Al'Hambra Stadt
Hauptstadt der Elhambra, im Kalifat Thabronith-Ueste, welche dem Sulvan unterstellt, der gleichzeitig Herzog von Erzlehen Thobrinthien ist.
Herz und Geist der Stadt ist sicher der großartige Sulvanspalast, dessen Grundmauern sogar den Drachenatem überstanden haben sollen, sodass er neben dem roten Turm in Zazamanc und den Ruinen von Azûl einzig Zeugnis über die Pracht der Freedländischen Baukunst ablegen kann.
Doch will man zu ihm gelangen, so muss man erst die endlosen und oft verwirrenden Gassen und Straßenzüge der spiralförmig zu jenem Bauwerk hin durchkreuzen – ein Erlebnis für sich, verbunden mit tausenden von Gerüchen und Düften, die alle Sinne gleichermaßen betäuben können: die herrlichen Rosengärten der hoch angesehenen Gärtner, die gleich neben den Parfumeuren ihre paradiesischen Prachtblumen heranziehen, Imker und Seidengewinnereien, deren Honig- und Jasminduft die Magie von Irrlichtern haben können. Etwas weiter zum Marktplatz hin locken Hunderte von Gewürzhändlern und zwischendrin immer wieder die kleinen und größeren Garküchen, die dem Reisenden und Staunenden Leckereien in die Hand drücken - gegen einen jeweils individuellen Preis versteht sich. Und gerade wenn man meint, die Dichte des Erlebnisses drücke einen fast nieder, öffnet sich die eng an eng gebaute Häuserreihe und gibt den Blick auf einen der vielen, auch oft begrünten Plätze frei, die mit kleinen Wasserspielen auch zum Verweilen und Rasten einladen. Hochgewachsene Kâf, Palmen mit langen und breiten, fächerartigen Blättern, sorgen für den notwendigen Schatten, den die Teppichhändler gerne nutzen, auch um dem Interessenten ein Probe-Liegen anzubieten. Da erwirbt man gleich noch ein Kissen mehr dazu.
Auf einer Anhöhe thronend und erhaben über einen Teil der Stadt schauend, während die roten Felsen des Drachenrückens die majestätische Ansicht umrahmen, ist der Palast, hat man die engeren Gassen der Stadtviertel hinter sich gelassen und steht auf einem der Plätze, allgegenwärtig.
Zwei Mauerringe, von denen der zweite jedoch nur noch ein Steinbruch für die Häuser in der Stadt ist - schon bevor die Rukshar 617 n.SR. in die Stadt einfielen - sind aus dem gleichen Material gebaut wie der innere Kern und der Westteil des Palastes. Anders als in Zazamanc, der weißen Stadt, gibt es in Al'Hambra keine stringenten Bauvorschriften oder Vorgaben für die Farbe oder Höhe der Häuser. Der Sulvanspalast muss sich auch keine Sorge machen, was die Rivalität mit etwaigen Villen der Stadt angeht: Seine Größe wird kein Gebäude in der Elhambra, ja keines in ganz Stauchen je erreichen – ja, selbst die Königsburg ist in ihren Außenmaßen deutlich kleiner. Und er wächst stetig weiter, denn jeder Kalifé ist angehalten, in seiner Regentschaft ein bleibendes Bauteil hinzuzufügen.
Wenn man den langen Empfangssaal von 36 langen Schritten (6x6 als heilige Zahl - schon vor dem Kirchenkonzil!) endlich betreten hat, ist man durch die labyrinthartigen Gänge und Kammern der Kelim-Sin, der Leibgarde des Sulvans und Herzogs, und die schmalen Verwaltungszimmer geschritten. Für den einfachen Mann und die einfache Frau endet die Reise zum Palast spätestens an dieser Stelle.
Gäste des Sulvans haben es dann beinahe geschafft.
An 3x6 Kelim muss man nun vorbei, während man staunend die Holzschnitzereien und Ornamentarbeiten an Wänden und Decken bewundert. Shabrak, also Sklaven sah man lange nach der Übernahme des Kalifats durch Shadar Cashan im gesamten Palast nicht mehr. Erst Tamapanut, sein Sohn und Erbe, greift die uralte und gesetzlich verankerte Tradition wieder auf. Mit Rosenwasser dem Reisenden den Weg zum großen Thronsaal versüßend, reicht man in regelmäßigem Abstand entsprechende Kühlung. Kurz bevor man die detailliert ornamentierte Tür zum Vorraum des Thronsaales erkennen kann, wird eine Auswahl an Süßem und Herzhaftem gereicht und der traditionellen Begrüßungszeremonie Folge geleistet. Das Gastrecht ist anerkannt - die Gastpflicht ebenso und man wird, begleitet von einigen Kelim-Sin, der Leibwache des Sulvans in den Saal geleitet.
So weit das Auge blicken kann, eröffnet sich ein sattes Farbenspiel aus Grün und allen Farben und Formen der Natur, das sich in angenehmster und erfrischendster Form mit dem Blau und dem verlockenden Klang der Wasserspiele paart. Das Bewässerungssystem der Sulvansgärten ist seit Jahrhunderten ein großes Geheimnis, das der majstyr aljana, der "Meister des Paradieses", stets nur an seinen Nachfolger weitergibt, der wiederum zum Schweigen über die Kanäle, die das kostbarste Gut in der Wüste nimmt, angehalten ist. Außer diesem - so sagt man - weiß nur das Attribut Ysfandiars, die Elfe Clafanwin, von jenem Wunder. Shadar Cashan selbst beschenkte sie damit, als sie eine nie versiegende Quelle inmitten des Paradiesgartens des Sulvans entstehen ließ, nachdem Norgal, Al'Nandin, die inneren Gärten des Sulvans aufs Schändlichste zerstört und sie sie wieder zum Blühen gebracht hatte. Er bat sie, dieses Wissen zu bewahren, und so wird es geschehen.
