Die Trichterfälle

In einer Hochebene der Blutigen Sichel fließen drei Flüsse, die aus drei Himmelsrichtungen zusammenführen. Am großen Bruch ergießen sie sich durch eine Reihe von Schluchten in die Tiefebene. Beim Sturz hinab vereinen sie sich und bilden dabei den Strudel, der den Trichter formt, der dem Wasserfall seinen Namen gibt.

Am Grund des Trichters ist trockener Boden, eine nur durch die Gischt befeuchtete Insel, völlig umgeben von einer mehreren Meter starken Wasserwand. Auf dieser Insel ist ein Gerüst erbaut worden, das fast bis zum großen Bruch hinauf reicht. Das Gerüst mit seiner quadratischen Grundfläche besteht aus ganzen Baumstämmen, die den Umfang eines Ochsen haben. Alle fünf Meter ist eine Ebene eingezogen. Von diesen Ebenen führen Stege bis an die Wasserwand und enden in kleinen Plattformen, auf denen ein bis zwei Personen stehen können. Hier im Innern ist der Lärm der Wasserkaskaden, die sich mehr in die Tiefe schrauben als zu fallen, so ohrenbetäubend, dass kein Tier auf der Insel lebt und kein Vogel in den Trichter hinab segelt.

Von den Plattformen aus werden Reusen und Netze in das fallende Wasser gehalten, teilweise per Hand, teils an komplizierten mechanischen Strukturen. Hier wird der Reichtum der wenige Tage entfernt gelegenen Stadt Rhodedal erwirtschaftet, wo der Fang aus den Trichterfällen verarbeitet und umgeschlagen wird. Die Fische, die sich in diesem Lebensraum entwickelt haben, sind nirgendwo sonst auf Lodrillien zu finden und mindestens so wertvoll wie Trosstinger Schwein, Villinger Boxeraal, Po-Pilz oder gar Zwergische Salami.

Um in das Innere des Strudels und auf die Insel oder wieder zurück zu gelangen, muss einem der geheime Zugang bekannt sein. An der Felswand entlang, von der die Wasser hinabstürzen, müssen an einer bestimmten Stelle drei große Schritte in die Wasserwand gewagt werden. Dort sind einige Eisenringe im Fels verankert, an denen man sich festhalten sollte, um nicht von der Gewalt der Wassermassen mitgerissen zu werden. Nach diesen drei Schritten findet sich eine konkave Vertiefung im Fels, die vor der Gewalt der Fälle schützt. Am Ende dieser Halbröhre sind wieder einige Schritte in die Wasserwand notwendig, zur Mitte des Strudels hin, um die Insel zu erreichen. Lediglich eine waagerecht im Fels verankerte und frei ins Wasser reichende Metallstange dient zur Orientierung und gibt Halt. Nur sehr starke Frauen und Männer, reich an Muskel- und Lungenkraft, schaffen es, zusammen mit Säcken und Fässern voll Fisch diesen Weg zu bestehen. Wer den Halt verliert und mitgerissen wird, dessen Körper wird nicht mehr gefunden.

Wenn es dieser Pfad auch möglich macht, ein Fass oder einen Sack zur Insel zu bringen, so erklärt sich nicht, wie das gigantische Gerüst im Inneren des Trichters erbaut werden konnte. Die dafür verwendeten Baumstämme sind zu groß, um auf diesem Weg dorthin gebracht worden zu sein, und alles, was die Flüsse herantreiben und über die Kante stürzen lassen, verschwindet ausnahmslos im Strudel. Nichts fällt auf die Insel. Auf der Insel selbst ist auch nicht genug Platz, als dass dort jemals ausreichend Bäume gewachsen wären.

Bis zum heutigen Tage ist unklar, wer das Gerüst errichtet hat - oder warum. Keinerlei Aufzeichnungen lassen sich in der Bibliothek des Südens in Goldhafen finden, es gibt keine überlieferten Legenden, die von den Barden verbreitet werden. Selbst im Foliant der Erzählungen in der Akademie der Künste in Freinau lassen sich keine Geschichten finden.
Und so werden die Trichterfälle zu den 13 Lodrillischen Weltwundern gezählt.

Als ein kleines Wunder für sich gelten die Steigerfische. Diese wandern den Anderarm hinauf und kämpfen sich erst die Berge und dann im Strudel in die Höhe, ohne es je bis an die Spitze zu schaffen. Dieses unergründliche Verhalten sorgt dafür, dass es zwischen all den Süßwasserfisch-Delikatessen zumindest ein Meerwasserfisch an die kulinarische Spitze geschafft hat.

Der Steigerfisch ist die Grundlage für die Rhodedaler Wolke. Aus Töften werden Taler gebacken. Aus Sauerrahm, Joghurt, Braslechter Paste, Salz, hellem Pfeffer, gepulvertem Rübensüß, Senfgurken, Schalotte und Apfel wird eine feine Creme geschlagen. Dann wird aus vier Töftentalern ein kleiner Turm mit abwechselnder Creme-Füllung geschichtet, der ein bisschen wie der Strudel aussieht. Die Creme symbolisiert dabei die allgegenwärtige Gischt im Trichter. Obenauf wird Steigerfisch-Filet gelegt und mit Kresse bestreut.

Credits to Panik im Schriftbild.
Art
Waterfall

Kampagnen News:

Unsere Protagonistengruppe befindet sich in Rak Tchandar

Du magst unsere Kampagne und unsere Figuren oder willst uns einfach unterstützen?
Dann schau doch mal bei Erz und Nerz vorbei. Hier gehts zum Shop.


Kommentare

Please Login in order to comment!