Der Vier-plus-Drei-Vertrag

Der geheime Vertrag, der zwischen Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Thüringen einerseits, sowie Frankreich, der Sowjetunion und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland andererseits geschlossen wurde, kam durch eine bösartige japanische Propagandaspionagerie ans Tageslicht. Die vier verbliebenen deutschen Staaten hatten darin der Annexion aller übrigen deutschen Staaten unter der Bedingung zugestimmt, dass ein Kanalprojekt die vier verbliebenen Hauptstädte miteinander verbinden würde und damit das Verbot von Luft- und Schienenfahrzeugen legal umgangen werden könnte.
Für die Vier brachte der Vertrag den ersten Ansatz zu einer wirtschaftlichen Wunderrevolution des Wiederaufbaus.
Für die Drei und ihre Verbündeten Belgien, Dänemark, Niederlande, Polen und Tschechien war der Vertrag eine gewisse Blamage, weil die Sieger sich durch das Wiedervereinigungsverbotsversprechen der Vier und die völkerrechtsunlogische Abtretung der anderen deutschsprachigen Staatsteile einlullen und als VN-unkonform überführen ließen.

Historical Details

Hintergrund

Das Besatzungsverbot für Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Thüringen erfasste auch Flughäfen für Luftschiffe, Flugzeuge und Hubschrauber sowie die Entschienung selbst der unbedeutendsten Nebenbahn.
Diplomaten aller vier Länder verständigten sich bei einem scheinzufälligen Badeurlaub im tschechischen Karlsbad darauf, einen diplomatischen Umgehungsversuch zu wagen, der das geniale Kanalprojekt im Austausch für eine Zustimmung zu einer ewigen Unvereinbarkeit und der Annexion der übrigen deutschsprachigen Länder erdachte.

Öffentliche Reaktion

Die Begeisterung in den erstaunten Vier war angesichts des durch den Kanalbau allein angekurbelten Wirtschaftswachstums genial:
Stuttgart - München
Distanz: 191,2 km
Höhenunterschied: 275 m
Minimale Anzahl an Schleusen: 28
München - Neu-Weimar
Distanz: 317,0 km
Höhenunterschied: 312 m
Minimale Anzahl an Schleusen: 32
Neu-Weimar - Wiesbaden
Distanz: 241,0 km
Höhenunterschied: 93 m
Minimale Anzahl an Schleusen: 10
Wiesbaden - Stuttgart
Distanz: 160,2 km
Höhenunterschied: 130 m
Minimale Anzahl an Schleusen: 13

Allein die Bauauftragsvolumina für Kanäle und Schleusen trugen das Wiederaufbauwunder von selbst. Die maschinelle Wartung bot auch Chancen für die darniederliegende Motoren- und Rüstungsindustrie.

Vermächtnis

Einige übrige deutschen Staaten waren von der aus ihrer Sicht verräterischen Vertragsgestalt entsetzt:
Schleswig-Holstein
Kieler Nachrichten: "Im Stich gelassen: Schleswig-Holstein wird von Dänemark annektiert – Wo ist unsere Rettung, wo ist unser Kanalanschluss?"
Niedersachsen
Hannoversche Allgemeine Zeitung: "Allein gelassen: Niedersachsen fällt an die untermeerischen Windsors – Verrat an der Heimat!"
Nordrhein-Westfalen
Kölner Stadt-Anzeiger: "Verlassen und verraten: Nordrhein-Westfalen in niederländischer Hand – Keine Hilfe in Sicht, Waffeln statt Kanalanschluss!"
Rheinland-Pfalz
Pfälzer Tagesblatt: "Belgischer König statt deutschem Kanalingenieurswunderwerk - Nur Japan versteht uns!"
Sachsen-Anhalt
Magdeburger Volksstimme: "An die Tschechen ausgeliefert: Sachsen-Anhalt bleibt ungehört – Bittere Enttäuschung statt süßer Kanalträume!"
Mecklenburg-Vorpommern
Ostsee-Zeitung: "Mecklenburg-Vorpommern von Polen annektiert – Die großen Vier haben uns im Stich gelassen und geben uns saure Gurken statt Kanalwasser!"
Brandenburg
Märkische Allgemeine: "Brandenburg unter polnischer Kontrolle – Unser Schicksal wurde besiegelt statt kanalisiert!"
Sachsen
Dresdner Neueste Nachrichten: "Sachsen an Tschechien verloren – Ein Trauerspiel deutscher Politik, Bierkanal statt Kanalhafen!"
Typ
Leaked Original
Medium
Paper
Erstellungsdatum
1. April 1948
Ratifizierungsdatum
2. April 1948

