Gaia und Engel

"Was für ein Monster., schoss es Sinem durch den Kopf, während sie ihren geschundenen Körper aus den Trümmern hievte und sich mit ihren Flügeln von der glühenden Felswand abstieß. Die physische Stärke ihres Feindes war beachtlich und überstieg ihre eigene und die ihrer Schwestern bei weitem, doch sie war nichts im Vergleich zum Ausmaß seiner magischen Kontrolle. In der Ferne erkannte sie ihre Schwester, deren blaue Flügel durch die Luft krachten und verzweifelt versuchten Distanz zwischen sich und das zu bringen, was Sinem nur als einen lebhaften Berg bezeichnen konnte. In Form einer sich windenden Spirale schoss das Ungetüm aus Gestein empor, versuchte ihre Schwester zu umschlingen, die nach unten wegtauchte und den von ihrem Feind dirigierten Angriff ins Leere laufen ließ.

Ein knackender Laut ließ Sinem herumwirbeln. Ein klaffender Riss begann sich dort zu öffnen, wo eben noch ihr eigener Leib die Felswand des Vulkans zertrümmert hatte. Ein vorbereiteter Angriff?, ihr Körper rotierte erneut herum, Spannung durchzuckte ihre Schwingen, bereit zu flüchten, Nein. Das ist nicht Gaias Energie. Das ist... Der Riss explodierte und entlud eine Lawine aus Schnee vorwärts, die den Bereich unter sich begrub, den Sinem noch vor einem Augenblick eingenommen hatte.

Noch bevor sich die Frau an den ersten Angriff richtig anpassen konnte, öffneten sich weitere Risse in den bewegten Schneemaßen, aus den Flammensäulen emporschossen. Die Hitze verglühte einzelne ihrer Federn, die als Asche zu Boden trieben während die Flammen in der Luft innezuhalten schienen, bevor sie sich abrupt zu winden und teilen begannen, fest darauf fokussiert Sinem einzuäschern. Die umherpeitschenden Feuerschlangen verstrickten sich, bildeten ein dichtes Geäst zwischen dem sie wie ein Vogel abtauchte und wieder aufstieg, einzelnen Ästen und herabstürzenden Blättern auswich.
Die Magie gerät außer Kontrolle

Der Kampf zwischen Gaia und der Engelsgarde, welcher sich im Jahr 878 nBnZ. ereignete und die jüngste Massenpanik in der Bevölkerung der sechs Länder auslöste.

Inhaltsverzeichnis

Anbahnung

Der Konflikt zwischen der Engelsgarde und Gaia bahnte sich nur wenige Stunden an, bevor es zum tatsächlichen Zusammenprall kam. Nachdem Gaia seit über 100 Jahren keinerlei Aktivitäten auf Uras gezeigt hatte, wurde seine energetische Signatur im Südosten von Mas'Orat registriert. In wenigen Minuten nach Auftauchen dieser Signatur wurde die Engelsgarde entsandt, um die Aktivitäten zu kontrollieren und bei Bedarf einzugreifen. Anstatt Gaia jedoch im Inbegriff eines Rituals oder dergleichen mehr vorzufinden, erwartete der Mann sie bereits und ein Gefecht brach zwischen beiden Parteien aus.

Kampf

by CSor96 using Midjourney
Der Kampf zwischen beiden Faktionen streckte sich auf ein glücklicherweise dünn besiedeltes Gebiet zwischen zwei Berghängen, trug jedoch katastrophale Konsequenzen mit sich. Im Verlauf des Gefechts wurden gewaltige Mengen an magischer Energie freigesetzt. Diese magische Energie, immerhin freigesetzt von vier Magiern, die allesamt zu den zehn stärksten Magiern auf Uras gezählt werden können, zerrüttete die natürliche Ordnung genug, damit sich mehrere Konvergenzen entlang des Schlachtfelds öffneten.

Diese Konvergenzen waren jedoch nichts im Vergleich zur magischen Energie selbst, welche im Verlauf des Konflikts vollkommen außer Kontrolle geriet. Das Gemisch aus den vier verschiedenen Magien entwickelte eine Art Eigenleben, welches sich gleichermaßen gegen alle vier Individuen richtete. Die Elemente gerieten vollkommen außer Kontrolle, Berge türmten sich aus dem Tal empor. Fontänen aus Magma erschlugen die Natur unter sich. Wolkengüße zerfurchten die Landschaft mit genug Kraft um Steine auseinanderzusprengen. Blitze begannen den Nachthimmel in ein permanentes Leuchten zu hüllen. Und die Magie brannte mit genug Kraft, um jedes andere Lebewesen im Umkreis ohne Kontakt einzuäschern.

Nachwirkungen

Die Konsequenzen der mehrstündigen Auseinandersetzung waren manigfaltig. Bis zum heutigen Tag gilt das Schlachtfeld als Sperrgebiet, welches von chaotischen Ausbrüchen der Elemente und von unregelmäßigen Konvergenzen geplagt ist. Selbst angrenzende Areale wurden derart intensiv durch Dämonenmutationen heimgesucht, dass sie kurze Zeit später evakuiert und geräumt werden mussten, wobei der Rat der Magier die notwendigen Entschädigungen für die Bewohner aufbrachte.

Noch gewaltiger jedoch waren die politischen Konsequenzen. Seit jeher bedeutet das Auftauchen der absoluten Magier einen Umbruch in der bekannten Ordnung. Die gewaltigen Kräfte, die diesen Individuen gehorchen, sorgen für eine Zerrüttung des Vertrauens der Bevölkerung in ihre Anführer. Die Sorge nicht ausreichend vor diesen wandelnden Krisen geschützt zu sein, dient als Zunder für Revolutionen, politischen Unruhen und Putschversuche.

Nicht nur befeuerte der Kampf die Fleißrevolution im Päridatsstaat Asorat, es kam auch zu einem vergeblichen Anschlag auf das Königshaus von Kartus und die sozialen Spannungen zwischen Befähigten und gewöhnlichen Bürgern in Lahoral nahmen insbesondere entlang der Hafenstädte immens zu.


Cover image: by CSor96 using Midjourney

Kommentare

Please Login in order to comment!