Wo soll ich heute nur Anfangen?
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Unsere Abreise war früh, aber nicht zu früh. Ich habe letzte Nacht lange wachgelegen und über meine Gefährten nachgedacht. Wir sollten mit kaum Problemen rechnen, aber wenn doch, dann muss ich wissen wer mir zur Seite steht und wer nicht. Da Sofia mit im Spiel ist, steht zu viel auf dem Spiel um mich blind auf andere zu stützen.
Was den Kampf angeht, konnte ich zu dem Zeitpunkt wenig Kampfgeschick in meinen Gefährten sehen. Segu kenne ich nur als Stallkobold, und Wyatt sieht aus wie ein Junge, der frisch in eine Rüstung gesteckt wurde. Und die Hexe... ist generell schwer einzuschätzen. Doch ich darf nicht nach dem Äußeren urteilen. Also wird die Zeit zeigen, was jeder so kann.
Und es sollte nicht lange dauern, bis es spannend wurde! Oh, es wurde spannend. Wie aus dem Nichts griffen uns große, baumähnliche Kreaturen an. Ich weiß nicht was diese Dinger waren, jedoch stellten sie sich als Gefahr heraus.
Ich hatte sie zu spät kommen sehen. Jedoch konnte ich mich nicht auf meine Gefährten stützen, immerhin kannte ich sie nicht, und meine Reisezeit war damit vergönnt, an der Seite Sofias zu sein und wiederum nicht mit ihnen interagieren zu können...
Also tat ich das, was ich nun jahrelang mache: ich beschützte. Humanoide Personen beobachten und einschätzen ist eine Sache; doch Bäume kampftechnisch zu beurteilen eine völlig andere. Vor allem, wenn diese Bäume einen in sich hineinziehen und langsam verdauen wollen. Segu war leider der unglückliche in jeglicher Hinsicht; Mehrfach verschluckt. Vielleicht liegt es an seiner Größe? Doch muss ich gestehen, dass es mich auch erwischt hatte.
Ich war leider abgelenkt damit, von Bäumen windelweich geprügelt und gefressen zu werden um die Hexe und den Blutjäger aktiv im Kampf beobachten zu können. Immerhin hat sich meine Vermutung bestätigt, dass Salaine zaubern kann.
Tagebuch, ich muss zu meiner Schande was gestehen...
Ich habe es wieder getan. Bati meinte stets, dass andere das astrale Selbst nicht verstehen würden. Die Reflektion und der Spiegel eines Selbst. Dass es an Frevel grenze, "Blasphemie!!". Doch der Gedanke zu sterben, alle die auf mich Vertrauen hinter mir zu lassen,... Sofia hinter mir zu lassen, hatte mich erzürnt. Und so sah ich mich gezwungen, den Spiegel, das andere Ich, freizulassen.
Mein astrales Selbst zu nutzen ist wie ein zweischneidiges Schwert, zwei Seiten einer Medaille: Es ist ein Teil von mir, es ist ich. Doch ich weiß, dass es nie Ich sein wird, nie ein Teil von mir. Ich brauche diese Kraft um mein Ziel erreichen zu können, doch ich weiß, dass ich solange ich diese Kraft habe und nutze, niemals mein Ziel erreichen kann.
Hinzu kommt, dass es Unmut und Missgunst in wahrscheinlich jedem auslöst, der es sieht.
Ich stehe jeden Morgen auf, stets bereit mein Bestes zu geben. Mich zu verbessern und die Welt um mich herum besser zu gestalten.
Jedoch scheint mein Bestes auch mein Schlimmstes zu sein.
Eine Situation würde ich noch gerne hervorheben: Meiner Beobachtung nach zur Folge nutzt Wyatt eine Technik, um sein Blut in Kraft oder Magie (weitere Beobachtung nötig) zu kanalisieren. Was auf der einen Seite erstaunlich ist, kann auf der anderen Seite gefährlich sein. Auch scheint er in einem inneren Zwist, zumindest schlussfolger ich das durch die recht kurze Zündschnur. Das eigentliche Problem an der Sache: Ihm scheint sein Blut wichtig zu sein. Dieser Fakt ist noch gar nicht das Problem, jedoch schien Salaine es für nötig zu befinden, während des Kampfes sein Blut für ihre Magie zu verwenden. Man braucht nicht ausrechnen zu müssen, was danach geschah...
Der Kampf war geschafft, nur durch ein Wunder hatte ich den Kampf überstanden. Ich hatte versucht, die Treffer einzustecken, damit Sofia außer Gefahr war. Dieser Kampf hatte uns allen übel mitgespielt.
Doch schlimmer als die körperlichen Verletzungen war die verletzte Ehre des jungen Blutjägers. Offenbar ist es eine große Sache, wenn eine Hexe das Blut einer Person nutzt. Zumindest wirkte es so, wenn man Wyatt glaubt.
Natürlich ist das eine Sache von Relevanz, doch ich denke, wenn Leben auf dem Spiel stehen, ist dies das kleinere Übel. Es kam, wie es kommen musste; der erste Streit unter den Kameraden brach aus. Ich dachte jeden Moment ich müsse eingreifen, denn Wyatt gab das Gefühl von "ich werde dich nun umbringen" ab, als er Salaine zur Rede stellte.
"Unwissenheit erleichtert das Urteilen."
Natürlich hätte man mit Salaine reden können, natürlich hätte man sie fragen können, ob es nötig gewesen war, sein Blut zu nutzen. Jedoch entschied sich Wyatt für die Konfrontation. Es war sein gutes Recht, doch der Mission hilft und half es nicht.
Ich werde es mir zur Aufgabe machen, mehr über diese doch sehr verschiedenen Gefährten herauszufinden. Ich werde versuchen, mit einer Grundnaivität das Gespräch zu suchen, um auf Werte wie Vertrauen zu appellieren. Die Reaktion der Leute soll mir Aufschluss über ein, zwei Fragen geben die mir im Kopf herumschwirren.