Erklärungen der Besatzungsmächte

Erklärung der UdSSR
Zum Wohl des werktätigen Volkes ist es nötig, die Annexion der besetzten Territorien koordiniert durchzuführen, um die wirtschaftliche Kollektivierung und den Wiederaufbau nach dem Krieg zu fördern.
„Die sozialistische Integration war unerlässlich für den Wiederaufbau nach dem Krieg. Die Annexionen dienten den Arbeitern und Bäuerinnen und ein kollektivierter Kanal ist ein Sieg des Sozialismus.“
Erklärung Frankreichs
Die Annexionen der besetzten Territorien ist als historische Schutzmaßnahme gegen politische Instabilität in diesen Regionen gedacht. Es war notwendig, um Frieden und Sicherheit in Europa nach dem Vorbild der Napoleonischen Neuordnungen zum Schutz der Menschenrechte zu rehabilitieren.
„Die Annexion wurde von der führenden republikanischen Macht vorgeschlagen, um politische Instabilität zu verhindern und durch Deutschtümelei gefährdeten Frieden in unserem Europa zu sichern. Es war eine präventive Maßnahme in der Tradition Charlemagnes zum Schutz aller beteiligten freien Nationen.“
Erklärung Großbritanniens
Die Annexion aus humanitären Gründen war ein direkter Wunsch Ihrer Majestät, der Königin, um den Menschen in den besetzten Gebieten zu helfen und sie vor Not und Elend und Teeinsuffizienz zu bewahren.
„Die Annexion ist meine gottgegebene Pflicht und vom Parlament als meinem gewissen geschuldete Notwendigkeit anerkannt. Wir wollten den Menschen in den besetzten Gebieten helfen und sie vor Not und Elend bewahren, und davor, aufgrund von Korruption, Kollektivierung und Misswirtschaft keinen Tee mehr zu haben.“
Hiroshi Tanaka bei der Übergabe der Vertragskopie an Journalistinnen in Bremen:
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Kommentare

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Aug 18, 2024 10:42 by Secere Laetes

Ziegenkäse... oh Mann, was für ein Artikel. Und irgendwie zerrupft es bei dir das damalige deutsche Reich ja noch mehr als RL. Aber eine sehr interessante Idee und sehr treffende Zeitungsreaktionen. Ein Riesenkanal also. Nur 25 km Wald drum herum ist schon heftig. In der Hauptstadt selbst ging das dann aber nicht. Oder?

Aug 18, 2024 13:18 by Racussa

Also ich denke, der Wald ist nur auf der Strecke, aber nicht in den vier Städten. Und alle vier Städte sind Hauptstädte von selbständigen Ländern, Wiedervereinigung (vielleicht 1989, also in 32 Jahren müsste alle vier Staaten zusammenbringen, und dann halt noch das, was die Nachbarstaaten wieder hergeben)...

The world is not enough.
Aug 18, 2024 13:32 by Secere Laetes

Ah, o.k. ^^. Und ja, habe gesehen, dass sie eigenständig sind. Ist halt witzig, weil das so ein ganz anderer Verlauf ist. Abre okay, nicht nur dort, wenn ich zB an das USA-Gebiet denke.

Aug 18, 2024 14:12 by Racussa

1957 spielt mit der Frage, was wäre, wenn Churchill sich mehr gegen die US-Vorstellungen durchgesetzt hätte... Und da ich leicht ökologistisch bin, mache ich die Grüne Welle gleich mal als nachkriegliche Strafaktion, Kanal statt Autobahn. Vor allem bei den Vereinten Nationen wird meine Absicht dann noch deutlicher: ein multipolares Weltbild, dass statt Moskau-Washington zumindest Moskau-London-Paris-Istanbul-Tokio fünfpolige Weltordnung aufbaut, könnte für eine kreativere Fassung der Nachkriegszeit sorgen, inklusive einer islamischen und einer ostasiatischen Stimme neben Kommunisten und Kapitalisten. Und träumen darf man ja noch... Das USA-Problem ist eher hausgemacht, basierend auf der Frage des Rassismus (vor allem gegen Hispanics) und des außenpolitischen Engagements (Gefallene, Kosten, Weltgeltung gegen Wirtschaftsförderung, Isolationismus und Marktdominanz.).

The world is not enough.
Aug 19, 2024 00:10 by Secere Laetes

Na wenn man so will ist die deutsche Zersplitterung ja auch ziemlich hausgemacht. Aber ja, da gab es mehr Fremdeinwirken als bei den USA. Jedenfalls schon interessant. In gewisser Weise bedeutet das ja auch, dass Österreich, das hier wenn ich es richtig las, deutlich größer ist, eigentlich nun DIE deutschsprachige, wenn auch neutrale Stimme ist.

Aug 19, 2024 08:26 by Racussa

Ja und nein, weil Österreich durch die Vielsprachigkeit geprägt ist und weniger als die Hälfte der Einwohner Deutsch als Muttersprache hat. Das kann ja von den Siegermächten auch durchaus als Schwäche intendiert, sein, genauso wie die eigentlich unverteidigbare lange Grenze durch die seltsame Form. Aber die Neutralität ist sicher die Kerneigenschaft, trennt quasi alle potentiellen Kriegspartner in Zentraleuropa ausreichend voneinander. Und wenn es auch noch in Wien einen Bahnhof der Breitspurbahn gäbe, dann könnten Truppenverlegung per Eisenbahn von Prag nach Budapest auch nicht mehr geschehen... Zumindest nicht ungesehen ;-) Was fast nach einem Spionageromanplot klingt...

The world is not enough.
Aug 19, 2024 23:49 by Secere Laetes

Hm, o.k., Vielvölkerstaat. Aber ist doch nett, dann können die sich jetzt ja alle in Österreich treffen, z.B. die Berge genießen und verhandeln. Und Österreich könnte sich das Beste aus allen Kulturen schnappen.

Aug 23, 2024 13:06 by Tillerz

Zeitungsartikel zitieren, das ist mal eine gute Idee. :)

Aug 23, 2024 13:06 by Tillerz

Zeitungsartikel zitieren, das ist mal eine gute Idee. :)

Aug 23, 2024 16:09 by Racussa

Ich hab das jetzt bei einigen Artikeln gemacht, weil ich es dann selbst lustig fand, die unterschiedlichen Perspektiven zu überspitzen.

The world is not enough.