Foliant der Erzählungen

Die Akademie der Künste in Freinau beherbergt ein Artefakt, welches scheinbar alle Erzählungen in ganz Lodrillien enthält. Dieser "Foliant der Erzählungen" verstaubt jedoch in einem Kellerarchiv, da es nicht gelingen will, herauszufinden, wie er eigentlich funktioniert.

Mit einem einfachem "Magie spüren"-Zauber lässt sich leicht feststellen, dass arkane Kräfte in diesem Artefakt gebündelt sind, allerdings leuchtet es für den neugierigen Zauberwirker so hell, dass er danach einige Tage lang so gut wie blind ist. Auch weitere Untersuchungen konnten dem Artefakt keine Erkenntnisse abringen.

In diesem Buch gibt es kein Inhaltsverzeichnis, und wenn in dem Folianten gelesen wird, bekommt man scheinbar wahllos eine Geschichte nach der anderen präsentiert - ein Umstand, der Bibliothekare und Archivare in kurzer Zeit in den Wahnsinn treiben kann. Die Geschichten und die Reihenfolge, in der sie erscheinen, ist für jeden Lesenden unterschiedlich, ohne dass ein Muster oder eine nachweisbare Auswirkung festgestellt werden konnte (was wiederum die Magietheoretiker schier wahnsinnig werden lässt).

Ebenso scheint der Foliant auf eine eigentümliche Weise ohne Ende zu sein. Jeder Lesende hat beizeiten das scheinbare Ende des Folianten erreicht, nach dem nur noch leere Seiten folgen. Aber egal, wie weit man geblättert hat, es lässt sich stets noch eine weitere leere Seite aufblättern. Kaum geschlossen, ist der Foliant dennoch wieder so dick wie zuvor.

Und so ist der Foliant schließlich zu einem Kuriosum verkommen, welches sich jeglicher sinnvollen Nutzung verschließt, und der nur noch von Sonderlingen oder Neulingen dann und wann einmal begutachtet wird.

Jedoch berichtete vor nicht allzu langer Zeit der Archivarlehrling Angrost Buchelhem, dass als er am 31. Marpenoth 1023 NdA das Märchen vom Apfeldornbachgrund im Folianten der Erzählungen las, sich auf einmal etwas geändert habe:
Wo zuvor noch stand "… da gab es bei Kaltenfels, oder vielleicht doch bei Darwah …", änderten sich die Worte zu "… da gab es zwischen Kaltenfels und Hochhain …".
Und der Absatz, in welchem beschrieben stand, wie der alte Apfelbaum in eiserne Ketten geschlagen ist, ergänzte sich um die Worte: "So wurde die Leben spendende Kraft des alten Apfelbaums in sein Abbild in der ausserweltlichen Ebene zwischen den kalten Sternen gezogen. Dort steht er nun im gefrorenen Wald, und seine Kraft wird vom Bösen jenseits des Todes genutzt, um gute Seelen zu verderben."

Der junge Archivar berichtete seinem Meister von diesem Vorkommnis, aber man hieß ihn nur, eine entsprechende Notiz in seinem Tagesprotokoll anzufertigen, und es wurde ihm untersagt, weiter Zeit mit diesem "banalem Machwerk eines unfähigen Jahrmarkttricksers" zu verschwenden, da der Foliant noch nie für etwas Sinnvolles zu gebrauchen gewesen war.

"Dort hat man mir erzählt, es gäbe ein Buch, unzerstörbar, nicht einmal von den Göttern unter ihren Willen zu zwingen, das sei das überlieferte Wissen der Welt, und wenn man Glück habe und das Schicksal einem zulächele, so könne man eine Legende lesen, die von einer Art sei, dass das Gewicht ihrer Wahrheit - wie ein Staubkorn in den Wolken das Wasser - die Realität um sich selbst in die Existenz kristallisieren ließe.
— "Kultur in all ihren Facetten"
- Belinda Laazar - S. 648ff.
Credits to Panik im Schriftbild.
Gegenstandsart
Book / Document
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