So mag der schnöde Grundriss des inneren Kern des Palastes nur Appetit auf mehr machen oder eure Fantasie beflügeln.
Der alte Brunnen
Auf einem anderen Platz, dem Alabar Alqadima (alter Brunnen), haben sich die Teehändler ihr Refugium geschaffen. Tatsächlich gibt es an jenem Platz, südlich des großen Marktplatzes und unweit des ältesten Hamams der Elhambra, einen öffentlich zugänglichen Brunnen, der "dem tapferen und stolzen Volk der Elhambrer gegeben wurde, als Al'Rhizar die Stadt als solche benannte". Keinem freien Elhambrer und keiner freien Elhambrerin darf hier Wasser verwehrt werden – dies ist ein ehernes Gesetz in Alhambra-Stadt.
Das Künstler- und Theaterviertel
Nördlich des Alabar Alqadima, am Ufer des kleinen Oasengewässers, das zur tiefsten Regenzeit auch einmal mehr als kniehohen Wasser vorzuzeigen hat, findet man das Künstler- und Theaterviertel. Zum Marktplatz und Alabar Alqadima hin orientiert das große Theaterrund, Makan Alqasas (Platz der Geschichten), an das sich die großen und kleinen schmucken Villen der angesehensten Künstler der Elhambra schmiegen. In deren Schatten dann das "kleine Schattentheater", das masrah alzili alsaghira, krumme Bauwerke, teils ohne Dach, ein Teil beherbergt sogar eine Zeltstadt für fahrende Künstler - eines der lebendigsten und spannendsten Viertel der Sulvansstadt. Hier soll sich Shadar Cashan (inkognito) Zuhause gefühlt haben, erzählt man sich noch in den etwas heruntergekommenen Teehäusern oder den Rauschhäusern, deren Nähe zur Vergnügungsmeile kaum zu übersehen und zu überhören ist.Das Viertel des Vergnügens
Die Lá'Hada Lá ("grenzenlos") weiß jedes Bedürfnis zu befriedigen, auch Begierden, von denen man noch nie etwas wusste, bevor man die ungeahnt sauberen, jedoch engen Gassen jenes Viertels betritt, das sich bis zum östlichen Stadtrand hin zieht (und einen eigenen Ein- und Ausgang aus der Stadt haben soll, aber das mag auch eine Legende sein). Neben Bordellen und Schaubuden, Schwarzmärkten und Schwarzkämpfen findet man am Südrand des Viertels, dem Viertel der Weber und Färber zugewandt, das ... schönste Hamam Alhambra-Stadts: zunabiq alma' (die Wasserlilie), deren Besitzer die schöne Alma ist, eine ehemalige Sharifa (Prostituierte) der Schwarzen Lilie, die immer noch gute Beziehungen zu ihrer Ausbildungsstätte hält.Der Palast des Sulvans
Doch wenden wir uns dem Herzen der Stadt wieder zu: der Sulvanspalast, der selbst wie eine kleine Stadt mit mehreren Gebäudeteilen und unterschiedlichen Gärten aufgebaut ist. Man sagt, dass selbst der langjährige erste Wesir Damir nicht alle Teile des Palastes kannte. Tatsache ist jedoch, dass man mehr als 2 Stunden braucht, um vom Eingangstor bis in die, den Abschluss des Ensembles bildenden Stallungen der Shadimé der Kelim-Sin des Sulvans, zu erreichen - ohne die üblichen Warte- und Einlasszeiten, die vom Personal der Wesire bestimmt werden.
Die üppige Ausgestaltung mag sensiblen Gemütern die Tränen in die Augen treiben. Gold, Blau und Holzfarben sind kunstvoll miteinander verwirkt worden. Ein Traum aus feinem, durchsichtigen Stoff umflattert die hohen Säulenbögen. Im vorderen Teil des Thronsaales spendet ein illustrer schmaler Brunnen mit kunstvollem Wasserspiel erfrischende Kühle.
Beinahe schlicht wirkt dann der durch ein Podest erhöhte Thron in edlem Holz, ausgeschlagen mit Brokat in sattem Gold und Blau, den Farben des Kalifats.
Ich will meine Ausführungen hier etwas verkürzen: Malt euch die Herrlichkeit und Pracht selbst aus, geneigte Leser_innen. Soviel sei noch gesagt: Frauen- und Männertrakt, letzterer mit zusätzlichen Räumlichkeiten für die Shahula Shahadin des Kalifés, sind dem einfachen Blicke verwehrt, nur ahnen kann man anhand der öffentlich zugänglichen Säle, welches Erlebnis auch nur ein Blick durchs Schlüsselloch wäre.
Und meint man, in all der Pracht der Architektur noch nicht genug geschwelgt zu haben, erwarten das Auge und alle anderen Sinne einen wunderbaren Rausch der Eindrücke, wenn man die Paradies-Gärten des Palastes betritt - ja, sehr wohl haben sie diesen Namen verdient, denn an keinem anderen Ort wird man eine derart vollkommende Schönheit jemals wieder erleben können.
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