erschrocken blickt dieser ihn an, bleibt jedoch ruhig. Sein kindlicher Bruder Jakob sieht unterdessen zu seinen Eltern. Angst und Schrecken zieren ihre Gesichter und scheinen ihre Befürchtung zu bestätigen, die sie mit Jon und ihm geteilt haben, als sie vor wenigen Stunden von den Sieben-Tränen-Farmen hier angekommen sind.

  "Bitte bewahrt Ruhe! Es liegt uns nichts ferner als das Wohl unserer Stadt und ihrer Einwohner! Doch solange unsere Lebensgrundlage erloschen ist, ist unsere Zukunft ungewiss. Jeder der gewillt ist herauszufinden, was mit Khonnir Baine und der violetten Flamme geschehen ist, möge sich bei uns im Ratshaus melden."

  "Die Drachenmalhäuser stecken sicher hinter all dem! Einer ihrer Leute hat die Fackel gelöscht, damit wir alle pleitegehen und sie dann alles hier übernehmen können, ohne eine einzige Kupfermünze zu bezahlen. Und jetzt haben sie auch noch Khonnir verschleppt, weil er ihnen auf die Schliche kam!" ruft ein jüngerer Landwirt in den Raum und bringt die Menge erneut zum brodeln.

"WIR SCHREIBEN EINE HOCHKARÄTIGE BELOHNUNG AUS FÜR DIEJENIGEN, DIE UNSERER STADT DIE RETTUNG BRINGEN!" setzt die Ratsherrin über die harschen Worte aus der Menge hinweg, bevor noch mehr ihrem Unmut freien Lauf lassen. Ohne ein weiteres Wort verlässt sie sichtlich erschüttert ihr Rednerpult und zieht sich mit den anderen beiden Ratsherrn in die hinteren Räume zurück. Es dauert eine Weile bis die Wachhabenden der Stadt den verängstigten und wütenden Saal wieder unter Kontrolle hat, alle Anwesenden sich einigermaßen beruhigt haben und zum Gehen aufgefordert werden.




  Eine kleine Gruppe Neuankömmlinge löst sich aus der nach draußen drängenden Masse, angeführt von einem rundlicheren Herren mit Schweinsnase, der sie zielstrebig auf ein älteres Ehepaar zuführt. "Caran, darf ich dir Gendus Vardrud vorstellen. Er ist vor Kurzem mit einer Gruppe von Archäologen hier eingetroffen und scheint sehr interessiert an den Höhlen unter unserer schönen Heimat zu sein." Er rückt sich die schmale Brille zurecht und klopft sich überschwenglich räuspernd auf seinen runden Bauch. "Sie stammen aus Korth und haben die weite Reise auf sich genommen, um die mysteriösen Funde dieser Lande zu erforschen. Der Zufall will es, dass sie zu dieser schweren Stunde in unser kleines Nest kamen und uns nun bei der Suche nach Khonnir Baine unterstützen könnten. Vielleicht wärt ihr ..."   "Ihr wisst genau was ich davon halte!" unterbricht der wohlhabend gekleidete Elf schneidend und wendet sich sogleich an den älteren Mann, der mit ausgestreckter Hand eine Begrüßung erwartet. "Herr Vardrud, ich empfehle ihnen und ihren Leuten die Ruinen und Funde dieses Landes zu meiden. Wie sie gerade vielleicht mitbekommen haben, werden nun schon über ein Dutzend Männer und Frauen vermisst, die in diese Höhlen oder was das auch immer dort unten ist hinabgestiegen sind, und selbst der Ratsherr, der auf jeden Fall ein sehr gewitzter wie fähiger Mann war, konnte das Rätsel um die violette Flamme nicht lüften. Letztendlich fiel auch er ihr nun zum Opfer. Die Tage dieser Stadt sind gezählt - tun sie sich selbst einen Gefallen und suchen sie woanders nach unentdeckten Schätzen oder sprechen sie mit der Ratsvorsitzenden. Guten Tag."
Mit diesen Worten winkt Caran Liader, ein elfischer Händler des Ortes, ab und greift nach der Hand seiner Frau. Gendus' Gehilfin Janice steht derweil hinter ihrem Expeditionsleiter, der erstaunt hinüber zu dem elfischen Mann sieht. Die junge Frau kann sich die abweisende Haltung des Elfen nicht erklären, doch ist ihr der versteinerte Blick aufgefallen, den er den jungen halb-orkischen Zwillingen einige Stuhlreihen entfernt zugeworfen hat.

