Fri 26th Jul 2024 09:11

Privates Tagebuch von Tizxur Aribith Valsaadi, Eintrag 6

by Nobles Bodyguard Tizxur Aribith Valsaadi

Unsere Sumpfreise hat endlich ein Ende gefunden. Aber eins nach dem Anderen.
Wir haben (wie zu erwarten!) unsere Aufgabe abgeschlossen. Salaine hat sich als nützlich erwiesen, ihre Fähigkeiten waren nützlich und haben maßgeblich zum Erfolg beigetragen.
Ich bin mit meiner Aufgabe zufrieden, für die Verteidigung und Schlagkraft der Gruppe da gewesen zu sein. Segu hat seinen Job als Späher und Fährtenleser etc. ebenfalls gut gemeistert.
Und Wyatt? Hhm... Meine Beobachtungen und Bedenken bezüglich Wyatt schienen nicht unbegründet. Während unserer Zeit im Sumpf schien es ihm zunehmend schlechter zu gehen. Salaine hat sich ihm -offensichtlich todesmutig- entgegen gestellt und genauer betrachtet. Sie ging und geht davon aus, dass es nichts ansteckendes sei. Ich schätze, das hat auch rein gar nichts mit einer Krankheit zu tun.
Ich habe scherzweise angedeutet, Wyatt könne ein Gestaltwandler sein, denn weder die spontane Veränderung seiner Augenfarbe noch das ebenso spontane wachsenlassen der Zähne sind in irgend einer Form natürlich. Tatsächlich hat (wie ich es wollte) meine Aussage die Gruppe zum nachdenken gebracht.
In einer Sache habe ich mich aber getäuscht: Wider meiner Erwartung ist Wyatt nicht ausgerastet (gewollt oder ungewollt) und hat uns angegriffen oder Ähnliches. Immerhin.
Leider glaube ich auch, dass er noch nicht so kampferprobt und erfahren ist, wie Wyatt sich selber einschätzt. Es gab leider mehr als eine Situation, wo er weniger bis gar nicht überzeugen konnte. Vielleicht täusche ich mich da auch? Wyatt ist engstirnig, voreingenommen und (vorallem im Bezug auf Salaine) auf Konfrontationskurs. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Eigenschaften seine Unterstützung wert waren. Ich muss versuchen, diesen Keil zu entfernen, denn wie sich herausgestellt hat, werden wir weitere Missionen gemeinsam unternehmen.
 
Segu meinte, wir sollen -anstatt im Sumpf- in einem Gasthaus unterkommen. Ich vertraute ihm und seiner Intuition. Niemand würde freiwillig in solch einem dreckigen und vermoderten Sumpf schlafen. Auch wenn das hieß, dass wir die ganze Nacht durch marschieren mussten.
Da Zuneigung und Einreden Wyatt nicht aus der Reserve locken konnten, versuchte ich diesmal eine Andere Taktik. Intensives anstarren. Von allen Anwesenden ist mir Wyatt nach wie vor das größte Rätsel. Aber eines Tages werde ich ihn verstehen. Bis dahin musste ich dafür sorgen, dass -mal wieder- keine Streitgespräche eskalieren und Hexe und Blutjäger sich nicht an die Gurgel gehen. Ich bemitleide Wyatt ein Stück weit, denn offenbar sieht er das offensichtliche nicht; dass Salaine zwar ihre eigene Agenda verfolgt, für uns dabei jedoch (bislang) keine Gefahr bedeutet. Im Gegenteil. Aber manchmal sind Traditionen und Vorurteile stärker. Das wird auch nichts sein, wo man spontan intervenieren kann. Aber ich bleibe am Ball.
 
Ich habe in der Zeit der Rückreise bemerkt, dass Segu viel am schreiben ist. Wahrscheinlich bereitet er einen Bericht für unsere Ankunft vor. Ich werde da nicht weiter drauf eingehen, außer, dass er da fleißige Arbeit leistet. Auch wenn ich glaube, dass er mich dabei argwöhnlich zu beäugeln scheint.
 
Unsere Rückreise Richtung Hof verlief zum Glück ereignislos. Der Zustand Wyatts war mal besser und mal schlechter. Ich hatte ihn stets im Auge, nahm aber wie so oft eine passive Beobachterrolle ein. Ich weiß nicht was mit ihm los ist, jedoch war ich stets bereit zu handeln, wenn die Tobsucht oder sonst was über ihn herfiel. Jedoch war auch über die Zeit meine Sorge unbegründet.
 
Am Hof angekommen, zog es uns sofort zu ihrer Hoheit zur Berichterstattung. Selbst an solch einem Ort, vor solch einer Person, zeigte sich die Abneigung des Blutjägers der Hexe gegenüber. Segu handelte zum Glück schnell. Wir wurden finanziell für unsere Mühen belohnt. Ich erfuhr ebenfalls, dass Sofia noch nicht wieder vor Ort war. Das heißt, ich konnte mich wieder entspannt meinen Pflichten widmen und in Ruhe arbeiten.
Es dauerte nicht lang, da erhielt ich einen Brief. Ich schreibe hier diesen Absatz noch zu Ende bevor ich ihn öffne und lese.
 
