Bundessechsturmmuseum

Das Kombinat Bundessechsturmmuseum ist ein durch eine Straßenbahnlinie verbundener Komplex in Wien, der aus zu Museen umgebauten Flak-Türmen besteht: Die Wiener Flaktürme sind sechs große, aus Stahlbeton errichtete Schutzbauten in Wien, die in den Jahren 1942 bis 1945 als riesige Luftschutzanlagen mit aufmontierten Flugabwehrgeschützen und Feuerleitanlagen erbaut wurden. Solche oberirdischen Schutzräume werden auch Hochbunker genannt. Der Architekt der Flaktürme war Friedrich Tamms (geboren 1904).

Zweck / Funktion

Das System der Wiener Flaktürme besteht aus insgesamt sechs Betonklötzen, drei Gefechtstürmen mit jeweils einem Feuerleitturm. Die drei Bunkerpaare sind in einem gleichseitigen Dreieck angeordnet, in dessen ungefährer Mitte sich der Stephansdom befindet. Die Türme sind unterschiedlich hoch, damit die oberen Plattformen aller Türme auf demselben Niveau liegen, was eine Synchronisierung der von den Radaranlagen ermittelten Daten ermöglichte.
Der maximale Einsatzradius der vier Hauptgeschütze (15-cm-Flak-Drilling 40) jedes Turmes betrug unter idealen Bedingungen 20 km. Die kleineren Plattformen der Gefechts- und Feuerleittürme waren für 2-cm-Flugabwehrgeschütze vorgesehen. Neben ihrer militärischen Besatzung dienten die Flaktürme in Wien als provisorische Spitäler, beherbergten Radiosender und teilweise kriegswichtige technische Betriebe und boten in großem Umfang Luftschutzräume für die Bevölkerung.

Veränderungen

Der Besatzungsrat beschloss am 3. Mai 1945 die Entfernung der Radargeräte, Geschütze und Scheinwerfer von den sechs Flaktürmen, wobei ihre künftige Nutzung vorläufig mit Verweis auf ihre ehebaldige Demontage beantwortet wurde. Da aber im zerstörten Wien Wohnraum knapp war, erlaubt der Besatzungsrat die provisorische Nutzung als Übergangsquartier für die Dauer von maximal fünf Jahren nach einer Registrierung und Entnazifizierungsprüfung.
1950 legten der niederösterreichische Landeshauptmann Johann Steinböck und der Wiener Bürgermeister Theodor Körner auf Empfehlung von Bundespräsident Miklas mit Genehmigung von Bundeskanzler Leopold Figl dem Besatzungsrat einen kühnen Vorschlag vor, der den großschädlichen Abriss der sechs Türme verhindern und gleichzeitig den Besatzungsmächten Honig ums Maul schmieren sollte:
  1. Geschützturm Arenbergpark sollte der Bundesmuseumsturm Geschichte Frankreichs werden
  2. Feuerleitturm Arenbergpark sollte der Bundesmuseumsturm Geschichte Großbritanniens werden
  3. Geschützturm Augarten sollte der Bundesmuseumsturm Geschichte Japans werden
  4. Feuerleitturm Augarten sollte der Bundesmuseumsturm Geschichte des Osmanischen Reichs werden
  5. Geschützturm Stiftsgymnasium sollte der Bundesmuseumsturm Geschichte der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken werden
  6. Feuerleitturm Esterházypark sollte der Bundesmuseumsturm Geschichte Österreichs werden
  7. Zuletzt sollte neu zu formierende Straßenbahnline M (wie Museum) diese sechs Türme direkt mit dem Museumsplatz am Kaiserforum verbinden.
Während noch im Inneren Gearbeitet wurde, gab es schon Preisauschreiben in den betroffenen Ländern, die risiege Glasfiguren für die ehemaligen Geschützplattformen entwerfen sollten. Für die Ausführung der Glaskunst ist die Stiftsglaserei Schlierbach von der Bundesregierung ausgewählt worden, die schon die Neuverglasung des Stephansdoms sowie der Neuen und Neuesten Hofburg übernommen hatte.
Der Besatzungsrat stimmt am 2. Juli 1950 zu unter der Bedingung, dass die jeweiligen Botschafter bzw. Kulturattachés jede Ausstellung persönlich absegnen müssten sowie Staatsbürgerinnen der jeweiligen Staaten auf ewige Zeiten freien Eintritt bekämen sowie alle Kostenvon Österreich getragen werden.