  Kieyanna sieht bedrückt hinüber zu ihren Eltern, die mittlerweile von ihren Stühlen aufgestanden sind. Ihr Vater hat gerade noch mit einem ihrer früheren Nachbarn und einer Gruppe Männern und Frauen, die sie nicht kennt, gesprochen, während ihre Mutter traurig zu ihr hinüber sieht. Schon über eine Woche ist es her, dass sie mit ihr ein paar Worte gewechselt hat und noch viel länger, dass sie ihre Mutter hatte herzhaft lachen sehen. Heute erkennt sie nur noch ein gequältes Lächeln und eine grüßende Hand. Als ihr Vater ihren Kontakt bemerkt, beendet er sein Gespräch abrupt und bedeutet seiner Frau zu gehen. Die Halb-Orkin kennt dieses Verhalten, mittlerweile kommt sie kaum noch in den kleinen Laden an der Ecke der großen Schmieden. Sie sieht ihren Eltern nach und ihre Gedanken verweilen für einen Moment in den Erinnerungen an ihre Kindheit.

  Reya bleibt hinter den Stuhlreihen stehen und blickt zurück zu Kieyanna. Sie beschließt für einen Moment zu warten und beobachtet nahe des Ausgangs mit verschränkten Armen und einem Stiefel an der Wand lehnend die Gesichter, die an ihr vorbeiziehen. Den Großteil kennt sie selbst nach mehreren Jahren noch nicht, doch bemerkt sie ernüchternd die Sorgenfalten, welche sie in den letzten Stunden auch bei sich selbst entdeckt hat. Khonnirs Verschwinden stimmt sie besorgt und nachdenklich. Instinktiv greift sie neben sich nach der Schulter der jungen Zwergin Val, die sie nach draußen begleiten wollte - doch fühlt sie nach einem kurzen Moment unter ihren Fingern nur das nackte Holz der Wand. Stutzig blickt die junge Frau um sich und entdeckt gerade noch, wie sich das Mädchen mit gesenktem Kopf durch eine Lücke der Masse am Eingang drückt.

  Die eisernen Scharniere ächzen, als die großen Tore des hölzernen Portals des Ratshauses aufgestoßen werden. Ein eiskalter Wind trägt den herabrieselnden Schnee in den steinernen Eingangsbereich, auf dem nach und nach immer mehr Stiefelpaare ihre Spuren hinterlassen, während die Einwohner der Eisenstadt besorgt, wütend und traurig die Bekanntmachung am Nachmittag des 22. Vult verlassen. Der bedeckte Himmel taucht die Szenerie in ein dunkles, grautrübes Licht. Die matschigen Wege durch den seit Tagen anhaltenden Schnee glitzern in den Lichtern der entzündeten Laternen der Einwohner, die wie eine Schar aus Glühwürmchen von der hell erleuchteten Halle ausschwärmen. Kisten und Fässer voll mit Schutt und Müll türmen sich in den Gassen der Häuser und ein fauliger Geruch wird hin und wieder über den Platz getragen.

  Jon und Jakob treten hinter ihrem Vater Jordan, der gerade sanft, aber bestimmend eine der tratschenden Menschentrauben am Eingang teilt, in die Stadt hinaus. "Habt ihr das von dem alten Dornoll mitbekommen? Er behauptet die kleinen Feenwesen waren wieder da und haben sich erneut an den Vorräten gütlich getan! Als er sie mit der Schippe verjagen wollte haben sie ihn "mit ihren Haaren gefesselt und grün und blau geschlagen"! Glaubt man denn sowas? Und jetzt das mit dem Ratsherrn! Bald kann man sich Abends nicht mehr vor die Tür trauen." Beide hören beiläufig die Worte des ängstlichen Mannes in der moosgrünen Bauernkleidung, als sie ihre Mutter stützend hinter ihrem Vater nach draußen geleiten.