Hey Tagebuch, ich kann es nicht fassen.
Der Brief lädt uns zu einem der hiesigen Feste ein. Dieses mal sollen wir als "Helden" auftreten. Ich war schon mehr als einmal auf solch einer Festivität, stets als unauffällige Begleitung und Schatten Sofias. Häufiger als ein paar Mal musste ich solchen Gepflogenheiten beiwohnen, mit Reichen und einflussreichen Leuten reden und brav nicken und lachen. Nicht nur deswegen musste ich eine höfische Etikette lernen. Jedoch war ich da nie in einem Mittelpunkt oder wesentlicher Bestandteil eines solchen Festes. Viel zu leicht kann man in die Missgunst hiesiger Adliger oder anderweitige Arschkriecher fallen. Ich kenne das schon, jedoch habe ich die Befürchtung, dass meine Reisebekanntschaften das nicht machen.
Ich habe eigentlich wenig Interesse an solch einem Fest, vor allem dann nicht, wenn ich in Verbindung mit dieser Gruppe gebracht werde. Ich kann mir vorstellen, dass Salaine Feuer und Flamme für diese Sache ist, denn das würde sie ihrem Ziel deutlich näher bringen. Segu? Segu hat nicht den Schneid, sowas souverän zu überstehen. Wenn eine adlige Person reicht, dass er katzbuckelt, wie sieht es dann erst mit einem vollen Raum von denen aus? Und nicht nur das, sie alle kommen auf dieses Fest um ihre eigenen Stellung zu demonstrieren. Die perfekte Gelegenheit, jene runter zu machen, die nicht da oben stehen. Ich finde Politik und einige ihrer Vertreter echt ätzend. Und Wyatt? Ich würde ihn vorsichtig als ungehobelter Klotz betiteln. Er wird sehr wahrscheinlich keine Lust auf dieses Fest haben. Wer kann es ihm verübeln?
 
Mittlerweile haben wir Tagesende. Meine Vorbereitungen auf das Fest wurden unterbrochen, als wir ein weiteres mal zu Madalena gerufen wurden. Sie erwähnte, dass Bedenken geäußert wurden, eine Hexe mit einem Blutjäger gemeinsam auf Aufträge zu schicken die falsche Wahl waren. Wir alle wussten es im Nachhinein, jedoch wollte es niemand sonst sagen. Naja, ich glaube, die zwei können sich zusammenreißen und ihre Differenzen überstehen. Und dafür habe ich mich auch eingesetzt. Ich habe auf deren Professionalität appeliert, vor allem im Bezug auf Wyatt erhoffe ich mir dadurch ein Nachdenken seinerseits. Wir alle bestätigten, für weitere Aufträge verfügbar zu sein. Daraufhin wurde noch über das Thema mit der Festivität gesprochen. Madalena führte unsere Gruppe an, in keinerlei Fettnäpfchen etc. zu treten. Hierfür gab es eine kurze Einweisung in Sachen Etikette und anderweitige Regeln. Nichts neues für mich, aber wahrscheinlich nicht falsch für meine Gefährten. Zusätzlich bot ich mich dazu an, weitere Etiketten zu erklären, was dankend angenommen wurde. Zusätzlich dazu wurden uns Geldmittel zur Verfügung gestellt, um die Gruppe repräsentativ einzukleiden. Das erfreute Salaine und mich ganz dezent, denn das hieß, dass wir shoppen konnten.
 
Was soll ich noch schreiben? Ach ja, ich konnte Wyatt und Segu überzeugen, uns zu unserer Neueinkleidung zu begleiten. Ich weiß, das wird unangenehm für die Zwei, aber was sein muss, muss sein. Segu ist es wahrscheinlich nicht gewohnt sich neu einzukleiden und Wyatt wirkt nicht so wie der Typ, der angemessene Kleidung für so ein Fest besitzt. Mit Faschionista Salaine im Schlepptau ging es auf Richtung Stadt.
Da war es wieder. Ich habe mir gesagt, das nicht mehr zu machen. Jedoch war der Laden, der gewattetes Zucker hat, zu verführerisch. Ich bin schwach. Gäbe es dieses Zeug und Kekse nicht, wäre die Welt eine viel bessere. Jedoch habe ich ein recht exotisches Kleid erworben, welches zum einen schön und zum anderen nicht zu pompös wirkt. Auch glaube ich, dass Salaine und ich die beiden gut einkleiden konnten.
Jetzt fehlt nur noch, dass wir diesen Kampf den man Fest nennt überstehen und überleben.
 
Notizen an mich:
1. Heimlich einen Zylinder im Gepäck haben, denn Segu sieht damit viel zu goldig aus.
2. Wyatt hatte mit Sicherheit auch ein wenig Spaß bei unserer Shoppingtour
3. Wyatt eignet sich hervorragend als Packesel bei Shoppingtouren
4. Salaine weiß WIRKLICH was sie will. Außer bei Kleidung.
5. Adlige, die um mehr Macht buhlen und sich nicht davor scheuen, ihre Position zu zeigen, sind zum kotzen.