Architektur

Jedes Paar Flaktürme bestand aus dem großen, mit schwerem und leichtem Geschütz versehenen Gefechtsturm sowie einem kleineren Leitturm für die Kommunikation und Suchscheinwerfer. In ihnen waren neben militärischen Leitstellen auch Lazarette und Fabrikationseinrichtungen untergebracht. Sie dienten auch als Luftschutzraum für die Menschen der Umgebung: In jedem Turm hatten bis zu 30.000 Personen Platz.
Jeder Turm verfügt über 9 Sockwerke, die aber aufgrund der harmonisierten Höhengleichheit aller sechs Türme unterschiedliche Raumhöhen aufweisen.
Mit dem Bau der Flaktürme wurden die Firmen Philipp Holzmann und Gottlieb Tesch beauftragt, wobei kleinere Betriebe über Arbeitsgemeinschaften eingebunden wurden. Da die Verfügbarkeit einheimischer Arbeitskräfte durch Einberufungen ständig abnahm, wurden im Verlauf des Krieges immer mehr Kriegsgefangene, Fremd- und Zwangsarbeiter eingesetzt.

Geschichte

Am 9. September 1942 ordnete Hitler den Bau von Flaktürmen in Wien an. Fünf Turmpaare mit einem Abwehrgeschützradius von etwa 20 km sollten ein Verteidigungspentagramm bilden, dessen Mittelpunkt der Stephansdom bildete: im Augarten, im Arenbergpark im III. Bezirk (Landstraße), ein drittes im Esterházypark nahe der Mariahilfer Straße und im Hof der Stiftskaserne im VI. Bezirk, ein viertes im Prater und ein fünftes im transdanubischen Bezirk Floridsdorf. Maßgeblich für die Wahl der Plätze waren die Vorgespräch mit Reichsstatthalter Baldur von Schirach und die einfache Möglichkeit, Bahnanschlüsse (wieder-)herzustellen. Der Plan sah vor, die Flaktürme nach der siegreichen Beendigung des Kriegs mit schwarzem Marmor zu verkleiden und als Denkmäler den gefallenen deutschen Soldaten zu widmen.
Von den geplanten fünf wurden bis Kriegsende nur drei Turmpaare fertiggestellt.

Tourism

Die Türme, deren muffiges Äußeres durch Bemalungen in den jeweiligen Nationalfarben und mit nationalen motiven aufgehübscht wurden, bieten die einzigartige Gelegenheit, völlig geschützt von Tageslicht edle Kunstwerk von der Antike bis zur Gegenwart zu zeigen und Musikaufführung unter völiger Schallisolierung zu ermöglichen. Jeder der sechs Museumstürme bietet en Dachcafé mit beeindruckenden 360° Ausblicken auf die umliegende Stadt.
by Racussa mit DALLE
Besonders hervorzuheben ist auch der hohe Schutzcharakter für die Kunstobjekte, der sich aus dem früheren Zweck der Türme ergibt. Im Haus der Geschichte Österreichs wird das Original der Ostarrichi-Urkunde aufbewahrt, das die erstmalige Erwähnung des Namens Österreich darstellt, sowie die österreichische Ausgabe des Staatsvertrages von 1955, der die jüngste Neudefinition dieses Staates ist. Alle sechs Türme sind Pflichtprogramm bei Staatsbesuchen, wobei dann eine mit Salonwagen ausgestattete Spezialgarnitur der Straßenbahnlinie M fährt.
Besonders der exotische Japan-Turm ist auch für österreichische Touristen ein besonderer Publikumsmagnet. In seinem Kaffeehaus auf der Aussichtsplattform werden auch Koto-Musik und japanische Spezialitäten angeboten.
Founding Date
1942
Typ
Museum
Übergeordneter Ort
Besitzende Organisation
Ursprünglich wurden die sechs Türme errichtet, um das Stadtzentrum Wiens durch eine dreiecksformation vor allierten Städtebombardements zu schützen.

Cover image: by Racussa mit DALLE

Kommentare

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Aug 24, 2024 23:34 by Secere Laetes

Habe jetzt mal extra nachgelesen. Wie zu erwarten gibt es die Türme tatsächlich, nur dass bei dir quasi sofort eine Umnutzung gelang. Verglichen mit den realen Türmen. Eine schöne und sehr passende Idee dafür und ich kann mir gut vorstellen, dass die Türme insbesondere im Sommer zur Abkühlung und generell die Dachterrasse sehr beliebt ist.

Aug 25, 2024 06:52 by Racussa

In der Realität wurschteln die Wiener ja immer noch damit herum, zumindest in einem ist das Haus des Meeres, ein großes Aquarium, das an der Außenseite sogar eine Kletteranlage hat ;-) Und Dachterrasse ist immer eine Option.

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