  "Geht es, Lalra? Warte, ich helfe dir." Behutsam legt Jordan den bulligen Arm um seine Frau und übernimmt die Stütze, die seine Söhne ihrer Mutter gewährt haben.

  "Nun behandelt mich mal nicht wie eine Schwerkranke! Es sind nur diese ständigen Kopfschmerzen die mich seit ein paar Tagen plagen! Und dann noch Luhias Verschwinden.. das alles..." antwortet sie schwach. "Sie wieder zu finden ist wichtiger als alles andere. Bestimmt ist sie mit diesem Baine gegangen. Sie verschwand zur gleichen Zeit ..." schluchzt sie und vergräbt ihr Gesicht in der Brust ihres Mannes. Jon und Jakob entgeht der schmerzende Blick in den Augen ihres Vaters nicht, als er ihre Mutter tröstend umarmt.

Der Bauernfamilie kam Hauptmann Aaronlu Langer mit einigen augenscheinlichen Abenteurern entgegen, welche schnurstraks auf das Rathaus zumarschierten aus dem sich der Menschenstrom löste. Dem kleinen Jakob fiel sofort der riesenhafte Goliath auf, ein regelrechter Brocken aus Fleisch, der trotz des Schnees und der winterlichen Temperaturen bis auf einen Umhang eine sehr freizügige Gladiatorenrüstung trug. Diesem schien das Wetter nicht so viel auszumachen - im Gegensatz zu den beiden Frauen die um die Wette zitterten: Eine grünhäutige mit roten Haaren, die einen kleines Wyvernjunges an einer Leine führte und sich mit einem langen Magierstab einen Weg durch die rutschige Straße ebnete. Die andere war voll und ganz verschleiert, Jon sah nur eine weiße Haarsträhne und Hörner. Er knuffte seinen Bruder in die Seite. Dieser allerdings hatte nur Augen für den golden strahlenden Halbork und den auberginefarbenen Mann, welche sich gerade in einem fremden Dialekt der Gemeinsprache über Walnussbrot unterhielten. Den Abschluss der Prozession machte ein gelehriger Zwerg in dicht verschlossener Kutte der über das Wetter zeterte und ein bürgerlicher Wandler mit Katzenohren und dichtem Schnauzer, der das Gezeter des Zwergen nur mit einem verstohlenem Augenrollen kommentierte.

Die Gruppe erreicht unter der Führung des blauhäutigen Hauptmanns mit den zwei Zahnreihen das Rathaus. "Hier! Bitte, sprecht mit den Ratsmitgliedern! Sie können euch über die aktuelle Situation informieren. Wendet euch an Frau Freddert - die Zwergin!" Er nickt der Heldengruppe verabschiedend zu und verschwindet dann zögerlich in Richung Menschenmenge.

Die Gruppe betritt das Rathaus..

Zugehörige Berichte

Notizen

  • Reya und Kieyanna Kollisun - halb-orkische Zwillingsschwestern Anfang 20, Töchter der Krämerin von Eisenstadt
  • Jon Parr - menschlicher Bauernsohn von den Sieben-Tränen-Farmen der Parr-Familie, 18 Jahre alt
  • Jakob Parr - sein kleiner Bruder, 14 Jahre alt
  • Jordan Parr - ihr Vater, ein erfolgreicher Farmer
  • Lalra Parr - Jordans Frau, und Mutter von Jon und Jakob
  • Luhia Parr - die vermisste, älteste Tochter
  • Dolga Freddert - eine der 5 Ratsherren von Eisenstadt
  • Khonnir Baine - vermisster Ratsherr
  • Val Baine - die Adoptivtocher von Khonnir Baine, eine Zwergin
  • Gendus Vardrud - Ein Archäologe aus Korth
  • Janice - seine Assistentin
  • Caran Liader - elfischer Händler
  • Aaronlu Langer - Hauptmann der Stadtwache
Datum des Berichts
19 Jan 2024
Hauptschauplatz

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